Bhutan (Dzongkha: Druk Yul, gesprochen: Dru Ü) = Land des Drachen, ist ein unabhängiges Königreich in Südasien.
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Amtssprache | Dzongkha lokale Dialekte: Sharchogkha, Khenkha und Nepali; Englisch ist weit verbreitet | ||||
Hauptstadt | Thimphu | ||||
Staatsform | Monarchie | ||||
König | Jigme Singye Wangchuk | ||||
Premierminister | Lyonpo Yeshey Zimba | ||||
Fläche | 47.000 km² | ||||
Höchste Erhebung | Kula Kangri 7.553 m | ||||
Niedrigster Punkt | Drangme Chhu 97 m | ||||
Einwohnerzahl (Stand: Juli 2005 geschätzt) |
810.000 (Ergebnisse der Volkszählung vom 30./31. Mai 2005 liegen gegen Ende des Jahres vor) | ||||
Bevölkerungsdichte | 17,2 Einwohner pro km² | ||||
BIP/Einwohner | 761 US-$ (2004) | ||||
Unabhängigkeit | von Indien am 8. August 1949 | ||||
Währung | Ngultrum, Indische Rupie | ||||
Zeitzone | UTC +6h | ||||
Nationalfeiertag | 17. Dezember | ||||
Nationalhymne | Druk tsendhen | ||||
Nationalsport | Bogenschießen | ||||
Kfz-Kennzeichen | BHT | ||||
Internet-TLD | .bt | ||||
Vorwahl | + 975 | ||||
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Geographie
Geografie
Bhutan liegt in Südasien und grenzt im Süden an die indischen Bundesstaaten Sikkim, Westbengalen, Assam und Arunachal Pradesh (von Westen nach Osten), sowie im Norden an Tibet (China). Die Oberflächengestalt Bhutans ist vom Himalaya geprägt. Über 80 Prozent des Landes liegen über 2.000 m Höhe.
Das Land gliedert sich in drei Landschaften. Im Süden, an der indischen Grenze, verläuft die Duar-Ebene, eine schmale Niederung, die zu den Ausläufern des Ganges-Brahmaputra-Tieflandes gehört. Nördlich davon steigt das Land steil an. Die 2.000 bis 3.000 m hohen Berge des Vorderhimalaya sind das Hauptsiedlungsgebiet. An der Grenze zu China, liegt die Hochgebirgsregion Lunana. Höchster Berg des Landes ist der Kula Kangri mit 7.553 m. Der 7.541 m hohe Gangkhar Puensum ist der welweit höchste Berg, der noch nie von einem Menschen bestiegen wurde. Mehr als zwei Drittel des Königreiches sind bewaldet.
Klima
Das Klima Bhutans ist in den einzelnen Landesteilen sehr unterschiedlich. Während im Süden subtropisches bzw. tropisches Klima vorherrscht, verfügen die Täler Zentralbhutans über ein gemäßigtes Klima mit kühlen Wintern und heißen Sommern. Im Gebirge sind die Winter extrem streng und die Sommer kühl. Besonders in den südlichen Gebieten des Landes kommt es während der Regenzeit häufig zu Überschwemmungen.
Bevölkerung
Die Bevölkerung Bhutans setzt sich aus drei Gruppen zusammen: den im westlichen Hochland lebenden, im Mittelalter aus Tibet eingewanderten Ngalongs, einer Schicht, der auch das Königshaus angehört und den im östlichen Bergland lebenden, ethnisch den Bergstämmen Nord-Ost-Indiens nahestehenden Sarchops, wobei beide Gruppen durch ihre Zugehörigkeit zum Buddhismus verbunden sind, sowie als dritte Gruppe den im Tiefland an der indischen Grenze überwiegenden Süd-Bhutaner (nepalesische Bhutaner oder Lhotshampas).
Die Nepalesen hatten sich bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts im Süden Bhutans angesiedelt, und zwar zunächst mit Einwilligung der Regierung, die auf zusätzliche Arbeitskräfte angewiesen war. Im Jahre 1958 wurden die Grenzen geschlossen. Ein Staatsbürgerschaftsgesetz aus dem selben Jahr eröffnete den in Südbhutan ständig lebenden ethnischen Nepalesen die Möglichkeit, formelle Staatsangehörigkeit in Bhutan zu erwerben. Auch nach 1958 sind gleichwohl weitere Nepalesen in den Süden Bhutans eingewandert. Der Bevölkerungszufluss, insbesondere aus dem dichtbesiedelten Nepal, aber auch aus Indien, war nicht zu kontrollieren.
