Araber (Pferd)

Überbegriff für ein Pferd arabischen Ursprungs
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Der Araber gehört zur Gruppe der Vollblüter. Es werden die Rassen Vollblutaraber, Shagya-Araber, Angloaraber und Arabisches Halbblut unterschieden, wobei die drei letztgenannten Rassen einen mehr oder weniger großen Anteil an Arabischem Vollblut aufweisen. In deutschen Abstammungspapieren wird der Vollblutaraber durch ein ox hinter dem Namen gekennzeichnet.

Araber
Araberstute
wichtige Daten
Ursprung: Arabische Halbinsel
Hauptzuchtgebiet: Das Arabische Pferd wird weltweit gezüchtet und verbindet Mensch aller Kontinente.
Verbreitung: Weltweit verbreitet
Stockmaß: 140 - 156 cm
Farben: meist Schimmel, aber auch Füchse und Braune, selten Rappen
Haupteinsatzgebiet: Reit- und Freizeitpferd, im Pferdesport insbesondere im Distanzsport allen anderen Pferderassen überlegen. In der Zucht eingesetzt auch zur Veredelung von Sportpferden
Brandzeichen

Besondere Merkmale des Vollblutarabers sind eine insgesamt edle Erscheinung, ein kleiner Kopf mit breiter Stirn, ein hoher Schweifansatz, häufig ein konkaves Nasenbein (Hechtkopf), ein schön gewölbter, gut aufgesetzter Hals, große Augen und Nüstern. Ihr Stockmaß liegt zwischen 146 cm und 155 cm.

 
Hadban Enzahi OX
 
Araberstute

Sie gelten als robust, genügsam, intelligent, menschenbezogen, lebhaft und schön. Diese Eigenschaften machten sie weltweit zu einer der beliebtesten Freizeitpferderassen. Araber werden wegen ihrer überragenden Ausdauer, Härte und Schnelligkeit aber auch im Distanz- und Rennsport eingesetzt. In der arabischen Welt gelten besonders edle Tiere als Statussymbol.

 
Profil eines Arabers

Vollblutaraber wurden seit dem 7. Jahrhundert auf der arabischen Halbinsel in Reinzucht, d.h. ohne Fremdbluteinfluss gezüchtet. Dies wird von Anhängern dieser Rasse zumindest behauptet und erscheint aus religiösen Gründen auch plausibel zu sein, weil der Prophet Mohammed es seinerzeit zur religiösen Pflicht machte, die eigenen Pferde rein (asil) zu züchten. Anlass dazu waren militärische Niederlagen, die er anfangs gegen seine Gegner erlitt, weil diese besser beritten waren als seine eigene Kavallerie. Das Arabische Pferd gilt deshalb als die älteste Zuchtrasse der Welt, eine großartige Kulturleistung der Beduinen der Arabischen Halbinsel, die die weltweite Pferdezucht bis auf den heutigen Tag beeinflusst. Im 19. Jahrhundert sandten europäische Fürstenhäuser aufwendige Expeditionen nach Syrien und auf die Arabische Halbinsel, um originale Araberpferde direkt bei den Beduinen in der Wüste zu kaufen und nach Europa zu importieren. Dort wurden sie in der eigenen Landespferdezucht als Veredler aber auch in der Reinzucht eingesetzt. Als Beispiel sei das Privatgestüt Weil des Königs Wilhelm I. von Württemberg genannt, das 1817 gegründet wurde und so bekannte Pferde wie Murana I, Tajar und Bairactar aus Arabien importierte. Nachkommen dieser Pferde finden sich noch heute im Haupt- und Landgestüt Marbach, dessen berühmte Araber auf die Weiler Zucht zurückgehen, und in allen Sportpferderassen der Welt. Zu erwähnen ist auch das etwas später gegründete britische Crabbet Park Arabian Stud, das ebenfalls weltweite Bedeutung erlangte. Eingeschleppte Seuchen sowie die Einführung des Automobils und des Gewehres Anfang des 20. Jahrhunderts rissen tiefe Wunden in die Population des arabischen Pferdes in seinem Ursprungszuchtgebiet. Der reine, asile Araber drohte in seiner Heimat auszusterben. Die meisten Gestüte befinden sich deshalb heutezutage in den USA, Großbritannien, Ungarn, Polen und Deutschland. In den letzten Jahren haben aber insbesondere die Herrscherfamilien in den Golfstaaten dieses arabische Kulturgut wiederentdeckt und mit aus der ganzen Welt importierten Pferden die Zucht auf der Arabischen Halbinsel zu neuem Leben erweckt.

Eine Ausnahme stellen die Emire von Bahrain dar, die seit Hunderten von Jahren ohne Unterbrechung ein Gestüt auf ihrer Insel unterhalten, in dem sie so seltene Stutenstämme wie Al-Jellabieh und Al-Kray aus reiner Wüstenzucht bewahren, die kein importiertes Blut aus der westlichen Welt in sich führen und deshalb einzigartig sind. Diese Pferde ähneln angeblich den ursprünglichen, von den Beduinen gezüchteten Wüstenpferden. Auch in Saudi Arabien, Syrien und bei den Tahawi-Beduinen in Ägypten soll es vereinzelt noch reine Wüstenaraber geben.

Darüber hinaus erhielt sich in Ägypten in einigen Privatgestüten der Könige und reicher Pashas und später in einem staatlichen Gestüt eine weitgehend reine Zucht edler arabischer Pferde. Sie gehen zum Teil auf Importe der Mamelucken-Herrscher des 19. Jahrhunderts aus der Wüste zurück. Diese ägyptischen Pferde erlangten in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts weltweit ihrer Schönheit und Seltenheit wegen große Popularität und wurden zu horrenden Preisen gehandelt. Dieser Boom ist mittlerweile abgeebbt.

In Deutschland betreut der Verband der Züchter und Freunde des Arabischen Pferdes (VZAP) in Hannover die Zucht aller arabischen Rassen (Vollblutaraber, Shagya-Araber, Angloaraber und Arabisches Halbblut) und ist mit rund 3.400 Mitgliedern und rund 4.000 eingetragenen Zuchtpferden einer der weltweit größten Mitgliedsverbände der World Arabian Horse Organisation (WAHO). Die WAHO erkennt pro Land immer nur einen Zuchtverband an. Dies ist in Deutschland der VZAP. Präsident der WAHO ist zur Zeit Dr. Hans Joachim Nagel aus Deutschland, der viele Jahre auch dem VZAP vorstand. Der VZAP ist in Zuchtbezirke untergliedert. Die Zuchtbezirke orientieren sich in ihrer Zuständigkeit weitgehend an den Landesgrenzen und bieten ihren Mitgliedern vielfältige Möglichkeiten der Weiterbildung, Geselligkeit und der Beschäftigung mit ihren Pferden.

Araber werden seit jeher zur Veredlung anderer Rassen herangezogen. Auch in der Warmblutzucht werden immer wieder arabische Hengste eingesetzt, um Härte, Gesundheit, Ausdauer, Umgänglichkeit und Schönheit zu bewahren und zu fördern. Als Beispiele seien die Hengste Amurath, Priboj, Ramzes und Bajar genannt. Das englische Vollblut stammt unmittelbar von nur drei Araberhengsten ab.

Siehe auch:

Liste der Pferderassen