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Benutzer:Maya/Prähistorische Religion

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"Schwimmende Rentiere" aus dem Magdalenien

Prähistorische Religion bezeichnet das religiös-kultische Weltbild der Steinzeit-Menschen.

Es wird von den meisten Wissenschaftlern angenommen, dass sowohl der Neanderthaler als auch der frühe Homo sapiens im Paläolithikum bereits eine religiös-kultische Prägung aufgewiesen haben.

Problematisch ist dabei der Begriff der Religion, da es als fraglich gilt, was in der Alt- und Jungsteinzeit überhaupt als religiös und kultisch gedeutet werden kann. In der Urgeschichtsforschung, die in den Wissenschaften hauptsächlich zur Religion der Steinzeit Deutungen liefert, wird ein Religionsbegriff kaum hinterfragt, und so reichen die Interpretationen von der empiristisch-minimalistischen Annahme, bei religiösen Vorstellungen der Steinzeit handele es sich lediglich um Manifestationen von Tätigkeiten, die über das Alltägliche und die materielle Alltagsbewältigung hinausgehen, so dass nur ein Bild von der Ordnung des Universums angenommen werden kann (Leroi-Gourhan), bis zu christlich geprägten Interpretationen, die jungsteinzeitliche Höhlenkunst als Ausdruck von Dankbarkeit einer Gottheit gegenüber sehen und an den Anfang der menschlichen Kultur eine Gotteserkenntnis als zentrales Moment stellen (Hermann Müller-Karpe). Solche Positionen entsprechen zumeist nicht der archäologischen Forschungssituation, gleichwohl sind religionswissenschaftliche Interpretationen mit einem interdisziplinären Ansatz kaum vorhanden.

Allgemein gesehen, gibt es in Bezug auf die Steinzeit keinerlei Anhaltspunkte für eine göttliche Person oder göttliche Gestalten. Es wird jedoch angenommen, dass es in der Steinzeit religiös-mythische Vorstellungen von Lauf und Sinn der Welt und des Menschen darin gab. [1]

Totenbestattungen des mittleren Paläolithikums

Im mittleren Paläolithikum erschienen die ersten bekannten Begräbnisse. In Bodenlöchern wurden die Toten begraben, oft zusammen mit Steinwerkzeugen und Teilen von Tieren. Diese Bestattungen liegen zeitlich zwischen 120.000 v.Chr. und 37.000 v. Chr. und gelten als die ältesten bekannten menschlichen Handlungen, die keinen direkten Nutzen haben, sondern sich auf eine Vorstellungswelt beziehen. Diese Bestattungen, aus denen geschlossen werden kann, dass Tote ganz bewusst begraben wurden, gelten als älteste Formen kultischer Praktiken in der Urgeschichte. Sie erscheinen sowohl beim Neanderthaler als auch beim Homo sapiens, wobei sich bei diesen beiden die Form der Begräbnisse kaum unterscheidet. Begräbnisse liegen in vielen unterschiedlichen Formen vor, die rituelle Ausgestaltung der Gräber variiert, jedoch wurde fast überall roter Ocker verwendet, der häufig von Archäologen als Farbe des Lebens und des Blutes gedeutet wird. Im Jungpaläolithikum wurde der rote Ocker dann weiterhin in zahlreichen Funden kultisch verwendet. [2]

Es gibt Merkmale dieser sehr wahrscheinlich rituellen Begräbnisse, die darauf hindeuten, dass an ein neues Leben für die Toten geglaubt wurde: Beispielsweise wurde eine Ost-West-Ausrichtung vorgefunden, die auf eine aufgehende Sonne hindeutet, ein Symbol für neues Leben, es wurden Embryonalhaltungen des Toten vorgefunden, die gleichfalls auf eine neue Geburt hinweisen und die Ockerfärbungen deuten auf die Farbe des Blutes und des Lebens hin. [3]

(Blumengrab)

