Älteste Städte Deutschlands

Überblick über die ältesten Städte in Deutschland
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Die Frage nach der ältesten Stadt Deutschlands ist nicht endgültig geklärt. Die unterschiedlichen Ansichten haben einerseits mit Lokalpatriotismus zu tun, andererseits mit den verwendeten Kriterien. Häufig werden etwa die Begriffe Siedlung und Stadt nicht klar voneinander getrennt.

Älteste Städte Deutschlands (Deutschland)
Älteste Städte Deutschlands (Deutschland)
Andernach
Augsburg
Bonn
Kempten
Koblenz
Köln
Mainz
Manching
Neuss
Speyer
Trier
Worms
Xanten
Dreizehn Städte mit Einzelbetrachtung

Definition der „Stadt“

Die ersten Städte in Deutschland werden mit der Römerzeit in Verbindung gebracht. Im Allgemeinen wird dabei unter einer Stadt (althochdeutsch stat „Standort, Stelle“, vgl. Staat) eine größere zivile Siedlung verstanden, welche die folgenden weiteren Merkmale aufweist:

  • Zentralisierung
  • Abgrenzung zum Umland
  • eigene Verwaltungs- und Versorgungsstrukturen
  • Wasserversorgung
  • Lage im Mittelpunkt größerer Verkehrswege

Fast jeder Stadt geht mithin eine Zeit der Besiedlung voraus, weshalb es entscheidend darauf ankommt, zu welchem Zeitpunkt eine Siedlung zur Stadt wurde. Problematisch ist es allerdings, wenn hierbei allein auf formale Gesichtspunkte abgestellt wird, vor allem auf die damalige Rechtslage oder die ausdrückliche Verleihung des Stadtrechts. Dies führt unweigerlich zur Abhängigkeit von zeitlich und regional bedingten Zufälligkeiten, was die Entwicklung eines einheitlichen – nicht nur auf Deutschland beschränkten – Begriffsverständnisses erschwert. Wenn indessen zur Römerzeit eine Siedlung im damaligen Grenzbereich zur Colonia („Kolonie“) erhoben wurde, ist dies heute ein starkes Indiz für den Stadtcharakter; denn damit erhielt sie die höchste Stufe des römischen Stadtrechts.

Amtliche Bestätigung

Eine amtlich bestätigte „älteste Stadt Deutschlands“ gibt es nicht. Gleichwohl werden namentlich Trier, Neuss, Kempten (Allgäu), Worms oder Augsburg in diesem Zusammenhang immer wieder in die Diskussion gebracht. Die Stadt Trier beansprucht für sich, die längste Geschichte als (römisch) anerkannte Stadt – im Gegensatz zu einer Siedlung oder einem Heerlager – zu haben. Auf einen offiziellen Status berufen kann sich indessen allenfalls Worms, das von der Bundesregierung als deutsches Mitglied des 1994 gegründeten Arbeitskreises der ältesten Städte Europas (Most Ancient European Towns Network) benannt worden ist. Lediglich Kempten besitzt das früheste schriftliche Dokument einer Polis, also Stadt, in Deutschland.

Einzelbetrachtung

Andernach

  • 12 v. Chr. wurde Antunnacum von den Römern in der Nähe einer keltischen Siedlung gegründet.
  • 1988 feierte Andernach sein 2000-jähriges Bestehen.

Augsburg

  • 15 v. Chr. wurde Augusta Vindelicorum als römisches Legionslager gegründet. Augsburg nimmt daher für sich in Anspruch, die zweitälteste Stadt Deutschlands zu sein.
  • 1985 feierte Augsburg sein 2000-jähriges Bestehen.
 
Briefmarke der Deutschen Bundespost anlässlich des 2000. Stadtgeburtstages von Augsburg, 1985

Bonn

  • 12 v. Chr. errichtete Drusus auf seinem Germanenfeldzug nahe einer ubischen Siedlung ein römisches Erkundungslager.
  • 1989 feierte Bonn sein 2000-jähriges Bestehen.

