Carola Stern

deutsche Publizistin und Journalistin
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Carola Stern, eigentlich Erika Assmus, verheiratete Zöger (* 14. November 1925 in Ahlbeck) ist eine deutsche Publizistin und Journalistin.

Biografie

Aufgewachsen im Dritten Reich, schwenkte sie als Jungmädel-Führerin beim BDM die Fahnen der Partei. 1944 machte sie Abitur. Bei Kriegsende brach für Assmus eine Welt zusammen. Sie wurde Mitglied der FDJ, trat später der SED bei und erhielt eine Dozentur in der Parteihochschule der SED in der Hakeburg in Kleinmachnow am Stadtrand von West-Berlin. Sie erlebte Dogmatismus und ideologisch verordnete Geschichtsumschreibungen. Sie hatte Kontakt zu den Amerikanern in Westberlin, wo ihre Mutter im Krankenhaus lag, und wurde vom CIC als Agentin angeworben. Der Kontakt wurde von einer Freundin verraten. Nach einem Verhör durch die Parteikontrollkommission der Parteihochschule flüchtete sie am 21. Juni 1951 nach West-Berlin.

Bis 1959 studierte sie an der damaligen Deutsche Hochschule für Politik und der Freien Universität Berlin Politik und erlebte während dieser Zeit zwei Entführungsversuche durch Agenten des MfS.

Aus Gründen des Selbstschutzes der in Westberlin publizierenden Autorin unterschrieb sie anfangs mit drei Sternen, später mit dem Pseudonym Carola Stern.

Während ihrer Tätigkeit als Lektorin beim Verlag Kiepenheuer & Witsch in Köln von 1960 bis 1970 fokussierte sich die sozialdemokratische Autorin auf Themenfelder wie Menschenrechte, Frauen- und Innenpolitik und arbeitete zugleich als Expertin für DDR-Interna.

Sie gehörte 1961 (neben Gerd Ruge und Felix Rexhausen) zu den Mitbegründern der westdeutschen, zeitweise größten Sektion von amnesty international, deren Vorsitz sie inne hatte.

Schon vor ihrer Zeit als Radioredakteurin und prominente Kommentatorin für den WDR zwischen 1970 und 1985 setzte sie sich für die aufkommende Entspannungspolitik zwischen Ost und West ein.

Seit 1976 ist sie Mitherausgeberin der Zeitschrift L ´76, 1980 umbenannt in L ´80, zusammen mit Heinrich Böll und Günter Grass, welche u.a. auch den Verfolgten des Prager Frühlings eine Plattform bietet. Zeitweise leitete sie die Programmgruppe Kommentare und Feature beim WDR. Gemeinsam mit Erhard Eppler und Johannes Rau gründete sie die Gustav-Heinemann-Initiative.

Stern war mit Heinz Zöger bis zu dessen Tod im März 2000 verheiratet.

Seit ihrer Pensionierung schreibt sie Bücher. Im Jahr 2000 erstunterzeichnete sie zusammen mit Hartmut von Hentig und Günter Grass einen Aufruf, die Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter nicht weiter zu verschleppen.

Veröffentlichungen

  • Die SED, 1954, Handbuch über den Aufbau, die Organisation und Funktion des Parteiapparats der SED
  • Porträt einer bolschewistischen Partei, 1957, (Entwicklung, Funktion und Situation der SED, wie konnte die SED alle anderen gesellschaftlich relevaten Gruppen aus der Macht verdrängen?)
  • Ulbricht. Eine politische Biographie, 1964, Darstellung der Frühgeschichte der SED
  • Lexikon zur Geschichte und Politik im 20. Jahrhundert, 1971, als Mitherausgeberin
  • Willy Brandt, rororo Monographien Nr.50232, 1975, ISBN 3-499-50232-1
  • Zwei Christen in der Politik - Gustav Heinemann und Helmut Gollwitzer, 1979, Gustav Heinemann gewidmet
  • Wendepunkte der deutschen Geschichte, 1979, herausgegeben zusammen mit Heinrich A. Winkler
  • Strategien für die Menschenrechte, 1980
  • amnesty international - Wer schweigt, wird mitschuldig, 1981, als Herausgeberin
  • Isadora Duncan und Sergej Jessenin. Der Dichter und die Tänzerin, 1996, rororo Taschenbücher Nr.22531, ISBN 3-499-22531-X
  • Der Text meines Herzens. Das Leben der Rahel Varnhagen., 1994, rororo Taschenbücher Nr.13901, ISBN 3-499-13901-4
  • "Ich möchte mir Flügel wünschen". Das Leben der Dorothea Schlegel, 1990, rororo Taschenbücher Nr.13368, ISBN 3-499-13368-7
  • Die Sache, die man Liebe nennt. Das Leben der Fritzi Massary, 1998, rororo Taschenbücher Nr.22529, ISBN 3-499-22529-8
  • Männer lieben anders. Helene Weigel und Bertolt Brecht, 2000, Rowohlt, Berlin, ISBN 3-87134-411-7
  • Doppelleben, Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2001, ISBN 3-46202981-9, Autobiografie
  • In den Netzen der Erinnerung. Lebensgeschichten zweier Menschen., 1986, rororo Taschenbücher Nr.12227, ISBN 3-499-12227-8
  • Alles, was ich in der Welt verlange. Das Leben der Johanna Schopenhaue. 2003.
  • Uns wirft nichts mehr um. Eine Lebensreise", aufgezeichnet von Thomas Schadt. Rowohlt, Reinbek 2004, ISBN 3-498-06380-4
  • Eine Erdbeere für Hitler: Deutschland unterm Hakenkreuz, 2005, zusammen mit Ingke Brodersen herausgegebenes Jugendbuch
  • Auf den Wassern des Lebens, Verlag Kiepenheuer und Witsch, Köln, 2005, 19,90 Euro, 400 Seiten; Biographie von Gustaf Gründgens und Marianne Hoppe.

Filme

Mitgliedschaften

  • 1961-1970 zweite dann erste Vorsitzende der bundesdeutschen Sektion von amnesty international.
  • 1970-1972 Internationalen Exekutivkomitee von amnesty international
  • seit 1972 Mitglied im PEN-Zentrum der Bundesrepublik.
  • 1987-1995 war sie PEN-Vizepräsidentin
  • seit 1995 PEN-Ehrenpräsidentin
  • Mitglied im Beirat des Vereins "Gegen Vergessen - Für Demokratie".

Ehrungen und Auszeichnungen