Böhse Onkelz | |
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Gründung: | 1980 |
Auflösung: | 2005 |
Herkunft: | Deutschland |
Label: | Rock-O-Rama Records Metal Enterprises Bacillus Records Bellaphon Records Virgin Records Rule23 Recordings |
Website: | http://www.onkelz.de/ |
Gründungsmitglieder | |
Gesang: | Kevin Richard Russell |
Gitarre: | Stephan Weidner |
Schlagzeug: | Peter "Pe" Schorowsky |
Spätere Mitglieder | |
Gitarre: | Matthias "Gonzo" Röhr (1981) |
ChartsChartplatzierungen | Höchstplatzierung | Monate |
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Singles
- Terpentin
- DE(Top100): 7 –17.08.1998–11 Wo.
- CH(Top50): kein Entry
- AT(Top40): 8 –30.08.1998–10 Wo.
- Dunkler Ort
- DE(Top100): 2 –14.02.2000–10 Wo.
- CH(Top100): 22 –13.02.2000–7 Wo.
- AT(Top40): 17 –27.02.2000–7 Wo.
- Keine Amnestie für MTV
- DE(Top100): 2 –04.03.2002–11 Wo.
- CH(Top100): 25 –03.03.2002–8 Wo.
- AT(Top75): 8 –03.03.2002–11 Wo.
- Onkelz vs. Jesus
- DE(Top100): 2 – 05.07.2004–10 Wo.
- CH(Top100): 16 –04.07.2004–9 Wo.
- AT(Top75): 9 –04.07.2004–12 Wo.
Alben
- Es ist soweit
- DE Nordparade: 33-1990-?
- Live In Vienna
- DE(Top100): kein Entry
- CH(Top40): kein Entry
- AT(Top40): 38-24.05.1992-2 Wo.
- Heilige Lieder
- DE(Top100): 5–21.09.1992–13 Wo.
- CH(Top40): kein Entry
- AT(Top40): 7–27.09.1992–7 Wo.
- Weiß
- DE(Top100): 10–18.10.1993–13 Wo.
- CH(Top40): 37–24.10.1993–2 Wo.
- AT(Top40): 16–24.10.1993–16 Wo.
- Schwarz
- DE(Top100): 12–18.10.1993–13 Wo.
- CH(Top40): 38–24.10.1993–2 Wo.
- AT(Top40): 15–17.10.1993–16 Wo.
- Gehasst, verdammt, vergöttert
- DE(Top100): 47–02.01.1995–9 Wo.
- CH(Top50): 36–11.12.1994–5 Wo.
- AT(Top40): 13–04.12.1994–16 Wo.
- Hier sind die Onkelz
- DE(Top100): 5–09.10.1995–27 Wo.
- CH(Top50): 25–15.10.1995–4 Wo.
- AT(Top50): 12–22.10.1995–16 Wo.
- E.I.N.S.
- DE(Top100): 4–04.11.1996–19 Wo.
- CH(Top50): 32–10.11.1996–5 Wo.
- AT(Top50): 6–10.11.1996–16 Wo.
- Live in Dortmund
- DE(Top100): 5–08.09.1997–27 Wo.
- CH(Top50): 39–21.09.1997–3 Wo.
- AT(Top50): 9–07.09.1997–14 Wo.
- Viva los Tioz
- DE(Top100): 1–21.09.1998–22 Wo.
- CH(Top50): 10–20.09.1998–6 Wo.
- AT(Top50): 3–20.09.1998–10 Wo.
- Ein böses Märchen aus 1000 finsteren Nächten
- DE(Top100): 1–03.04.2000–22 Wo.
- CH(Top100): 11–02.04.2000–9 Wo.
- AT(Top50): 2–02.04.2000–9 Wo.
- Gestern war heute noch morgen
- DE(Top100): 3–19.03.2001–26 Wo.
- CH(Top100): 24–18.03.2001–7 Wo.
- AT(Top75): 13–18.03.2001–13 Wo.
- 20 Jahre - Live in Frankfurt
- DE(AlbumTop100): 19–05.11.2001–5 Wo.
- DE(MusikDVDTop20): 17-05.09.2005-?
- CH(Top100): kein Entry
- AT(Top75): kein Entry
- Dopamin
- DE(Top100): 1–29.04.2002–23 Wo.
- CH(Top100): 13–28.04.2002–8 Wo.
- AT(Top75): 4–28.04.2002–12 Wo.
- Adios
- DE(Top100): 1–09.08.2004–17 Wo.
- CH(Top100): 4–08.08.2004–10 Wo.