Auffällig ist, dass Bestattungen zu dieser Zeit nicht allgemein üblich waren, sondern sie eine Ausnahme bildeten und Gräber zu großen Teilen nur in der Nähe von Siedlungsplätzen und Unterkünften befanden, so dass man daraus schließen könnte, dass nicht die Entsorgung der Toten im Vordergrund stand. Vielmehr könnte es sich bei den Gräbern um Kultdenkmäler handeln, die religiöse Überzeugungen ausdrückten. [4]

Welcher Art diese gewesen sind, lässt sich jedoch nicht genau ausmachen. Interpretationen reichen von Jenseitsvorstellungen zu apotropäischen Vorstellungen bis zu Ahnenkulten. Diese Interpretationen sind jedoch willkürlich, da es dafür keinelei Anhaltspunkte gibt. Weder Jenseitsvorstellungen, noch Vorstellungen von übernatürlichen Wesen, noch Vorstellungen von Ahnen lassen sich nachweisen. [5] Ein Ahnenkult z.B. ist nicht plausibel, da es sehr viele Kinder- und Fötenbestattungen gegeben hat. Die Grabbeigaben werden traditionell so gedeutet, dass sie eine Ausrüstung für ein zukünftiges Leben darstellen. Dies erscheint jedoch insofern nicht plausibel, als dass diese Beigaben willkürlich aussehen und meistens den Toten nicht betreffen. Hier kann man annehmen, dass die Beigaben de Funktion hatten, dem Verstorbenen eine gewisse Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. [6] Wahrscheinlicher ist es, dass das Weltbild der Steinzeit geprägt war von einer "Lebensliebe", die sich auf das natürliche Leben und dessen Erhaltung und Erneuerung bezog. Davon geht beispielsweise auch der Ethnologe Hans Peter Duerr aus, und andere Funde als die Gräber der Steinzeit, wie im folgenden gezeigt werden soll, lassen diesen Schluss ebenfalls zu.[7]

Auffällig ist die sog. Zweifachbestattung, die im Neolithikum dann regional weit verbreitet war. Bei dieser Bestattungsform wurde der Tote zunächst durch Verwesung oder Vögel entfleischt und dann wurde erst das Skelett bestattet. In den Anfängen dieser Zweifachbestattung wurde der Schädel abgetrennt oder es wurden einzelne Knochen und Knochenteile begraben. Der Schädel wurde vielleicht rituell weiter verwendet oder deponiert und galt vielleicht als Körperteil, das besondrs den Verstorbenen darstlte. Diese Art des Begräbnisses weist darauf hin, dass erst der skelettierte Leichnam als vollständig tot galt. [8]

Insgesamt scheinen die Begräbnisse aus dem Bedürfnis entstanden zu sein, dem Schrecken des Todes durch rituell-kultische Handlungen zu begegnen und diesen zu bannen. Die Tod-Leben-Thematik wurde dann kontinuierlich weitergeführt und ist das bestimmende Motiv jeglicher Kulturproduktion gewesen. Um diese Problematik zu bewältigen, wurde anscheinend ausschließlich an die Mächtigkeit des Kultes geglaubt. [9]

Die Fähigkeit des Neanderthalers und des Homo sapiens im mittleren Paläolithikum zur Symbolbildung und damit zur Kulturbildung wird dennoch in der Archäologie und Religionswissenschaft kontrovers gesehen. Die Religionswissenschaftlerin Ina Wunn spricht den Menschen des Mittelpaläolithikums generell diese Fähigkeit ab, und bestreitet deshalb, dass es irgendeine Religionsform zu dieser Zeit gegeben haben könnte. Die Archäologin C. Hackler hingegen schreibt schon dem Neanderthaler eine volle Kulturfähigkeit zu, aufgrund einer materiell vorhandenen und somit auch geistig-gedanklichen Kultur, die auf eine menschliche Gemeinschaft und sprachliche Kommunikationsfähigkeit hinweist. [10]

