Anton Johann Nepomuk Seder (* 1850; † 1916) war Kunstprofessor und Direktor der Kunsthandwerkerschule in Straßburg.
Werdegang
Mit 19 Jahren schrieb sich der Sohn eines Beschaumeisters in die Matrikel der Akademie der Bildenden Künste München ein.[1] Vor seiner Berufung zum Direktor an die Städtische Kunstgewerbeschule Straßburg hatte der 40jährige Seder an der Kunstgewerbeschule Technikum Winterthur unterrichtet und sie auch von 1878 bis 1882 geleitet. Sein Bruder war der Architekt Adolf Seder (1842–1881), einer seinerzeit sehr bekannten Persönlichkeit im renommierten Bayerischen Kunstgewerbe-Verein in München.[2] Ebenso künstlerisch begabt wie sein älterer Bruder Adolf wurde Anton Seder im Jahre 1890 Direktor der Schule für Kunsthandwerker in Straßburg, die französische Stadt, welche in jener Zeit zu Elsass-Lothringen, dem ehemaligen deutschen Reichsland (1871–1918) gehörte.
Anton Seder gilt als einer der qualifiziertesten Vertreter des Jugendstils, einer Kunstrichtung, die nach der Münchner Zeitschrift Jugend benannt wurde. Seine vielseitigen Begabungen ließen ihn zunächst als Bildhauer an der Königlichen Kunstakademie in der bayerischen Metropole, als Dekorateur an der Kunstgewerbeschule, als Architekt und auch bei seinem Bruder arbeiten. Mehrere Aufenthalte in Italien und seine Ausbildung in München waren seiner beruflichen Entwicklung zum Professor und Direktor in Straßburg förderlich. Seder widmete sich in seinem künstlerischen Schaffen der Pflanze in Kunst und Gewerbe und dem Tier in der dekorativen Kunst sowie naturalistischen Dekorationsmalereien.
Berühmt wurde der von Seder gezeichnete Entwurf und im Atelier des Hofgoldschmiedes Theodor Heiden 1896 in München ausgeführte Ehren-Wanderpreis für deutsche Männergesangvereine, den Kaiser Wilhelm II., wie 1895 durch Erlass angekündigt, gestiftet hatte. Bereits im Musterblatt Das Thier Nr.12 von 1895 verwendete Seder eine von ihm gestaltete Schrift im Jugendstil wie auch in der Auftragsarbeit für den Kaiserpreis, um einerseits die Namen der Liedtext-Dichter wie Arndt, Brentano, Körner, Scheffel sowie Uhland und andererseits auch die der Komponisten Brahms, Jensen, Koschat, Schubert und Schumann in dekorativen Versalien zu gestalten. Die Goldschmiedearbeit wurde entsprechend der Zeichnung von Seder mit Edelsteinen – ein schwarzer, ein weißer Diamant und ein Rubin –, welche die Landesflagge des deutschen Kaiserreiches symbolisieren sollten, verziert. Ein Edelmetall-Schildchen wies auf den Entwurf des Jugendstilkünstlers Prof. Anton Seder für diese Arbeit hin. Auf dem I. Gesang-Wettstreit der Männergesangvereine 1899 in Kassel wurde der Wanderpreis in Form einer Kette mit Jugendstilelementen erstmals an den Sieger Kölner Männergesangverein verliehen. Auf dem IV. Wettstreit Deutscher Männergesangvereine 1913 in Frankfurt am Main wurde der Wanderpreis dem Berliner Lehrergesangverein zugesprochen und blieb seitdem bis 1945 in seinem Besitz. Ende des Zweiten Weltkrieges verschwand die goldene Kette aus einem Banksafe in Berlin-Charlottenburg und ist seitdem verschollen.
Für den ersten Jahrgang (1901) der Zeitschriftenexemplare Das Kunstgewerbe in Elsass-Lothringen entwarf Anton Seder die Einbanddecke[3] und verwendete die ihm eigenen Jugendstil-Druckschriften, wie sie in seinen Entwürfen von Ehrenketten zur Anwendung kamen:
- Ehrenkette des Metzer Bürgermeisters mit dem Wahlspruch Ludwig XIV. für diese Stadt: „Sie ist in guten Händen“
- Ehrenkette des Straßburger Bürgermeisters
- Amtskette des Rektors der Universität Straßburg
Diese Ehrenketten wurden von Kaiser Wilhelm II. gestiftet.
Quellen
- Festbuch zum I. Gesang-Wettstreit Deutscher Männergesangvereine um den von Seiner Majestät dem Kaiser und König gestifteten Wanderpreis am 25., 26. und 27. Mai 1899 in Cassel.
- Offizielles Festbuch zum IV. Wettstreit Deutscher Männergesangvereine um den von Sr. Majestät dem Kaiser und König gestifteten Wanderpreis vom 5. bis 8. Mai 1913 Frankfurt am Main.
- 75 Jahre Berliner Lehrer-Gesangverein 1887–1962.
- Jean-Claude Richez: Städtische Kunstgewerbeschule Straßburg (1889–1914) (PDF-Datei)
- Prof. Friedrich Franz Leitschuh: Das Kunstgewerbe in Elsass-Lothringen. Ludolf Beust Verlagsbuchhandlung, Straßburg Jahrgänge 1901 bis 1906; vorhanden in der Universitätsbibliothek Heidelberg (online)
Einzelnachweise
- ↑ Matrikelbuch der Akademie der Bildenden Künste 1841–1884 (Zugriff vom 9. August 2012)
- ↑ Hyacinth Holland: Seder, Adolf. In: Allgemeine Deutsche Biographie 33 (1891), S. 526–527 (online)
- ↑ Schutzumschlag zur Zeitschrift Das Kunstgewerbe in Elsass-Lothringen
Personendaten | |
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NAME | Seder, Anton |
ALTERNATIVNAMEN | Seder, Anton Johann Nepomuk |
KURZBESCHREIBUNG | Kunstprofessor und Direktor der Kunsthandwerkerschule in Straßburg |
GEBURTSDATUM | 1850 |
STERBEDATUM | 1916 |