Ante Gotovina
Ante Gotovina (* 12. Oktober 1955 auf der Insel Pašman, Kroatien) war ein kroatischer General.
Biographie
Gotovina trat mit nicht ganz 18 Jahren der französischen Fremdenlegion(Legion etrangére) bei. Er kämpfte in vielen Kämpfen in Afrika und wurde letztendlich Komandant der Truppen in Guatemala und Paraguaj.Zu seinen Freunden zählten damals der bekannte Musiker Gainsbourg. Mitte 1991 kehrte Ante Gotovina dann zur kroatischen Armee zurück. Er wurde 1992 zum Brigadegeneral und 1994 zum Generalmajor ernannt. Als Befehlshaber befehligte er zwischen 1992 und 1996 den Militärdistrikt Split, der auch einen Teil der Gemeinden Benkovac, Drniš, Gračac, Knin, Šibenik und Zadar umfasst.
Er war verantwortlich für die Militäroperation Oluja (Operation Gewittersturm) zur Rückeroberung der von den Serben selbsternannten Republik Serbische Krajina und die Beendigung der serbischen Belagerung der UN-Schutzzone Bihać. Insgesamt befreite er 10.000 km² kroatisches Gebiet.
Nach der erfolgreichen Durchführung dieser Aktion wurde er durch den damaligen Präsidenten Franjo Tuđman zum Generaloberst befördert. In dieser Zeit übte Gotovina die vollständige Kontrolle über sämtliche kroatische Einheiten aus. Am 29. September 2000 wurde er vom neugewählten kroatischen Präsidenten, dem Exkommunisten Stjepan Mesić, abgesetzt und aus dem aktiven Dienst entlassen.
Flucht und Anklage vor dem Internationalen Strafgerichtshof
2001 wurde Gotovina vom Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) in Den Haag wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt, die Truppen unter seinem Kommando an Serben verübt haben sollen.
Die Anklagepunkte lauten u. a.:
- Tötung von mindestens 150 Krajina-Serben; zusätzlich seien mehrere hundert verschwunden
- Plünderung privaten und öffentlichen Eigentums
- Brandschatzung und Zerstörung von Dörfern und Städten
- Artillerie-Angriffe auf zivile Ziele
- Deportation von schätzungsweise 150.000 bis 200.000 Krajina-Serben
- unmenschliche Behandlung und Demütigung
Laut Staatsanwaltschaft ist auch Kroatiens damaliger Staatspräsident Franjo Tuđman an der Planung und Durchführung beteiligt gewesen. Die ergänzende Anklageschrift spricht von einer „kriminellen Vereinigung“, bestehend u. a. aus Gotovina und Tuđman, deren Ziel „die gewaltsame und dauerhafte Vertreibung der serbischen Bevölkerung aus der Krajina-Region“ gewesen sei.
Gotovinas Anklage kommt für die kroatische Bevölkerung (vor allem im rückeroberten kroatischen Grenzgebiet zu Bosnien) große Bedeutung zu, weil er angesichts seiner militärischen Leistungen von vielen Kroaten als Held angesehen wird. Deshalb wird den Anschuldigungen des Internationalen Kriegsverbrechertribunals in Den Haag in diesem Punkt in Kroatien häufig mit Unverständnis begegnet.
Die kroatische Regierung hat erklärt, ihr sei der derzeitige Aufenthaltsort des Ex-Generals nicht bekannt, und der Staat leiste alles, was in seiner Macht stehe, um den General ausfindig zu machen und auszuliefern. So wurden Ende 2004 Straßenkontrollen in ganz Kroatien durchgeführt und die kroatische Polizei durchsuchte einige Häuser nach dem mutmaßlichen Kriegsverbrecher. Großbritannien, die Niederlande und einige skandinavische Staaten stellen sich einer weiteren Annäherung Kroatiens an die EU entgegen, sollte Kroatien nicht vollständig mit dem UNO-Kriegsverbrechertribunal zusammenarbeiten. Chefanklägerin Carla del Ponte erklärte in ihrem jüngsten Bericht vom Juni 2005, Kroatien sei zwar auf dem richtigen Weg, unternehme aber noch nicht genug, um Gotovina zu ergreifen. Der Vorwurf richtet sich nicht direkt gegen die Regierung von Ministerpräsident Ivo Sanader, allerdings wird untergeordneten kroatischen Behörden unterstellt, Gotovina zu schützen. Zudem wirft del Ponte der katholischen Kirche in Kroatien und dem Vatikan vor, den gesuchten Ex-General zu decken.
Am 17. März 2005 sollten ursprünglich die Beitrittsverhandlungen Kroatiens mit der EU beginnen. Diese wurden jedoch auf Eis gelegt, da Gotovina bisher nicht ausgeliefert werden konnte. Nur vier der 25 EU-Mitgliedsstaaten waren bereit, die Verhandlungen zu beginnen, jedoch musste dafür Einstimmigkeit erzielt werden. Vor allem die Regierungen Großbritanniens und der Niederlande lehnten den Beginn der Verhandlungen ab.
Am 4. Oktober 2005 begannen dann zusammen mit der Türkei offiziell die Beitrittsverhandlungen der EU mit Kroatien, nachdem am Tag zuvor die Chefanklägerin des ICTY, Carla del Ponte, der kroatischen Regierung "volle Zusammenarbeit" bei der Suche nach Ante Gotovina bescheinigt hatte, allerdings ohne ihn bisher verhaften zu können.
Weblinks
- Anklageschrift des UN-Tribunals
- Ergänzende Anklagepunkte des UN-Tribunals
- Homepage von Ante Gotovina
- Bericht des IKRK über den Angriff auf Knin im August 1995 durch die kroatische Armee (auf Englisch)
- Artikel in der Tageszeitung „Die Welt“
- Aktueller Pressebericht, FAZ
Weitere Artikel zum Thema Südosteuropa unter Portal:Südosteuropa
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Gotovina, Ante |
| KURZBESCHREIBUNG | kroatischer General |
| GEBURTSDATUM | 12. Oktober 1955 |
| GEBURTSORT | Pašman, Kroatien |