Kronen Zeitung

österreichische Tageszeitung
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Die (neue) Kronen Zeitung, allgemein nur kurz Krone genannt, ist die auflagenstärkste österreichische Boulevard-Tageszeitung.

Chronik

Die erste Ausgabe der Kronen Zeitung erschien am 2. Jänner 1900. Gustav Davis, ein ehemaliger Offizier, gilt als Gründer. Der Titel huldigt nicht der Monarchie, sondern verweist auf den Kaufpreis von einer Krone (Monatspreis). Der gute Preis konnte gemacht werden, weil zum 31. Dezember 1899 die Zeitungsstempelgebühr gefallen war.

Die Zeitung dümpelte drei Jahre vor sich hin, bis sie durch die Berichterstattung vom Königsmord zu Belgrad den Volltreffer landete und riesige Popularität erlangte. Bekannt war die Krone für ihre schlichten Zeitungsromane. Sie galt auch als Erfinder der Leser-Blatt-Bindung durch Schatzgräber-Spiele. 1906 knackte das Blatt die Auflagenhöhe von 100.000 Exemplaren. Franz Lehár schrieb zur 10.000 Kronen-Nummer am 27. November 1927 einen Walzer. Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten und die Schließung zum 31. August 1944 besiegelten das Schicksal der Kronen Zeitung.

Die „Wiederauferstehung“ der Krone

1959 kaufte der österreichische Journalist Hans Dichand, der bis dahin Chefredakteur der Zeitung Kurier gewesen war, die Rechte am Titel Kronen Zeitung und ließ das Blatt als Neue Kronen Zeitung wiederauferstehen. Anfang der sechziger Jahre beabsichtigte Fritz Molden die Krone zu kaufen. Die Creditanstalt gewährte Molden jedoch den zum Kauf notwendigen Kredit nicht, wie Hans Dichand in seinen Memoiren schreibt.

Bis heute ist die damalige Finanzierung der Übernahme und des Betriebs der Zeitung nicht restlos geklärt. Der höchst einflussreiche SPÖ-Politiker Franz Olah, damaliger Vizepräsident des ÖGB (Österreichischer Gewerkschaftsbund), vermittelte den deutschen Geschäftsmann Ferdinand Karpik an Dichand, der sich mit 50% an der Zeitung beteiligen wollte. Zur Seite gestellt wurde Dichand von dem deutschen Anleger ein Werbefachmann namens Kurt Falk (heutiger Herausgeber der reichweitenstärksten Wochenzeitung Österreichs, Die ganze Woche ). Die Krone, wie sie umgangssprachlich genannt wird, entwickelte sich bald zur meistgelesenen österreichischen Zeitung.

Mitte der sechziger Jahre stellte der ÖGB plötzlich Besitzansprüche an die Krone. Der inzwischen gestürzte Franz Olah habe Bürgschaftsgelder des ÖGB zur Gründung der Krone verwendet, und den deutschen Investor nur scheinhalber vorgeschoben. Die darauf folgende Hetzkampagne der Krone gegen die sozialdemokratische Partei SPÖ gilt als erste erfolgreiche Kampagne der Krone. Ein jahrelanger Rechtsstreit zwischen der Zeitung und dem Gewerkschaftsbund war die Folge. Der ÖGB wurde schließlich mit 11 Millionen Schilling abgefunden, und Kurt Falk übernahm die 50% des Deutschen Karpik.

In den achtziger Jahren stieg Kurt Falk nach einem längeren Streit mit Hans Dichand aus der Zeitung aus und verkaufte seine Anteile an die deutsche von der SPD kontrollierte WAZ-Verlagsgruppe. Ab 1989 übernahm Hans Mahr die Geschäftsführung der Krone. Dieser hatte Herausgeber Hans Dichand seit 1983 als Berater zur Seite gestanden.

Die Marktmethoden der Zeitung

Schon in ersten Jahren nach der Wieder-Gründung der Krone wurde klar, dass diese Zeitung mit unkonventionellen Methoden gegen Mitbewerber vorgeht.

