Attentat von Sarajevo
Das Attentat von Sarajevo, bei dem am 28. Juni 1914 der Thronfolger Österreich-Ungarns, Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin Sophie Chotek, Herzogin von Hohenberg, starben, war Anlass für die Julikrise von 1914, die in ihrem Verlauf den Ersten Weltkrieg auslöste.
Vorgeschichte
Gründe für den Besuch
Der Erzherzog wollte dem Abschluss der Manöver des k. u. k. XVI Korps in Bosnien beiwohnen. Dieser Besuch geschah auf Rat des Landesbefehlshabers von Bosnien-Herzegowina, Oskar Potiorek, welcher der Ansicht war, dass man das Ansehen der Monarchie, das in den 1908 unter Inkaufnahme von erheblichen innen- und außenpolitischen Nachteilen annektierten Südprovinzen (Bosnische Annexionskrise) nicht sehr hoch stand, mit einem Besuch des Thronfolgers etwas pflegen sollte.
Vor dem Besuch in Bosnien waren Warnungen ausgesprochen worden, doch war keine davon so konkret, dass sich der Erzherzog vom Besuch hätte abhalten lassen. „Unter einen Glassturz“, hat er bei einer anderen Gelegenheit gesagt, „lasse ich mich nicht stellen. In Lebensgefahr sind wir immer. Man muss nur auf Gott vertrauen.“
Der Besuch war angekündigt, das Programm und die Fahrtroute des Thronfolgers standen fest. Vorgesehen war er für den 28. Juni - dem Veitstag (Vidovdan), dem 525. Jahrestag der Schlacht auf dem Amselfeld. Dies war allerdings, anders, als später oft behauptet wurde, nicht als Provokation gedacht, vielmehr hatte der Zufall hereingespielt: der Frühsommer war die Jahreszeit für Manöver.
Viele serbische Nationalisten riefen angesichts der Gelegenheit, das verhasste Österreich-Ungarn im eigenen Land zu treffen, zu einem Anschlag auf. Drei Mitglieder der proserbischen bosniakischen Jugendorganisation Mlada Bosna (Junges Bosnien) lasen in österreichischen Zeitungen vom bevorstehenden Besuch Franz Ferdinands und entschlossen sich zu einem Attentat auf ihn: Gavrilo Princip, ein 20jähriger Gymnasiast, Nedeljko Čabrinović, ein 19jähriger Druckergeselle, und Trifun „Trifko“ Grabež, ein 18jähriger Schulabbrecher.
Die Warnung
Als der serbische Regierungschef Nikola Pašić vom Mordplan erfuhr, befand er sich in einer delikaten Situation. Wenn er den Plan zur Ausführung gelangen ließ, riskierte er wegen der Verbindung zur Schwarzen Hand einen Krieg mit Österreich-Ungarn; wenn er den Plan verriet, riskierte er von seinen Landsleuten als Verräter hingestellt zu werden. Pašić versuchte in Folge, Österreich-Ungarn mit vagen diplomatischen Aussagen vor dem Anschlag zu warnen, und betraute Jovan Jovanović, den serbischen Gesandten in Wien, mit dieser Aufgabe. Jovanović, der als Nationalist galt und in Wien selten herzlich empfangen wurde, konnte jedoch den als offen und umgänglich bekannten k. u. k. Finanzminister von Bilinski in ein Gespräch verwickeln und offenbarte ihm bei dieser Gelehenheit dass es gut und vernünftig wäre, wenn Franz Ferdinand nicht nach Sarajevo reiste, weil sonst „irgendein junger Serbe statt einer Platzpatrone eine scharfe Kugel nehmen und sie abschießen könnte“. Bilinski war sich der Bedeutung dieser Worte nicht bewusst, erwiderte lachend, „lassen sie uns hoffen, dass sowas niemals passiert“ und behielt den Inhalt des Gesprächs für sich.
Vorbereitungen für den Anschlag
Die Verschwörer wurden von Ciganović ausgebildet und von Major Tankosić mit vier Pistolen samt Munition und sechs Bomben aus serbischen Armeebeständen ausgerüstet. Weiters bekamen sie Zyankali-Fläschchen, um sich im Fall einer Gefangennahme zu töten, und etwas Geld. Die drei ursprünglich angeworbenen Attentäter reisten einen Monat vor dem Anschlag nach Sarajevo, Ciganović half ihnen, unter Mitwirkung von einigen Mitarbeitern des serbischen Geheimdienstes, unbemerkt mit Waffen nach Bosnien zu gelangen. In Sarajevo schloss sich ihnen als viertes Mitglied Danilo Ilić, ein 23jähriger Lehrer, an. Ilić warb drei weitere Mitglieder von Mlada Bosna an, Vaso Čubrilović und Cvetko Popović, zwei 17jährige Gymnasiasten, sowie Muhamed Mehmedbašić, einen 27jährigen Schreiner und muslimischen Bosniaken.
