Hamburg-Köln-Express

Eisenbahnverkehrsunternehmen aus Köln
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Die Hamburg-Köln-Express GmbH, abgekürzt HKX, ist ein deutsches Eisenbahnverkehrsunternehmen und gleichzeitig die Bezeichnung einer Zuggattung, die seit dem 23. Juli 2012 die Linie HamburgKöln im Schienenpersonenfernverkehr bedient. Der Betrieb erfolgt durch die Veolia Verkehr GmbH, HKX stellt das Servicepersonal.[2]

Hamburg-Köln-Express GmbH
Logo
Basisinformationen
Unternehmenssitz Köln, Deutschland
Webpräsenz www.hkx.de
Rechtsform GmbH
Gründung 5. Oktober 2009
Vorstand Eva Kreienkamp (Vorsitzende)[1],
Carsten Carstensen[1]
Linien
Spurweite 1435 mm (Normalspur)
Eisenbahn 1
Statistik
Fahrgäste ca. 25000 im ersten Monat
Fahrleistung ca. 0.6 Mio Zugkm pro Jahr
Haltestellen 11
Länge Liniennetz
Eisenbahnlinien 450 km

Geschichte

Das Unternehmen entstand im Oktober 2009 als Joint Venture zwischen der RDC Deutschland (Anteil 75 Prozent), Locomore rail GmbH & Co. KG (17,5 Prozent) und dem britisch-kanadischen Eisenbahninvestor Michael Schabas (7,5 Prozent).[3][4] Das Unternehmen plante ursprünglich, ab August 2010 Fernverkehrszüge zwischen Köln und Hamburg anzubieten. Im April 2010 kündigte das Unternehmen an, die Strecke erst ab April 2011 mit drei täglichen Zugpaaren zu bedienen. Als Grund für die Verzögerungen gab das Unternehmen die Unsicherheit, ob die bestellten Trassen zugeteilt würden, an. Darüber hinaus sei es bei vier der sechs bestellten Trassen zu Trassenkonflikten mit der ebenfalls auf dieser Relation antretenden SNCF-Tochter Keolis gekommen.

Nachdem Keolis im April 2010 ihre Rahmenvertragsanmeldungen zurückgezogen hat, konnte im Juni 2010 ein Rahmenvertrag mit der DB Netz abgeschlossen werden. Er hat eine Laufzeit bis Dezember 2015.[5]

Im März 2011 gab HKX bekannt, eine Beschwerde gegen das neue Stationspreissystem bei der Bundesnetzagentur eingelegt zu haben, da sich hierbei eine Kostensteigerung für HKX von 135 Prozent beziehungsweise 500.000 Euro jährlich ergeben würde.[6] Ende Mai 2011 hat die Bundesnetzagentur die DB-Tochter Station&Service angewiesen, die Stationspreis-Erhöhung von 135 Prozent zurückzunehmen. Die Stationspreise dürfen, ebenso wie für die Deutsche Bahn, nur um 18 Prozent steigen.[7]

Mitte 2011 war die Betriebsaufnahme noch für den 1. September 2011 geplant.[8] Aufgrund von Verzögerungen bei der Aufarbeitung der Wagen und der Zulassung durch das Eisenbahn-Bundesamt kam es zur Verschiebung des Starttermins.[9] Der erste HKX-Zug startete schließlich am Montag, den 23. Juli 2012 um 6:35 Uhr im Bahnhof Hamburg-Altona Richtung Köln Hbf.

Im ersten Monat seien nach Unternehmensangaben rund 25.000 Menschen befördert worden. Vor allem seien Menschen angesprochen worden, die bislang nicht Bahn gefahren seien.[10]

Angebot

 
Der Laufweg des HKX, der Halt in Sagehorn entstammt der ursprünglichen Planung und wurde bislang nicht realisiert.

Das Unternehmen bedient die circa 450 Kilometer lange Verbindung zunächst werktags mit einem und am Wochenende mit bis zu drei Zugpaaren. Die Reisezeit beträgt, je nach Zug, zwischen vier Stunden und 17 Minuten beziehungsweise vier Stunden und 22 Minuten. Bezüglich der Fahrzeiten gibt es keinen signifikanten Unterschied zu den Verbindungen der Deutschen Bahn. Der Fahrplan des HKX ist für eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h[11] konstruiert.