  • Kurt Falk gilt als Erfinder der sogenannten "Sonntagsstandln", der Entnahmebeuteln für Sonntagszeitungen auf Straßen und Gehsteigen. Diese Idee, die anfangs von allen Konkurrenten belächelt wurde, erfreut sich heute auf der ganzen Welt bei den Zeitungen großer Beliebtheit.
  • 1963 einigte sich Kurt Falk mit dem damaligen Konkurrenten Kleines Volksblatt darauf, gleichzeitig von Kleinformat auf Großformat umzustellen. Das Kleine Volksblatt erschien daraufhin tatsächlich in verändertem Format, die Krone blieb jedoch kleinformatig - und gewann dadurch 40.000 Leser. Die Krone verzichtete nicht darauf, nach der Einstellung des Kleinen Volksblattes dessen Umstellung hämisch zu kritisieren.
  • 1970 kauften Falk und Dichand die Boulevardzeitung Express, um sie kurz danach einzustellen.
  • Nachdem eine der wichtigsten Druckereien Österreichs, das Pressehaus in Wien 1972 an die ÖGB-nahe Bank BAWAG verkauft wurde, drohte die Krone der Bank, seine eigene Druckerei zu bauen, und zwang die BAWAG so, die Druckerei an die Krone zu verkaufen.
  • Die Krone überzog 1995 die Wiener Stadtzeitung Falter mit mehreren Klagen in Millionenhöhe, wegen einer Gewinnspielaktion, die angeblich gegen das Wettbewerbsgesetz verstoßen habe. Der Falter entrann nur knapp dem finanziellen Ruin. Es liegt jedoch die Vermutung nahe, dass der Falter wegen seiner kritischen Berichterstattung gegenüber der Krone ausgeschaltet werden sollte. Der österreichische Politiker Karl Öllinger von den Grünen nannte den Fall im österreichischen Nationalrat „eine Frage der Pressefreiheit“.

Die Kronen Zeitung heute

Erscheinungsweise, Aufmachung

Die Krone erscheint täglich, durchgängig farbig, in einem Umfang von etwa 80 Seiten. Die traditionell kleinformatige Zeitung (etwa Papierformat DIN A4) kostet an der Trafik (Kiosk) 90 Cent. Die Zeitung erscheint in zahlreichen regionalen Variationen, für jedes österreichische Bundesland mit Ausnahme Vorarlbergs gibt es mindestens eine eigene Ausgabe der Krone, bei denen jeweils der Lokalteil variiert.

Struktur und Eigentümer

Chefredakteur ist Christoph Dichand, Sohn von Gründer und Herausgeber Hans Dichand. Die Ernennung seines Sohnes führte zum Streit mit der WAZ, die neben Dichand noch 50% an der Zeitung hält, und bei Personalentscheidungen ein Mitspracherecht verlangt. Der Streit wird derzeit an einem Schweizer Schiedsgericht entschieden.

Geschäftsführender Chefredakteur ist der von der WAZ eingesetzte Michael Kuhn, Verleger die Mediaprint Zeitungsdruckereigesellschaft Ges.m.b.H & Co KG

Blattlinie

"Die Vielfalt der Meinungen des Herausgebers und der Redakteure" (Quelle:Impressum)


Besonderheiten

  • Ein Charakteristikum der Krone ist ihre große Anzahl an kommentarhaften Kolumnen. Es gibt 16 regelmäßig erscheinende Kolumnen von individuellen Autoren. Die wichtigsten Krone-Kolumnisten sind Günther Nenning, Wolf Martin und der Altbischof von St. Pölten, Kurt Krenn, der unter dem Pseudononym Christianus die Kolumne 50 Zeilen mit Gott verfasst. Der Herausgeber Hans Dichand selbst schreibt unregelmäßige Kommentare zu Themen, die ihm persönlich wichtig sind, bisweilen auch auf der Titelseite unter dem Pseudonym Cato.
  • Charakteristisch für die Krone ist weiters die relativ geringe Länge der Artikel (Obergrenze: 1600 Zeichen)
  • Im Sommer 2004 überlegte die Zeitung, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren (tat es letztlich aber nicht), und startete eine landesweite Kampagne gegen die Rechtschreibreform.

Die Marktmacht der Krone

Auflage und Reichweite

Die Kronen Zeitung ist heute die einflussreichste Zeitung Österreichs. Im Jahr 2004 erreichte sie laut Österreichischer Media-Analyse täglich im Durchschnitt 2,97 Millionen Menschen (14 Jahre oder älter), das entspricht einer Reichweite von 43,7%. Ihre tägliche Durchschnittsauflage lag im ersten Halbjahr 2004 bei 1.006.134 Stück laut ÖAK.

