Burggraben
Burggräben werden die Gräben genannt, die eine Burg ganz oder teilweise vor Angreifern schützen sollen. Sie schließen manchmal die die Burg ringförmig ein und waren ein sehr erfolgreicher Schutzmechanismus sowohl zur Zeit des Römischen Reiches, als auch im Mittelalter. Erschwerend kam noch hinzu, dass die Burggräben eine nahezu unüberwindbare Barriere für schweres Kriegsmaterial (Ramme, Rammbock) darstellten. Der größte Schwachpunkt einer Burg, der Eingang, war somit geschützt. Erst mit der Entwicklung von Schusswaffen und weiterentwickeltem Kriegsmaterial verloren die Burggräben allmählich ihre Bedeutung.
Wasser- und Trockengräben
Die meisten Befestigungsgräben waren niemals mit Wasser gefüllt, Wassergräben gab es aus naheliegenden Gründen nur bei Flachlandburgen, aber auch hier können sie nicht als selbstverständlich vorausgesetzt werden. Auf Höhen- und Hangburgen war Wasser als Lebensmittel sehr kostbar, die Wasserversorgung war eines der großen Probleme im mittelalterlichen Burgenbau. Manchmal war die Anlage eines Brunnens teuerer und aufwendiger als die Errichtung eines Bergfriedes, viele Burgen hatten ursprünglich nur Zisternenanlagen.
Die Gräben vieler Flachlandburgen und Stadtbefestigungen wurden erst im Angriffsfall geflutet. Dies war natürlich nur möglich, wenn ein Fluß oder ein See in der Nähe der Befestigung lag. Besonders Städte ersetzen den Wassergraben gerne durch ein System vorgelegter Weiher, die in Friedenszeiten als Fischteiche dienen konnten und die Nahrungsmittelversorgung verbesserten. Ständig geflutete Wassergräben hatten den Nachteil, daß das Wasser schnell faulig wurde und der Graben versumpfte. Bei den, aus heutiger Sicht sowieso schon unzumutbaren Hygieneverhältnissen damaliger Zeiten, waren Wassergräben eine gefährliche Brutstätte für Krankheitserreger. Auch das ständige Gequake der Frösche und vor allem die Insektenplagen sprachen gegen einen Wassergraben. Sinnvoll war ein solcher Graben eigentlich nur, wenn ein Fließgewässer in der Nähe die ständige Zufuhr frischen Wassers garantieren konnte.
Grabenarten
Neben dem Ringgraben und dem Wassergraben kommen der Halsgraben, Abschnittsgraben und der Hanggraben vor, die entsprechend der jeweiligen topographischen Bedingungen und der Bauart der Befestigung angelegt wurden. Die Grabentiefen variieren stark, bei manchen vor- und frühmittelalterlichen Befestigungen sind es nur flache Mulden vor niedrigen, ehemals meist palisadengekrönten Wällen, ungarnzeitliche Wallanlagen (10. Jhdt.) weisen hingegen oft sehr tiefe Gräben (5 bis in Einzelfällen 20 m) auf. Diese außergewöhnlichen Grabentiefen erklären sich oft durch die Ausnutzung und Nachbearbeitung natürlicher Erosionsrinnen und Einschnitte, die Baumeister dieser frühen Burgen haben den Burgplatz meist bereits entsprechend ausgewählt.
Die Gräben mittelalterlicher Burgen und Stadtmauern wurden später häufig verfüllt, so daß das ursprüngliche Befestigungskonzept heute nur noch eingeschränkt erlebbar ist. Auch hier werden beträchtliche Tiefen erreicht, meist zwischen drei und zehn Metern. Die Grabenaußenwände mittel-und nachmittelalterlicher Burgen und Befestigungen sind oft aufgemauert, die Grabenwand verläuft hier also meist senkrecht. Dies erschwerte das Eindringen eines Feindes, insbesondere aber auch seinen Rückzug. Der Angreifer war sozusagen im Graben gefangen und konnte leicht mit Bögen und Armbrüsten bekämpft werden.
Im vor- und frühmittelalterlichen Burgenbau finden sich oft doppelte oder gar dreifache Wall-Graben-Systeme, die einen wirksamen Schutz gegen die Angriffe berittener Horden boten, den Angreifer also zum Fußkampf zwangen. Es kommem sowohl keilförmige Spitz- als auch flache Sohlgräben vor, der Grabenaushub wurde zur Anlage der Befestigungswälle verwendet, oder - bei Felsuntergründen - als Baumaterial der Burganlage.
Hochmittelalterliche Burganlagen wurden gerne in ältere, oft wesentlich großflächigere Wallanlagen eingebaut. Die Wall-Graben-Systeme dieser Vorgängeranlagen sind in zahlreichen einducksvollen Beispielen erhalten, etwa um die Burg Niederhaus (Ries), die Burg Bramberg (Hassberge) oder die Burg Haltenberg am Lech. Auch der tiefe Halsgraben der Alten Burg bei Neuburg an der Donau ist der Graben der ungarnzeitlichen Vorgängerburg.