Eine im Jahre 1980 durchgeführte Volkszählung ergab ein Anwachsen des nepalesischen Bevölkerungsanteils auf über 50 Prozent. Dies löste in der herrschenden Schicht Bhutans die Befürchtung aus, dass die traditionelle tibeto-buddhistische Kultur des Landes überfremdet und die Monarchie durch eine von der nepalesischen Bevölkerungsgruppe getragene Demokratie gefährdet werde.
Im Jahre 1985 wurde ein neues Staatsbürgerschaftsgesetz erlassen, das die Anerkennung als bhutanischen Staatsangehörigen von dem erneuten Nachweis des ständigen Wohnsitzes vor dem 31. Dezember 1958 abhängig machte. Auch materiell-rechtlich nahm das Gesetz von 1985 einen rückwirkenden, belastenden Eingriff in die Staatsbürgerstellung vor. Dadurch wurde eine große Anzahl der nepalesischen Volkszugehörigen in plötzliche Beweisnot gebracht; sie wurden bzw. kamen in Gefahr, zu Ausländern und illegalen Einwanderern erklärt zu werden.
Seit 1988 betreibt die Regierung eine Politik der kulturellen Assimilierung. Diese, auch als "Bhutanisierung" bezeichnete Politik, bestand in einer verstärkten Betonung des Staatsgrundsatzes von tsa wa sum (Einheit der drei Elemente, König, Regierung und Königreich bzw. Land) und der Auferlegung kultureller Assimilationspflichten an die Ngalong-Traditionen in Gestalt eines Gebots, den herkömmlichen Verhaltenskodex der herrschenden Gruppe zu befolgen, die nationale Kleidung der ethnischen Bhutaner zu tragen und die Sprache der Ngalongs als alleinige Staatssprache zu benutzen.
Erkenntnismitteln lässt sich übereinstimmend entnehmen, dass es in der folgenden Zeit zu erheblichen Unruhen in Südbhutan kam, denen die Regierung mit einem verstärkten Einsatz der Armee und Polizei begegnete. Seit Mitte 1991 begann eine Kampagne der Einschüchterung und Austreibung entweder mit der Behauptung fehlender bzw. nicht nachweisbarer Staatsangehörigkeit, oder unter Abnötigung "freiwilliger" Auswanderungserklärungen. Eine große Anzahl der nepalesischen Volkszugehörigen - insgesamt zirka 100.000 - flüchteten nach Nepal, wo sie in Flüchtlingslagern leben.
Die im Exil lebenden Bhutaner nepalesischer Volkszugehörigkeit gründeten 1990 die Bhutan Peoples Party (B.P.P.), die die Interessen der Südbhutaner vertritt. Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung in Südbhutan in den Jahren 1990 bis 1992 wurden Mitglieder und Sympathisanten der B.P.P. ein sogenanntes "NOC" (No Objection Certificate), das für den Zugang zu Schulen, höherer Bildung und Berufen des öffentlichen Dienstes erforderlich ist, verweigert. Im Februar 1992 wurde diese Praxis wieder aufgegeben. Mitglieder und Anhänger der B.P.P. wurden inhaftiert und auch misshandelt. In einigen hundert Fällen konfiszierten Regierungstruppen den Grundbesitz von Personen, die als Staatsfeinde eingestuft wurden, brannten ihre Häuser nieder oder verwüsteten sie.
Städte
Die größten Städte sind (Stand 1. Januar 2005): Thimphu (69.083 Einwohner), Phuntsholing (17.043 Einwohner), Gedu (8.469) Einwohner und Gelaphu (6.908 Einwohner).
- Siehe auch: Liste der Städte in Bhutan
Religion
Die Staatsreligion (75 %) ist der Vajrayana-Buddhismus. Neben der Philosophie Buddhas hat sich, vor allem durch indische und nepalesische Immigranten, aber auch der Hinduismus (25%) in Bhutan etabliert.
