Das Seifersdorfer Tal zieht sich entlang der Großen Röder von Liegau-Augustusbad (Ortsteil von Radeberg) an der Grundmühle bis Grünberg (Ortsteil von Ottendorf-Okrilla). Es liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Wachau und der Stadt Dresden und ist nach dem nahen Ort Seifersdorf benannt. Zwischen der Grundmühle und der Niedermühle nahe Seifersdorf befindet sich ein Landschaftsgarten vom Ende des 18. Jahrhunderts gleichen Namens, den Christina von Brühl konzipierte.


Geschichte
Bekannt ist es vor allem durch seinen Landschaftsgarten, der ab 1781 von der Gräfin Christina von Brühl (Schwiegertochter von Heinrich Graf von Brühl und Besitzerin von Schloss Seifersdorf) angelegt wurde. Das Seifersdorfer Tal ist einer der frühesten Landschaftsgärten in Deutschland. Die Brühls waren bestrebt, Künstler um sich zu scharen und zu fördern. In das Tal kamen zahlreiche Persönlichkeiten, Gelehrte, Philosophen, Musiker, Dichter wie Wieland, Körner, Jean Paul, Caspar David Friedrich, Elisa von der Recke, Goethe, Schiller, Herder, Klopstock und andere.
Seit 1959 ziehen am Pfingstsonntag vormittags tausende Menschen zum „Pfingstsingen“ in dieses Tal. Durchgeführt wird es vom Seifersdorfer Heimatverein. Es treten dort Chöre und Orchester auf, die vor allem volkstümliche Lieder singen. Vorher findet ein Tal-Gottesdienst der evangelischen Kirche am Obelisken statt. Die Chöre treten auf der Naturbühne hinter der Marienmühle auf. Passend dazu liegt daneben der dem Dresdner Hofkapellmeister Johann Gottlieb Naumann gewidmete Stein „Dem Sänger des Tales – Naumann“.
Der Verein Seifersdorfer Thal e.V. hat 1981 die ehremamtliche Pflege und Sanierung des Landschaftsgartens übernommen. Seit 1997 ist die Anlage Eigentum des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz e.V. Mit öffentlichen Förderungen wurden seit 1999 zahlreiche Parkarchitekturen restauriert.
Schwere Zerstörungen richtete ein Tornado am Pfingstmontag 2010 im Tal an, dem Sturm fielen zahlreiche Bäume zum Opfer und das Tal war zeitweilig von der Außenwelt abgeschnitten.[1]
Einzelne Staffagen bzw. Gartenszenen auf der rechten Röderseite südlich der Marienmühle
Altar der Tugend und ehemaliger Tempel dem Andenken guter Menschen
Der Tempel stand am Eingang des Seifersdorfer Tals von der Grundmühle aus gesehen, zwischen der Röder und dem noch heute vorhandenen Altar der Tugend.[2]
Er besteht aus einem Raum, dessen Fassade ein Portikus mit vier Säulen oder Halbsäulen toskanischer Ordnung vorgesetzt ist. Die Säulenzwischenräume sind ausgemauert und zeigen rechts und links je ein Fenster sowie mittig die zweiflügelige Eingangstür. Über den Fenster und der Tür sind Spiegel mit Festons zu sehen. Nach oben schließt die Fassade mit einem vorkragenden Gesims ab, das von einer kleinen getreppten Attica bekrönt ist. Ihr Mittelteil trägt die Inschrift "Tempel dem Andenken guter Menschen" mit vergoldeten Buchstaben und obenauf ein antik anmutendes Schmuckgefäß von dem eine Art Band herabfällt.[2]
Das Innere des Tempels war mit "sanftem Rosenfarb" ausgemalt. An den Wänden befanden sich Rauchgefäße und Medaillons mit stahlgrünem Grund, die an illusionistisch aufgemalten himmelblauen Bändern aufgehangen scheinen. Die Medaillons sind mit Festons aus weißen Rosen verbunden. Die vier großen Medaillons stellen die Frömmigkeit, Treue, Beständigkeit und Großmut dar, die kleinen enthalten "Hieroglyphen" und Blumen, wobei erste das männliche und letztere das weibliche Geschlecht repräsentieren sollten. An der Wand gegenüber der Tür hing ein Bildnis des Hans Moritz Graf Brühl.[2]
Vor dem Tempel befand sich eine Rasenfläche, auf der mittig der Altar der Tugend stand, der noch heute existiert. Um das Ensemble aus Tempel und Altar wurden italienische Pappeln gepflanzt.
