Niccolò Manucci (* 19. April 1638; + wahrscheinlich 1717 bei Pondichéry in Südindien) war ein venezianischer Abenteurer, Reisender und Autor.

Leben
Niccolò Manucci wurde als erstes von fünf Kindern in eine venezianischen Familie geboren, die sich mit der Zubereitung von Gewürzen aus dem Orient einen bescheidenen Lebensunterhalt verdiente. Manuccis Kenntnisse über die Wirkung von Drogen, die ihm später den Ruf eines kundigen Arztes einbrachten, haben wahrscheinlich hier ihre Wurzeln.
Als Vierzehnjähriger ging er zu einem Onkel nach Korfu, schlich sich in ein unter englischer Flagge nach Smirna segelndes Schiff. Als blinder Passagier entdeckt, sollte er ins Meer geworfen werden, was auf Intervention von Henry Bard, Viscount von Bellomont, verhindert wurde. Bellomont, der spätere Botschafter Karls II. in Persien und Indien, behielt Manuzzi in seinem Gefolge. Mit Bellomont durchquerte er Anatolien, kam ans Kaspische Meer und erreichte 1655 Isfahan in Persien. 1656 reiste er mit Bellomont in dessen Funktion als englischer Botschafter nach Surat in Indien, dann nach Agra im Mogulreich und weiter nach Delhi, wo Bellomont überraschend am 20. Juni starb und Manucci seinen Patron und Förderer verlor.
Am Hof des Großmoguls
Manucci, der inzwischen türkisch und persisch sprach, konnte Kontakt zu Dara Shiko, dem ältesten Sohn und Favoriten für die Nachfolge Shah Jahans aufnehmen, der ihn als Artillerist einstellte. Nach dem Tod des Großmoguls kam es zu blutigen Erbstreitereien zwischen dessen Söhnen, bei denen sich der dritte Sohn des Kaisers, Aurangzeb durchsetzen konnte, der Dara Shiko und dessen Sohn hinrichten ließ. Manucci konnte, allerdings nahezu mittellos, entkommen.
Reisen durch Indien
Er schloss sich einer Karawane nach Kaschmir an, gelangte nach Agra, wo er alte Freunde aus Europa wiedertraf und entschied sich, nach Bengalen weiterzureisen, das dabei war, sich zu einem blühenden Handeslzentrum zu entwickeln. In Agra lernte er den deutschen Jesuitenpater und Indologen Henrique Roa kennen. Über Allahabad und Benares gelangte er nach Patna und zog weiter nach Dacca, dem damaligen Zentrum von Bengalen. In Dacca lernte er den englischen Boots- und Kanonenbauer Thomas Pratt kennen. Er reiste weiter nach Hugli, wo er von den Jesuiten aufgenommen wurde. Wegen seiner Sprachkenntenisse und seinen guten Kontakten zu hohen Vertretern der Mogul-Regierung, die für den Orden sehr nützlich waren, bemühten sich die Jesuiten sehr um ihn und versuchten vergeblich, ihn zum Bleiben zu überreden.
Tätigkeit als Arzt
Da sein Aufenthalt in Dacca offenbar seinen Erwartungen auf wirtschaftliche Erfolge nicht entsprochen hatte, kehrte er über mehrere Stationen wieder nach Patna zurück. Um diese Zeit hat Manucci, der nie Medizin studiert hatte, angefangen als Arzt zu praktizieren. In Patna konnten er und ein holländischer Chirurg den Gouverneur der Stadt erfolgreich an einer Fistel operieren, was seinen Ruf als fähiger Arzt festigte.
1686 heiratete er Helizabet Hartley. Er arbeitete weiterhin als Arzt und schrieb an seinen Erinnerungen. 1706, nach dem Tod seiner Frau, zog er nach Pondichéry am Golf von Bengalen, das damals unter franzöischer Herrschaft stand. 1717 starb er in Monte Grande bei Chennai.