Zuckerrübe

Landwirtschaftliche Kulturpflanze
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Die Zuckerrübe (Beta vulgaris subsp. rapacea var. altissima) ist eine landwirtschaftliche Kulturpflanze und gehört zur Familie der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae).

Zuckerrübe
Zuckerrübe
Zuckerrübe
Zuckerrübe (Beta vulgaris subsp. rapacea var. altissima)
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Subclassis: Nelkenähnliche (Caryophyllidae)
Vorlage:Ordo: Nelkenartige (Caryophyllales)
Vorlage:Familia: Gänsefußgewächse
(Chenopodiaceae)
Vorlage:Genus: Runkelrüben (Beta)
Vorlage:Species: Runkelrübe (B. vulgaris)
Vorlage:Subspecies: B. v. subsp. rapacea
Vorlage:Varietas: Zuckerrübe (var. altissima)

Entstehung

Die Zuckerrübe entstand gegen Ende des 18. Jahrhunderts durch Züchtung aus der Runkelrübe, wobei gezielt auf einen hohen Zuckergehalt selektiert wurde. Dadurch konnte der Zuckergehalt von anfänglich 8% auf 16% (um 1800) gesteigert werden, heutige Zuckerrüben haben einen Zuckergehalt von 18 bis 20%. Die Zuckerrübe ist weltweit eine der bedeutendsten Rohstoffquellen zur Gewinnung von Zucker. Der Rübenzucker macht heute etwa 45% der Weltzuckerproduktion aus.

Biologie

 
Zuckerrübe
 
Zuckerrüben

Die Zuckerrübe ist eine zweijährige Pflanze, bildet also erst im zweiten Jahr Samen aus.

Im ersten Jahr entwickelt sie im vegetativen Entwicklungsstadium oberirdisch eine Blattrosette mit ca. 20 breitflächigen, bis zu 30 cm langen Blättern und die Wurzel verdickt sich zu einem weißen Rübenkörper. Die Zuckerrübe ist ein Pfahlwurzler, ihre Wurzeln können bis zu anderthalb Meter tief in den Boden reichen.

Die Ernte erfolgt nach dem ersten Jahr, da in diesem Zeitraum die Speicherung von Reservestoffen erfolgt und damit der Zuckergehalt, der den wirtschaftlichen Nutzen bestimmt, am höchsten ist. Zum Erntezeitpunkt hat die Rübe ein Gewicht von ca. 700–800 g. Der höchste Zuckergehalt konzentriert sich im Mittelstück der Rübe.

 
Lage der großen Zuckerrüben-Anbaugebiete sowie der Zuckerfabriken in Deutschland

Im zweiten Jahr, der generativen Phase, entsteht ein 1,5 m hoher verzweigter Spross mit unscheinbaren, fünfzähligen Blüten. Die Zuckerrübe ist Fremdbefruchter.

Die Zuckerrübe wird vorwiegend im gemäßigtem Klimabereich kultiviert. Hauptverbreitungsgebiet ist Europa, aber auch in den USA, in Kanada und in Asien wird die Zuckerrübe angebaut. Für einen hohen Ertrag benötigt die Zuckerrübe gemäßigte Temperaturen, viel Licht, viel Wasser, tiefgründige nährstoffreiche Böden mit guter Wasserführung. Der Wasserbedarf der Zuckerrübe ist besonders im Juli und August hoch. Im Frühjahr ist die Pflanze frostempfindlich.

Anbau

Der Anbau der Zuckerrübe ist dort, wo die Verhältnisse ihn gestatten, sehr lohnend, stellt aber besonders hohe Ansprüche an die Beschaffenheit, Düngung und Bearbeitung des Bodens. Je trockener das Klima, desto so mehr verlangt die Rübe einen tiefgrundigen, frischen Boden mit reichlichem Nährstoffvorrat. Am besten eignen sich humose Lehm- und Mergelböden, ungeeignet sind lose, arme, trockene Sandböden, zähe Tonböden und alle flachgrundigen, nassen Bodenarten.