Höhlenmalereien und Skulpturen im Jungpaläolithikum

Tierbilder in Chauvet

Vor allem in Europa kam es in der Zeit von 35.000 v. Chr. bis 10.000 v. Chr. zu einem Akzentwechsel von der reinen Werkzeugproduktion zur Kunst, die als regelrechte Explosion künstlerischer Aktivität gilt. Dabei wird besonders die Höhlenmalerei als Höhepunkt eines Kulturausbruchs des Jungpaläolithikums gewertet. [11]

Der Großteil der bekannten Höhlenmalereien ist auf den frankokantabrischen Raum konzentriert (vgl. Frankokantabrische Höhlenkunst). [12]

Forschung

Der erste bedeutende französische Archäologe und Präistoriker war Abbe Henri Breuil (1877-1961). Er vertrat zwei Forschungsansätze: 1. Den ethnographischen Vergleich, bei dem nach Parallelen zwischen heutigen Kulturen wie den australischen Ureinwohnern und der Kultur des Jungpaläolithikums gesucht wird. Dieser Ansatz wird auch heutzutage noch vertreten, bedarf aber einer besonders differenzierten Analyse um subjektive Willkür auszuschließen. 2. Die Theorie von der Jagdmagie, die heute allgemein nicht mehr anerkannt ist, z.B. auch deshalb, weil die dargestellten Tiere zu großen Teilen nicht aus dem damaligen Jagdwild, wie dem Rentier, bestehen. [13]

Andre Leroi-Gourhan (1911-1986) stand Breuil kritisch gegenüber und lehnte den ethnographischen Vergleich und die Isolierung einzelner Bilder ab. Er erforschte Höhlen in ihrer Gesamtstruktur. Obwohl er die Urgeschichtsforschung in Bezug auf künstlerische Darstellungen geprägt hat, ist seine Theorie einer sexuell-symbolischen Gegensätzlichkeit der Darstellungen heutzutage nicht mehr anerkannt.[14]

Einer der führenden Archäologen und Prähistoriker heutzutage ist Jean Clottes, der auch zusammen mit David Lewis-Williams die Theorie vom schamanistischen Ursprung der Malereien aufstellte, die zwar stark kritisiert wird, dennoch aber der Forschung neue Impulse gab. [15]

Die Höhle

Tierdarstellungen

Anzunehmen ist bei Wildbeutergesellschaften, die absolut von der Natur abhängen, dass diese Abhängigkeit das zentrale Lebensgefühl darstellte. Deshalb ist es auch wahrscheinlich, dass diese Abhängigkeit von der Natur in den Symbolisierungen steinzeitlicher Kunst um dieses Thema kreisen. [16]

In Bezug auf Höhlenmalereien ist zunächst einmal festzustellen, dass Tierdarstellungen eine absolut dominierende Rolle spielen. Dabei gibt es bestimmte Ausdrucksformen: Es werden zum größten Teil Tiere dargestellt, die sich durch ihre Körpermächtigkeit auszeichnen, z.B. Bisons, Rinder, Mammuts, Nashörner, Löwen und wild bewegte Pferde. Daraus kann man schließen, dass hier der Glaube an die Lebensmächtigkeit eine tragende Rolle spielt. Wahrscheinlich hatten die Steinzeitmenschen noch nicht unsere heutige Distanz zu Tieren, so dass sie sich mit diesen identifizierten. Die Darstellung mächtiger Tiere wäre somit eine Darstellung der Sehnsucht nach menschlicher Stärke und Kraft, um das Überleben zu sichern. [17] Menschendarstellungen sind in den Höhlen wenig vorhanden, und dann nur in zwei Formen, einmal als verletzte (gespeerte) Menschen und als Tier-Mensch-Darstellungen (sog. "Zauberer"). [18]