Kempten (Allgäu)

  • 15 v. Chr. eroberten Römer eine keltische Siedlung der Estionen (Stamm der Vindeliker).
  • Im Jahr 18 n. Chr. erwähnte der griechische Geograf Strabon in seiner Schrift „Geographika“ die Polis Kambodounon (deutsch die „Stadt Cambodunum“). Ob die Ansiedlung zu dieser Zeit schon als römisches Cambodunum existierte oder sich erst dazu entwickelte, ist unklar.[1] Ein archäologisch bestimmbarer Fund für diese schriftliche Erwähnung liegt nicht vor.[2]
  • Kempten beansprucht für sich die älteste Stadt Deutschlands zu sein aufgrund der frühesten vorhandenen schriftlichen Erwähnung einer Stadt in Deutschland.[3]
  • Bereits 1950, also früher als die anderen, feierte Kempten sein 2000-jähriges Bestehen.[4][5]

Koblenz

Datei:Sonderbriefmarke 2000 Jahre Koblenz 1992.jpg
Sonderbriefmarke „2000 Jahre Koblenz“ aus dem Jahr 1992
  • 9 v. Chr. errichteten die Römer das „Castellum apud Confluentes(dt.: Kastell bei den Zusammenfließenden) zur Sicherung der Rheinstraße Mainz-Köln-Xanten.[6]
  • Im Jahre 1992 feierte Koblenz sein 2000-jähriges Bestehen.

Köln

Mainz

 
Briefmarke der Deutschen Bundespost (1962): 2000 Jahrfeier der Stadt Mainz
  • Spätestens 13/12 v. Chr. gründete Drusus in der Nähe einer keltischen Siedlung Mogontiacum als festes Heerlager. Die dazugehörige Zivilsiedlung (canabae und mehrere vici) entstanden kurz danach.
  • 89 n. Chr. wurde die Provinz Germania Superior gegründet, Mogontiacum wurde Provinzhauptstadt.

Manching

  • Gründung einer keltischen Siedlung im 3. Jahrhundert v. Chr.
  • 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr.: Oppidum von Manching mit einer Ausdehnung von 380 Hektar und einer geschätzten Einwohnerzahl von 5.000 bis 10.000 Menschen

Neuss

  • 16 v. Chr. gründete Drusus das Kastell Novaesium.
  • 1984 feierte Neuss sein 2000-jähriges Bestehen.
  • Neue archäologische Funde deuten auf ein Lager um 30 v. Chr. hin[7]

Speyer

  • 10 v. Chr. erstes römisches Militärlager „Noviomagus“ und Ansiedlung der Nemeter auf dem linken Rheinufer in der „Civitas Nemetum“ (Archäologische Spuren weisen auf keltische Siedlungstätigkeit in der 2. Hälfte des vorchristlichen Jahrtausends hin.)
  • 1990 feierte Speyer sein 2000-jähriges Bestehen.
 
Trier, Gedenkplatte zur Stadtgründung 16 v. Chr.

Trier

  • 30 v. Chr. wurde ein römisches Militärlager auf dem Petrisberg errichtet.
  • 16 v. Chr. wurde von den Römern in der Nähe einer ehemaligen keltischen Kultstätte die Stadt Augusta Treverorum gegründet, die zur größten römischen Stadt nördlich der Alpen heranwuchs.
  • 1984 feierte Trier sein 2000-jähriges Bestehen.