Die Staatsgründung Bhutans im 17. Jahrhundert durch Shabdrung Nawang Namyal, dem Abt eines Drukpa-Kagyü-Klosterordens in Tibet, ist eng mit dem Buddhismus verbunden. Der Bau der Klosterburgen (Dzongs) in Bhutan diente der militärischen Verteidigung gegen den rivalisierenden Gelupka-Klosterorden, der wiederholt versuchte, seinen machtpolitischen Einfluss auf Bhutan auszudehnen.
Im Zuge einer Klosterreform unter König Jigme Dorje Wangchuk verloren die Drukpa-Klöster ihren Grundbesitz, den die Regierung an landlose Bauern verteilte. Finanzielle Zuwendungen aus dem Staatshaushalt stellen die Existenz der Klöster sicher. In der Nationalversammlung sind ferner 15 Sitze für Vertreter des Klerus reserviert, die von einem buddhistischen Gremium bestimmt werden. Das spirituelle Oberhaupt des Drukpa-Klosterordens ist der Je Khenpo, er genießt neben dem König eine hohe Stellung im politischen System Bhutans. Neben den Drukpa sind auch die Nyingma-Tradition nach Pema Lingpa und die Drikung-Kagyü-Schule in Bhutan vertreten. Die Königsfamilie von Bhutan stammt von Pema Lingpa ab.
Geschichte
Über die Geschichte der ursprünglichen Bewohner des Landes, die Thepu, liegen keine schriftlichen Aufzeichnungen vor. Belegt ist, dass im 8. Jahrhundert n. Chr. indische Missionare den Buddhismus in das damals hinduistische Feudalfürstentum brachten, das im folgenden Jahrhundert unter tibetische Herrschaft geriet. Die indisch-hinduistischen Einflüsse wurden gewaltsam beseitigt und der Buddhismus in Gestalt des tibetischen Lamaismus im 12. Jahrhundert zur Staatsreligion erklärt. Damals entstanden viele Klöster, die zu Stützen der feudalen Gesellschaft wurden. Aus der Mischung von Thepu und Tibetern entwickelte sich das Volk der Bhotija.
1557 riss Pema Karpo (1527-1592) (Stammesfürst der Bhotija) die Macht an sich und behauptete sie in heftigen Kämpfen gegen die Tibeter. Nach seinem Tod wurde die Staatsgewalt formell zwischen einem geistlichen Oberhaupt (Dharma Radscha) und einem weltlichen Oberhaupt (Deb Radscha) geteilt, praktisch lag sie aber in den Händen der Priester (Lamas). Diese stellten die Statthalter (Pönlops), die die Steuern und Abgaben von den Bauern eintrieben und die Gerichtsbarkeit ausübten. Zwischen den feudalen Machtgruppen kam es immer wieder zu Kämpfen, in die sich von Tibet aus sowohl der Dalai Lama als auch der Pantschen Lama einmischten.
Schabdung Nawang Namgyal (1594-1651) gelang während seiner Herrschaft ab 1616 die Einigung der bis dahin unabhängigen Fürstentümer des Landes zu einem theokratischen Reich. Der in Tibet geborene religiöse Würdenträger wird als der Gründer des Staates und als Stifter bhutanischer Identität angesehen. Mit seinen kulturellen Errungenschaften - er gliederte alle Regionen des Landes in ein schriftlich verwaltetes Reich - legte er den Grundstein zur heutigen bhutanischen Gesellschaft. Der Staat erhielt den bis heute gültigen Namen Druk Yul (Land der Drachen). Nach dem Tod Schabdung Nawang Namgyals griffen viele lokale Herrscher nach der Zentralmacht, und das Land wurde von Bürgerkriegen heimgesucht.
1767 erkannte der Deb Radscha Judhur die chinesische Suzeränität (Oberhoheit) an, um damit seine eigene Macht zu stärken. 1772 begann der fast hundertjährige Grenzkonflikt mit der britischen Ostindien-Kompanie. Nach der Eroberung Assams im Jahre 1826 erstrebte die britische Kolonialmacht die direkte Kontrolle der Grenzpässe und okkupierte 1864 und 1865 (Vertrag von Sinchula) den Bezirk Dewangiri und andere Gebiete Bhutans. Mit britischer Unterstützung riss 1895 der Statthalter Ugyen Wangchuk die Herrschaft an sich. 1907 wurde er in Punakha zum König gewählt und führte die erbliche Maharadschawürde ein (Wangchuk-Dynastie). Im Vertrag von 1910 erkannte Großbritannien formell die Unabhängigkeit Bhutans an, behielt sich aber die Kontrolle der Außenpolitik vor.
