Siebenbürgen

historische Region in Rumänien
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. November 2005 um 01:13 Uhr durch 84.73.211.121 (Diskussion) (Fürsten von Transsilvanien). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Siebenbürgen, ein historisches und geografisches Gebiet mit einer abwechslungsreichen Geschichte, ist heute ein Landesteil in Rumänien.

Datei:Lage Siebenbürgen2.png
Karte von Siebenbürgen

Benennungen

Siebenbürgen ist unter folgenden Bezeichnungen bekannt:

Auf lateinisch: Transilvania/Transsilvania oder Transylvania/Transsylvania abgeleitet von „terra ultransilvana“ = „Land jenseits der Wälder“.
Die auf dieser Grundlage eingedeutschte Bezeichnung Transsilvanien/Transilvanien bzw. Transylvanien/Transsylvanien war in mittelalterlichen Dokumenten gebräuchlich und ist in heutiger Zeit mehr auf nachlässige Übersetzungen aus dem Englischen zurückzuführen.

Die ungarische Bezeichnung ist Erdély, von Erdő-elve (ung. erdő: Wald)

Die rumänische Bezeichnung in Anlehnung daran ist Ardeal und Transilvania.

Die Herkunft des deutschen Namens Siebenbürgen ist nicht abschließend geklärt. Vermutlich geht er auf die ersten sieben, von deutschen Siedlern (den Siebenbürger Sachsen) gegründeten Städte zurück (Kronstadt, Schäßburg, Mediasch, Hermannstadt, Mühlbach, Bistritz und Klausenburg). Auch die damit verbundenen so genannten Stühle (Genehmigung der eigenen Gerichtsbarkeit) sind möglicherweise Teil der Namensgebung.

Lage

Siebenbürgen bildet geografisch das Zentrum und den Nordwestteil Rumäniens. Von den anderen Landesteilen wird Siebenbürgen durch die Ostkarpaten und die Transsilvanischen Alpen (Südkarpaten), die zusammen den so genannten Karpatenbogen bilden, getrennt.

Das heutige Siebenbürgen oder Transsylvanien ist etwas größer als das historische Siebenbürgen. Gebiete wie das Kreischgebiet, Sathmar und Maramuresch gehörten nicht zum historischen Siebenbürgen, werden aber heute dazugezählt. Die Flächengröße des historischen Siebenbürgens betrug etwa 57.000 km².

Geschichte

Antike

Das Gebiet, auf dem das heutige Siebenbürgen liegt, war in der Antike das politische Zentrum des Dakischen Königreichs. Im Jahr 106 wurde es vom römischen Reich unter Trajan erobert und zur Provinz Dacia umgewandelt, mit der Hauptstadt in Ulpia Traiana Sarmizegetusa. Ob die dann vermutlich romanisierten Daker Vorfahren der heutigen Rumänen sind, ist umstritten. Nach dem Rückzug der Römer 271 wurde die Region Siedlungsgebiet verschiedener Ethnien und Stammesverbände zwischen dem 3. und 10. Jahrhundert. Nacheinander erschienen hier Hunnen, Gepiden, Awaren, Bulgaren, Slawen und andere. Bekanntes Beispiel für die Archäologie der Völkerwanderungszeit sind die gepidischen Gräber aus Apahida.