Zwischenhalte sind Hamburg Dammtor (nicht bei allen Zügen), Hamburg Hbf, Hamburg-Harburg, Osnabrück Hbf, Münster (Westfalen) Hbf, Gelsenkirchen Hbf, Essen Hbf, Duisburg Hbf und Düsseldorf Hbf. Ein zusätzlich geplanter Halt in Sagehorn nahe Bremen wurde wegen Sanierungsarbeiten auf der Bahnstrecke Wanne-Eickel–Hamburg zunächst nicht realisiert und soll zu einem späteren Zeitpunkt erneut geprüft werden.[12]

Diese Linie sei nach Unternehmensangaben aus intensiven Marktanalysen hervorgegangen. Für Hamburg–Berlin hätten das wirtschaftliche und touristische Potential der beiden Regionen gesprochen. Gegen Regionen wie das Rhein-Main-Gebiet oder Berlin hätten dagegen deren Anbindung durch Hochgeschwindigkeitsstrecken gesprochen, auf denen die Deutsche Bahn schneller unterwegs sei.[11]

Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben bis Mitte 2012 rund 16 Millionen Euro investiert.[13] 2012 sollen zwei bis drei Millionen Euro Umsatz erzielt werden.[1] Nach Unternehmensangaben sei zunächst mit dem Dreifachen geplant worden, da jedoch die zu Grunde gelegten Fahrzeuge fehlten, würde das Unternehmen zunächst Verluste schreiben.[14] Das Unternehmen beschäftigt 40 Mitarbeiter.[11]

Nach Unternehmensangaben werden 30 bis 40 Prozent der Erlöse zur Deckung der Infrastrukturgebühren (ohne Traktionsenergie) verwendet.[1] Dazu zählen insbesondere Trassen- und Stationsgebühren.

Tarif

Eine HKX-Einzelfahrkarte für die Relation Köln–Hamburg oder umgekehrt kostet 20 bis 60 Euro. Bei gleichzeitiger Buchung von Hin- und Rückfahrt wird zehn Prozent Rabatt auf die Rückfahrt gewährt, das heißt der Gesamtpreis ermäßigt sich um ca. fünf Prozent. Die HKX-Fahrkarten sind an den gebuchten Zug gebunden und enthalten eine Sitzplatzreservierung. Snacks und Getränke werden auf Wunsch am Platz serviert, sind aber nicht im Fahrpreis enthalten. Am Wochenende ist bei einigen Zügen gegen Aufpreis auch die Fahrradmitnahme möglich.[15] Das Unternehmen will einen hohen Anteil von Fahrkarten mit Zugbindung verkaufen.[16] Nach dem ersten Betriebsmonat sollen zunächst die Angebote ab 20 Euro nachfrageorientiert angehoben werden.[10]

Beim HKX gibt es, anders als geplant,[13] zunächst nur eine Wagenklasse.[17][18] Sie wird als Basic bezeichnet.

Die Fahrkarten werden im Internet und über eine Telefon-Hotline verkauft.[19] Auch an Bord der Züge können Fahrkarten gekauft werden. Laut Angaben von HKX gebe es Verhandlungen mit Regionalbahnen und Nahverkehrsbetrieben in Köln und Hamburg. Eine Vertriebskooperation lehnte die Deutsche Bahn nach HKX-Angaben ab.[14]

Fahrzeuge

Ursprünglich geplantes Fahrzeugmaterial

 
Garnitur der Baureihe 4010, gezogen von einer Lok des Typs Siemens ES64U2, hier bei den ÖBB. In dieser Zusammenstellung sollen die Züge des HKX verkehren

Die drei HKX-Zuggarnituren, davon zwei für den planmäßigen Betrieb und eine als Reserve, sollten ursprünglich aus je einer Elektrolokomotive, vier Mittelwagen und zwei Endwagen gebildet werden. Die zunächst vorgesehenen Wagen entstammen den Triebzügen der Baureihe 4010 aus den 1960er Jahren und wurden 2009 von den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) an HKX verkauft. Bei den Endwagen handelt es sich um die ehemaligen Steuerwagen der Triebzüge, die bei den ÖBB als Baureihe 6010 eingereiht waren. Die technischen Einrichtungen der Führerstände waren jedoch nicht für die Fernsteuerung herkömmlicher Lokomotiven ausgelegt und wurden beim Umbau entfernt. Die Endwagen waren vor allem deshalb vorgesehen, weil sie – für den Einsatz mit herkömmlichen Lokomotiven erforderliche – reguläre Puffer und Schraubenkupplungen besitzen. Im Gegensatz dazu sind die Wagen untereinander mit Scharfenbergkupplungen verbunden.