Worms

Das Stadtgebiet von Worms wurde erstmals in der Jungsteinzeit (Neolithikum) etwa um 5000 v. Chr. von Ackerbauern und Viehzüchtern besiedelt. Während die ältere Forschung eine sehr hohe Siedlungskontinuität für den Bereich von Worms seit dieser Zeit postulierte, die sich auch in einem bereits frühzeitig funktionierenden Markt- und Verkehrswesen niedergeschlagen habe, gehen neuere Publikationen von einem Wechsel zwischen besiedelten und siedlungsfreien Phasen aus.[8] Letztmalig wird für die Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. für Worms und Rheinhessen eine mindestens 60 Jahre dauernde weitgehende Siedlungsleere angenommen.[9]

Seit der augusteischen Zeit (31 v. Chr. bis 14 n. Chr.) gehörten Worms und sein Umland zum römischen Herrschaftsgebiet. Ab Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. bis etwa 85 n. Chr. existierte auf dem Boden des heutigen Worms ein römischer Militärstützpunkt.[10] Die zugehörige Zivilsiedlung mit dem aus dem Keltischen stammenden Namen Borbetomagus wurde Hauptort der Civitas Vangionum und entwickelte städtische Strukturen.

Xanten

  • 13/12 v. Chr. wurde das römische Legionslager Vetera auf dem Xantener Fürstenberg gegründet.
  • 8 v. Chr. entstand eine Siedlung der Sugambrer unweit von Vetera auf einem bereits im 5. vorchristlichen Jahrhundert besiedelten Areal
  • Um 110 erhob Kaiser Trajan die Siedlung zur römischen „Kolonie“ Colonia Ulpia Traiana. Das heutige Xanten im Südosten der Colonia ist eine mittelalterliche Gründung.

Nach den Römern

Außerhalb der von den Römern besiedelten Gebiete sind Stadtgründungen erst aus dem 8. Jahrhundert überliefert. Sie fanden vor allem in Thüringen und Hessen statt. Den Anfang machte Arnstadt im Jahr 704, weshalb die Stadt später auch als älteste in der DDR galt. Schon wenige Jahre später folgten zahlreiche Bistums- und Klostergründungen wie Bad Hersfeld (736), Erfurt (742) und Fulda (744). Diese Epoche markiert den Anfang der Siedlungskontinuität, die bis heute anhält. In der Folgezeit während des Mittelalters entstanden fast alle Städte in Deutschland. Ein Beispiel für spätere Stadtgründungen ist Ludwigshafen am Rhein, das auf der Grundlage der Mannheimer Rheinschanze von 1607 erst im 19. Jahrhundert entstand; 1852 erhielt es den Gemeinde- und 1859 den Stadtstatus.

Einzelnachweise

  1. Alexander Herzog von Württemberg: Stadt Kempten (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. Band VII.85). Verlag Schnell & Steiner, München/Zürich 1990, ISBN 3-7954-1003-7, S. XIV.
  2. Wolfgang Haberl: Allgäu, Außerfern, Kleinwalsertal, Bregenzerwald. Lexikon der Euregio via salina. Verlag Tobias Dannheimer, Kempten, 2002, ISBN 3-888-81038-8, S. 179.
  3. Tafelinschrift an der Touristinformation am Rathaus in Kempten
  4. Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte. Band 17, 1953.
  5. Stadt Kempten (Hrsg.): Messe und Festkatalog - Allgäuer Festwoche. 2000 Jahre Kempten. Kempten 1950.
  6. Frührömisches Kastell entdeckt – Stadtgeschichte auf den Kopf gestellt – Antiker Graben an der Basilika St. Kastor weist in die Zeit des Imperators Augustus. In: Rhein-Zeitung, 19. November 2008
  7. Römer waren schon früher in Neuss NGZ-Zeitungsartikel vom 14. April 2012
  8. Mathilde Grünewald: Worms von der vorgeschichtlichen Epoche bis in die Karolingerzeit. In: Geschichte der Stadt Worms. Hrsg. i. A. der Stadt Worms von Gerold Bönnen. Theiss, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1679-7. S. 45–101
  9. Mathilde Grünewald, a. a. O., S. 61.
  10. Mathilde Grünewald, a. a. O., S. 63 f.