Der Tempel wurde zu einem Geburtstag des Hans Moritz Graf Brühl mit einem szenischen Ritual mit Gesang und Prozession eingeweiht, in das der Sohn des Grafen, eine Anzahl Bauern bzw. HirtInnen aus der Umgebung und ein "Druide" einbezogen waren. Der Druide besaß den Schlüssel des Tempels und musste erst von Karl von Brühl überzeugt werden, dass es doch einen redlichen Menschen auf der Welt gäbe. Als dieser präsentierte Karl seinen Vater Hans Moritz von Brühl und rühmte seine Tugenden. Der Druide gab sich überzeugt und schloß den Tempel auf, wies aber Karl an, am Altar der Tugend "die Göttin um Einwilligung zur Wahl eines Priesters dieses Tempels anzuflehen". Die Bauern und HirtInnen wurden anschließend bewirtet.[2]
Linde der Ruhe
Ein zeitgenössischer Kupferstich der Linde der Ruhe trägt eine laubumkränzte ovale Tafel, auf der kleeblattförmig drei Medaillons mit den Umrissen der Profile von Christina von Brühl, Hans Moritz Graf Brühl und ihrem Sohn Carl Friedrich Moritz Paul Graf von Brühl, auch Karl von Brühl, angeordnet sind. Die Tafel trägt die Inschrift: Hier fände selbst ein König Ruh, wenn er, wie wir, voll Liebe wär. Der Fuß der Linde bildet ein Podest, die auch als zwei Ruhebetten aus Moos bzw. Mossbänke bezeichnet werden. Davor steht ein runder steinerner Tisch.[2]
Die Linde der Ruhe existiert noch heute, allerdings nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form. Der Baum scheint schwer lädiert und wieder ausgetrieben zu sein, das Podest ist noch vorhanden, der Tisch und die Medaillons nicht mehr.
Sessel der Freundschaft
In der Nähe der Linde der Ruhe befand sich sehr nahe an der Röder eine Erle, deren mit Moos gepolsterte Äste offenbar so niedrig ansetzten, dass man sich auf sie setzen konnte.[2]
ehemalige Urne mit dem Schmetterling
Der Ort dieser Installation wird von Zeitgenossen als "nahe des Baches" beschrieben. Ein Kupferstich zeigt ein sich nach oben zu verjüngendes Podest mit einer Urne auf einem Sockel. Auf der Urne ist die Abbildung eines Schmetterlings zu sehen und die Inschrift Ahndung künftiger Bestimmung. Der Schmetterling tritt hier als Symbol für das Sterben als Transformation auf.
Das Podest enthält die Inschrift: Ich bin, und ich preise dich, mein Gott! Ich breche wirklich durch die körperlich Hülle hin; ich bedarf weiter nichts, um den Zustand einer vollkommenen Glückseligkeit zu begreifen. Das Ganze steht leicht erhaben und ist von einem Kranz aus niedrigen Sträuchern umgeben.[2]
ehemalige Ruine der Vergänglichkeit
Über einer Rasenbank hing eine Tafel mit der Inschrift: Sterblich sind wir, und sterblich sind alle unsere Wünsche. Leid und Freude, sie gehn, aber wir gehen vorüber.