An der Verschwörung waren auch andere Mitglieder von Mlada Bosna beteiligt, ohne bewaffnet in Erscheinung getreten zu sein: Veljko Čubrilović, Vasos Bruder und Lehrer aus Priboj, Miško Jovanović, Kaufmann und Bankdirektor aus Tuzla, Mladen Stojaković, Arzt und später Volksheld im Zweiten Weltkrieg, sein Bruder Sreten, Bildhauer; Jezdimir Dangić, Gendarmerie-Oberstleutnant und später Tschetnik-Woiwode, Mitar Kerović und sein Sohn Neđa, und schließlich Jakov Milović, ein Landwirt aus Ostbosnien.
Mehmedbašić und Čabrinović sollten als erste handeln und nahmen bei der Ćumurija-Brücke Aufstellung, während sich die anderen fünf Attentäter als Reserve weiter hinten, bis hin zur Kaiser-Brücke, postierten. Ilić pendelte unbewaffnet zwischen den Attentäter-Gruppen und sah zu dass sie alles richtig machten.
Der Anschlag von Čabrinović
Am 28. Juni kam der Erzherzog am Bahnhof von Sarajevo an, wo er mit seiner Frau Sophie in ein Fahrzeug mit offenem Verdeck einstieg. Er war auf dem Weg von einer Truppenbesichtigung zum Rathaus (Konak) und fuhr in einer Kolonne aus sechs Autos auf dem Appell-Kai entlang des Miljacka-Flusses. Im ersten Fahrzeug saßen der Bürgermeister, Efendi Fehim Ćurčić, und der Polizeichef Dr. Gerde. Im zweiten Fahrzeug saßen Franz Ferdinand, seine Gemahlin Sophie, Landeschef General Potiorek und Franz Graf Harrach, der Fahrer. Im dritten Fahrzeug saßen Sophies Kammerfrau, Graf Boos-Waldeck und der Flügeladjutant des Landeschefs, Oberstleutnant Merizzi, der den Wagen fuhr. Im vierten und fünften Fahrzeug saßen andere Mitglieder von Franz Ferdinands Gefolgschaft und bosnische Beamte. Das sechste Fahrzeug war leer und wurde als Reserve mitgeführt.
Gegen 10 Uhr fuhr die Kolonne an Mehmedbašić vorbei, der eine Bombe werfen sollte, aber nichts unternahm. Er erklärte seine Untätigkeit später damit, dass er von Ilić die Anweisung bekommen habe, die Bombe nur dann zu werfen wenn er den Wagen des Thronfolgers erkannte, was er aber nicht tat. Als nächstes fragte Čabrinović einen Polizisten nach dem Wagen, in dem Franz Ferdinand saß, und warf anschließend seine Bombe in Richtung des Wagens. Graf Harrach, der Fahrer, bemerkte das herbeifliegende dunkle Objekt und gab Gas, während Franz Ferdinand den Arm hob, um seine Frau vor dem Objekt zu schützen. Die Bombe prallte von Franz Ferdinands Arm ab, fiel über das zurückgelegte Verdeck des Wagens nach hinten und explodierte kurz vor dem dritten Automobil, wobei Oberstleutnant Merizzi und Graf Boos-Waldeck verletzt wurden, außerdem noch ein halbes Dutzend Schaulustiger.
Čabrinović schluckte das von der Schwarzen Hand zur Verfügung gestellte Zyankali und sprang in die Miljacka. Das Gift war jedoch alt und wirkte nicht, so dass er nur erbrach. Außerdem war der Fluss an der betreffenden Stelle nicht sehr tief. Čabrinović wurde von der Menge gefasst, wobei er fast gelyncht worden wäre, und verhaftet.
Nachdem Oberstleutnant Merizzi nach ersten Informationen nur leicht verletzt war und in das Garnisonsspital gebracht wurde, befahl der Thronfolger dass die Fahrt zum Konak fortgesetzt werde. Auf dem Weg zum Konak fuhr die Kolonne an den anderen Attentätern vorbei, die aber nichts unternahmen. Vaso Čubrilović sagte später aus, dass er nicht schoss weil ihm die Herzogin leid getan hätte, Cvetko Popović sagte aus, dass er Angst gehabt habe und in diesem Augenblick nicht wusste, was mit ihm geschah.