Mittelalter

Die Geschichte des späteren Siebenbürgen während des Frühmittelalters bis ca. 900 ist wie fast überall in Europa aus Mangel an schriftlichen Quellen und relativ wenigen archäologischen Befunden gekennzeichnet. Ein langfristig folgenreicher Schritt in der Besiedelung des Landes war die Landnahme der Ungarn im Karpatenbecken ab etwa 895. Es fiel ihnen leicht, dort die politische Macht zu gewinnen. Die Täler im Osten und Südosten wurden nach dem 12. Jahrhundert von den einen Teil des ungarischen Ethnikums bildenen Széklern besiedelt. Im Laufe des 12. und 13. Jahrhunderts wurden in den Regionen im Süden und Nordosten deutsche Kolonisten angesiedelt, für die sich die Bezeichnung Sachsen (Siebenbürger Sachsen) eingebürgert hat, obwohl dies in keinem Zusammenhang mit ihrer Herkunft im moselfränkischen, luxemburgischen Raum steht. Die angesiedelten (meist) deutschen Bauern und Handwerker genossen mehrheitlich durch ein Privilegium des Ungarischen Königs von 1222 Sonderrechte auf dem somit begründeten "Königsboden" (Andreanum) und sollten, ähnlich wie die Széklern, die Grenzsicherung und den Landesausbau an den Karpaten übernehmen. Besonders deutlich wurde dies, als vom ungarischen König Andreas II. der Deutsche Ritterorden zum Schutz vor den Kumanen im Burzenland angesiedelt wurde, wo er mehrere Festungen baute. Die deutschen Siedler übernahmen dann diese gegründeten Städte und Burgen und bauten sie aus bzw. erweiterten sie. Die Region Siebenbürgen entwickelte sich in der Folge innerhalb des Karpatenbeckens als Teil des mittelalterlichen Königreiches Ungarn. Der Adel der sieben Komitate bildete eine Generalversammlung unter der Leitung eines Woiwoden. Die beiden anderen Grossregionen des Landes waren die Bewohner des Königsbodens und die Széklerstühle. Nach der Unterdrückung eines Bauernaufstands 1437 (der Bobâlna-Revolte) wurde das politische System auf die Unio Trium Nationum, die Union der drei ständischen Nationen ungarischer Adel, Székler und Sachsen gegründet. Das implizierte, dass die leibeigenen Deutschen, Ungarn und Rumänen als leibeigene Bauern zunehmend rechtlich schlechter gestellt wurden und in der Ständeversammlung nicht vertreten waren. Zu den wenigen Rumänen, denen der Aufstieg in den privilegierten Adelsstand gelang, gehört Johann Hunyadi (Hunyadi János), Reichsverweser Ungarns und im 19. Jh. zu einem der ungarischen Nationalhelden kreiert.

Auseinandersetzung mit Österreich

Als das ungarische Heer in der Schlacht von Mohács 1526 vernichtend geschlagen wurde, setzte sich Johann Zápolya, Fürst von Siebenbürgen, an die Spitze der nationalistischen ungarischen Partei, die gegen die Nachfolge des Habsburgers Ferdinand auf den ungarischen Thron opponierte. Als Johann I. ließ er sich von einer Adelspartei zum König wählen, während kurze Zeit später eine andere Partei Ferdinand auf den Thron erhob. Im darauf folgenden Krieg erhielt er die Unterstützung des Osmanischen Reichs unter Süleyman I. und zementierte dadurch die osmanische Vorherrschaft auf dem ungarischen Gebiet. Nach Zápolyas Tod wurde Zentralungarn von den Osmanen endgültig überrannt. Es kam zur Dreiteilung: das sogenannte Königliche Ungarn im Westen ging an Österreich, Zentralungarn wurde Teil des Osmanischen Reiches, und Siebenbürgen wurde ein selbständiges Fürstentum unter osmanischer Oberherrschaft. Für beinahe zwei Jahrhunderte sollten hier Österreicher und Türken um ihren Einfluss konkurrieren. In dieser Zeit reichten die Siebenbürgischen Grenzen im Nordwesten über die heutige Landschaft weit hinaus, über Miskolc bis an die Karpaten in der heutigen Slowakei.

