Bronisław von Poźniak
Bronislaw Ritter von Pozniak (Aussprache:[pɔʑɲ̩ak]) (poln. Bronisław Poźniak,) (* 26. August 1887 in Lemberg; † 20. April 1953 in Halle (Saale)) war ein österreichisch-deutscher Pianist polnischer Abstammung, Klavierpädagoge, Musikschriftsteller und Herausgeber.
Leben und Wirken
Bronislaw von Pozniak wurde in Lemberg im österreichischen Teil des damals geteilten Polen als 7. Kind eines aus polnischem Adel stammenden Ingenieurs geboren. Die Mutter kam aus einfachen Verhältnissen. Das frühe Interesse des jungen Bronislaw für Musik stieß bei den Eltern zuerst auf wenig Gegenliebe, da man für ihn die Beamtenlaufbahn vorgesehen hatte. Da sich aber sein Talent für die Musik, insbesondere für das Klavierspiel immer stärker zeigte, gaben die Eltern den Widerstand allmählich auf. Nach dem Umzug der Familie nach Krakau erhielt er Unterricht bei renommierten Pädagogen des Konservatoriums wie Felicjan Szopski, Jerzy Lalewicz und Władysław Żeleński. [1] Nach dem Abitur besuchte er in Krakau die Handelshochschule, die er nach 2 Semestern mit der Staatsprüfung abschloss. Nur unter dieser Bedingung stimmte der Vater der Künstlerlaufbahn zu. Nach ersten künstlerischen Erfolgen in Lemberg und später in Krakau, setzte Pozniak sein Studium unter finanziellen Opfern des Vaters in Berlin fort. Arthur Rubinstein hatte Pozniak seinen eigenen Lehrer Heinrich Barth (1847-1922) empfohlen, einen unerbittlichen, von vielen gefürchteten Klavierprofessor an der Hochschule für Musik Berlin, der so bedeutende Schüler wie Wilhelm Kempff und Heinrich Neuhaus hatte. [2] Hier in Berlin wurden die Grundlagen für die wichtigsten Komponenten von Pozniaks späterem Wirken gelegt. Neben dem solistischen Konzertieren waren dies vor allem sein großes Interesse für pädagogische Betätigung (er begann schon während des Studiums am Ochs-Eichelberger Konservatorium in Berlin zu unterrichten) und seine Leidenschaft für die Kammermusik, die dann zur Gründung von Klaviertrios in wechselnden Besetzungen in der Streichergruppe führte. Materielle Not begleitete die künstlerischen Aktivitäten des nun selbständigen Musikers in Berlin.Im Januar 1915 übernahm Pozniak eine Klavierklasse am Konservatorium in Breslau. Die schlesische Hauptstadt sollte für die nächsten 30 Jahre bis zur Flucht bzw. Vertreibung Anfang Februar 1945 die Hauptwirkungsstätte Pozniaks bleiben. Von 1918 bis 1936 war Pozniak am Schlesischen Konservatorium tätig und übernahm auch die Meisterklasse für Pianisten als diese Institution 1936 in die Landesmusikschule umgewandelt wurde. Von 1919-1925 unterrichtete Pozniak außerdem am Cieplik-Konservatorium im oberschlesischen Beuthen und von 1929-1931 hatte er die Leitung der Meisterklasse am Konservatorium des Polnischen Musikvereins in Lemberg, die er einmal monatlich von Breslau aus versorgte. [3]. Dies war eine besondere Ehrung, war es doch die Klasse, die einst der Chopinschüler Karol Mikuli betreute. Zusammen mit dem Musikwissenschaftler Arnold Schmitz setzte sich Pozniak für die Schaffung des Hochschulinstituts für Musikerziehung und Kirchenmusik an der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau ein und wurde auch dort Leiter einer Klavierklasse. Das ausgedehnte pädagogische Wirken Pozniaks speziell in Breslau, aber auch in anderen Teilen Schlesiens und der große Erfolg seiner Schüler [4]. machten ihn zu einem gesuchten Klavierlehrer, zu dem Schüler aus allen Teilen des Landes und besonders der östlichen Länder strömten. Von den zahlreichen Schülern war der erfolgreichste Josef Wagner (Preisträger des 2. Internationalen Chopinwettbewerbs 1932 in Warschau. [5]. [6] . Auch Hans Otte, Hans Pischner, Gerhard Wohlgemuth und Edmund von Borck waren Schüler Pozniaks.[7]. Zu diesem pädagogischen Wirken kamen eine nicht minder intensive solistische Betätigung und vor allem Konzertreisen mit seinem Trio in die wichtigsten Städte Europas. Das Pozniak-Trio, das in wechselnden Besetzungen [8] spielte, zählte zu den besten Kammermusikvereinigungen Europas. Es verfügte über ein großes Repertoire und setzte sich immer wieder für die zeitgenössische Musik und die Musik slavischer Komponisten ein. Weil Pozniak mit jüdischen Künstlern musizierte kam er auf die Schwarze Liste der nationalsozialistischen Machthaber und wurde ein Jahr lang vom Dienst am Hochschulinstitut suspendiert, dann aber wieder eingestellt. Auch seine solistische Tätigkeit und die Auftritte mit dem Pozniak-Trio wurden aus demselben Grund in Schlesien boykottiert und er musste sich in zwei Gestapo-Prozessen verantworten.