Im Konak angekommen, setzte der Bürgermeister vor vielen lokalen Würdenträgern zu einer vorbereiteten Begrüßungsrede an, wurde jedoch sofort von Franz Ferdinand unterbrochen: „Warten Sie einen Augenblick! Ich komme nach Sarajewo als Gast und man empfängt mich hier mit Bomben! Jetzt können Sie reden.“ Er konnte sich aber schließlich beruhigen. Nach seinem Besuch im Konak verfügte er eine Änderung der Route. Er wollte nicht wie geplant direkt zum Museum fahren, sondern auch den beim ersten Anschlag am Hals verletzten Oberstleutnant Merizzi im Krankenhaus besuchen.
Der Anschlag von Princip
Entgegen den Anweisungen bog die Wagenkolonne auf Höhe der über die Miljacka führenden Lateinerbrücke aber in die ursprünglich geplante Route ein. Der Fahrer, der dies noch rechtzeitig bemerkte, wollte gerade zurückschieben, als Princip, der sich enttäuscht vom Schauplatz entfernt und im Café Schiller einen Sandwich gekauft hatte, zu seiner großen Überraschung sah, wie das Fahrzeug des Thronfolgers vor dem Café anhielt. Er ergriff die Gelegenheit, ging aus dem Café, zog seine Pistole und schoss sofort aus etwa drei Meter Entfernung auf Franz Ferdinand und Sophie von Hohenberg. Franz Ferdinand wurde in die Halsschlagader getroffen, Sophie von Hohenberg in den Unterleib.
Nach der Aussage von Princip wollte er die Frau von Franz Ferdinand gar nicht treffen. Er zielte offenbar mit geschlossenen Augen auf den Erzherzog und auf den Landeschef Potiorek, und schoss daneben.
Sofort darauf schluckte Princip sein Zyankali, das er aber erbrach, woraufhin er sich selbst mit der Pistole töten wollte. Die Pistole wurde ihm aber aus der Hand gerissen und die wütende Menge wollte ihn lynchen. Während Princip sofort verhaftet wurde, drehte Graf Harrach um und fuhr zur Residenz des Landeschefs. Franz Ferdinand rief seiner Frau zu: „Sopherl! Sopherl! Sterbe nicht! Bleibe am Leben für unsere Kinder!“. Doch vergeblich, beide verbluteten noch während der Fahrt an ihren Verletzungen.
Die politischen Folgen des Attentats
Čabrinović, Princip, und die anderen Attentäter mit Ausnahme von Mehmedbašić wurden nach und nach festgenommen. Während der Verhöre schwiegen sie zunächst beharrlich, bis Ilić aufgab und alles gestand, einschließlich der Verbindung zu Narodna Odbrana und des Umstands, dass die Waffen von hochstehenden serbischen Kreisen zur Verfügung gestellt worden waren. Sektionsrat Friedrich von Wiesner wurde mit der Leitung von Ermittlungen beauftragt und schrieb in seinem Bericht vom 13. Juli 1914 an das k. u. k. Außenministerium: „Mitwissenschaft serbischer Regierung an der Leitung des Attentats oder dessen Vorbereitung und Beistellung der Waffen durch nichts erwiesen oder auch nur zu vermuten. Es bestehen vielmehr Anhaltspunkte, dies als ausgeschlossen anzusehen.“
Die serbische Regierung bedauerte den Vorfall und bestritt eine Verbindung mit dem Attentat. Sie wies darauf hin, dass alle Täter aus dem annektierten Bosnien stammten und formell Österreicher gewesen seien. Außerdem hätte es keine Beweise gegeben, die auf ein offizielles serbisches Engagement hindeuteten. Dagegen wurde in Österreich-Ungarn die serbische Organisation Narodna Odbrana (Volksverteidigung) als Anstifter des Attentats bekannt gegeben.