Die Mehrzahl der in den Höhlen dargestellten Tiere besteht aus hoch entwickelten Säugetieren. Es ist anzunehmen, dass hier eine Identifikation von Menschen und Tieren vorliegt. Ein Beleg dafür ist der Knochenstab von Isturitz, auf dem die menschliche Sexualität mit der von Tieren parallelisiert wird. Außerdem stellten Tiere eine Lebensressource für die Menschen dar. Hieraus könnte sich ein Konflikt ergeben haben, dass die dem Menschen nahestehenden Tiere getötet wurden. Die Höhlenmalereien könnten also im Gegensatz zur Jagdmagie-Theorie den Zweck gehabt haben, die Tiere durch die Malereien zur Regenerierung zu bringen und den Frevel des Tötens wieder gutzumachen. Dies würde auch erklären, dass Menschen ebenfalls nur als Opfer dargestellt werden, oder Mischwesen vorkommen, die vielleicht einen Mittler zwischen Tier und Mensch darstellten und in dieser Doppelexistenz eine kultische Versöhnung vornahmen. Abgesehen von diesen Ableitungen deuten auch andere, im folgenden erläuterte Symbole auf eine solche Intepretation hin. [19]

(Vgl. auch Bärenkult)

Lunarsymbolik

Stiere in Lascaux

Auffällig ist, dass nur bestimmte Tiere dargestellt werden, Schlangen, Fische und Vögel kommen nur sehr selten vor und Kleingetier ist nirgends vertreten. Außerdem gibt es keine anderen denkbaren Szenen wie Bäume, Gestirne oder Flüsse und Berge. Die körperliche Mächtigkeit oder Schnelligkeit der dargestellten Tiere könnte grundsätzlich auf Dynamik und Vitalität hinweisen, die symbolisiert wird, ebenso sind die meisten dargestellten Tiere bewegt bis hin zu Darstellungen von gleichsam umeinander wirbelnden Tieren, es entsteht ein Eindruck von pulsierendem Leben. Ein anderes hervorstechendes Merkmal der dargestellten Tiere ist es, dass diese, abgesehen von den Pferden, alle Hörner oder Stoßzähne tragen. Die Darstellung der Hörner weist zumeist Besonderheiten auf, die auf ihre symbolische Funktion schließen lassen. [20]

Rhinozeros mit auffällig betontem Horn, Chauvet

In den Höhlen von Lascaux, Chauvet und in einigen der Dordogne werden die Hörner halbkreisförmig, dem Betrachter zugewandt und unperspektivisch dargesetellt, obwohl die Maler ansonsten Perspektiven beherrschten. Bei einigen Darstellungen ist wirken die Hörner auch wie nachträglich eingezeichnet. Es kann vermutet werden, dass hier eine Beziehung zum Mond vorliegt, insbesondere auch deshalb, weil in späteren Kulturen das Mondhorn lange ein Kultsymbol gewesen ist, z.B. die stilisierten Kulthörner in der minoischen Kultur und in Ägypten als Kuhgehörn von Hathor oder Isis. Auf eine Lunarsymbolik deuten auch viele abstrakte Zeichen hin, teilweise direkt am Rind angebracht, die eine Dreiheit ausdrücken, möglicherweise die Mondphasen von Zunahme, Abnahme und Wiedererscheinen symbolisieren. In späteren Kulturen wurde diese Dreiheit mit Leben, Sterben und Wiedergeburt assoziiert und darüber hinausgehen stellt die Lunarsymbolik ein zentrales Element bei sog. Naturvölkern dar, besonders in Nordafrika, Ägypten und dem vorderen Orient. Dies wurde bereits 1933 von Leo Frobenius dargelegt. [21]

Die Wichtigkeit der Hörner und Geweihe wird auch dadurch betont, dass die Malereien besonders die Hörner und Geweihe hervorheben und oft übertrieben grß dargestellt, im Gegensatz zum sonstigen Naturalismus der Tierdarstellungen. [22]

