Marburger Schule (Politikwissenschaft)

Gruppierung in der bundesdeutschen Politikwissenschaft
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Die sogenannte Marburger Schule war eine von mehreren akademischen Schule in der bundesdeutschen Politikwissenschaft.

Entstehung und Wirkung

Die Marburger Schule wurde deutlich geprägt durch den Politologen und Rechtswissenschaftlicher Wolfgang Abendroth. Dieser war 1950 an die Philipps-Universität Marburg berufen worden. Er war dort bis 1967 als einziger Vertreter der Politikwissenschaft tätig. Der Politikwissenschaftler Wilhelm Bleek ist der Auffassung, dass Abendroth im Rahmen der Lehre und Forschung seine eigenen Erfahrungen in der Politik sowie Anliegen in Mittelpunkt stellte.[1]

Innerhalb der Politikwissenschaft wurde die Marburger Schule als „radikalsozialistische[...] Schule“[2] bekannt und wahrgenommen.

Die Marburger Schule vertrat keinen genuin spezifischen theoretischen wie methodologischen Zugang zur wissenschaftlichen Forschung. Im Zentrum standen vielmehr einzelne Themenfelder, wie etwa die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung und die Parteienforschung. Jedoch gab es einen „radikaldemokratische[n] und sozialistische[n] Grundkonsens“<ref>Wilhelm Bleek: Geschichte der Politikwissenschaft in Deutschland, S. 342.</ref.

In den 1960er Jahren war die Marburger Politikwissenschaft um Abendroth eines der Zentren der Studentenbewegung. 1968 veröffentlichte Abendroth zusammen mit Kurt Lenk als Herausgeber eine von den linken Studenten vielfach genutzte Einführung in die Politikwissenschaft. Als Autoren fungierten bei dieser Angehöriges des dortigen Mittelbau.

Viele der 'Angehörigen' der Marburger Schule entstammen einem Partei- und Gewerkschaftsmilieu, dass insbesondere sozialdemokratisch geprägt war.<ref>Vgl.: Wilhelm Bleek: Geschichte der Politikwissenschaft in Deutschland, S. 342f..</ref.

Charakteristisch für die Marburger Schule ist, dass ihre bekanntesten Vertreter in der Marburger Politikwissenschaft ihre gesamte akademische Karriere verbrachten, angefangen von der studentischen Hilfskraft bis hin zur Professur. Beispielhaft herifür sind Frank Deppe, Georg Fülberth, Reinhard Kühnl sowie Peter Römer.<ref>Vgl.: Wilhelm Bleek: Geschichte der Politikwissenschaft in Deutschland, S. 343.</ref.

Die Marburger Schule war geprägt von einer kritischen Einstellung gegenüber der Kritischen Theorie der sogenannten Frankfurter Schule. Dennoch promovierte Jürgen Habermas 1961 bei Abendroth, nachdem Max Horkheimer dessen Promotion ablehnte.

Einzelnachweise

  1. Vgl.: Wilhelm Bleek: Geschichte der Politikwissenschaft in Deutschland, München 2001, S. 341.
  2. Wilhelm Bleek: Geschichte der Politikwissenschaft in Deutschland, S. 341.