Einer der sechs Wagen sollte als sogenannter Premium-Bereich ausgewiesen werden. Dort war eine im Fahrpreis enthaltene Mahlzeit vorgesehen.[20]

Die ehemaligen ÖBB-Wagen sind auf eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h ausgelegt.[21] Die 18 Wagen sollten bis zum Betriebsstart im Schienenfahrzeugwerk H. Cegielski im polnischen Posen modernisiert werden.[22] Aufgrund von Problemen wurde die Zusammenarbeit jedoch beendet. Ein neuer Dienstleister wird gesucht. Die Fahrzeuge sollen nicht vor 2013 zur Verfügung stehen.[14]

Tatsächliches Fahrzeugmaterial zur Betriebsaufnahme

Der täglich benötigte HKX-Umlauf wird vorläufig aus vier Abteilwagen der Gattung Avmz 111 gebildet, die von der Regentalbahn angemietet sind und zuvor beim alex in Bayern zum Einsatz kamen – seit Frühjahr 2009 jedoch abgestellt waren. Diese Wagen wurden in den 1960er Jahren von der Deutschen Bundesbahn für den Rheingold beziehungsweise den Rheinpfeil beschafft und gehörten ursprünglich der ersten Wagenklasse an. Sie bieten jeweils 50 Sitzplätze verteilt auf sieben Sechser- sowie zwei Vierer-Abteile und sind bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h zugelassen.[23]

Beim von Freitag bis Sonntag zusätzlich eingesetzten Wochenend-Umlauf werden vorübergehend fünf Married-Pair-Wagen der Veolia-Tochter Nord-Ostsee-Bahn eingesetzt. Diese Großraumwagen, darunter ein Steuerwagen, gehören dort überwiegend der zweiten Wagenklasse an und kommen wochentags auf der ebenfalls von Hamburg ausgehenden Marschbahn zum Einsatz. Sie können im Gegensatz zu den oben genannten Abteilwagen auch Rollstühle und Fahrräder befördern, sind aber nur bis 160 km/h zugelassen.

Bespannt werden die HKX-Garnituren – wie anfangs auch für die aus Österreich stammenden Wagen geplant – mit Lokomotiven des Typs Siemens ES64U2. Der Abteilwagen-Umlauf verkehrt dabei mit zwei Lokomotiven in Sandwichbespannung, der Großraumwagen-Umlauf kommt als Wendezug mit nur einer Maschine aus.

Einzelnachweise

  1. a b c d Diana Fröhlich: Die Herausforderer. In: Handelsblatt. Nr. 141, 24. Juli 2012, ISSN 0017-7296, S. 44.
  2. Vertrag unterzeichnet: Veolia Verkehr wird Carrier für den Hamburg-Köln-Express, werkstattatlas.info.
  3. Strecke Hamburg-Köln Deutsche Bahn muss moderne Konkurrenz fürchten. In: Der Spiegel (zitiert als Quelle Westfalen-Blatt, Bielefeld). 9. Januar 2011, abgerufen am 23. Juli 2012.
  4. Ryanair auf Schienen. In: WirtschaftsWoche. Nr. 46, 9. November 2009.
  5. Konkurrenten der Bahn geben auf. In: Süddeutsche Zeitung. München, Nr. 82, 10./11. April 2010.
  6. Fernzugbetreiber wirft Bahn Schikane vor In: Financial Times Deutschland, 31. März 2011.
  7. Regulierer hilft Bahn-Rivalen. In: Financial Times Deutschland, 24. Mai 2011.
  8. Privatanbieter attackiert Bahn mit Billig-Angeboten in Welt Online vom 12. August 2011.
  9. Stefan Bergmann: Start des Hamburg-Köln-Expresses verschiebt sich erneut. Ruhrnachrichten.de, 6. Januar 2012.
  10. a b http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleister/25-000-passagiere-bahn-konkurrent-lockt-schienen-neulinge/7064554.html Bahn-Konkurrent lockt Schienen-Neulinge]. In: Handelsblatt online, 28. August 2012.
  11. a b c Peter Berger: Ein Billigflieger auf Schienen. In: Kölner Stadtanzeiger, 21. Juli 2012 (online).
  12. Hamburg-Köln-Express hält erst ab Dezember 2012 in Bremen.
  13. a b Dieter Fockenbrock: Der Hamburg-Köln-Express startet. In: Handelsblatt, Nr. 125, 2. Juli 2012, S. 22 (Kurzfassung online).
  14. a b c Christian Schlesiger: "Beim Aufbau einer Privatbahn läuft eben nicht alles nach Plan". Wirtschaftswoche (Onlineausgabe), 14. Juli 2012.
  15. Ohne Quelle
  16. "Wir sind billiger als die Deutsche Bahn". In: Wirtschaftswoche, 13. April 2010.
  17. HKX: Verkauf hat begonnen
  18. Häufige Fragen auf der Internetseite des HKX
  19. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen handelsblatt-2012-141-18.
  20. Bahn-Konkurrenz: Neuer Express zwischen Hamburg und Köln, Hamburger Abendblatt vom 23. Juli 2011.
  21. HKX macht DB Konkurrenz In: Focus, 7. Januar 2011.
  22. FPS zmodernizuje 18 niemieckich wagonów. (Link nicht mehr verfügbar)
  23. Wagenbestand des alex