Dass es sich um eine Leben-Tod-Mythologie handelt wird auch durch andere Darstellungselemente symbolisiert. So wenden ein sterbender, schwarzer von Pfeilen durchbohrter Stier und ein lebender rot-schwarz umrandeter Stier einander die Köpfe entgegen, und an dem roten Stier sind ein Zeichenset von drei roten Parallelen, und im rechten Winkel dazu zwei Dreierstrichen angebracht. Gleichfalls gibt es ein Bildnis eines Stieres mit zwei Köpfen, einem sterbenden und einem lebenden Kopf. [23]

Eine Verbindung zur Sexualität besteht, trotz des angenommen kultischen Verhälnisses zum Leben, jedoch nicht, es gibt keine sexuellen Darstellungen von sich paarenden Tieren. Sollte es sich bei der steinzeitlichen Kunst um Leben-Tod-Regenerationsmythen handeln, dann würde die Regeneration und Geburt-Wiedergeburt nur mit dem weiblichen Prinzip assoziiert sein, möglicherweise gab es in dieser Periode der Menschheit noch kein Wissen um die männliche Zeugung. Auf Partheogenese kann man aufgrund der Mythen späterer Kulturen schließen, wo die Welt z.B. aus einem Ei geboren wird oder aus einer Göttin bis hin zur Jungfrauengeburt Jesu. [24] Auch die hauptsächliche Darstellung von Frauen in den Venusfigurinen deutet auf die zentrale kultische Funktion des Weiblichen hin.

Abstrakte Zeichen

Fuß- und Handabdrücke

Darstellungen von Menschen

Löwenmensch

Mischwesen, Löwenmensch

Frauenstatuetten

Venusfigurinen, Venus von Willendorf, Venusfigurinen von Gönnersdorf

So genannte Venusfigurinen sind in großer Fülle in weit ausgedehnten geographischen Räumen gefunden worden. Umstritten ist ihre Deutung. Heutzutage wird angenommen, dass es sich nicht um Göttinnen und auch nicht um Fruchtbarkeitskulte handelt. Dies wird u.a. ethnologisch und historisch begründet, da in nicht-stratifizierten Gesellschaften ein Pantheon mit einem Götterhimmel an der Spitze nicht vorkommt [25], und eine Zunahme der Fruchtbarkeit nicht im Interesse von Jäger- und Sammlerkulturen liegt. Solche Gesellschaften kennen zumeist eine Form der Geburtenkontrolle. Aus diesem Grunde sind auch Deutungen der Figurinen als Priesterinnen abzulehnen. [26] [27]

Hingegen ist in vielen ethnographischen Beispielen der Gebrauch von Figurinen als magisches Objekt, um eine Schwangerschaft herbeizuführen, bekannt, was jedoch nicht einen generellen Fruchtbarkeitskult ausdrückt. [28]

Viele der paläolithischen Venusfigurinen sind in einem häuslichen Kontext gefunden worden, in den ersten Hütten und Häusern, nahe dem Herd. In vielen traditionellen Gesellschaften haben Frauen die Rolle des Feuermachens und sind auf Haus und Familie bezogen. Der Kontext der Funde lässt darauf schließen, dass es schon im Paläolithikum solche Rollenvorstellungen gegeben hat, so dass diese Figuren weniger Göttinnen zeigen, sondern Geister, die einen symbolischen Zusammenhang des Schutzes von Haus und Herd aufzeigen. [29]

Gedeutet werden können die Frauenstatuetten, die abstrahiert nur Brüste und Steiß erkennen lassen, z.B. die Venusfigurinen von Gönnersdorf. Aus der Humanethologie sind eine Reihe von drohenden und beschwichtigenden Gesten und Körperhaltungen bekannt, die bei vielen Völkern und Ethnien auch in künstlerischen Objekten vorkommen, z.B. phallische Statuetten und Handabdrücke. Solche Objekte sind oftmals an Türen angebracht um drohende Mächte abzuwehren. Daraus kann man schließen, dass es sich bei den abstrahierten Frauenfiguren um die beschwichtigende Geste des Brustweisens und -präsentierens handelt, die somit eine religiös-magische Praktik ausdrückt. [30]