Am 8. August 1949 schloß Bhutan mit Indien einen Freundschaftsvertrag, demzufolge Indien die außenpolitischen Beziehungen Bhutans wahrnimmt und Wirtschaftshilfe (Bau von Straßen und Kraftwerken) leistet. Ein indischer politischer Resident hatte seinen Sitz in Gangtok (Sikkim). Gegen die gemäßigten Reformen des Königs Jigme Dorje Wangchuk (Regierungszeit 1952-1972) und dessen Anlehnung an Indien richtete sich eine von Offizieren und Beamten geführte Verschwörung (5. April 1964 Ermordung des Ministerpräsidenten Jigme Dorji; 1. August 1965 Attentat auf den König).
Im November 1964 übernahm der König die gesamte Staatsgewalt. Das 1953 geschaffene Parlament (Tsongdu) erhielt 1968, als Bhutan konstitutionelle Monarchie wurde, gewisse Gesetzgebungsrechte. Der königliche Rat und der Ministerrat bilden die Exekutive. Politische Parteien sind verboten. Unter König Jigme Dorje Wangchuk wurden die Privilegien der Lamas eingeschränkt und Maßnahmen zum Abbau der feudalen Verhältnisse eingeleitet (Abschaffung der Leibeigenschaft, Vorbereitung einer Bodenreform zur Beschränkung des Großgrundbesitzes auf 120 Hektar, Beginn staatlicher Fünfjahrpläne, Entwicklung des Bildungswesens, Verleihung des Bürgerrechts an den nepalesischen Bevölkerungsteil). Am 12. Februar 1971 erlangte Bhutan die völkerrechtliche Anerkennung (Aufnahme in die UNO), der de facto schon zuvor bestehenden Eigenstaatlichkeit.
Nach dem Tode Jigme Dorje Wangchuks wurde Kronprinz Jigme Singye Wangchuk im Jahre 1972 zum neuen König ausgerufen (offizielle Krönung am 2. Juni 1974). Die Krönungsfeiern wurden durch ein Attentat auf den König durch Exil-Tibeter überschattet. 1981 erfolgte die Ausweisung tibetischer Flüchtlinge, die eine Annahme der bhutanischen Staatsbügerschaft ablehnten. Politischer Widerstand gegen ein im Jahre 1985 eingeführtes Staatsbürgerschaftsgesetz war 1990 der Grund für die Unruhen und die Vertreibung von mehr als 100.000 nepalesischen Bhutanern (Lhotsampas) aus Süd-Bhutan nach Nepal. Im August 1998 beschränkte König Jigme Singye Wangchuck gegen den Willen des Parlaments seine eigene Macht und unterstellte sich der Autorität des Parlaments.
Politik
Formal ist Bhutan eine konstitutionelle Monarchie. Das politische System Bhutans entspricht jedoch nicht westlich-demokratischen Vorstellungen.
Legislative (Parlament)
Die Nationalversammlung (Tshogdu) wurde 1953 auf Initiative von König Jigme Dorje Wangchuk geschaffen. Sie besteht aus 150 Mitgliedern, die jedoch nicht direkt von der Bevölkerung gewählt werden: 105 werden von Dorfvorstehern gewählt (die wiederum von den Familien bestimmt werden), 35 vom König ernannt sowie 10 vom buddhistischen Klerus entsendet. Die Abgeordneten (Chimis) werden für drei Jahre gewählt. Die Nationalversammlung erfüllt weitgehend eine Akklamationsfunktion. Eine Opposition existiert nicht.
Exekutive (Regierung)
Die Regierung Bhutans setzt sich seit 2003 aus zehn Ministern zusammen, die von der Nationalversammlung gewählt werden. Die Amtszeit der Regierung beträgt fünf Jahre. Der Premierminister wird nach einem Rotationsverfahren unter den Ministern ernannt.