Literatur
- Maria Zduniak, Bronisław Poźniak (1887-1953). In: Karlheinz Schlager (Hrsg.), Festschrift Hubert Unverricht zum 65. Geburtstag. Hrsg.. Verlag Hans Schneider, Tutzing, 1992. S. 339-349.
- Maria Zduniak, O autobiografii Bronisława Poźniaka (1887-1953).2 In: Zeszyt Naukowy Akademii Muzycznej im. Karola Lipińskiego we Wrocławiu 65. Wrocław, 1995. S. 105-129.
- Hans Joachim Moser, Chopin. In: Musikgeschichte in hundert Lebensbildern. Reclam-Verlag, Stuttgart, 1952.
- Walter Niemann, Meister des Klaviers. Die Pianisten der Gegenwart und der letzten Vergangenheit. Schuster und Löffler, Berlin, 1919.
- Gregor Piatigorsky, Mein Cello und ich und unsere Begegnungen mit Béla Bartók, Sir Thomas Beecham, Pablo Casals... Wunderlich, Tübingen, 1968. ( Piatigorsky beschreibt hier sein Verhältnis zu Pozniak und dem Pozniak-Trio, dem er zeitweise angehörte).
- Pozniak, Bronislaw, Ritter von. In: Hans-Joachim Moser, Musiklexikon. Verlag Max Hesse, Berlin, 1935, 1943, 1951.
- Breslau. In: MGG (=Die Musik in Geschichte und Gegenwart : allgemeine Enzyklopädie der Musik). Sachteil, Bd. 2. Bärenreiter/Metzler. Kassel/Stuttgart. (Falsche Angabe des Geburtsjahres Pozniaks!).
- Pozniak, Bronislaw von. In: Frank-Altmann, Kurzgefasstes Tonkünstler-Lexikon. 15. Aufl. Bd.2. Heinrichshofen, Wilhelmshaven, 1978. (Falsche Angabe des Geburtsjahres Pozniaks!).
- Pozniak, Bronislaw, Ritter von. In: Wilibald Gurlitt (Hrsg.), Riemann- Musiklexikon. 12. Aufl. Personenteil L-Z. Verlag Schott, Mainz, 1961. (Falsche Angabe der Aussprache des Namens!).
Werke, Editionen, Tondokumente
- Bronislaw v. Pozniak, Das ABC des Klavierspielers. L. Oemigkes's Verlagsbuchhandlung, Berlin- Breslau, 1936.
- Bronislaw v. Pozniak, ABC des Klavierspielers. 2. erweiterte Aufl. Robert Forberg Musikverlag, Leipzig, 1948.
- Bronisław Poźniak, ABC pianisty. Przekład: Bogdan Zieliński, Izabella Zielińska. Ars Nova, Poznań, 1992. (Polnische Übersetzung der 1. deutschen Auflage von 1936).
- Bronislaw v. Pozniak, Chopin. Praktische Anweisungen für das Studium der Chopin-Werke. In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Chopin-Komitee Berlin herausgegeben. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale), 1949.