Gegenüber der Rasenbank stand eine Ruine, die man durch eine ausgehauene Öffnung erblickt. Eine vom Zahn der Zeit angegriffene Kugel – ein Zeichen der Unbeständigkeit der Dinge – liegt obenauf. Die Szenerie war damals umgeben von Eichen, Fichten und umherliegenden bemoosten Steinen. Ein zeitgenössischer Kupferstich zeigt ein Podest auf einem Sockel mit abschließendem Gesims, auf dem eine Kugel liegt. Im Gegensatz zur Beschreibung im Text weist nicht die Kugel sondern das Podest Spuren starken Verfalls auf. Hier wird das Thema der künstlichen Ruine aufgegriffen, das dem Zeitgeist entsprach und das in jedem englischen Landschaftgarten zu finden ist.
Heute sind noch wenige Reste dieser Gartenszene zu finden, u.a. die Moosbank.[2]
ehemals Lorenzos Hütte
Lorenzos Hütte befand sich am Hang oberhalb des Tals, damals als ein Eichen beschatteter Rundteil an einem Aussichtspunkt. Drei Wege führen dahin: ein steiler Treppenweg, der zwischen Röderbrücke und Altar der Wahrheit beginnt,[3] und zwei bequemere, die zwischen dem Altar der Tugend und der Linde der Ruhe rechts vom Weg den Hang hinaufführen.
Die Gartenszene Lorenzos Hütte bezieht sich auf den Bestseller "Yoricks empfindsame Reise durch Frankreich und Italien" (1768) von Lawrence Sterne. Er erschien 1768 und wurde im selben Jahr ins Deutsche übersetzt. Das Buch beinhaltet eine Reisebeschreibung, die im Sinn der Empfindsamkeit von subjektiven, auch körperlichen Erfahrungen und seelischen Reaktionen des empfindsamen Reisenden erzählt. Lorenzo ist ein bettelnder Mönch, dessen Anliegen der Reisende Yorick erst abweist, dann aber mit ihm die Schnupftabakdose austauscht und später sein Grab besucht.
Diese Gartenszene konzipierte Hans Moritz von Brühl für seine Frau Christina von Brühl. Er verfolgte mit dem Bau von Lorenzs Hütte zwei Ziele: Er wollte gleichzeitig seiner Frau und der literarischen Figur Lorenzo ein Denkmal setzen. Brühl gestaltete die Hütte einer Weise, als hätte Lorenzo Christina von Brühl als seine Schutzpatronin gewählt. Aus diesem Grund hing ein Bildnis Christinas in einem dazu passenden Costume in der Hütte, außerdem weitere Bilder, die ihre positiven Persönlichkeitseigenschaften allegorisieren.
Lorenzos Hütte bestand aus Stein und Holz. Der Innenraum war zur Entstehungszeit illusionistisch ausgemalt, als wäre er mit Holzpaneelen verkleidet. Ein zeitgenössischer Kupferstich zeigt ein Steingebäude auf einem Felsvorsprung mit einer Tür mit Rundbogenabschluss. Das Dach ist mit Schindeln gedeckt und ruht teilweise als Vordach auf Rosenspalieren. Platz vor dem Gebäude war mit vermutlich hölzernen Balustraden umgeben. Im Vordergrund ist eine noch heute vorhandene Treppe zu sehen, die weiter höher ins Gelände führt.[2]
Lorenzos Grab'
Lorenzos Grab steht am Weg gegenüber der Stätte der Versöhnlichkeit und besteht aus einem sehr großen rohen Granitstein, der rechts und links von zwei Moosbänken flankiert ist.
Zur Entstehungszeit war der Stein noch mit einem Sack, einem Stab und einer Dose dekoriert und die Umgebung mit Veilchen bepflanzt. Das Ganze war wie ein Garten von einem geflochtenen Zaun aus Weidenruten eingehegt. Über dem Eingangstor zum Gärtchen war folgender Spruch eingraviert:
Ewig ist das Fortschreiten zur Vollkommenheit, wenn gleich am Grabe die Spur unserm Auge verschwindet.