Staatsoberhaupt
Staatsoberhaupt ist der König (Druk Gyalpo), seit 1972 Jigme Singye Wangchuk. Die Nationalversammlung kann dem König theoretisch mit einer Zweidrittel-Mehrheit das Misstrauen aussprechen und diesen zum Rücktritt (zugunsten seines Thronfolgers) zwingen.
Politische Parteien
Parteien sind in Bhutan bislang verboten. Oppositionsgruppen haben sich in Nepal und Indien gebildet. Die Forderungen der Exil-Opposition konzentrieren sich auf die Gleichberechtigung aller ethnischen Gruppen, die Einführung eines demokratischen Mehrparteiensystems und eine Revidierung des Staatsbürgergesetzes von 1985.
2003 wurde ein neues Wahlgesetz verabschiedet, das allen bhutanischen Staatsbürgern ab 21 Jahren das Wahlrecht zugesteht. Der im März 2005 vorgelegte Verfassungsentwurf sieht eine Zulassung politischer Parteien vor, eine Änderung des kontroversen Staatsbürgergesetzes soll hingegen nicht erfolgen.
Innenpolitik
Der von König Jigme Dorje Wangchuk (Regierungszeit: 1952-1972) eingeleitete innenpolitische Reformprozess (Einberufung einer Nationalversammlung, Aufhebung der Leibeigenschaft, Aufnahme Bhutans in die UNO) war eine Reaktion auf politische Ereignisse und Veränderungen im regionalen Umfeld Bhutans. Mit der politischen Unabhängigkeit Indiens (1947), der Gründung der Volksrepublik China (1949), der Besetzung von Tibet (1951), der Flucht des Dalai Lama (1959) und dem indisch-chinesischen Grenzkrieg (1962) wurde deutlich, dass die Phase der jahrhundertelangen (selbstgewählten) Isolation Bhutans beendet werden musste.
Der Sturz des Fürsten von Sikkim (1973), politische Unruhen/Forderungen von Nepalis im benachbarten indischen Bundesstaat West-Bengalen nach Schaffung eines autonomen Gurkhalandes (1988) sowie der Zusammenbruch der absoluten Monarchie in Nepal (1990/91) verlangten auch in Bhutan weitere (innen-)politische Veränderungen. Der von König Jigme Singye Wangchuk (seit 1972) forciert betriebene Öffnungsprozess hat dabei in den letzten Jahrzehnten zur Herausbildung neuer gesellschaftlicher Interesssengruppen geführt. Ihre Einbindung in das politische System Bhutans ist der Hintergrund für den im März 2005 vorgelegten Verfassungsentwurf.
Die bhutanische Rechtsprechung basiert auf dem indischen und dem britischem common law.
Bis 1999 war in Bhutan das Fernsehen verboten, um damit angeblich die Verwässerung der eigenen Kultur zu verhindern.
Da Bhutan seit dem 17. Dezember 2004 ein nikotinfreies Land werden soll, wurde der Handel mit Tabak ab diesem Datum mit hohen Geldstrafen (umgerechnet 175 Euro) belegt und das Rauchen auf öffentlichen Plätzen verboten. Begründet wurde die Maßnahme mit religiösen, gesundheitlichen und wirtschaftlichen Gründen. Das Rauchen von Tabak ist theoretisch zwar noch immer erlaubt, aber es gibt für die 1 Prozent Raucher in Bhutan nur noch wenige Möglichkeiten, legal an Tabak zu gelangen. Für den Eigenverbrauch dürfen Tabakwaren in kleinen Mengen aus dem Ausland mitgebracht werden, auf die man allerdings einen Zollzuschlag von 100 Prozent zahlen muss. Mit Blick auf ein durchschnittliches Monatseinkommen von ca. 9 Euro wird hiervon nur wenig Gebrauch gemacht und angesichts der hohen Geldstrafen wird auch nur selten gegen das neue Gesetz verstoßen.
Trotz des landesweit eingeführten Rauchverbotes in Bhutan gilt König Jigme Singye Wangchuk selbst als passionierter Zigarrenraucher!
Außenpolitik
Seine geographische Lage als Pufferstaat zwischen der Volksrepublik China im Norden und Indien im Süden setzen dem außenpolitischen Handlungsspielraum Bhutans enge Grenzen.