Wegen gegensätzlicher Interessen auf dem Balkan waren die Fronten zwischen Österreich-Ungarn und Serbien lange verhärtet. Österreich-Ungarn strebte nach der Erweiterung seines Gebietes und wollte mit der Unterstützung Deutschlands die Sinnkrise der eigenen Monarchie mit einem Sieg gegen einen langjährigen Feind beenden, während Serbien den österreichisch-ungarischen Einfluss im Balkan als überholt und wirklungslos betrachtete und mit der Hilfe Russlands eine Neuordnung der Region im Sinne des Panslawismus herbeiführen wollte. Zudem unterstützte Österreich-Ungarn albanische Kräfte als bewusste Maßnahme zur Schwächung Serbiens. Österreich-Ungarn stieß sich auch an der als feindlich erachteten kritischen serbischen Presse, die Hetzereien gegen die Monarchie betrieben habe und für die aufgeheizte politische Stimmung verantwortlich gewesen sei, die den Mord am österreichischen Thronfolger begünstigt habe. Serbien berief sich dagegen auf die verfassungsrechtlich garantierte Pressefreiheit von privaten Medien und sah in der amtlich gelenkten und nationalistischen österreichisch-ungarischen Presse den wahren Problemherd. Das Attentat von Sarajevo war der Auslöser, aber nicht die alleinige Ursache des darauf folgenden Weltkrieges.
Als Reaktion auf das Attentat stellte Österreich-Ungarn Serbien am 23. Juli 1914 ein äußerst hartes, auf 48 Stunden befristetes Ultimatum, das von Serbien nicht bedingungslos akzeptiert werden konnte, ohne die staatliche Souveränität aufzugeben. Das „Ultimatum“ war offiziell eine Démarche, weil darin bloß mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen gedroht wurde, und nicht direkt mit dem Krieg. Serbien antwortete nachgebend auf das Ultimatum innerhalb der vorgegebenen Frist, akzeptierte es jedoch nicht bedingungslos und begann gleichzeitig mit einer Mobilmachung. In Folge erklärte Österreich-Ungarn Serbien wie erwartet am 28. Juli 1914 den Krieg, wodurch der Erste Weltkrieg begann.
Der Prozess gegen die Attentäter
Gavrilo Princip
Gavrilo Princip schwieg oder bestritt beharrlich jede Verbindung mit Serbien. Er sagte aus dass er die Tat nicht bereue und sich auch nicht als Übeltäter betrachte, er habe bloß einen Übeltäter und Tyrannen ermordet. Er wurde vom Gericht des Hochverrats und Mordes für schuldig befunden und zu 20 Jahren Haft verurteilt. Für das Urteil war sein junges Alter zum Tatzeitpunkt entscheidend, das ihn vor der Todesstrafe bewahrte. Sein Alter stand jedoch nicht eindeutig fest, weil einige Zeugen meinten er sei kurz vor dem Anschlag zwanzig Jahre alt geworden, andere wiederum meinten das sei erst nachher gewesen. Nach dem Grundsatz in dubio pro reo nahm das Gericht die für den Angeklagten günstigeren Umstände an und verurteilte ihn nicht zum Tode. Princip starb jedoch schließlich unter miserablen Haftbedingungen 1918 im Theresienstädter Gefängnislazarett an Knochentuberkulose.
Nedeljko Čabrinović
Nedeljko Čabrinović bedauerte im Gegensatz zu Princip die Tat und gab verschiedene Gründe für seine Motivation an. Er wollte etwas heldenhaftes tun, sich für die Armut in Bosnien rächen, im Sinne eines Groß-Serbien handeln und Gutes tun. Er habe nicht gewusst dass Franz Ferdinand Vater gewesen ist und brach bei der Verlesung der letzten Worte des Thronfolgers in Tränen aus. Da er zum Tatzeitpunkt minderjährig war, wurde er vom Gericht zu 20 Jahren Haft verurteilt und starb 1916 an Tuberkulose.
Trifun „Trifko“ Grabež
Trifun „Trifko“ Grabež gestand seine Beteiligung und wurde vom Gericht zu 20 Jahren Haft verurteilt, auch er war zu jung für ein Todesurteil. Er starb 1918 an Tuberkulose.
Danilo Ilić
Danilo Ilić wanderte während des Attentats zwischen den Tätergruppen hin und her und sah zu dass alle richtig postiert waren und ermunterte sie. Ilić verriet während der Verhöre am meisten und durchbrach so die Mauer des Schweigens, die die anderen Angeklagten aufgebaut hatten, in der Hoffnung dass ihm die Todesstrafe erspart bleibe. Er verriet auch die Verbindung zur Organisation Narodna Odbrana. Er wurde vom Gericht für schuldig befunden und zum Tode verurteilt, weil er zum Tatzeitpunkt volljährig war. Er wurde schließlich 1915 gemeinsam mit Miško Jovanović und Veljko Čubrilović durch Erhängen in einem Gefängnis in Sarajevo hingerichtet.