In den Ecken des Gärtchens befanden sich "Lauben" mit weiteren Inschriften:
Armer Bruder, dem die harte Bürde
dieses Lebens schwer zu tragen fällt,
Dulde muthig! Leiden bringen Würde,
bringen Wonne in der bessern Welt
Was ist aller Kummer, alles Leiden
Das dein kurzes Leben dir vergällt
Gegen die unnennbar großen Freuden
Die die Ewigkeit dir vorbehält. -
Lies und glaube: wer mit Thränen säet,
Der soll ernten auch mit Freuden einst.
Selig bist du, wie's geschireben stehet,
Wenn du hier gerechte Thränen weinst.
Einer ist, der kennt des Frommen Sehnen,
Jede Zähre, die ihm rann herab,
Und einst trocknet er ihm seine Thränen,
Nach der Duldezeit mit Liebe ab.[2]
ehemalige Stätte der Versöhnlichkeit
Gegenüber von Lorenzos Grab lag ein mit Rosen bepflanzter Hügel, an dem zwei steinerne Tafeln angebracht waren. Die zum Weg weisende trug die Inschrift Stätte der Versöhnlichkeit, die dem Weg abgewandte war mit folgender Inschrift versehen: Wer ist mein Feund, wer trägt eine menschliche Hülle, der nicht mein Bruder ist?
Zwischen der Stätte der Versöhnlichkeit und Lorenzos Grab sowie Lorenzos Hütte existierten am Ende des 18. Jahrhunderts Blickbeziehungen.[2]
Heute wächst Efeu auf dem Hügel, die steinernen Tafeln sind nicht mehr sichtbar.
Altar der Wahrheit
Ein zeitgenössischer Kupferstich zeigt ein gemauertes Podest, das von sehr großen groben Steinen umgeben ist und hinter dem ein junger Nadelbaum wächst. Am Podest ist eine ovale Tafel mit folgender Inschrift angebracht: "Wahrheit, göttliche Pflanze! Du vertreibst den Wahn der Meinungen, reinigst das Herz von Leidenschaften!" Links und rechts davon stehen Moosbänke.
Der Altar der Wahrheit stand damals in Sichtbeziehung zum Hermannsdenkmal und zur Einsiedelei.[2]
ehemaliger Tempel der Musen (mit Wielands Büste), heute Musenwiese
Er ist von Erlen, von Fichten, von Eichen und Linden beschattet, die ihn in ungekünstelter Ordnung umgeben. Man wird dadurch auf eine angenehme Art überrascht ...
Eine zeitgenössische Abbildung zeigt eine offene Struktur, keinen geschlossenen Raum, bestehend aus einem einem Tempelportikus mit 4 Säulen in einer Fantasiesäulenordnung und einem Dreiecksgiebel, verziert mit Rocailles, der Inschrift Den Musen und bekrönt von einer Vase. Er bestand aus Holz und war mit Rinde überzogen. Die äußeren engeren Säulenzwischenräume waren gefüllt und wiesen allegorische Verzierungen aus Birkenstämmchen auf, die die Attribute der Musen darstellten. Der sehr weite mittlere Säulenzwischenraum gab den Blick frei auf einen kurzen Weg, der auf ein Podest zuführte. rechts und links des Weges befanden sich je 5 Sitze in perspectivischer Ordnung, die mit den Namen Apollos und der 9 Musen Calliope, Clio, Euterpe, Erato, Melpomene, Polyhymnia, Terpsichore, Thalia, Urania versehen waren. Die geschwungenen Seitenteile des Podestes waren mit Vasen mit Palmzweigen bekrönt. Im oberen Bereich des Podestes befand sich eine Nische mit der Büste Christoph Martin Wielands, darunter die Inschrift: "Hier weihen sie ihrem Liebling unverwelkliche Kränze von den Grazien gewunden." Darunter waren Abbildungen von Lorbeer und der Leier Apollos zu sehen wie auch Oberons Horn, Becher und Lilienstab.[2]
Diese Allegorien beziehen sich auf Wielands romantisches Versepos Oberon, das 1780 in Weimar erschien. Christoph Martin Wieland (1733- 1813) war Übersetzer, Herausgeber und einer der einflussreichsten Schriftsteller der Aufklärung. Er war mit Christina von Brühl befreundet. Wieland wird zum Viergestirn der klassischen Weimarer Dichter gezählt und ist mit seinem Werk Geschichte des Agathon Begründer der Tradition des deutschen Bildungsromans. Das Versepos Oberon hatte am Ende des 18. Jahrhunderst große Bedeutung und beeinflusste Schillers Don Karlos, Goethes Faust II, Mozarts Zauberflöte und Carl Maria von Webers Oper Oberon.[2]
Hinter dem Musentempel stand am Ende des 18. Jahrhunderts eine Bank in einer Nische mit folgender Inschrift:
Deine Freuden, angenehmes Tempe,
Sind voll Einfalt, ohne Prunk und Schimmer,
Nie von Reue, nie von Furcht getrübt,
Stets willkommen, wenn sie wiederkommen.