Die Beziehungen zu Indien waren in der Vergangenheit nicht ohne Spannungen. Der Bau strategischer Straßen im Lande in den 1960er Jahren erfolgte auf Drängen Indiens. Militärisch besteht eine enge Zusammenarbeit (u.a. Waffenlieferungen, Ausbildungshilfe). Wirtschaftlich sind beide Länder eng miteinander verflochten: die Währungen Indiens und Bhutans sind im Verhältnis 1:1 aneinander gekoppelt. Der Beitritt Bhutans zu internationalen Organisationen (UNO, Blockfreien-Bewegung, IMF, Weltbank, FAO) erfolgte auch vor dem Hintergrund des Versuches, sich vom Einfluss Indiens außenpolitisch zu emanzipieren.
Die Beziehungen zur Volksrepublik China sind trotz einer ungeregelten Grenzziehung zwischen beiden Ländern relativ unbelastet. Die Grenzen zwischen beiden Ländern wurden 1959 (von Bhutan) geschlossen, China baut jedoch Straßen auf bhutanesischem Territorium, was schon desöfteren zu kleinen Spannungen geführt hat. Von China angebotene Entwicklungshilfe wurde von Bhutan bislang aus Rücksicht auf Indien abgelehnt. Bhutan und China verfügen über keine diplomatischen Beziehungen.
Die Beziehungen zu Nepal sind seit der Ausweisung bzw. Flucht (1990) von mehr als 100.000 Süd-Bhutanesen nepalischer Abstammung erheblich belastet. Die im Südosten Nepals lebenden Flüchtlinge werden durch UNHCR-Hilfslieferungen versorgt. Bilaterale Gespräche zwischen Thimphu und Kathmandu über eine zumindest teilweise Rückführung der Flüchtlinge verliefen bislang ohne Ergebnis.
Die Zusammenarbeit mit der Schweiz und mit Österreich ist unter allen Ländern Europas, die Entwicklungshilfe an Bhutan leisten, besonders hervorzuheben. Beide Länder stehen für eine beispielhafte Entwicklungskooperation, da sie vor dem Hintergrund ähnlicher topographischer Verhältnisse prädestiniert sind, optimale Lösungen für Bhutans Probleme zu entwickeln.
Die Entwicklungszusammenarbeit Österreichs ÖEZA engagiert sich in folgenden Sektoren:
- Energie: Errichtung der zwei Wasserkraftwerke Rangjung und Basochhu.
- Hochgebirgsökologie: wissenschaftliche Kooperation im Gebirge.
- Tourismus: sanfter Tourismus.
- Kultur: Erhaltung des Kulturerbes.
Die Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz, die von HELVETAS abgewickelt wird, konzentriert sich in folgenden Sektoren:
- Landwirtschaft (Pferdezucht, Viehzucht, Käseherstellung).
- Brückenbau.
- Ausbildung im Landwirtschaftssektor.
Verwaltungsgliederung
Bhutan gliedert sich in vier Verwaltungsregionen (dzongdey), die wiederum in insgesamt 20 Distrikte (dzongkhag) aufgeteilt sind. Diese sind mit Ausnahme des Distriks Bumthang (Hauptstadt Jakar) nach ihren Hauptstädten benannt worden. Einige große dzongkhags werden zudem weiter in Kreise (dungkhag) gegliedert.
Wirtschaft
Die volkswirtschaftliche Basis von Bhutan ist schmal. Die Landwirtschaft ist nicht produktiv und wird weitgehend durch Subsistenzniveau bestimmt. Reisüberschüsse werden nicht produziert, vielmehr ist die Regierung gezwungen, Reis zur Versorgung der Bevölkerung zu importieren. Mit dem zu erwartenden Bevölkerungswachstum wird sich Bhutan künftig mit Problemen der Nahrungsmittelversorgung konfrontiert sehen.
Schwerpunkt der landwirtschaftlichen Produktion ist der Süden Bhutans. Die Flucht/Vertreibung von mehr als 100.000 Süd-Bhutanern (1990-1991) führte dort zu Einbrüchen in der Reisproduktion. Mit der Neuansiedlung von Ngalongs aus West-Bhutan soll dieses Problem behoben werden. Kleine Industriebetriebe (Zement, Holzverarbeitung, Konserven) konzentrieren sich überwiegend in Süd-Bhutan.