- Bronislaw v. Pozniak, Lebenserinnerungen. Hrsg. von Cristina v. Pozniak-Bierschenk. Privatdruck. Osnabrück, 1985. Nachdruck 2006.
- Bronislaw v. Pozniak (Hrsg.), Frédéric Chopin, Klavierwerke. Neuausgabe. Edition Peters, Leipzig 1949 ff. (Einzelheiten s. Weblinks)
- Bronislaw v. Pozniak (Hrsg.), Ludwig van Beethoven, Sonaten für Klavier Bd1 (Sonaten 1-14). Instruktive Neuausgabe nach dem Urtext. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale). In die Edition Peters Collection Litollf Nr. 5605 übernommen. Leipzig, 1953. (Einzelheiten s. Weblinks)
- Bronislaw v. Pozniak (Hrsg), Klaviermusik russischer und sowjetischer Meister. Edition Peters, Leipzig, 1953. (Einzelheiten s. Weblinks).
- Die wenigen vom Pozniak-Trio erhaltenen Tondokumente sind über das Deutsche Musikarchiv, Leipzig recherchierbar. (Einstieg über DNB-Portal, s. Weblinks). Eine Aufnahme von 1939 von Antonin Dvořak, Klaviertrio in e-Moll op. 90 genannt "Dumky"-Trio, befindet sich im Narodowe Archivum cyfrowe, Warschau (www.nac.gov.pl.) unter der Signatur 33-P-295. Die Aufnahme von 1926 von Ludwig van Beethoven, Schottische Volkslieder op. 108 auf CD überspielt in: The Art of Emmi Leisner (Preiser Records, Lebendige Vergangenheit 89210). ( Aufnahme auch im Deutschen Musikarchiv vorhanden). Die Soloaufnahmen mit Werken von Frédéric Chopin, die Pozniak laut eigener Aussage in seinen Lebenserinnerungen für Hupfeld Phonola gemacht hat, konnten bis jetzt nicht ermittelt werden.
Weblinks
- Musiknoten von Bronisław von Poźniak im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
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Anmerkungen
- ↑ Maria Zduniak, Bronisław Poźniak (1887-1953). In: Karlheinz Schlager (Hrsg.), Festschrift Hubert Unverricht zum 65. Geburtstag. Verlag Hans Schneider. Tutzing, 1992. S. 339.
- ↑ Wolfgang Rattert und Dietmar Schenk (Hrsg.), Pianisten in Berlin. Klavier und Klavierausbildung seit dem 19. Jahrhundert. HdK-Archiv, Bd. 3. Hochschule der Künste Berlin, 1999. S. 51.
- ↑ Maria Zduniak (1992) S. 340.
- ↑ s. das Kapitel Meine Schüler in den Lebenserinnerungen.
- ↑ Sekretariat des V. Internationalen Fryderik Chopin Klavierwettbewerbs (Hrsg.), Die internationalen Chopin Klavierwettbewerbe in Polen. Warschau, 1954.
- ↑ http://pl.chopin.nifc.pl/institute
- ↑ Ausführliche Schülerliste in: Bronislaw v. Pozniak, Chopin. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale), 1949. S. 160. (In späteren Nachdrucken nicht mehr enthalten).
- ↑ s. Kapitel Mein Trio in den Lebenserinnerungen. Zu den bekannteren Triopartnern gehörten in der Streichergruppe die Geiger Rudolf Deman, Géza de Kreuz, Karl Freund, Eugen Forster, Hans Bastiaan, sowie die Cellisten Heinz Beyer, Joseph Schuster, Jascha Bernstein, Bernhard Günther, Sigrid Succo und Gregor Piatigorsky. s. auch das Altenberg Trio- Archiv unter http://www.altenbergtrio.at mit nicht immer zuverlässigen Daten.
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Poźniak, Bronisław von |
| ALTERNATIVNAMEN | Poźniak, Bronisław; Poźniak, Bronisław Ritter von |
| KURZBESCHREIBUNG | österreichisch-deutscher Pianist polnischer Abstammung |
| GEBURTSDATUM | 26. August 1887 |
| GEBURTSORT | Lemberg |
| STERBEDATUM | 20. April 1953 |
| STERBEORT | Halle (Saale) |