Tempe ist eine landschaftlich reizvolles Tal in Thessalien.[2]
Schon 1915 war der Tempel der Musen nicht mehr auffindbar.[3]
Hermannseiche oder Hermannsdenkmal
Die Hermannseiche war im Jahr 1915 eine Eiche von 4,6 m Durchmesser. Davor war "eine Art Hünengrab aus Granitblöcken ...; an der anderen Seite auf steinerner Platte eine Erztafel mit der Inschrift: "Dem Befreyer Teutschlands gewidmet".[3] Ein zeitgenössischer Kupferstich zeigt "kriegerische Abzeichen" am Stamm der Eiche: Schwert, Schild, Lanze und Streitkolben, darunter eine Art Altar mit einer Nische.[2]
Diese Staffage nimmt Bezug auf ein Gedicht von Klopstock über den historischen Arminius, das den fälschlicherweise zu "Hermann" Eingedeutschten als "Held des Vaterlands, der für Freiheit focht und starb" und als "Retter der Deutschen" bezeichnet. Das Lob Hermanns erwärme "Herzen von deutschem Gefühl". Seit dem 16. Jahrhundert ist Arminius (Hermann) in der deutschen Literatur zur nationalen deutschen Symbolfigur stilistiert worden. Politischer Hintergrund waren dabei die von Partikulargewalten getrennten deutschsprachigen Gebiete und die Sehnsucht der Intellektuellen des ausgehenden 18. Jahrhunderts nach einem deutschen Nation Building.
Mitte bis Ende des 18. Jahrhunderts beschäftigten sich neben Klopstock zahlreiche weitere Schriftsteller mit dem Arminiusstoff wie z.B. Christoph Martin Wieland (1751), Johann Jakob Bodmer (1756), Friedrich Hölderlin (1796) und Johann Wolfgang von Goethe (1801). Außerdem entstanden unzählige Arminius-Opern. Friedrich Gottlieb Klopstock knüpfte an die Überlieferungen von Tacitus über Arminius an und verfasste die drei Barditen - religiös-patriotische Weihegesänge - Hermanns Schlacht (1769), Hermann und die Fürsten (1784) und schließlich Hermanns Tod (1787). Im Sinn dieses Zeitgeists ist das Hermannsdenkmal entstanden.
Ironischerweise schlug in den 30-er Jahren ein Blitz in die Hermannseiche ein, sodass heute nur noch ein immerhin imposanter Stumpf zu sehen ist.
Quelle der Vergessenheit der Sorgen
Direkt an der Straße in Richtung Seifersdorf befindet sich die Quelle der Vergessenheit der Sorgen. Sie ist mit Bruchsteinen in eine kleine grottenartige Nische mit Trittsteinen eingefasst. Dazu gehörte ein heute nicht mehr vorhandener Altar mit der Inschrift Vergessenheit der Sorgen auf dem sich ein "Trinkgefäß antiken Geschmacks" befand.[3]
Denkmal für Ludwig Richter
Dieses Denkmal entstand im 19. Jahrhundert.
