Benutzer:Kassbohm/Voigt2

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Die Voigtsche Notation (auch Voigtsche Schreibweise genannt), benannt nach dem Göttinger Physiker Woldemar Voigt, ist eine kompakte Schreibweise für lineare Abbildungen zwischen 3x3-Matrizen. Man kann sie anwenden, wenn die lineare Abbildung bestimmte Symmetriebedingungen erfüllt. Die Voigtsche Schreibweise wird z.B. in der Kontinuumsmechanik sehr häufig verwendet.

Beispiel lineare Elastizitätstheorie

Im Allgemeinen hat eine 3x3-Matrix 9 Bestimmungsstücke. Eine lineare Abbildung zwischen zwei 3x3-Matrizen hat daher 81 (3x3 mal 3x3) Bestimmungsstücke. Die lineare Abbildung zwischen zwei 3x3-Matrizen   und   kann man mit einer 3x3x3x3-Matrix C darstellen gemäß

 

Hierbei wird die Einsteinsche Summenkonvention verwendet. Eine dieser 9 Gleichungen lautet beispielsweise

 

Wenn für C bestimmte Symmetriebedingungen gelten (siehe unten), dann lohnt es sich (und das ist die Idee von Voigt) folgende Größen zu definieren

Fehler beim Parsen (SVG (MathML kann über ein Browser-Plugin aktiviert werden): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „http://localhost:6011/de.wikipedia.org/v1/“:): {\displaystyle \begin{align} \sigma^{\text{v}}_\alpha= \begin{bmatrix} \sigma^{\text{v}}_{1} \\ \sigma^{\text{v}}_{2} \\ \sigma^{\text{v}}_{3} \\ \sigma^{\text{v}}_{4} \\ \sigma^{\text{v}}_{5} \\ \sigma^{\text{v}}_{6} \\ \end{bmatrix} := \begin{bmatrix} \sigma_{11} \\ \sigma_{22} \\ \sigma_{33} \\ \sigma_{23} \\ \sigma_{13} \\ \sigma_{12} \\ \end{bmatrix}, \qquad \varepsilon^{\text{v}}_\alpha= \begin{bmatrix} \varepsilon^{\text{v}}_{1} \\ \varepsilon^{\text{v}}_{2} \\ \varepsilon^{\text{v}}_{3} \\ \varepsilon^{\text{v}}_{4} \\ \varepsilon^{\text{v}}_{5} \\ \varepsilon^{\text{v}}_{6} \\ \end{bmatrix} := \begin{bmatrix} \varepsilon_{11} \\ \varepsilon_{22} \\ \varepsilon_{33} \\ 2 \varepsilon_{23} \\ 2 \varepsilon_{13} \\ 2 \varepsilon_{12} \\ \end{bmatrix}, \qquad C^{\text{v}}_{\alpha\beta}:= \begin{bmatrix} C_{1111} & C_{1122} & C_{1133} & C_{1123} & C_{1113} & C_{1112} & \\ & C_{2222} & C_{2233} & C_{2223} & C_{2213} & C_{2212} & \\ & & C_{3333} & C_{3323} & C_{3313} & C_{3312} & \\ & & & C_{2323} & C_{2313} & C_{2312} & \\ &\text{sym}& & & C_{1313} & C_{1312} & \\ & & & & & C_{1212} & \\ \end{bmatrix} \end{align} }

Denn der eingangs erwähnte lineare Zusammenhang zwischen   und   lässt sich mit diesen Definitionen viel kompakter in Voigtscher Schreibweise darstellen, nämlich als

 

Man zeigt leicht, dass diese Gleichung (für den Spezialfall, dass C die unten erwähnten Symmetrien aufweist) äquivalent zu den eingangs erwähnten 9 Gleichungen ist. Z.B. ist

Fehler beim Parsen (SVG (MathML kann über ein Browser-Plugin aktiviert werden): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „http://localhost:6011/de.wikipedia.org/v1/“:): {\displaystyle \begin{align} \sigma_{23}&= C_{2311}\varepsilon_{11} +C_{2312}\varepsilon_{12} +C_{2313}\varepsilon_{13} +C_{2321}\varepsilon_{21} +C_{2322}\varepsilon_{22} +C_{2323}\varepsilon_{23} +C_{2331}\varepsilon_{31} +C_{2332}\varepsilon_{32} +C_{2333}\varepsilon_{33}\\ &= C_{2311}\varepsilon_{11} +(C_{2312}+C_{2321})\varepsilon_{12} +(C_{2313}+C_{2331})\varepsilon_{13} +(C_{2323}+C_{2332})\varepsilon_{23} +C_{2322}\varepsilon_{22} +C_{2333}\varepsilon_{33}\\ &= C_{2311}\varepsilon_{11} +2 C_{2312}\varepsilon_{12} +2 C_{2313}\varepsilon_{13} +2 C_{2323}\varepsilon_{23} +C_{2322}\varepsilon_{22} +C_{2333}\varepsilon_{33}\\ &= C_{2311}\varepsilon_{11} +C_{2322}\varepsilon_{22} +C_{2333}\varepsilon_{33} +C_{2323} 2 \varepsilon_{23} +C_{2313} 2 \varepsilon_{13} +C_{2312} 2 \varepsilon_{12}\\ \end{align} }


Hinweis: Es sind auch andere Definitionen der Voigtschen Vektoren und der Voigtschen Steifigkeitsmatrix gebräuchlich, z.B. könnte auch sein:  , was auch Auswirkungen auf   und   hätte.

Vorteile der Voigtschen Schreibweise

1. In der ausführlichen Schreibweise haben wir 9 Gleichungen. Und auf der rechten Seite jeder dieser Gleichungen stehen jeweils 9 Summanden. In der Voigtschen Schreibweise dagegen haben wir nur 6 Gleichungen mit je 6 Summanden.

2. Man erkennt, dass ein lineares Materialgesetz (für das die Symmetrien von C gelten) im allgemeinen 21 unabhängige Werte (Material-Konstanten) enthält. Wenn C noch weitere Bedingungen/Symmetrien erfüllt, reduziert sich die Anzahl der Konstanten.

3. Die Voigtsche Steifigkeitsmatrix lässt sich leicht invertieren.

Symmetrien in den Indizes von C

In der Hyperelastizität verlangt man, dass die Spannungen sich aus einem Potential  , der Freien Energie, berechnen lassen. Die Symmetrie des Spannungs- und Verzerrungstensors sowie die Annahme der Hyperelastizität erzeugen Symmetrien in den Indizes von   wie folgt:

 

Ausgeschrieben ergeben diese Symmetrien die folgenden 60 Gleichungen:

 

Literatur

I. Müller, P. Strehlow: Rubber and Rubber Balloons, Paradigms of Thermodynamics. In: Lect. Notes Phys. Nr. 637, 2004, doi:10.1007/b93853.