Die ungarischen Magnaten in Siebenbürgen verlegten sich auf die Strategie, sich je nach Situation an die eine oder andere Großmacht anzulehnen und dabei zu versuchen, die Unabhängigkeit zu bewahren. Die Báthory-Familie, die nach dem Tod Johann Sigismund Zápolyas 1571 an die Macht kam, regierte Siebenbürgen als Fürsten unter osmanischer und kurzzeitig habsburgischer Oberherrschaft bis 1602. Ihre Herrschaft wurde unterbrochen durch den Einfall des rumänischen Fürsten Mihai Viteazul (Vitéz Mihály) aus der Walachei und durch österreichische Militärintervention. Nach dem großen Sieg gegen das Osmanische Reich bei Călugăreni im Jahr 1595 erlangte Mihai 1599 mit seinem Söldnerheer die Kontrolle über Siebenbürgen, nachdem er Andreas Báthorys Armee in der Schlacht von Şelimbăr (Schellenberg) besiegt hatte. Im Mai 1600 besetzte er die Moldau. Eine Vereinigung der drei Landesherrschaften im Karpatenbecken wurde weder angedacht noch realisiert und ist ein zählebiger Mythos innerhalb der nationalrumänischen Historiographie. Mihais Herrschaft brach bereits im Herbst 1600 vollständig zusammen, er wurde am 9. August 1601 durch den habsburgischen General Basta ermordet.

1604 führte Stephan Bocskay mit osmanischer Unterstützung einen Aufstand gegen die österreichische Herrschaft an, und 1606 wurde er auch vom König von Ungarn als Fürst von Siebenbürgen anerkannt. Unter Bocskays Nachfolgern – insbesondere Gabriel Bethlen und Georg I. Rákóczy erlebte Siebenbürgen ein so genanntes goldenes Zeitalter. Das Fürstentum wurde das Hauptzentrum ungarischer Kultur, ein Bollwerk des Protestantismus innerhalb Osteuropas, und eines der wenigen europäischen Ländern, in denen Katholiken, Kalvinisten, Lutheraner und Unitarier in gegenseitiger Toleranz lebten. Die orthodoxe Konfession der Rumänen genoss nicht das gleiche Maß an Glaubensfreiheit. Sie wurde meistens passiv geduldet.


Nach dem Sieg gegen die Osmanen vor Wien (1683) versuchte Siebenbürgen vergeblich, sich des wachsenden Einflusses Österreichs zu erwehren. Die Allianz unter der Führung von Franz II. Rákóczy mit dem Osmanischen Reich unter Emmerich Thököly und Frankreich sollte sich als fatal für seine Unabhängigkeit erweisen. 1711 wurde endgültig die österreichische Kontrolle über ganz Ungarn und Siebenbürgen hergestellt, und die siebenbürgischen Fürsten wurden durch österreichische Gouverneure ersetzt. Die Proklamation des Großfürstentums Siebenbürgen 1765 war eine reine Formalität. Der Druck durch die bürokratische österreichische Herrschaft höhlte allmählich die traditionelle Unabhängigkeit Siebenbürgens aus. 1791 baten die Rumänen Leopold II. um die Anerkennung als "vierte Nation" Siebenbürgens und um religiöse Gleichstellung, aber der siebenbürgische Landtag versagte ihnen ihre Forderungen.

18. Jahrhundert

sind die Nachkommen der im 18 Jh. unter Karl VI. und Maria Theresia nach Siebenbürgen deportierten Kryptoprotestanten aus dem landesfürstlichen Salzkammergut, dem Land ob der Enns, der Steiermark und Kärnten. Unter der beschönigenden Bezeichnung "Transmigration" wurden sie in mehreren Transporten zwischen 1734 und 1776 über die Donau nach Siebenbürgen verschleppt. In den drei Dörfern Neppendorf, Großau und Großpold in der Nähe von Hermannstadt konnten sie, inmitten ihrer schon seit Jahrhunderten hier lebenden Siebenbürger Sachsen, Fuß fassen.