Mit knapp drei Millionen Lesern bei einer Bevölkerungszahl von etwa acht Millionen ist die Neue Kronen Zeitung somit die erfolgreichste (und wohl auch einflussreichste) Zeitung der Welt, zumindest aber Europas2. Die Krone hat demnach fast dreimal so viele Leser wie ihre stärkste Konkurrenzzeitung, die Kleine Zeitung (12,4 %).

Den Unterschied zwischen Ost- und West-Österreich bei den Zeitungslesern bekommt auch die Krone zu spüren. In den östlichen Bundesländer (z.B.Burgenland) schafft sie knapp 60% Reichweite, in den westlichen Bundesländern Tirol und Vorarlberg ist die Kronen Zeitung nicht stark verbreitet. Während in Vorarlberg die Krone aber völlig bedeutungslos ist, hat sie in den letzen Jahren in Tirol stark aufgeholt, so dass die Tiroler Tageszeitung fürchten muß, in Zukunft aus den nationalen Buchungsplänen der Medienplaner herauszufallen. Als Gegenstrategie hat der Verlag der Tiroler Tageszeitung im Jahr 2004 eine eigene Boulevardzeitung für Tirol namens Die Neue gegründet.


Verlags- und Vertriebsgesellschaft Mediaprint

Die Krone gründete gemeinsam mit der zweitstärksten Zeitung in Ostösterreich, dem Kurier in den Neunziger Jahren die Verlags- und Vertriebsgesellschaft Mediaprint, die den Druck, Vertrieb und Verkauf der beiden Zeitungen übernahm. Viele Beobachter sprachen schon zu diesem Zeitpunkt von einem Marktmonopol der Gesellschaft. Im Jahr 2000 schloss sich noch zusätzlich die erfolgreichste Magazingruppe Österreichs, der NEWS-Verlag mit den Titeln NEWS, Profil, E-Media, Format und Trend der Gesellschaft an. Somit kommt seither die überwiegende Mehrheit der auflagenstärkeren periodisch erscheinenden Printmedien Österreichs aus einer Hand.

Kritik an den Methoden der Zeitung

Antisemitische Untertöne

Es gibt häufig Anschuldigungen, einige Redaktionsmitglieder der Zeitung würden (neo)faschistische Positionen vertreten, was allerdings nie dezidiert gerichtlich nachgewiesen werden konnte. Zumindest gewann die österreichische Tageszeitung Der Standard im August 2004 ein Verfahren gegen die Krone in erster Instanz. Die Krone hatte dagegen geklagt, vom Standard "antisemitisch" genannt worden zu sein. In der veröffentlichten Beweisführung heißt es unter anderem, die Kronen Zeitung verwende "durchgängig und über große Zeiträume hinweg das Instrument des ,sekundären Antisemitismus‘: Andeutungs- und Anspielungsformen, die Bezüge zu weit verbreiteten antisemitischen Ressentiments herstellen".

Am 20. April 1994, dem Geburtstag Adolf Hitlers schrieb der Kolumnist Wolf Martin, der täglich eine Kolumne in Gedichtform auf der Seite 2 der Zeitung verfasst, er feiere heute "eines Adolfs Wiegenfest, der einst in unserm schönen Land an allererster Stelle stand.". Gemeint habe Martin damit (wie aus dem für viele überraschenden Ende des Gedichts hervorgeht) den Österreicher Adolf Schärf, der exakt ein Jahr nach Hitler geboren wurde (20. April 1890). Diese Kolumne gab Anlass zu einer großen Kontroverse. Die Diskussion wurde noch heftiger, als Martin am 20. April 2001 seine Kolumne mit den Worten "Ihm sei's zur Ehre, uns zum Heil!" beendete.

Tendenziöse Berichterstattung

Weiters wird der Krone oft vorgeworfen, tendenziös und subjektiv zu berichten. Einige Beispiele, an denen sich die Öffentlichkeit stieß:

  • Die Zeitung druckte 1999 ein Foto des mutmaßlichen, aber noch nicht verurteilten Bombenattentäters Franz Fuchs auf der Titelseite mit der Schlagzeile "Ein Bild wie ein Geständnis" ab.
  • Ähnlich verstieg sich die Zeitung als sie eine Hilfskrankenschwester mit der Schlagzeile "Trude das Schweinchen macht alles" als Prostituierte verunglimpfte. Das darauf folgende Gerichtsverfahren endete mit der bis dahin größten Entgegnung in Österreichs Mediengeschichte.
  • Im Jänner 2003 wurde ein der Brandstiftung verdächtiger Jugendlicher mit Foto abgebildet und auf der Titelseite als "Feuerteufel" bezeichnet.
  • Angesichts der steigenden Anzahl an Asylwerbern und Migranten warnt die Krone regelmäßig vor "Überfremdung" und fordert "Die Grenzen dicht!"

Solche und ähnliche pauschalen Verurteilungen brachten der Krone zahlreiche Rügen vom österreichischen Presserat ein. Im Jahr 1999 wurden auch alle führenden Mitglieder des Presserates als Privatpersonen von der Krone mit Millionenklagen wegen Kreditschädigung eingedeckt. Schließlich war es auch die Krone, die maßgeblich an der Auflösung des Presserates, den sie als "Anti-Krone-Syndikat" bezeichnete, beteiligt war.

Ein Beispiel, wie die Krone mit tendenziöser Berichterstattung aber exakt den Nerv (und die österreichische Ausformung von Nationalstolz) der Leser traf, war die Schlagzeile nach dem ersten BSE-Fall: "Mei Moidl hot koa BSE nit.". Tatsächlich stellte sich später heraus, dass durch betrügerische Machenschaften im Schlachthof die Proben vertauscht wurden.

Kritische Dokumentation

Diese und weitere Kritikpunkte wurden in der kritischen Dokumentation Kronen Zeitung - Tag für Tag ein Boulevardstück eingearbeitet; nach der Ausstrahlung durch den Kultursender ARTE wurde dieser aus dem Fernsehprogramm der Krone genommen. Die Tatsache, dass der ORF diese Dokumentation nie ausgestrahlt hat, wird von Kritikern als ein Beweis für die sinistre Macht der Kronenzeitung angesehen. Allerdings wurde der Film im März 2005 vom privaten österreichischen Fernsehsender ATVplus gezeigt. Eine weitere Änderung im Fernsehprogramm der Krone erfolgte dann jedoch nicht.

Siehe auch

Zitate über die Neue Kronen Zeitung

(Quelle: Der Standard)

  • Kurt Krenn, Alt-Bischof: Viele sagen eigentlich, die Kronen Zeitung ist besser als die Kirchenzeitung. Weil die Kronen Zeitung eigentlich interessanterweise nicht diesen vielen Verwirrungen folgt. Sie ist etwas einfacher, vernünftiger, aber auch in vielem christlicher als unsere eigene Presse.
  • Kurt Seinitz, Außenpolitik-Redakteur: Wir sehen unsere Rolle auch darin, Politiker, die sehr leicht auf den Wolken dahinschweben und den Boden zur Realität verlieren - das ist eine Gefahr, die alle Politiker betrifft - wieder auf den Boden der Realität zurückzuholen. Das machen wir mit unseren Kommentaren und gelegentlich müssen wir einen scharfen Ordnungsruf erteilen, wie in der Sonntagszeitung mit den doppelt/dreifachen Auslandsreisen und dem Gerangel um die besten Auslandstermine zwischen Bundespräsident, Bundeskanzler und Außenministerin. Der Titel ist kurz und bündig: "Klestil, Schüssel, Ferrero: So blamieren sie uns im Ausland". Weil im Ausland lacht man bereits darüber. Ja, weil mich der Klestil gefragt hat, ob das eine Richtungsänderung ist der Zeitung, dass er jetzt befürchten muss, dass er auf die Dauer durch den Kakao gezogen wird. Und ich hab' ihm gesagt, das ist ein Ordnungsruf. Also wenn sich der Tatbestand zum Positiven ändert, wird alles wieder normal.
  • Hans Dichand, Chefredakteur: Der Tierschutz ist für uns wichtig. Wir haben ein sehr großes Ressort, das ist ein Millionen-Unternehmen ganz einfach geworden. Wir kriegen Erbschaften und alles mögliche.

Literatur