Einzelne Staffagen bzw. Gartenszenen auf der linken Röderseite südlich der Marienmühle
Petrarcas Hütte und Quelle von Vaucluse
Zeitgenossen sahen damals Parallelen zwischen dem Seifersdorfer Tal und dem Tal von Vaucluse, dem ehemaligen Wohnort Petrarcas und der ihn umgebenden Landschaft.[2]
Ein zeitgenössischer Kupferstich zeigt eine Hütte aus groben Steinen, das Dach besteht aus Schilf. Das Vordach wird von zwei geschälten Baumstämmen getragen. Unter dem Vordach befinden sich Sitze aus Moos und Rasenbänke. Auf einem Stein über der Tür existierte eine Inschrift Capanna di Petrarca. Auf dem gestalteten Vorplatz vor der Hütte sieht man einen kleinen mit groben Feldsteinen eingefassten Springbrunnen. Das Innere der Hütte war "steinartig angestrichen" und die Decke ist "von geflochtenem Stroh" gewesen. Die Ausstattung bestand in einem "Ruhebette" aus geflochtenem Stroh, zwei Ecktischen und einigen Stühlen. Gegenüber dem Eingang hing "Lauras Bild", auf den anderen drei Wänden stand jeweils ein Sonett, die Petrarca nach Lauras Tod schrieb. [2]
Heute sind noch Reste der Hütte und des Springbrunnens zu sehen.
Francesco Petrarca (1304-1374) war Literat und als solcher ein Mitbegründer des Humanismus. Er bezog sich in seinen Werken stark auf die Antike. Seit seiner Besteigung des Berges Mont Ventoux im Jahr 1336 begriff Petrarca die Natur als positive ästhetische Erfahrung und als Auseinandersetzungsfläche zur Kontemplation. Von 1337 bis 1349 lebte er in Fontaine-de-Vaucluse bei Avignon, wo er den Gedichtzyklus Canzoniere schrieb. Dort besingt er seine Liebe zu Laura. Diese Frau existierte tatsächlich, ihre Identität wurde von Petrarca jedoch geheim gehalten. Die Liebe blieb unerfüllt bzw. platonisch, da Laura schon verheiratet und vermutlich Angehörige des Adels war. Das Thema der unerfüllten Liebe, des starken Gefühlsausdrucks und die positive Naturerfahrung waren die Bezugspunkte für Petrarcas Hütte und Lauras Denkmal.[4]
Heute sind noch die relativ gut erhaltenen Grundmauern von Petrarcas Hütte und die Umfassung der Quelle von Vaucluse aus Bruchsteinen zu sehen.
Lauras Denkmal
Lauras Denkmal, das in direkter Nachbarschaft zu Petrarcas Hütte steht, besteht aus einem etwa 2m hohen Säulenstumpf toskanischer Ordnung auf einem quaderförmigen Podest. Ein zeitgenössischer Kupferstich zeigt an der Säule ein Oval und Schmuck aus Blumengirlanden. In das Oval ist der Name Laura eingemeißelt, die Blumengirlanden sind heute so nicht mehr vorhanden.[2] Die angrenzende Wiese wird als Laurawiese bezeichnet.
Denkmal für Leopold von Braunschweig
Dieses Denkmal für den verunglückten Bruder der Herzogin Anna Amalia besteht aus "einem massigen Steinsarkophag, von einer Urne bekrönt" und ist mit einem Reliefbild von Leopold von Braunschweig-Wolfenbüttel (1752-1785) versehen. Er ertrank bei der großen Oderflut 1785 in Frankfurt.