Saat

Man baut die Zuckerrübe gern nach gedüngtem Wintergetreide, stürzt die Stoppel sobald wie möglich, pflügt nach einigen Wochen tief und eggt und walzt im Frühjahr. Will man frisch düngen, so muss der Dünger sehr zeitig im Herbst in den Boden gebracht werden. Von den mineralischen Dungmitteln stehen Phosphate in erster Reihe. Da die Vegetationszeit 26-30 Wochen dauert, sät man so früh wie möglich, Ende März oder Anfang April und zwar aufs flache Land oder in Kämme, in Reihen oder in Tüpfeln. Je reicher der Boden, desto enger muss gebaut werden, um nicht zu große Rüben zu erhalten. Bei der Reihensaat gibt man einen Abstand von 30-50 cm, die Tüpfelsaat wird in der Regel mit der Dibbelmaschine ausgeführt. Man braucht hierbei 9-10, bei der Drillsaat 15-20 kg Kerne pro Hektar. Eventuelle Verkrustung des Bodens vor Aufgehen der Saat wird durch Überfahren mit einer Stachelwalze beseitigt, später hackt man zwei- oder dreimal und lässt schließlich ein leichtes Behäufeln folgen. Nach dem ersten Hacken werden die Rüben auf 18-20 cm vereinzelt, und man erleichtert diese Arbeit bei der Reihensaat, indem man querüber mit der Pferdehacke durchzieht. Von den übrigbleibenden Pflanzen zieht man alle bis auf die stärksten aus und legt sie zwischen die Reihen, um das Aufkommen des Unkrauts zu verhindern.

Die Aussaat erfolgt Mitte März bis Anfang Mai. Technisch aufwendig aufbereitetes Saatgut wird mit Einzelkornsämaschinen in Reihen im Abstand von 45cm bzw 50cm und einer Tiefe von 2 bis 3cm ausgebracht, dabei wird ein Bestand von 7 – 11 Pflanzen pro m² erreicht.

Ernte

 
Rübenheber
 
Rübenvollernter
 
Rübensammler

Die Ernte erfolgt Mitte September bis Anfang November, jede Verzögerung bringt bei guter Witterung Vorteile, da sich der Zuckergehalt beständig vermehrt.

Früher erfolgte die Ernte von Zuckerrüben entweder indem man den Kopf und die Blätter abschnitt und die Rüben dann herausstach, oder umgekehrt, indem man sie erst herausstach und dann mit einem Messer Kopf und Blätter abschnitt. Zum Herausstechen verwendete man einen Spaten, eine Gabel oder den Rübenheber. Die Rübenblättern wurden als Futter benutzen. Dann wurden die herausgestochenen Rüben von der, an ihnen haftenden, Erde befreit. Die gesäuberten Rüben wurden dann entweder per Hand oder mit einer Rübengabel auf einen Anhänger geladen.

Auch heute noch erfolgt der Erntevorgang in drei Arbeitsschritten, dem Entfernen des Blattwerks und des Rübenkopfs, dem Herausholen der Rübe aus dem Boden und dem Aufnehmen der Rübe vom Boden. Es gibt die Möglichkeit, die ersten beiden Arbeitsschritte von einer Maschine und das Aufsammeln von einer zweiten Maschine erledigen zu lassen, oder alle Arbeitsschritte mit einer Maschine, dem Rübenvollernter, auszuführen. Diese Maschinen gibt es entweder in einer selbstfahrenden Variante oder zum Betrieb an einem Traktor. Die Blätter der Rüben werden beim Entfernen gleich gehäckselt und dann entweder auf dem Feld belassen, zur Düngung oder direkt auf einen Anhänger verladen und als Futter verwendet.

Die Erträge liegen bei 400-700 dt/ha, was die Produktion von 10t Zucker ermöglicht.

Verwendung

 
Zuckerrübenberg nach der Ernte

Die Zuckerrübe wird als Rohstoff für die industrielle Produktion von Zucker (Saccharose) angebaut. Die Zuckerausbeute beträgt etwa 16-17%.

Als Nebenprodukt fällt bei der Ernte Rübenblatt an, das zum größten Teil als Gründüngung wieder in den Boden eingearbeitet wird. In geringem Umfang wird das Rübenblatt als Futter für Rinder verwendet.

Die Rückstände der Zuckerherstellung, wie die ausgelaugten Rübenschnitzel und die Melasse, dienen als Futtermittel.

Zuckerrübensirup (Rübenkraut) wird gern als Brotaufstrich gegessen, vor allem in Anbaugebieten, ist jedoch auch deutschlandweit im Handel erhältlich.

Wirtschaftliche Bedeutung

Rund ein Drittel des derzeit weltweit produzierten Zuckers wird aus Zuckerrüben gewonnen. In der EU werden ca. 120 Millionen Tonnen Rüben pro Jahr produziert, aus welchen die europäische Zuckerindustrie 14 - 16 Millionen Tonnen Kristallzucker gewinnt. Deutschland mit etwa 500.000 Hektar und Frankreich sind die Hauptproduzenten; aber in nahezu allen europäischen Ländern wird Zucker hergestellt. Fast 90 Prozent des in Europa konsumierten Zuckers stammen heute aus heimischem Anbau. Dies hat seinen Grund zu einem großen Teil in den Schutzzöllen der EU, die den einheimischen Rübenzucker gegenüber dem preiswerteren Rohrzucker bevorteilen.

Geschichte