Der Begriff Kanon (m., Plural Kanones, v. lat.: canon Norm, Regel, aus griech.: kanon Richtschnur, Regel, Messstab; v. arab.: qanah Rohr; hebr. "qaneh") bezeichnet Ursprünglich diente das Rohr als Maßstab, wenn kein Stück Holz zur Verfügung stand.
- in der Musik (Kanon (Musik)) ein mehrstimmig zu singendes Lied, bei dem die einzelnen Stimmen von Melodie und Text her jeweils gleich sind, jedoch zeitlich versetzt zu Singen begonnen werden. Ein bekannter deutscher Kanon ist zum Beispiel das Lied "Froh zu sein bedarf es wenig".
- ein Musikstück mit einem Thema, das nacheinander in allen Stimmen kontrapunktisch durchgeführt wird.
- bildungssprachlich eine musterhafte Liste oder Zusammenstellung, eine Aufstellung von Inhalten, die allgemein als für ein bestimmtes Fachgebiet wesentlich empfunden werden. So steht das Wort "Fächerkanon" beispielsweise für die Inhalte, in denen eine Schule Unterricht erteilt. Zum allgemeinen Kanon des Faches Maschinenbau an einer Universität gehören zum Beispiel die Fächer Konstruktionslehre, Mechanik und Thermodynamik. Den Kanon des Allgemeinwissens nennt man Bildungskanon.
- In speziellen Bereichen der Bildung existeren auch spezielle, subjektive Kanones, z.B. der Kanon wichtiger Werke der Weltliteratur, siehe Kanon (Literatur), oder der wichtigsten Filme, siehe Filmkanon oder der Kanon der Kulturgüter, die im 20. und 21. Jahrhundert Kultstatus erlangten.
- in einer Religion die als verbindlich erklärte Liste heiliger Schriften, im Christentum z.B. der Kanon des Neuen Testaments, siehe auch: Biblischer Kanon
- in der Kirche ein Abschnitt eines Textes, den ein Konzil verabschiedet hat
- in der katholischen Kirche
- ein festgelegtes feierliches Gebet während der Eucharistie
- die kirchenamtlich festgelegte Liste der Heiligen, siehe Heiligsprechung
- einen Abschnitt des Kodex des Kirchenrechts (CIC)
- in der Orthodoxen Kirche eine von einer Synode oder einem Kirchenvater festgelegte Verhaltens- oder Verfahrensregel, von der ein Bischof jedoch in Ausnahmefällen abweichen kann.
- in der bildenden Kunst die Regeln für die Proportionierung (des menschlichen Körpers)
- in der Mathematik die allgemeine Lösung einer Aufgabe, nach der dann spezielle Probleme gelöst werden können. Das Adjektiv kanonisch bezeichnet eine Vorgehensweise bzw. eine Lösung, die sich selbstverständlich aus der Problemstellung ergibt.
- in der Physik werden kanonische Transformationen im Hamilton-Formalismus verwendet
- (f.) im Druckwesen und der Typografie ein Schriftgrad von 36 Punkt, auch Dreicicero (1 Cicero (Maß) = 12 Punkt) genannt.
- in der Philosophie sind Schriften von Demokrit und Epikur mit dem Namen Kanon bekannt.
Der Begriff kanonisch bezeichnet
- in der Informatik eine allgemeingültige und eindeutige Bezeichnung eines Datensatzes