Obwohl die realen Tatsachen um den Tod Leopolds bekannt waren, verbreitete der Pfarrer Jaques Papin kurz darauf bewusst die Legende, Leopold sei bei der Rettung von Menschen umgekommen, die von Hochwasser eingeschlossenen waren. Papin legte ihm die letzten Worte in den Mund: "Ich bin ein Mensch wie Ihr, und hier kömmt es auf Menschenrettung an." Die Intellektuellen am Ende des 18. Jahrhunderts sahen darin das Ideal der Überwindung der Grenzen der ständischen Gesellschaft erfüllt.[5]
Der Sarkophag ruhte früher auf Felstenstücken, zwischen denen Wasser hervorquoll. Das Basrelief des Sarkophags trägt ein Relief, einen Adler, der der Sonne zufliegt, mit der Inschrift: Der Adler besucht die Erde, doch säumt er nicht, schüttelt vom Flügel den Staub und kehrt zur Sonne zurück.[3] Das Denkmal befand sich zur Entstehungszeit auf einem kleinen Hügel, der mit Blumen und Sträuchern bewachsen war, um den Hügel herum standen Erlen und alte Weiden, daneben befand sich ein Wasserfall.[2] Heute steht er am Ufer der Röder kurz vor dem Röderwehr der Marienmühle.
Denkmal für Anna Amalia
Dieses Denkmal ist der Anna Amalia von Braunschweig-Wolfenbüttel (1739-1807) gewidmet. Sie war eine deutsche Mäzenin und Komponistin. Sie übernahm von 1758-1775 die Regentschaft für die Herzogtümer Weimar und Eisenach. Sie stellte 1763 Johann Karl August Musäus und 1772 Christoph Martin Wieland als Lehrer für ihre Söhne ein. Nach 1775 hielt sie Witwenhof und veranstaltete unterschiedliche Formen höfischer kunstliebender Geselligkeit, besonders Theater und Musikaufführungen. Dabei holte sie viele bürgerliche KünstlerInnen und Wissenschaftler an ihre Tafel. So gründete sie zusammen mit Goethe das Liebhabertheater. Anna Amalia verfolgte das Ideal "sinnlicher" Bildung, schrieb, zeichnete und spielte mehrere Instrumente. Mit ihrer kulturvollen Witwenhofhaltung war sie schon zu Lebzeiten eine Legende und war damit vermutlich vorbildhaft für Christina von Brühl, die mit den Dichtern befreundet war, die Anna Amalias Hof frequentierten.[6]
Das Denkmal ist ein kleiner, etwa 2m hoher steinerner klassizistischer Tempietto, der jetzt aus einer Ansammlung sehr großer Feldsteine herausragt. Am Ende des 18. Jahrhunderts stand er mitten auf einer Wiese, die von hohen Bäumen umgeben war.[2]
Der Tempietto zeigt an seiner Vorderansicht kannelierte Pilaster, die ohne Kapitell an einem vorspringenden Gesims enden. Nach oben schliesst der Tempietto mit einer kleinen Attica ab. Er bildet eine Nische, in der die Gipsbüste der Anna Amalia auf einem hohen schmalen Podest steht. Das Podest enthält die Inschrift: Einen Tempel, der nimmer zerfiele, suchten die Grazien und Musen: Sie fanden ihn in Amaliens Geist.
Obelisk
Rechts der Straße in Richtung Schönborn steht auf einem künstlichen Hügel der Obelisk, der von 4 Eichen flankiert ist. Er wurde 1784 von den Gemeinden Schönborn, Seifersdorf und Ottendorf finanziert und errichtet. Er ist dem Grafen Hans Moritz von Brühl gewidmet und trägt die Inschrift:
Wohl uns des Grafen, den wir ha'n!
Er ist gut Herr und braver Mann;
Wir treten keck zu ihm heran,
denn er hat keinen Stachel. [3]
Warum die Gemeinden dem Grafen den Obelisken errichteten, ist nicht klar.