Grosse Bedeutung als Devisenbringer genießt die von Wasserkraftwerken erzeugte Stromproduktion, die überwiegend exportiert wird (Indien, Bangla Desh). Das 1986 in Betrieb genommene Chukha-Kraftwerk (Leistung 336 MW) trägt zu einem erheblichen Teil (2005: 40 Prozent) zur Finanzierung des Staatshaushaltes bei.
Bhutan weist ein deutliches regionales Entwicklungsgefälle auf. Während der Westen wirtschaftlich von Wasserkraftprojekten und mit Thimphu als Zentrum politischer Entscheidungen von der Verteilung der Entwicklungshilfe-Gelder profitiert, sind Zentral- und Ost-Bhutan hingegen wirtschaftlich deutlich zurückgeblieben.
Statistisch betrachtet gilt Bhutan als eines der ärmsten Länder der Erde. Dennoch liegt das durchschnittliche pro-Kopf-Einkommen seiner Bevölkerung deutlich höher als in den Nachbarländern Indien und China. König Jigme Singye Wangchuk prägte in diesem Zusammenhang das Schlagwort vom "Bruttosozialglück" seiner Bevölkerung, das er als wichtiges Ziel der Wirtschaftspolitik Bhutans formulierte. 2004 lebten 40 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze, die offiziell mit einem Jahreseinkommen von 740 Ngultrum (etwa 15 Euro) p.P. angesetzt wird.
Verkehr
Der einzige internationale Flughafen des Landes liegt im Paro-Tal. Die Hauptstadt Thimphu verfügt über einen Hubschrauberlandeplatz.
Weblinks
- http://www.auswaertiges-amt.de/laenderinfos Auswärtiges Amt, Berlin: Länderinformationen.
- http://www.bhutan.at Webseite der Bhutan-Ausstellung in Wien 1997.
- http://www.bhutannewsonline.com Aktuelle Nachrichten über Bhutan.
- http://www.drukair.com.bt Webseite der nationalen Fluggeselllschaft Druk Air.
- http://www.himalaya-forum.de Forum zum Informationsaustausch über die Himalaya-Region.
- http://www.kingdomofbhutan.com Webseite von BTCL Bhutan Tourism Corp. Ltd.
- http://www.kuenselonline.com Bhutans Wochenzeitung "Kuensel".
- http://www.wwfbhutan.org.bt Informationen über Projekte des WWF in Bhutan.
- http://www.zeit.de/2005/17/Bhutan_neu Artikel in Die Zeit.
- http://www.bhutan-gesellschaft.de
- Menschenrechte in Bhutan - Asiatische Menschenrechtskommission
- http://www.thomas-caspari.com/bhutan/landeskunde/index.htm Detaillierte Informationen zu Land & Leuten
Literatur
- Aschoff, Jürgen C.: Tibet, Nepal und der Kulturraum des Himalaya (mit Ladakh, Sikkim und Bhutan). Kommentierte Bibliographie deutschsprachiger Bücher von 1627 bis 1990 (Aufsätze bis zum Jahre 1900). Garuda Verlag, Dietikon/Schweiz 1992. ISBN 3-906139-07-7. Auch im Internet.
- F. Binder/W. Rode: Bhutan - Koenigreich des Donnerdrachens (2002).
- Gisela Bonn: Bhutan - Kunst und Kultur im Reich der Drachen (1988).
- Martin Brauen: Irgendwo in Bhutan, wo Frauen (fast immer) das Sagen haben (1994).
- Tom O. Edmunds: Bhutan - Land des Donnerdrachens (1991).
- Katie Hickman: Im Tal des Zauberers. Innenansichten aus Bhutan (1990).
- Michel Peissel: Zu Fuss durchs Mittelalter - Wunderland Bhutan (2001).
- Francoise Pommaret: Bhutan-Reiseführer (1998).
- Schicklgruber, Chr./Pommaret, F. (Hrsg.): Bhutan - Festung der Götter (1997).
- Herbert Wilhelmy: Bhutan - Land der Klosterburgen (1990).
- Jamie Zeppa: Bhutan - Mein Leben in der Festung der Götter (2002).