Carlo Maria Martini
Carlo Maria Kardinal Martini SJ (* 15. Februar 1927 in Turin, Italien; † 31. August 2012[1] in Gallarate, Provinz Varese, Italien) war Erzbischof von Mailand.

Leben
Martini trat im Alter von 17 Jahren, am 25. September 1944, der Ordensgemeinschaft der Jesuiten bei. Anschließend studierte er Philosophie an der Philosophischen Fakultät Aloisianum in Gallarate und Katholische Theologie an der Zheologischen Fakultät in Chieri. Am 13. Juli 1952 empfing er durch Maurilio Kardinal Fossati das Sakrament der Priesterweihe.
Anschließend absolvierte er ein Aufbaustudium und wurde 1958 nach Verteidigung seiner Dissertationsschrift Il problema storico della Risurrezione negli studi recenti („Das historische Problem der Auferstehung in den Gegenwartsstudien“) an der Päpstlichen Universität Gregoriana mit dem Prädikat summa cum laude zum Dr. theol. promoviert. Nach einigen Jahren als Dozent an der Fakultät in Chieri kam er nach Rom zurück und promovierte am Päpstlichen Bibelinstitut, wiederum summa cum laude, mit der Arbeit Il problema della recensionalità del codice B all luce del papiro Bodmer XIV. Nach einer Zeit als Professor und Dekan am Bibelinstitut wurde er dort 1969 Rektor bis 1978, als er in der Nachfolge von Hervé Carrier zum Rektor der Päpstlichen Universität Gregoriana berufen wurde.
Als Wissenschaftler veröffentlichte er verschiedene Bücher und Artikel. Erwähnenswert ist, dass er das einzige katholische Mitglied des ökumenischen Komitees war, das die neue griechische Ausgabe des Neuen Testamentes, dem Novum Testamentum Graece, vorbereitete. Seine Bücher über spirituelle Übungen sind wegen ihrer Originalität und ihres Stiles sehr geschätzt und werfen ein neues Licht auf den traditionellen spirituellen Weg des Ignatius.
Papst Johannes Paul II. ernannte Martini am 29. Dezember 1979 zum Erzbischof von Mailand und spendete ihm am 6. Januar 1980 im Petersdom die Bischofsweihe. Im Konsistoriums vom 2. Februar 1983 nahm er ihn als Kardinalpriester mit der Titelkirche Santa Cecilia in das Kardinalskollegium auf.
Am 11. Juli 2002 emeritierte er mit Erreichen der Altersgrenze als Erzbischof von Mailand. Sein Nachfolger wurde Dionigi Tettamanzi. Martini lebte seitdem in Jerusalem, wo er sich dem Gebet und dem Bibelstudium widmete. Er litt in seinen letzten Lebensjahren unter einer Form der Parkinson-Krankheit.
Er war Teilnehmer am Konklave 2005, für das er selbst als papabile galt, aus dem jedoch Joseph Kardinal Ratzinger als Papst Benedikt XVI. hervorging.
Positionen und Haltungen
Mehrmals äußerte Kardinal Martini den Wunsch nach der regelmäßigen Abhaltung von Konzilien alle zwanzig oder dreißig Jahre[2] Er plädiert dafür, da bereits das Konzil von Konstanz in seinem Edikt Frequens zu Beginn der Neuzeit regelmäßige Konzilien gefordert habe, wobei jeweils nur ein oder zwei Themen behandelt werden sollen. Für die drängendsten Themen hält Martini aktuell den Umgang der Kirche mit Geschiedenen sowie eine Wiederbelebung des Bußsakraments.
In seinem 2012 erschienenen Buch fordert Martini – wie zuvor beispielsweise der deutsche katholische Bischof Robert Zollitsch – eine staatliche Anerkennung homosexueller Paare zuzulassen und zu befürworten.[3]
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Gli esercizi ignaziani alla luce di San Giovanni
- L’itinerario spirituale dei Dodici nel Vangelo di San Marco
- Gli esercizi ignaziani alla luce di San Matteo
- Gli esercizi spirituali alla luce di San Luca
- Vita di Mosé, vita di Gesù, esistenza pasquale.
- Discorso alla Chiesa
- Il riposo della columba
- Che cosa è l’uomo perché te ne curi
- Davide peccatore e credente
- È il Signore
- I sacramenti
- La bellezza che salva
- La Chiesa
- Le beatitudini
- Le virtù
- Notti e giorni del cuore
- Padre nostro
- Testimoni del risorto con Pietro
- La Cattedra dei non credenti
- La Preghiera e la Vita
- La Parola di Dio alle origini della Chiesa
- Due pellegrini per la giustizia
- Carlo Maria Martini, Umberto Eco: Woran glaubt, wer nicht glaubt? Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-36160-3
- Kardinal Carlo M. Martini, Georg Sporschill: Jerusalemer Nachtgespräche. Über das Risiko des Glaubens, Freiburg 2008, ISBN 978-3-451-05979-7 (Herder Spektrum 5979)
- Carlo Maria Martini, Mein Leben. Neue Stadt-Verlag, München 2007, ISBN 978-3-87996-693-6
- Carlo Maria Martini, Ohne Tugend geht es nicht. Was unsere Gesellschaft braucht. Neue Stadt-Verlag, München 2009, ISBN 978-3-87996-770-4
- Carlo Maria Martini, Auch die Seele kennt Tag und Nacht. Ermutigungen. Neue Stadt-Verlag, München 2011, ISBN 978-3-87996-908-1
Ämter und Auszeichnungen
- Relator of the 6th General Assembly of the Synod of Bishops (1983).
- Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik, 1986
- Präsident des Rates der europäischen Bischofskonferenzen von 1986 bis zum 15. April 1993.
- Ehrendoktorwürde der russischen Akademie der Wissenschaften am 5. Oktober 1999
- Preis Prince des Asturies 2000 of Social Sciences, Spanien, Oktober 2000.
- Preis Europa dell’anno 2000, Dezember 2000.
- Mitglied der päpstlichen Akademie der Wissenschaften, November 2000.
- Ehrendoktorwürde der Hebräischen Universität Jerusalem, 2006.
- Premiolino 2010, italienischer Journalistenpreis
Mitgliedschaft in der römischen Kurie
Carlo Maria Martini war Mitglied folgender Institutionen der römischen Kurie:
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ E’ morto il cardinale Martini biblista che parlava alla gente; Il Messsaggero vom 31. August 2012
- ↑ Kardinal Martini für regelmäßige Konzilien; Meldung von Radio Vatikan beim domradio.de vom 13. Juli 2009.
- ↑ Wolfgang Bergmann: Schwule Partnerschaft: Kardinal gegen Kardinal; Artikel im Standard, 26. März 2012
Personendaten | |
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NAME | Martini, Carlo Maria |
ALTERNATIVNAMEN | Martini, Carlo Maria Kardinal (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | italienischer Ordensgeistlicher und Bibelwissenschaftler, Erzbischof von Mailand, Kardinal |
GEBURTSDATUM | 15. Februar 1927 |
GEBURTSORT | Turin, Italien |
STERBEDATUM | 31. August 2012 |
STERBEORT | Gallarate, Italien |