Einzelne Staffagen bzw. Gartenszenen auf der rechten Röderseite nördlich der Marienmühle
Sängerwiese
Denkmal, das Graf Carl und Johanna 1824 Hans Moritz und Christina von Brühl setzten
Sonnenuntergangsbank
Den freundlichen Pflegern des Tales
Sarkophag, dem kursächsischen Minister Grafen von Brühl gewidmet
Herder-Denkmal
Denkmal für Dorestan
Amor
Einzelne Staffagen bzw. Gartenszenen auf der linken Röderseite nördlich der Marienmühle
Denkmal der gotischen Freundschaft (Vase)
Denkmal des Vaters der Gräfin
ehemalige Hütte des Pythagoras
Bergquelle Schöpfe schweigend
Dem Sänger des Tales
ehemalige Hütte der Alpenhirtin
ehemaliges Bad
Das Bad befand sich in der Krümmung der Röder nördlich der weißen hölzernen Röderbrücke. Zu ihm führten einige Stufen hinab. In das Ufer der Röder war eine nach oben offenen Grotte eingebaut, durch die das Flusswasser hindurchdurchfloss. Auf einer Seite stand eine Moosbank mit der Inschrift: Nicht im Getümmel, nein, im Schoose der Natur, am Silberbach in unbelauschten Schatten, besuchet uns die holde Freude nur, und überrascht uns oft auf einer Spur, wo wir sie nicht vermuthet hatten.[2]
Ach wie schön
Pan
Einzelnachweise
- ↑ Homepage des Vereins Seifersdorfer Thal e.V..
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v Wilhelm Gottlieb Becker: Das Seifersdorfer Thal. Leipzig, Voß und Leo, 1792. (Digitalisat)
- ↑ a b c d e f Martin Braeß:Das Seifersdorfer Tal mit seinen Denkmälern. in: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz 4 (1915) 10, Dresden 1915, S. 402-415 (Digitalisat)
- ↑ Geyer, Paul/Thorwarth, Kerstin (Hrsg.): Petrarca und die Herausbildung des modernen Subjekts, Göttingen 2008, S. 71-106.
- ↑ Anton Pumpe: Heldenhafter Opfertod des Herzogs Leopold von Braunschweig 1785 in der Oder - Wahrheit oder Legende? - Presse im Spannungsfeld zwischen Aufklärung und Propaganda. o.O. (Braunschweig) 2008. Quellen und Forschungen zur braunschweigischen Landesgeschichte, Bd.44, S.80-86, besonders 81 und 84 ff.; der Nachweis der Fundorte für die Belege auf S.212f.
- ↑ Biografie der Anna Amalia im Internet-Lexikon „Musik und Gender“
Koordinaten: 51° 9′ 5″ N, 13° 52′ 49″ O
Literatur
- Wilhelm Gottlieb Becker: Das Seifersdorfer Thal. [Darnstedt ...]. - Leipzig : Voß und Leo, 1792. (Digitalisat)
- Martin Braeß: Das Seifersdorfer Tal mit seinen Denkmälern. in: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz 4(1915)10, Dresden 1915, S. 402-415 (Digitalisat)
- Karl Josef Friedrich: Führer durch das berühmte Seifersdorfer Tal. Kupfergraben Verlagsgesellschaft, Berlin 1994, ISBN 978 3891812105.
- Landesverein Sächsischer Heimatschutz e.V. und Seifersdorfer Thal e.V.: Das Seifersdorfer Tal. Gartendenkmalpflege und Naturschutz im Landschaftsgarten. Verlag Dober Mügeln, Dresden 2011, ISBN 978-3-9812320-2-8.
- Dresdner Heide, Pillnitz, Radeberger Land (= Werte unserer Heimat. Band 27). 1. Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1976, S. 44.
Weblinks
- Wanderplan zum Seifersdorfer Tal (PDF-Datei; 476 kB)
- Homepage des Vereins Seifersdorfer Thal e.V.
- Webseiten über das Seifersdorfer Tal (abgerufen am 12. Juni 2010)
-
Dem Sänger des Thales - Naumann.
-
Denkmal Herders.
-
Denkmal für Herzogin Anna Amalia.
-
Denkmal für Leopold von Braunschweig.