Trotz dieser Zusammenhänge könnte es auch eine eher profane Erklärung für die Statuetten geben. So könnte es sich auch einfach um Spielzeug für Kinder handeln, da kleine Figurinen als Puppen ebenfalls in vielen Kulturen belegt sind. [31]

Einen andere Deutung der Figuren vertritt Clive Gamble, der annimmt, dass es sich bei den Venusstatuetten um ein Kommunikationssymbol gehandelt haben könnte. Darauf deutet ihre weite Verbreitung und die lange zeitliche Periode der Entstehung hin. Es könnte sich um ein allgemeines Symbol handeln, dass unterschiedliche Kommunen verbunden hat. Der Zeitraum der Entstehung der Figurinen liegt in der Zeit der maximalen Vereisung, wo es vielleicht nötig war für Gruppen, extra ein größeres soziales Netz mit anderen Gruppen zu knüpfen. Zudem stammen die Figurinen nicht aus Höhlen, sondern aus dem Fundzusammenhang kann man schleßen, dass sie als Objekt der Betrachtung gedient haben können. [32]

Sakralkunst außerhalb von Höhlen

Jungpaläolithische Kleinkunst

Kunst, Gräber und Totenkult im Mesolithikum

Im Mesolithikum änderte sich die Form der Darstellung von naturalistischen und lebhaften Bildern zu formelhaften, schematischen Zeichen. Die zeitliche Betrachtung der Darstellungen vom Paläolithikum bis zum Neolithikum zeigt, dass die Kunst immer schematisierter und abstrakter wurde, dennoch wird das Mesolithikum häufig mit einem Niedergang der Steinzeitkunts in Verbindung gebracht. Die Höhlenmalerei brach mit dem Mesolithikum fast ab, jedoch gibt es einige Fundorte in denen sie weitergeführt wurde, mit einfacheren und schematischeren Bildern. Auffällig ist, dass hier zum ersten mal ganze Bildkompositionen, die Geschichten erzählen, vorliegen, z.B. Jagdszenen oder Auseinandersezungen. Eine religiöse Komponente ist aus diesen Alltagsdarstellungen jedoch nicht abzulesen. [33]


Anders verhält es sich mit mesolithischen Funden von ganzen Grabfeldern, auf denen erstmals reguläre Bestattungen stattfanden. [34]