Vaso Čubrilović
Vaso Čubrilović wurde aufgrund von Ilićs Geständnis verhaftet und wegen Hochverrats zu 16 Jahren Haft verurteilt, er war zum Tatzeitpunkt minderjährig und konnte deswegen nicht zum Tode verurteilt werden. Nach dem Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie kam er frei. Er arbeitete später als Lehrer und Universitätsprofessor und wurde unter Tito Minister für Forstwirtschaft.
Cvetko Popović
Cvetko Popović wurde wegen Hochverrats zu 13 Jahren Haft verurteilt und kam nach dem Zerfall der Donaumonarchie frei. Auch er war zum Tatzeitpunkt minderjährig. Er wurde später Kustos in der Ethnografischen Abteilung des Museums von Sarajevo.
Muhamed Mehmedbašić
Muhamed Mehmedbašić wurde als einziger Beteiligter nicht verhaftet und setzte sich nach Montenegro ab, wo er mit seiner Teilnahme am Attentat öffentlich prahlte, so dass ihn die Montenegriner schließlich verhaften mussten. Österreich-Ungarn verlangte seine Auslieferung, was die Montenegriner in einen unangenehmen Zwiespalt brachte. Einerseits waren sie aufgrund von Abkommen an eine Zusammenarbeit mit Österreich-Ungarn gebunden, andererseits wollten sie die zahlreiche serbische Bevölkerung Montenegros nicht mit der Auslieferung gegen sich aufbringen. Wie durch Zufall konnte Mehmedbašić jedoch aus dem Gefängnis ausbrechen und entkommen, das Problem war somit aus montenegrinischer Sicht gelöst. Nach diesem Vorfall tauchte er unter und verhielt sich zunächst unauffällig. 1917 wurde er gemeinsam mit Dragutin Dimitrijević Apis, dem Anführer der Schwarzen Hand, wegen eines Mordkomplotts gegen den serbischen Prinzregenten Aleksandar Karađorđević verhaftet und in einem Schauprozess zu 15 Jahren Haft verurteilt. Er wurde schließlich 1919 amnestiert und kehrte nach Sarajevo zurück, wo er ein bescheidenes Leben als Gärtner und Tischler führte. Er starb während des Zweiten Weltkriegs.
Miško Jovanović
Miško Jovanović beschaffte und transportierte die Waffen, die beim Anschlag benutzt wurden. Er wurde vom Gericht der Beihilfe zum Mord für schuldig befunden und 1915 gemeinsam mit Danilo Ilić und Veljko Čubrilović durch Erhängen in einem Gefängnis in Sarajevo hingerichtet.
Veljko Čubrilović
Veljko Čubrilović, Vasos Bruder, wurde der Beihilfe zum Mord für schuldig befunden und 1915 gemeinsam mit Miško Jovanović und Danilo Ilić durch Erhängen in einem Gefängnis in Sarajevo hingerichtet.
Die Anschlagsstätte in Sarajevo
In Sarajevo ist an der Stelle, von der Princip seine Schüsse abgab, eine Marmortafel mit einer Inschrift zu finden, die auf das Geschehen am 28. Juni 1914 verweist. Am Geländer der damaligen Lateinerbrücke, die ihren Namen trug, weil sie die kürzeste Verbindung zur katholischen Kirche war, und heutigen Princip-Brücke ist außerdem eine Steinbank zu finden, der letzte Rest eines Mahnmals, das den Passanten um ein kurzes Gebet für die Opfer des Anschlags bat. Der gegenüberliegende Altar wurde 1919 gesprengt.
Die von Princip verwendete Waffe war eine Browning M 1910, eine halbautomatische Pistole vom Kaliber 7,65×17 mm. Sie wird im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien gezeigt, zusammen mit der blutbefleckten Uniform des Thronfolgers und des Wagens der Marke Gräf und Stift, in dem er durch Sarajevo gefahren wurde. Die zweite von Princip abgefeuerte Kugel, die Franz Ferdinand tötete, ist ein Ausstellungsstück in Schloss Konopiště (Konopischt) in Benešov (Tschechien).
Literatur
- Milo Dor: Die Schüsse von Sarajewo. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1989. (Eine literarische Bearbeitung der Geschehnisse, unter Berücksichtigung der serbischen Sicht.)
- Vladimir Dedijer: Sarajevo 1914. Prosveta, Beograd 1966.