19./20. Jahrhundert

1848 verkündeten die Magyaren die Vereinigung Siebenbürgens mit Ungarn und versprachen den Rumänen die Abschaffung der Leibeigenschaft im Gegenzug für ihre Unterstützung gegen Österreich. Rumänen und Sachsen lehnten das Angebot ab und erhoben sich stattdessen gegen den ungarischen Nationalstaat. In den folgenden Auseinandersetzungen (1849) zwischen ungarischen und österreichisch-russischen Kräften (unterstützt von Rumänen und Sachsen) wurde das ungarische Regime von Lajos Kossuth niedergeschlagen. Die folgende Periode österreichischer Militärverwaltung (1849-1860) war verheerend für das Magyarische Adeltum, kam aber den rumänischen Bauern zugute, denen Land gegeben wurde und die auf andere Weise von den österreichischen Behörden begünstigt wurden. Im Ausgleich von 1867, mit dem die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie entstand, wurde Siebenbürgen jedoch wieder mit Ungarn vereint (siehe Transleithanien). Der neu errichtete ungarische Staat betrieb eine Assimilierungspolitik gegenüber den Minderheiten. Die ethnischen Ungarn wurden in den Behördenpositionen bevorzugt.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Siebenbürgen 1918 von Rumänien besetzt und annektiert. Am 1. Dezember 1918 versammelten sich etwa 100.000 Rumänen in Alba Iulia und proklamierten die Vereinigigung aller Rumänen aus Siebenbürgen, dem Banat, Crişana and Maramureş mit Rumänien (Karlsburger Beschlüsse). Die Minderheiten in Siebenbürgen (Deutsche, Ungarn, Slowaken, Juden, Armenier), die fast 40% der Gesamtbevölkerung ausmachten(heute aber weniger als 30%), wurden nach 1918 marginalisiert und waren manchmal der Assimilierungsgefahr ausgesetzt. Die Übertragung Siebenbürgens von Ungarn nach Rumänien wurde 1920 im Frieden von Trianon festgeschrieben. Nachdem sich die neue rumänische Macht gefestigt hatte, konnten König Ferdinand I. und Königin Maria von Rumänien 1922 in Alba Iulia die Krone des nunmehr massiv vergrösserten Rumänien empfangen.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde 1940 ein sichelförmiger Abschnitt längs der Nord- und Nordostgrenze Siebenbürgens, in dem die Ungarn keine Bevölkerungsmehrheit bildeten(36% Ungarn und 50% Rumänen, laut der amtlichen Volkszählung von 1930), an Ungarn übertragen (2. Wiener Schiedsspruch). Nach dem Ende des Kriegs kam das Territorium wieder an Rumänien. Die im Vertrag von Paris 1947 festgelegten Grenzen waren identisch mit denen von 1920.

Heute leben noch etwa 60.000 Deutsche, etwa 0,55 - 1 Million Roma und 1,6 Millionen Ungarn in Rumänien.

Religion

Die vier Glaubensrichtungen sind hauptsächlich in Siebenbürgen vertreten:

Die meisten Angehörigen der protestantischen und der katholischen Kirchen sind ungarischer Abstammung. Es existieren zudem eine kleine jüdische Gemeinde und viele Freikirchen und Sekten.

Persönlichkeiten

Fürsten von Transsilvanien

ab 1690/91 Erbfürstentum des Hauses Habsburg unter einheimischen Kanzlern (Kemeny)

Gouverneure

Schriftsteller

Literatur

  • Haltrich, Josef: Sächsische Volksmärchen aus Siebenbürgen. Bukarest 1973 (Bedeutung für Volkskunde und Sprache)

In die Literatur fand Transsilvanien Eingang durch Bram Stokers Vampirroman Dracula. Die Handlung dieser Erzählung ist teilweise in dieser Region angesiedelt und basiert auf Überlieferungen, die sich um den Fürsten Vlad Ţepeş drehen.

Küche

Ein beliebtes Nahrungsmittel der siebenbürgischen Küche ist der Schafskäse, vor allem in den ländlichen Gebieten, genannt Túró oder Brânză.

Orte

Einige Städte in Siebenbürgen:

weitere Orte siehe: Kategorie: Ort in Siebenbürgen

Siehe auch: