Rumänien

Staat in Südosteuropa
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Die Republik Rumänien (rumänisch România) ist ein Staat in Südosteuropa, der 700 km von der Pannonischen Tiefebene bis zum Schwarzen Meer reicht. Der Name Romania war im Latein der Spätantike eine verbreitete Kurzbezeichnung für das Römische Reich.

România
Rumänien
Flagge Rumäniens Wappen Rumäniens
(Details) (Details)
Amtssprache Rumänisch
Hauptstadt Bukarest (ung.: Bukuresti)
Staatsform Republik
Nationalfeiertag 1. Dezember
Präsident Traian Băsescu
Regierungschef Călin Popescu Tăriceanu
Fläche 238.391 km²
Einwohnerzahl 22.355.551 (geschätzt Juli 2004)
Bevölkerungsdichte 90,9 Einwohner pro km²
Geographische Koordinaten 46,25 Nord, 25,00 Ost
Unabhängigkeit 9. Mai 1877
Währung Leu
Zeitzone UTC +2
Nationalhymne Deşteaptă-te, române!
Kfz-Kennzeichen RO
Internet-TLD .ro
Vorwahl +40
Karte Europas, Rumänien hervorgehoben
Karte Europas, Rumänien hervorgehoben
Karte von Rumänien

Geographie

Die Topographie des Landes ist sehr abwechslungsreich. Im Zentrum Rumäniens liegt das Siebenbürgische Hochland, das fast vollständig vom Bogen der Karpaten umgeben ist. An die Südkarpaten schließt im Südwesten Rumäniens das Banater Gebirge an. Westlich davon befindet sich die weite Banater Ebene, die zum Pannonischen Becken überleitet. Der Süden des Landes wird von der flachen Walachei geprägt, die bis auf bulgarisches Staatsgebiet reicht. Im Osten Rumäniens leiten die Ausläufer der Ostkarpaten zum Hochland der Moldau über.

Rumänien grenzt (von Süden im Uhrzeigersinn) an Bulgarien, Serbien, Ungarn, Ukraine und Moldawien. Es besteht aus den Landesteilen Walachei, Siebenbürgen (Transsilvanien) und Moldau sowie aus Teilen des früheren Banat, der Bukowina und der Dobrudscha.

 
Klimadiagramm Bukarest

Rumänien hat überwiegend ein gemäßigt kontinentales Klima mit kalten Wintern und warmen Sommern. Die Niederschläge betragen im Bereich der Schwarzmeerküste im Durchschnitt 400 mm pro Jahr, in den höheren Gebirgsgegenden der Karpaten über 1.500 mm.

Bodenschätze: Erdöl (Vorkommen sinken), Erdgas, Kohle (v. a. Braunkohle), Salz, Gold, Wasserkraft

Landnutzung: Ackerland 41 %, permanente Saat 3 %, Weide 21 %, Wald 29 %, Rest 6 % (geschätzt)

Bewässertes Land: 28.800 km² (geschätzt 1998)

Naturgewalten: Erdbeben, kräftiger im Süden und im SW, geologische Struktur und das Klima ermöglichen Erdrutsche.

Bevölkerung

Datei:Old wodden church in Maramures, Romania.jpg
Rumänische Kirche in traditioneller Holzbauweise

22,355 Millionen Einwohner (geschätzt für Juli 2004)

Ethnische Gruppen

Neben 89,5 % Rumänen, früher von den benachbarten Völkern auch Walachen genannt (ungarisch oláh, slawisch vlah oder vlak), leben Minderheiten von Ungarn (6 %) und Roma (2,5 %). Die deutsche Minderheit (Siebenbürger Sachsen, Siebenbürger Landler, Donauschwaben) sank seit 1940 von 5 % auf 0,3 %, hat aber die Westhälfte des Landes durch eine 250- bis 800-jährige Präsenz entscheidend geprägt. In der Bukowina gibt es kleine slowakische und polnische Minderheiten. Weiterhin machen Türken 0,67 %, Ukrainer 0,3 %, Russen 0,2 %, Tataren 0,1 % und Andere 0,3 % der Bevölkerung aus. (Alle Angaben nach der Volkszählung 2002.)

Die Sprachanteile entsprechen in etwa der ethnischen Aufteilung.

Amtssprache ist allein das Rumänische (limba română). Daneben sind als offizielle Sprachen Ungarisch und Deutsch anerkannt.

Der Anteil der Rumänen steigt langsam. Die mit ca. 6 % größte Minderheit sind die Magyaren (Ungarn). Sie stellen in vielen Ortschaften der Siebenbürgener Bezirke Harghita, Mureş und Covasna die Mehrheit, ebenso auch in Teilen des Banat. Die Roma sind wirtschaftlich am schwächsten bei hoher Arbeitslosigkeit (s. unten).

Die deutschen Minderheiten (1940 noch rund 5 %) nahmen durch Diskriminierung (1944-1950) und drei Auswanderungswellen (die letzte begann 1990) stark ab. Ein umstrittenes Kapitel ist das "Kopfgeld", welches Deutschland lange – für hunderttausende Emigranten – an Ceauşescu zahlte.

Die stärksten deutschsprachigen Gruppen sind weiterhin die Siebenbürger Sachsen und die Donauschwaben (Banat und Nordwesten bei Satu Mare) mit je etwa 30.000 Menschen. Letztere werden auch Banater Schwaben und Sathmarer Schwaben genannt.

Die Banater - im Dreiländereck mit Serbien und Ungarn - sprechen meist seit Generationen mehrere (zwei bis drei) Sprachen, weshalb die offiziellen Zählungen zu tief liegen dürften. Ein Faktum ist aber die Überalterung, weil es eher die Jungen nach Deutschland und Österreich zieht. Heute wohnen die meisten Deutschen in den Bezirken Timiş, Sibiu und Braşov, gefolgt von drei westlichen Bezirken und Satu Mare.

Im Banat siedeln auch Minderheiten der Serben und Kroaten, in der Dobrudscha (im südöstlichen Grenzland zu Bulgarien) Griechen, Tataren und Türken, und in der Bukowina örtlich starke Minderheiten der Ukrainer und Russen.

Altersstruktur und Tendenzen (2004)

  • 0-14 Jahre: 16,2 % (männlich: 1.861.801, weiblich: 1.770.746)
  • 15-64 Jahre: 69,4 % (männlich: 7.712.612, weiblich: 7.761.900)
  • 65 und mehr Jahre: 14,4 % (männlich: 1.330.994, weiblich: 1.887.498)
  • Bevölkerungswachstum (2004:) - 0,11 % p. a.
  • Geburtenrate: 10,69 Geburten/ 1000 Einwohner
  • Sterberate: 11,69 Todesfälle/ 1000 Einwohner
  • Einwanderungsrate: - 0,13 Einwanderer/ 1000

massive Auswanderung und saisonale Arbeitsmigration

  • Säuglingssterblichkeit (2004): 27,24 Todesfälle/1000 lebend Geborene
  • Lebenserwartung: Männer 68 Jahre, Frauen 75 Jahre.

Religion

Offiziell gehörten 2002 87 Prozent der Bevölkerung der Rumänisch-Orthodoxen Kirche an. Calvinisten, Unitarier und Lutheraner sind laut amtlicher Statistik 6,8 % (hauptsächlich Ungarn), und Katholiken insgesamt 5,6 % (hauptsächlich Ungarn, sowie Moldauer Csángós/Ungarn in Moldova sowie wenige der verbliebenen Donauschwaben). Die unierte Kirche hat noch etwa 195.000 Gläubige, darunter etwa 160.000 Rumänen. Die mit Rom unierte Griechisch-Katholische Kirche hat offiziell nur noch wenige Gläubige, weil der starke Druck seitens der Kommunisten ab 1945 viele zur "orthodoxen Konfession" veranlasste (siehe oben, Politik). Ähnliches war in der Ukraine der Fall, wo aber seit einigen Jahren zahlreiche Kirchengebäude an die Unierten zurückgegeben werden.

Auffällig für ein lange von der Kommunistischen Partei (KP) regiertes Land ist hingegen der mit nur 0,2 % geringe Anteil an formalen Atheisten und Konfessionslosen. Dem Islam gehören 0,3 % der Bevölkerung an.

 
Physische Karte (Rumänien ca. 800 x 550 km

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Rumäniens

Ethnogenese

Das Gebiet des heutigen Rumänien war einige Jahrhunderte v. Chr. von Dakern und Geten bewohnt. Erstere wurden 106 n. Chr. durch Trajan in das Römische Reich eingegliedert. Im kulturellen Selbstverständnis der Rumänen ist das rumänische Volk aus der Vermischung der Daker mit den römischen Kolonisten der Zeit von Kaiser Trajan hervorgegangen. In der Tat ist die rumänische Sprache eindeutig der romanischen Sprachfamilie zuzurechnen, auch wenn im rumänischen Wortschatz zahlreiche slawische und auch einige griechische, türkische und ungarische Einflüsse aufzuweisen sind. Die Ethnogenese der Rumänen fand in Siebenbürgen, Banat und Oltenien aber auch südlich der Donau im Raum des heutigen Ostserbien und Nordbulgarien statt, wo noch heute zahlreiche Rumänen leben.

Entstehung der Fürstentümer

Seit etwa 500 besiedelten Slawen große Teile des heutigen rumänischen Siedlungsgebietes. Im 14. Jahrhundert entstanden die beiden Fürstentümer Moldau und die Walachei. Im 16. Jahrhundert gerieten sie unter Osmanischer Oberhoheit, konnten jedoch ihre Selbstständigkeit, ethnisches und religiöses Eigenleben bewahren. Im 18. Jahrhundert verschlechterte sich die politische Lage der rumänischen Fürstentümer: die Fürsten und Herrschergeschlechter wechselten oft und waren dem Gutdünken der osmanischen Kaiser ausgeliefert. Herausragende Fürsten der rumänischen Geschichte waren Mircea der Alte (Mircea cel Batrân, 1386-1418), Michael der Tapfere (Mihai Viteazul, 1593-1601) in der Walachei und Alexander der Gütige (Alexandru cel Bun, 1400-1432) und Stephan der Große (Stefan cel Mare, 1457-1504) in der Moldau.

Der Einfluss der großen Reiche

Nach dem Rückgang der türkischen Macht im 19. Jh. lagen beide Fürstentümer im Spannungsfeld zwischen Österreich-Ungarn und Russland. Österreich hatte bereits im 18. Jahrhundert weite Teile des Donauraumes von der Hohen Pforte erobert, besiedelte das Banat mit mehrheitlich katholischen Kolonisten, die vorwiegend in süddeutschen Ländern angeworben wurden (siehe den Artikel Banater Schwaben), und übernahm 1690 die Herrschaft über Siebenbürgen (welches bereits seit dem Mittelalter traditionell zu Ungarn gehörte). Die Bindung Siebenbürgens und des Banats an den ungarisch-deutschen dominierten Kulturkreis blieb bis 1920 bestehen. Die anderen Gebiete des heutigen Rumänien blieben bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts unter Abhängigkeit des Osmanischen Reiches. 1859 wurde Alexandru Ioan Cuza (Alexander Jouan I.) zum Fürsten der Fürstentümer Walachei (Tara Româneasca, wörtl. "rumänisches Land") und Moldau (Moldova) gewählt und proklamierte am 24. Dezember 1861 den souveränen Staat Rumänien. Wegen seiner Reformen wurde er 1866 durch Großbojaren und Liberale zur Abdankung gezwungen.

Deutsche auf dem Königsthron

Die vollständige Unabhängigkeit des Landes erwirkte erst Karl von Hohenzollern-Sigmaringen (als König Carol I. genannt) am 10. Mai 1877; der Berliner Kongress bestätigte 1878 das Königreich, das Carol I. von 1881 bis 1914 regierte. Spannungen mit Russland trieben Rumänien an die Seite Österreichs und des Deutschen Reiches, doch konnte Carol I. die Kriegsteilnahme an der Seite Deutschlands nicht durchsetzen.

Erster Weltkrieg

Unter seinem Neffen Ferdinand von Hohenzollern (Ferdinand I. 1916-1927) trat Rumänien der Entente bei und von 1916-1918 in den 1. Weltkrieg ein. Der Kriegserklärung vom 27. August 1916 an Österreich-Ungarn waren Geheimverhandlungen mit Russland vorausgegangen. Das Zarenreich akzeptierte darin rumänische Gebietsansprüche auf die Bukowina, Siebenbürgen und das Banat.

1916 konnten die rumänischen Truppen vorübergehend den Südosten Siebenbürgens erobern, wurden aber von der deutschen Armee schnell zurückgedrängt. Binnen weniger Wochen waren große Teile Rumäniens (Klein- und Großwalachei) besetzt. In zahlreichen Fällen gab es eine weitgehende Kooperation und Kollaboration weiter Teile der rumänischen Eliten mit den Besatzern. Das Königshaus, die Regierung und einige Behörden mussten sich in die nordöstliche Provinz Moldau zurückziehen, wo die rumänische Armee durch französische Hilfe neu organisiert wurde. Eine lokale deutsche Offensive in Richtung Moldau wurde im Juli 1917 gestoppt.

