Grindabód! ist der Ruf der Färinger, wenn eine Grindwalherde in die Fjorde der Färöer schwimmt.
Dieses Kommando elektrisiert das ansonsten sehr friedliche Inselvolk und treibt es in einen regelrechten kollektiven Blutrausch. Viele behaupten, das sei die ererbte Tradition der Berserker. So nannte man die Wikinger, die berauscht durch Fliegenpilze in den Kampf zogen.
Grindabód! wird im nationalen Rundfunk durchgegeben, und alles andere ist plötzlich nebensächlich. Es wird berichtet, dass bei Grindabód! sogar Gottesdienste abgebrochen werden. Von überall her eilen die Menschen herbei, um dem blutigen Schauspiel beizuwohnen.
Die ca. 5 Meter langen Wale werden mit Booten in das flache Wasser am Ende des jeweiligen Fjordes getrieben, und dort werden sie von im Wasser stehenden Männern mit langen Messern abgeschlachtet. Das Meer färbt sich dort blutrot.
Der Grind wird von den Färingern vollständig verwertet. Seine Verteilung erfolgt nach einem Jahrhunderte alten Schlüssel. Den relativ größten Anteil erhalten die Einwohner derjenigen Gemeinde, in deren Fjord die Tiere geschwommen sind. Dann sind die anderen Gemeinden der gleichen Insel an der Reihe und danach das restliche Land. In der Bibliothek von Tórshavn befinden sich hierüber exakte Aufzeichnungen vergangener Zeiten. Dort erkennt man an den Fangzahlen auch immer wieder kehrende erhebliche Schwankungen. Grindabód! ist reiner Zufall.
Diese Tradition ist mindestens 300 Jahre alt und galt für das abgeschiedene Nordatlantik-Archipel als wichtige Nahrungsquelle und Vitaminversorgung. Noch heute wird geschätzt, dass der Grind ca. 10 % des einheimischen Speiseplans ausmacht.
Kontroverse
Vor der internationalen Tierschützergemeinde, wie zum Beispiel Greenpeace rechtfertigen sich die Färinger damit, dass sie nicht zu den Walen herausfahren, ihnen also nicht hinterherfahren, sondern jene von selbst zu ihnen kommen. Weiter wird angeführt, dass sie den Grindwalfang nicht aus kommerziellen Gründen betreiben, sondern nach wie vor ausschließlich für den internen Verteilerschlüssel der Haushalte. Drittens meinen die meisten Färinger, dass der Grindwalbestand nicht gefährdet ist, denn die allermeisten würden auf ihrem Zug durch den Atlantik die kleine Inselgruppe verfehlen und so ungeschoren davon kommen.
Auf den Färöern sind kritische Stimmen sehr selten zu hören. Internationale Kritik wird meist als Einmischung in nationale Angelegenheiten empfunden.
Die Tierschützer argumentieren damit, dass der Grindwalfang nicht nur besonders grausam ist, sondern angesichts der heutigen Versorgungslage der Färöer völlig unnötig. Zusätzliche Argumentationshilfe liefert ein Gutachten des färöischen Gesundheitsministeriums, das inzwischen vor übermäßigem Genuss von Grindwalfleisch warnt, da es mit Umweltgiften wie Quecksilber und PCB angereichert ist.