Kunst und Kult des Neolithikums

Keramik

Frauenstatuetten

Catal Hüyük

Catal Hüyük

Wall-Graben-Anlagen

Megalithkultur

Stonehenge, Newgrange

Die Tempelanlagen auf Malta

Megalithische Tempel von Malta

Göbekli Tepe

Göbekli Tepe

Einzelnachweise

  1. S. Vierzig: Mythen der Steinzeit. Das religiöse Weltbild der frühen Menschen. 2009, S. 30
  2. S. Vierzig: Mythen der Steinzeit. Das religiöse Weltbild der frühen Menschen. 2009, S. 34
  3. S. Vierzig: Mythen der Steinzeit. Das religiöse Weltbild der frühen Menschen. 2009, S. 37
  4. S. Vierzig: Mythen der Steinzeit. Das religiöse Weltbild der frühen Menschen. 2009, S. 37.
  5. S. Vierzig: Mythen der Steinzeit. Das religiöse Weltbild der frühen Menschen. 2009, S. 38f.
  6. S. Vierzig: Mythen der Steinzeit. Das religiöse Weltbild der frühen Menschen. 2009, S. 40
  7. S. Vierzig: Mythen der Steinzeit. Das religiöse Weltbild der frühen Menschen. 2009, S. 39
  8. S. Vierzig: Mythen der Steinzeit. Das religiöse Weltbild der frühen Menschen. 2009, S. 40f.
  9. S. Vierzig: Mythen der Steinzeit. Das religiöse Weltbild der frühen Menschen. 2009, S. 41
  10. S. Vierzig: Mythen der Steinzeit. Das religiöse Weltbild der frühen Menschen. 2009, S. 42
  11. S. Vierzig: Mythen der Steinzeit. Das religiöse Weltbild der frühen Menschen. 2009, S. 43
  12. S. Vierzig: Mythen der Steinzeit. Das religiöse Weltbild der frühen Menschen. 2009, S. 44
  13. S. Vierzig: Mythen der Steinzeit. Das religiöse Weltbild der frühen Menschen. 2009, S. 47
  14. S. Vierzig: Mythen der Steinzeit. Das religiöse Weltbild der frühen Menschen. 2009, S. 48
  15. S. Vierzig: Mythen der Steinzeit. Das religiöse Weltbild der frühen Menschen. 2009, S. 48f.
  16. S. Vierzig: Mythen der Steinzeit. Das religiöse Weltbild der frühen Menschen. 2009, S. 51f.
  17. S. Vierzig: Mythen der Steinzeit. Das religiöse Weltbild der frühen Menschen. 2009, S. 50
  18. S. Vierzig: Mythen der Steinzeit. Das religiöse Weltbild der frühen Menschen. 2009, S. 53
  19. S. Vierzig: Mythen der Steinzeit. Das religiöse Weltbild der frühen Menschen. 2009, S. 53f.
  20. S. Vierzig: Mythen der Steinzeit. Das religiöse Weltbild der frühen Menschen. 2009, S. 60f.
  21. S. Vierzig: Mythen der Steinzeit. Das religiöse Weltbild der frühen Menschen. 2009, S. 65f.
  22. S. Vierzig: Mythen der Steinzeit. Das religiöse Weltbild der frühen Menschen. 2009, S. 66
  23. S. Vierzig: Mythen der Steinzeit. Das religiöse Weltbild der frühen Menschen. 2009, S. 65f..
  24. S. Vierzig: Mythen der Steinzeit. Das religiöse Weltbild der frühen Menschen. 2009, S. 68
  25. Margaret Ehrenberg: Women in Prehistory. University of Oklahoma Press, 1989, S.74
  26. Margaret Ehrenberg: Women in Prehistory. University of Oklahoma Press, 1989, S.75
  27. Ina Wunn: Wohin die Toten gehen. Kult und Religion in der Steinzeit. Oldenburg 2000, S.19
  28. Margaret Ehrenberg: Women in Prehistory. University of Oklahoma Press, 1989, S.75
  29. Margaret Ehrenberg: Women in Prehistory. University of Oklahoma Press, 1989, S.75
  30. Ina Wunn: Wohin die Toten gehen. Kult und Religion in der Steinzeit. Oldenburg 2000, S.19
  31. Margaret Ehrenberg: Women in Prehistory. University of Oklahoma Press, 1989, S.75
  32. Margaret Ehrenberg: Women in Prehistory. University of Oklahoma Press, 1989, S.75
  33. Ina Wunn: Wohin die Toten gehen. Kult und Religion in der Steinzeit. Oldenburg 2000, S.22
  34. Ina Wunn: Wohin die Toten gehen. Kult und Religion in der Steinzeit. Oldenburg 2000, S.23

Literatur

  • Almut Bick: Steinzeit. Stuttgart 2006.
  • Jean Clottes, David Lewis-Williams: Schamanen. Trance und Magie in der Höhlenkunst der Steinzeit. Thorbecke, Sigmaringen 1997.
  • Margaret Ehrenberg: Women in Prehistory. University of Oklahoma Press, 1989.
  • Ariel Golan: Prehistoric Religion. Mythology, Symbolism. Jerusalem 2003.
  • Siegfried Vierzig: Mythen der Steinzeit. Das religiöse Weltbild der frühen Menschen. Verlag der Carl von Ossietzky Universität, Oldenburg 2009.
  • Ina Wunn: Wohin die Toten gehen. Kult und Religion in der Steinzeit. Isensee Verlag, Oldenburg 2000.