Zwischenkriegszeit

Im Friedensvertrag von Versailles 1919 und Friedensvertrag von Trianon 1920 wurde das wilsonsche Prinzip des Selbsbestimmungsrechtes der Völker umgesetzt. So konnte auch Rumänien sein Staatsgebiet mit den Gebieten vergrößern, wo die Rumänen zwischen 49 % und 90 % der Wohnbevölkerung darstellten. So erhielt es Gebiete von Russland (Bessarabien) und Österreich-Ungarn (Siebenbürgen), sowie einen Streifen Oberungarns mit den Städten Arad, Oradea und Satu Mare, zwei Drittel des Banats und die südliche Bukowina, außerdem die südliche Dobrudscha von Bulgarien. Staatsfläche und Bevölkerung verdoppelten sich, aber Rumänien wurde in den neuen Grenzen von einem relativ einheitlichen Nationalstaat zu einem Vielvölkerstaat. So war 1920 jeder vierte (rund 24 Prozent) rumänische Staatsbürger nicht-rumänischer Nationalität, wobei die Ungarn, Deutschen, Juden und Ukrainer die größten Minderheitengruppen bildeten. Dem wilsonschen Grundsatz des Selbsbestimmungsrechtes der Völker folgend, wurden die neuen Grenzen nach dem Prinzip der demographischen (rumänischen) Mehrheit gezogen, jedoch ohne Volksabstimmung, ohne Rücksicht auf zusammenhängende Wirtschaftsräume und auf die Ausdehnung der ethnischen Siedlungsgebiete. Vielerorts war eine Trennung auch einfach nicht möglich. Somit wurde 1920 bereits die Grundlage für die späteren ethnischen Konflikte mit den Ungarn gelegt, die 1940 durch den Wiener Schiedsspruch noch einmal massiv aufflammen sollten. Die deutsche Elite Siebenbürgens und des Banats sprach sich aber mehrheitlich für einen Anschluss an Rumänien aus, da ihr seitens der rumänischen Regierung ein später nicht eingehaltenes Versprechen auf Autonomie und Selbstverwaltung gegeben wurde. Wie andere Staaten Europas war auch Rumänien in der Zwischenkriegszeit von politischer Instabilität und Unruhe gekennzeichnet. 1925 wurde Kronprinz Carol zum Thronverzicht gezwungen und Mihai I. übernahm die Regierung. Carol II. kehrte jedoch 1930 zurück und regierte bis 1940. Er lehnte sich zunächst an die "kleine Entente" an, ab 1934 jedoch aus wirtschaftlichen Gründen auch an Hitlers Drittes Reich.

Ende Juni erzwang die Sowjetunion im Gefolge ihrer Annexion der baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen auch von Rumänien durch ein Ultimatum die sofortige Abtretung der Nordbukowina sowie Bessarabiens. Unmittelbar darauf meldeten ihrerseits Bulgarien und Ungarn Gebietsansprüche an: mit Bulgarien einigte sich Rumänien relativ rasch auf die Abtretung der Süddobrudscha, doch endeten die Verhandlungen mit Ungarn schnell in einer Sackgasse. Da ein Krieg unvermeidlich schien und überdies ein erneutes Eingreifen der Sowjetunion Richtung der rumänischen Ölfelder drohte, diktierte Hitler am 30. August 1940 den Zweiten Wiener Schiedsspruch. Durch den Wiener Schiedsspruch im August 1940 unter dem "Schutz" des Dritten Reiches und Italiens musste Rumänien den nördlichen Teil Siebenbürgens wieder an Ungarn abtreten, die südliche Dobrudscha wurde wieder bulgarisch. Mit diesem Schiedsspruch und der sowjetischen Besetzung von Bessarabien verlor Rumänien 30 % seines Staatsgebietes und 25 % der Bevölkerung von 1939.

Um den Einmarsch Ungarns und der Sowjetunion und damit den völligen Kollaps des rumänischen Staatswesens zu verhindern, sah sich König Carol II. gezwungen, all diese Gebietsabtretungen zu akzeptieren; an ein Weiterregieren war jedoch nicht mehr zu denken. So berief er Kriegsminister Ion Antonescu am 4. September 1940 zum neuen Ministerpräsidenten, dankte am 6. September 1940 ab und ging wieder ins Exil. Die Berufung von Antonescu war die einzige Möglichkeit, den Staat vor der Machtübernahme durch die Eiserne Garde zu schützen.

Rumänien suchte verzweifelt eine Schutzmacht, England lehnte ab. Nun schloss Rumänien mit Hitler einen Beistandspakt und trat der "Achse" bei. Aufbau und Ausrüstung der rumänischen Streitkräfte wurden vertraglich geregelt, und deutsche Truppen durften als Schutzmacht gegen die Sowjetunion in Rumänien einrücken. Stalin protestierte zwar energisch, doch ohne militärisch einzugreifen.

Zweiter Weltkrieg

Im 2. Weltkrieg stand Rumänien auf Seite des Deutschen Reiches, seine Truppen beteiligten sich 1941 am Feldzug gegen die Sowjetunion. Bessarabien wurde wieder eingegliedert. Juden und Zigeuner hatten unter der Verfolgung der Eisernen Garde und deutschen SS zu leiden. Auch im nunmehr ungarisch besetzten Nordsiebenbürgen kam es zu Pogromen und Deportationen. Anfang 1944 bereitete König Mihai I. gemeinsam mit Iuliu Maniu in Geheimverhandlungen mit den Westmächten und später der Sowjetunion den Abfall vom deutschen Bündnis und den Sturz Antonescus vor. Nachdem die am 20. August 1944 begonnene Sommeroffensive der Roten Armee unter der Bezeichnung Operation Jassy-Kischinew in wenigen Tagen gewaltige Fortschritte machte, wechselte Rumänien am 23. August 1944 die Fronten. Binnen weniger Wochen wurde es vollständig von der Roten Armee eingenommen und besetzt. Für das kriegführende Deutschland bedeutete der 23. August 1944 den Totalverlust der rumänischen Erdölzufuhr und machte einen raschen Rückzug der Wehrmacht vom gesamten Balkan erforderlich, um einem Abschneiden der Truppenteile in Griechenland und Jugoslawien durch den Feind zuvorzukommen. Nun geriet Rumänien - entgegen der Hoffnungen und früherer Aussagen Stalins - völlig unter sowjetischen Einfluss. Die bürgerliche Elite des alten Systems und politisch Andersdenkende wurden verfolgt und ermordet. Der nach dem Krieg im Land verbliebene Teil der deutschen Minderheit wurde bis Anfang der 1950er Jahre entrechtet und enteignet. Zudem verschleppte die sowjetische Besatzungsmacht den größten Teil der erwachsenen deutschen Bevölkerung im "arbeitsfähigen Alter" (Frauen bis 33, Männer bis 45 Jahre) auf mehrere Jahre zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion. Das nördliche Siebenbürgen wurde wieder eingegliedert. Der nördliche Teil des mehrheitlich rumänisch besiedelten Bessarabien blieb dagegen dauerhaft unter sowjetischer Herrschaft und bildet heute den eigenständigen Staat Moldawien. Der Südteil Bessarabien (Budschak) kam zur Ukraine.

Nachkriegszeit und Übergang zum Kommunismus

Schließlich wurden am 10. Dezember 1947 alle bürgerlichen Parteien und die Monarchie abgeschafft und der König ins schweizerische Exil verbannt. (Dort blieb er bis 1992 wo er das erste Mal wieder Rumänien betreten durfte. Ihm wurde aber ein paar Stunden später für eine Zeitspanne von 4 Jahre -auf Empfehlung der damaligen Regierung Ion Iliescu/Petre Roman- befohlen, Rumänien nie wieder zu betreten. ) Die Rumänische Kommunistische Partei, vor dem Krieg nur eine politisch völlig unbedeutende Splittergruppe ohne intellektuelles Potenzial, wurde mit den traditionsreichen Sozialdemokraten zwangsvereinigt und übernahm die Staatsmacht. KP-Chef Gheorghe Gheorghiu-Dej entpuppte sich als rumänischer Stalin. Unter ihm wurden politische Gegner inhaftiert und gefoltert. Staat und Wirtschaft wurden durch systematische Enteignung und Kollektivierung der Landwirtschaft kommunistisch "geordnet".

Nach Kriegsende kooperierten Kommunisten und orthodoxe Kirche um die rumänischen Angehörigen der Unierten Kirche zu zwingen, zur rumänisch-orthodoxen Kirche überzutreten - obwohl Religion in einem kommunistischen Staat grundsätzlich Schikanen ausgesetzt war. Die katholische Kirche, deren Würdenträger in der Stalinzeit noch verfolgt worden waren, wurde fortan geduldet, doch gab es wegen dieser Zwänge starke Spannungen, die bis in die postkommunistischen 1990er nachwirkten.

In der poststalinistischen Ära der 1960er Jahre erlebte Rumänien eine gewisse Konsolidierung und eine Phase relativer Liberalität. Das kommunistische Regime arrangierte sich mit dem entmachteten bürgerlichen Lager und mit seinen parteiinternen Gegnern. Politische Gefangene wurden entlassen, der Repressionsdruck nahm deutlich ab. Auch die Entrechtung und Totalenteignung der deutschen Minderheit nahm ein Ende. Der ungarischen Minderheit wurde im Siedlungsgebiet der Székler sogar eine autonome, zweisprachige Selbstverwaltung zugestanden. Eine vorsichtige Opposition zu Moskau (z. B. keine militärische Beteiligung an der Niederschlagung des Prager Frühlings durch die Truppen des Warschauer Pakts) und eine Öffnung Richtung Westen bestimmten die Außenpolitik des ansonsten fest im kommunistischen Block integrierten Landes. In dieser Zeit begann der Exodus der ethnischen Minderheiten. Immer mehr Deutsche wanderten nach Deutschland aus, die meisten Juden gingen nach Israel und in die USA. Später kehrten auch immer mehr Ungarn dem Land dauerhaft den Rücken.

Amtsantritt Ceauşescus

Im März 1965 übernahm Nicolae Ceauşescu das Amt des Präsidenten. Er plante, Rumänien zu einer Großmacht zu machen. Mit ausländischen Krediten wurde ein vollkommen überdimensioniertes Industrialisierungsprogramm auf die Beine gestellt, um das agrarisch geprägte Land schnell auf westliches Niveau zu hieven. Gesetze zur Förderung von Kinderreichtum und das Verbot der Abtreibung sollten die Bevölkerungszahl steigern. Ab fünf Kindern wurden Mütter als "Heldenmütter" geehrt. Ausgesetzte, aber auch kranke und behinderte Kinder wurden in Waisenheime verbracht. Die schlimmen Zustände, wie im Kinderheim Cighid, wurden erst nach der Wende 1990 bekannt. Das sog. "Programm zur Systematisierung der Dörfer" (sistematizarea satelor) sah vor, etwa 8.000 der kleinsten Dörfer des Landes komplett einzuebnen und deren Bevölkerung in "agroindustriellen Zentren" aus primitiven Plattenbauten ohne Kanalisation umzusiedeln. Ziel war die "effizientere Ausnutzung der vorhandenen Agrarflächen". Beabsichtigter Nebeneffekt war die Zerstörung der kulturellen Vielfalt und der regionalen Eigenheiten der ländlichen Regionen.

Wirtschaftlicher Niedergang

Die unverhältnismäßige und ineffiziente Wirtschaftspolitik mit unzähligen Fehlinvestitionen ließ das Land ab der Mitte der 1970er Jahre unaufhaltsam in den Bankrott treiben. 1981 galt Rumänien als nicht mehr kreditwürdig. Zur Tilgung der hohen Auslandsschulden ließ das Regime nun alles exportieren, was sich verkaufen ließ - auf Kosten der Grundversorgung der eigenen Bevölkerung mit Lebensmitteln und elementaren Bedarfsgütern. Eine eklatante Rohstoffkrise (Mangel an Kohle, Erdöl, Strom) verschärfte die Lage zusätzlich. Gleichzeitig wurde das Volk gezwungen, seinem Führer Ceauşescu in einem extremen Personenkult zu huldigen. Dieses totalitäre System wurde durch die Geheimpolizei "Securitatea Statului" (Staatssicherheit) mit Überwachung und Repression am Leben gehalten.

Beginn der Revolution

Nach dem Mauerfall und der Wende 1989 in der ehemaligen DDR und in anderen Staaten des Ostblocks brachen zunächst in Timişoara, später auch in Bukarest Aufstände aus. Andauernde Demonstrationen für mehr Freiheit und Demokratie führten zu einem weitgehend gewaltfreien Umsturz. Erst nun zeigte sich, dass ganz Bukarest mit Tunneln und Bunkern für die Geheimpolizei "Securitate" unterminiert war. Diktator Nicolae Ceauşescu und seine Frau Elena wurden auf der Flucht verhaftet, am 25. Dezember 1989 vor ein Militärgericht gestellt und nach einem Schnellverfahren standrechtlich erschossen.

Die "unvollendete Revolution"

In der postkommunistischen Zeit konnte sich das Land zunächst nur schwer von den Folgen jahrzehntelanger Diktatur und Misswirtschaft erholen. Außerdem nahm der ständige "Brain drain" durch Abwanderung von Wissenschaftlern und gutqualifizierten Arbeitskräften Richtung Westen direkt nach der Wende noch einmal zu. Mit den regierenden Sozialisten konnte lange Zeit die alte Machtelite am Ruder bleiben und unbequeme Reformen bremsen. Ein ausgewogenes Parteienspektrum mit einer stabilen politischen Mitte konnte sich bislang noch nicht herausbilden. Dennoch ist Rumänien heute eine stabile Demokratie mit allen nötigen freiheitlichen Grundrechten. Heute sorgt die direkte Nachbarschaft zur EU und die Aussicht auf eine Mitgliedschaft 2007 für einen Wirtschaftsboom.

Landesweite Überschwemmungen

Ein Viertel der Bevölkerung Rumäniens war in den Monaten April bis August 2005 von schweren Überschwemmungen betroffen. Dabei kamen mindesten 11 Menschen ums Leben. In mehreren Regionen wurde die Ernte vollständig vernichtet. Nach Angaben des rumänischen Innenministeriums sind 407 Orte überschwemmt und 4000 Häuser und 700 Brücken zerstört worden. Die verheerenden Folgen der heftigen Regenfälle sind vor allem auf die rücksichtslose Abholzung der Wälder in den unteren Mittelgebirgsregionen im 20. Jahrhundert zurückzuführen.

Politik

Hauptartikel: Politisches System Rumäniens

Rumänien ist seit 2005 Beitrittskandidat zur Europäischen Union. Die Verhandlungen sind seit dem 25. April 2005 abgeschlossen. Als Termin für den Beitritt wurde der 1. Januar 2007 festgelegt, der sich aber bei Schwierigkeiten im Reformprozess auf 2008 verschieben könnte.

Im Zuge der NATO-Osterweiterung wurde Rumänien am 29. März 2004 Mitglied der NATO, so dass die rumänische Armee nun in die transatlantische Sicherheitstruktur eingebunden ist.

2004 und 2005 ist Rumänien nichtständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat, im Juli 2004 und im Oktober 2005 führt es den Vorsitz. Zu den wichtigsten Aufgaben zählen gemäß eigener Aussagen die Verpflichtungen im Kampf gegen den internationalen Terrorismus, den Drogen- und Menschenhandel, sowie gegen die Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen. Im Mittelpunkt stünden auch die Armutsbekämpfung und die nachhaltige Entwicklung als integraler Bestandteil der weltweiten Stabilität.

Nach starken Verlusten der sozial-demokratischen Partei bei der Kommunalwahl Juni 2004 fiel die Umbildung der rumänischen Regierung just in die Endphase der EU-Beitrittsverhandlungen, die bis Dezember 2004 abgeschlossen sein sollten.

Aus den Parlamentswahlen vom 28. November ging eine liberale Regierung hervor, die aus der Allianz D.A. (Gerechtigkeit und Wahrheit), UDMR (Partei der ungarischen Minderheit) und sozialliberaler PUR besteht. Bukarests ehemaliger Bürgermeister Traian Băsescu wurde in der Stichwahl vom 12. Dezember mit 52 % der Stimmen zum neuen Präsidenten Rumäniens gewählt.

Verwaltungsgliederung

Hauptartikel: Liste der Bezirke in Rumänien

 
Bezirksaufteilung
 
Wichtigste Städte

Derzeit ist Rumänien in 41 Bezirke ("judeţ", Pl.: "judeţe") und eine Hauptstadt (Bukarest = Bucureşti) unterteilt. Diese Verwaltungsgliederung wurde im 19. Jahrhundert nach dem Vorbild der französischen Départements vorgenommen. Nach 1950 änderte diese Gliederung in das sowjetische Modell, man kehrte aber 1968 zu dem gegenwärtigen System zurück. 1981 wurden die Bezirke Ilfov und Ialomita in die Bezirke Giurgiu, Calarasi, Ialomita and Ilfov neuorganisiert. Bis 1995 war Ilfov kein selbstständiger Bezirk, sondern von Bukarest abhängig. Eine neue Einteilung des Landes in Regionen wird im Zuge der Vorbereitung auf eine EU-Mitgliedschaft diskutiert, ist aber nicht vor 2007 zu erwarten.

Infrastruktur

Die Infrastruktur Rumäniens ist problematisch: Die großen Verkehrsachsen des Kontinents queren nicht das Land; Investitionen in den Eisenbahnverkehr sind nötig; der Straßenzustand ist notleidend. Flughäfen gibt es bei Bukarest, Sibiu, Constanta, Cluj-Napoca, Timisoara und Iasi.

Wirtschaft

Trotz der nun positiven volkswirtschaftlichen Gesamtentwicklung (BIP-Wachstum seit 2001 durchschnittlich 5 %) bedarf die rumänische Wirtschaft weiterer Reformen. Bürokratie, Korruption, immer noch geringe Rechtssicherheit und Zollprobleme behindern weiterhin den dringend benötigten Zufluss ausländischen Kapitals.

Ein gewisser Reformerfolg zeigt sich an der Inflationsrate, die von 34 Prozent (2001) über 22 und 15 auf 9,2 Prozent (2004) sank. Für 2005 werden sechs bis acht Prozent erwartet.

Die Indikatoren lassen eine Fortsetzung des starken Wachstums über 2004 hinaus erwarten, doch manche Experten fürchten eine Überhitzung der Konjunktur. Entscheidend sind Export und privater Sektor - Letzterer wuchs 2001-2002 von 49,4 auf 68,7 Prozent. Der Dienstleistungssektor lag 2002 bei 44,7 % des BIP, während der Industriesektor von noch 40 Prozent anno 1989 auf 29,1 % im Jahr 2002 zurückging - durch Umstrukturierung und Rückgang speziell in der Schwerindustrie. Der Landwirtschaftssektor machte 2002 11,7 % des BIP aus. Dagegen waren 2004 mit 22,6 % Rekordzuwächse im Landwirtschaftssektor zu verzeichnen.

Privatisierung und Beschäftigung

Die Privatisierung der staatlichen Betriebe wird weiter fortgesetzt. Im Juli 2004 vollzog sich dabei ein großer Schritt, indem der österreichische Energieversorger OMV den rumänischen Öl- und Erdgaskonzern PETROM (60.000 Mitarbeiter) übernahm.

Betrug die Erwerbslosenquote im Jahr 2000 noch 10,5 %, waren es 2004 nur noch 7 %. Für 2005 sind 6,8 % prognostiziert. Damit ist die Arbeitslosigkeit im europäischen Vergleich ziemlich niedrig, die soziale Absicherung ist aber relativ schlecht. Der Staat schreibt einen gesetzlichen Mindestlohn von 80 Euro vor.

Die Stadt Timisoara gilt als einer der "Boom" Städte in Rumänien. beträgt die heutige Einwohnerzahl noch ca. 350.000 wird in 5 Jahren eine Verdoppelung erwartet. In Timisoara steht z.B. auch eines der größten Reifenwerke der Continental AG.

Bruttoinlandsprodukt und Exportwirtschaft

Das rumänische BIP wuchs 2001-2003 trotz schwieriger Weltwirtschaftslage um je 4,9 Prozent (nach FAZ April 2005 um 5,2 %), 2004 sogar um 7-8 %, was aber die Konjunktur überhitzen könnte. Mit 22,3 Milliarden Euro bei gleichzeitig sinkender Inflation lag das BIP sogar über den optimistischen Erwartungen der Regierung. Die Industrieproduktion stieg (bei niedrigem Prozentniveau, siehe oben) im ersten Halbjahr 2004 um 4,2 % gegenüber dem 1. Hj. 2003, der Umsatz im Einzelhandel wuchs sogar zweistellig.

Eine wichtige Säule des anhaltenden Wachstums ist der Export (2003: Warenwert von 15,6 Milliarden €) und binnenkonjunkturell die Bauwirtschaft. Zuwächse gab es auch bei Industrie und im Dienstleistungssektor. Vom 1.1. bis 31. Mai 2004 wuchsen die Exporte um 18,4 % gegenüber der Vorjahresperiode. Die wichtigsten Exportmärkte Rumäniens sind Italien und Deutschland.

Mit letzterem ist die Bilanz geringfügig negativ, verstärkt sich jedoch langsam: der Export nach Deutschland wuchs von 2000 bis 2004 stetig von 2,1 auf 3,1 Prozent, jener aus Deutschland von 2,5 auf 4,4 Prozent. Für 2005 sind jedoch 5½ bzw. 3½ Prozent prognostiziert (FAZ-Beilage vom 25. April 2005).

Tourismus

2003 erwirtschaftete der Tourismus 780 Millionen Dollar, 14 % mehr als 2002. Die Zahl der Gäste betrug 5,6 Millionen (davon 1,1 Mio aus dem Ausland), was einem Zuwachs von 15,5 % entsprach. Für 2004 rechnet das Tourismus-Ministerium mit mindestens 10 % mehr ausländischen Touristen.

Für Herbst 2004 war der Baustart für das erste von zwei touristischen Großprojekten geplant. Nach einem Fossilien-Fund entsteht im Bezirk Hunedoara ein Dinosaurierpark. Der Baubeginn des zweiten Großprojekts - des Themenparkes Dracula-Park bei Sighişoara (Schäßburg) - wurde bisher von einer Bürgerinitiative verhindert und soll jetzt in der Nähe von Bukarest entstehen.

Mit dem 1. August 2005 erfolgte eine Währungsumstellung. Der Kurs beträgt (Stand August 2005) 3,48 Lei = 1 Euro. Es wurden neue Geldscheine und auch Münzen in Umlauf gebracht. In Rumänien besteht seit Januar 2005 eine Vignettenpflicht für PKW und LKW auf allen Straßen. Die Vignetten sind an den Tankstellen von ROMPETROL, evtl. auch MOL und OMV erhältlich. Die Preishöhe der Vignette richtet sich nach der Abgaseinstufung des Fahrzeuges.

Kultur

Nationalfeiertag ist der 1. Dezember. Die Staatsflagge symbolisiert die Vereinigung des zentralen Siebenbürgen (gelb) mit der Walachei (blau) und Moldau (rot) zu "Rumänien" (1920). Eine andere Deutung lautet: Berge (rot), Schwarzes Meer (blau), Getreide (gelb).

Weitere Themen

Literatur

  • Steven W. Sowards: Moderne Geschichte des Balkans. Der Balkan im Zeitalter des Nationalismus. BoD 2004. ISBN 3-8334-0977-0

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