- AT(Top75): 6–08.08.2004–12 Wo.
- Live in Hamburg
- DE(Top100): 1-25.04.2005-?
- CH(Top100): 28-24.04.2005-7 Wo.
- AT(Top75): 7-24.04.2005-15 Wo.
- La Ultima/Live in Berlin DVD
- DE(AlbumTop100):1 -04.07.2005-?
- DE(MusikDVDTop20): 1 -06.07.2005-?
- CH(AlbumTop100): 77 -03.07.2005-1 Wo.
- AT(MusikDVDTop10): 1 -29.06.2005-10 Wo.
Die Böhsen Onkelz waren eine deutsche Rockband, die von 1980 bis 2005 existierte.
Mitglieder
- Kevin Richard Russell (Gesang). Russell wurde am 12. Januar 1964 in Hamburg-Rahlstedt geboren.
- Matthias "Gonzo" Röhr (Gitarre); sein Spitzname stammt von Double life Gonzo, einem Album von Ted Nugent.
- Stephan Weidner (Bass), der Texter, Bassist und Kopf der Band.
- Peter "Pe" Schorowsky (Schlagzeug); 2005 veröffentlichte er sein erstes Buch mit dem Namen "Sophisticated: Aliens, Fliegenschiss & Mamas BH". ISBN 3-0001628-01
Geschichte
Gründung
Inspiriert durch Bands wie die Sex Pistols oder die Ramones gründeten Stephan Weidner (17), Kevin Richard Russell (16) und Peter 'Pe' Schorowsky (16) im November 1980 in Hösbach eine Punkband. Den Namen gaben ihnen einige Kinder, die die drei Jungs im Winter 1980/81 als die „bösen Onkels“ bezeichnen, weil sie dem Kind den Schlitten geklaut haben. Kevins Mutter litt zu dieser Zeit an Alkoholismus, Stephans Vater besaß ein Bordell und ließ seinen Sohn in der angeschlossenen Kneipe jobben. Die Band war anfangs hauptsächlich im Großraum Frankfurt am Main aktiv.
1981 stieß Matthias 'Gonzo' Röhr (23) hinzu. Dieser hatte bereits sechs Jahre lang Gitarre in verschiedenen Bands (Antikörper) gespielt und brachte somit Erfahrung in die musikalisch unbedarfte Band. Zunächst spielte Pe das Schlagzeug, Stephan die Gitarre, Gonzo den Bass und Kevin übernahm den Gesang. Kurz vor der ersten Aufnahme zum Sampler "Soundtrack zum Untergang 2" wechselten Gonzo und Stephan die Instrumente.
Einstieg in die Skinhead-Szene
Die Band nahm ihre erste größere Veröffentlichung auf dem eher linken Punk-Sampler Soundtrack zum Untergang Vol. II auf. Nach dem aber die bisher unpolitische Punk-Bewegung von den Linken immer mehr vereinnahmt wurde, verlor die Subkultur an Interesse für die Onkelz. Fußball wurde wichtiger und die Schlägereien häuften sich.
Die Band zählte sich zur ursprünglich unpolitischen Oi-Bewegung und machte anfangs deren politische Rechtsdrift in den früheren 1980ern mit. Sowohl die ersten Auftritte als auch die damals veröffentlichten Demos bedienten die Vorurteile ihrer unpolitisch bis rechtsextremen Fangemeinde. 1984 folgte die Veröffentlichung des Albums Der Nette Mann beim Rechtsrock-Label Rock-O-Rama. Diese Platte, an der die Band wie auch an den nachfolgenden Veröffentlichungen kaum etwas verdiente, wurde im September 1986 aufgrund von gewaltverherrlichenden und sexistischen Inhalten indiziert. Auf diesem Album wurden auch patriotische Lieder, wie "Stolz" oder "Deutschland" aufgenommen, was den Onkelz allerdings einen langsam einsetzenden Kultstatus in der rechten Szene einbrachte. 1000-fach wurde Der Nette Mann über Dritte auf Kassetten weitergegeben und verbreitete sich so rasch in der Szene. Allerdings wurden in dem rein patriotischen Lied "Deutschland" meistens über die ersten Zeilen hinweggehört: "auch 12 dunkle Jahre in deiner Geschichte machen unsre Verbundenheit zu dir nicht zu Nichte".
Doch so wie sich die Linken die Punks unter den Nagel rissen, so machten es die rechten Parteien mit den Skinheads, und stießen dabei auf wenig Gegenwehr. In kürzester Zeit wurde ein großer Teil der Bewegung von den rechten Parteien unterwandert.
Nach dem Ausstieg aus der Skinhead-Szene
Die Band ging seit ihrem Ausstieg aus der Skinhead-Szene 1986 unpolitischer vor. In den späten achtziger Jahren war es recht ruhig um die Band, und ihre Alben verkauften sich eher mäßig. Die nachfolgenden Alben handelten zwar anfangs noch immer von Suff und Gewalt, wurden textlich und musikalisch aber komplexer, trotz massiver Probleme bedingt durch die Alkohol- und Heroinabhängigkeit des Sängers Kevin Russell, die nach der Ermordung des besten Freundes der Band ("Trimmi" Andreas Trimmborn) durch einen Soldaten, dessen Vater einen hohen Posten bei der Bundeswehr innehatte, so eskalierte, dass sie fast zu seinem Tod führte.
1992 gelang ihnen ohne jedes Marketing mit dem Album Heilige Lieder der Einstieg auf Platz fünf der deutschen Charts. Trotz ihres immer größer werdenden kommerziellen Erfolgs, war die Band durch den Vorwurf, sie sei rechtsextrem, der ab den frühen 1990ern gegen sie geäußert wurde, bis zum Ende ihrer Karriere schwer belastet. Im Zuge verschiedener rechtsradikaler Übergriffe in dieser Zeit entdeckten die Medien die rechte Vergangenheit der Band, worauf sich die Onkelz mit einer massiven Kritik konfrontiert sahen, die unter anderem dazu führte, dass sich einzelne Radiosender weigerten Onkelz-Platten zu spielen. Während dieser Medieninformation erschienen auch zahlreiche - meist schlecht recherchierte - Artikel, die dem Ruf der Böhsen Onkelz schadeten. Als Reaktion darauf schrieb Weidner Lieder wie Fahrt zur Hölle vom Album Weiss oder Danke für Nichts von Hier sind die Onkelz.
Hinzu kam, dass große Verkaufshäuser wie Media Markt, WOM (World of Music) oder Saturn die Tonträger der Onkelz nicht verkauften. Ende der 90er nahmen Media Markt und WOM die Platten wieder in den Verkauf. Saturn jedoch weigert sich bis heute (vereinzelt), obwohl die letzten Alben mehrere Wochen lang auf Platz 1 der deutschen Charts standen. In den folgenden Jahren brachten die Onkelz mehrfach ihre Ablehnung gegenüber „Extremismus jeglicher Art“ zum Ausdruck und beziehen Position als Außenseiter, die jede Art von Politik vehement ablehnen.
Im Laufe der Zeit bekamen die Onkelz auch außerhalb der Musikbranche prominente Fürsprecher, wie die Ausländerbeauftragte des Landes Bremen Dagmar Lill, den Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit, die Emanzipations-Ikone Alice Schwarzer und den Rapper Moses Pelham, sowie den Techno-DJ Sven Väth.
Die Band erkämpfte sich mit der Zeit eine große Fangemeinde und gehört somit zu den erfolgreichsten deutschen Musikgruppen. Sie erzielte für eine deutsche Rockband große Verkaufserfolge. 1998 verkaufte sie von ihrem Album Viva los Tioz innerhalb der ersten 48 Stunden nach Verkaufsstart über 300.000 Exemplare, womit sie zum ersten Mal Platz 1 der deutschen Charts erreichte.
Am 8. August 2003 kam es zum „musikalischen Ritterschlag“ (Zitat: http://www.onkelz.de): Die Böhsen Onkelz traten trotz vieler negativer Schlagzeilen und polemischer Schmähschriften, vor allem aus dem Ausland, als Vorband der Rolling Stones beim Konzert auf dem EXPO-Gelände in Hannover auf.
Ende der Karriere
Nach dem Vertrag mit dem Plattenlabel Virgin, der nach 5 Jahren Laufzeit 2003 auslief, fand die Band mit dem Indielabel SPV einen neuen Vertriebspartner für das letzte Album, „Adios“. Am 24. Mai 2004 kündigten die Onkelz offiziell ihren Rückzug vom aktiven Musikgeschäft an. Auf der Homepage ließ man folgendes verlauten: „[...] Aber – seien wir ehrlich zu uns, das ist die logische Konsequenz aus allem. Aus den vergangenen 24 Jahren, aus dem Keller in Hösbach und der ausverkauften Festhalle in Frankfurt. Die Onkelz hatten nie die Ambition, als Rockeremiten mit ergrautem Haar auf dem Rockolymp anzukommen, sondern wenn mit vollem Elan und nicht schon auf dem absteigenden Ast sitzend.“ Nach dem Erscheinen des Albums, einem Auftritt im August beim Wacken Open Air und der ausverkauften Tour 2004 fand am 17. und 18. Juni 2005 ein Abschieds-Open-Air-Festival unter dem Namen „Vaya Con Tioz“ (frei übersetzt: Geh mit den Onkelz) am EuroSpeedway Lausitz statt.
Im Rahmen dieses Open Airs brachte die Band auch die eBay-Kartenproblematik ins Interesse der Öffentlichkeit, da die etwa 100.000 Tickets 22 Tage nach Vorverkaufsstart ausverkauft waren. Eine nicht unbeträchtliche Anzahl an Tickets wurde von Zwischenhändlern aufgekauft und später bei eBay zu Wucherpreisen wieder verkauft. Allein für den Weiterverkauf erzielten diese gewerblichen eBay Händler so Gewinne von mehreren Hundert Prozent – Preise von 100-250 Euro für die original etwa 70 Euro kostenden Tickets waren keine Seltenheit. Gegen diese Problematik gingen die Böhsen Onkelz im Rahmen des Open Airs auf dem Lausitzrings vor, indem sie in Zusammenarbeit mit dem offiziellen Ticketversand die Auslieferung von Tickets an diese Händler verweigert haben. Davon betroffen waren nach Auskunft auf der offiziellen Homepage etwa 850 Karten, die stattdessen an die Fans verteilt wurden.
Neben den Onkelz als Headliner spielten am Lausitzring zum Support Motörhead, Machine Head, J.B.O., In Extremo, Psychopunch, Children of Bodom und weitere Bands. Bands wie Misfits und Turbonegro hatten zuerst zugesagt, sprangen aber aufgrund des öffentlichen Drucks ab. Marky Ramone sagte wenige Tage vor dem Konzert ab, da ihm in den USA mit Boykott gedroht wurde.
Während des ersten Konzertes beim Abschlussfestival spielte die Band trotz Warnungen des Landeskriminalamtes Brandenburg das indizierte Stück „Der nette Mann“, was zu einer Anzeige führte.
Musikstil
Auch die Musik der Böhsen Onkelz hat sich immer wieder geändert. Anfänglich spielten sie Punk, ab dem Album Kneipenterroristen (1988) war ihre Musik stilistisch dem Heavy Metal zuzuordnen. Sie zeichneten sich nach Meinung ihrer Anhänger durch die Wut und den Gestus des Ausgeschlossenseins aus, die ihnen aus der Seele sprachen.
Auf den meisten Alben ist das erste Lied eine Art Willkommensgruß, in dem sich die Böhsen Onkelz mit einem Augenzwinkern und teilweise mit Selbstironie, als die Allergrößten präsentieren. So heißt es bei Onkelz wie wir (1987) auf dem gleichlautenden Album "Onkelz wie wir, die fantastischen vier", auf Heilige Lieder (1992) „Ja, uns gehört die Welt“, in dem 1995 erschienen Album Hier sind die Onkelz heißt es unter anderem „Hier sind neue fromme Lieder von den Engeln in Zivil“, auf "E.I.N.S." (1996) heißt es "Wir sind der Stachel im Arsch der Nation", das 1998 erschienene Album mit gleichnamigem Begrüßungslied heißt Viva los Tioz (spanisch, „es leben die Onkelz“) und bei Onkelz 2000 aus dem Album Ein böses Märchen aus 1000 finsteren Nächten (2000) heißt es „Könige des Pathos, radikale Humanisten, hoffnungslose Außenseiter, Idealisten“. Oft wird in diesen Liedern auch mit dem Ruf der Band kokettiert – aus der Ablehnung heraus, die Band und Fans von der Öffentlichkeit erfahren, wird ein Gemeinschaftsgefühl beschworen.
Auch greift die Band in ihren Liedern oft ihre Kritiker an, von denen sie sich ungerecht behandelt fühlt. Daher richten sich viele Lieder gegen die Medien, insbesondere Journalisten, die mit allerlei Verachtungen und Kritik bedacht werden. So heißt es zum Beispiel in Zeig mir den Weg: „Der Prophet in diesen Tagen, wisst ihr, wer es ist, das Geschwür in meinem Magen nennt sich Journalist“. Dieses Thema zieht sich durch die gesamte Onkelz-Diskografie bis zum heutigen Tag herauf. (Zeig mir den Weg, 10 Jahre, Meister der Lügen, Keine Amnestie für MTV, Danke für nichts, Fahrt zur Hölle)
Des weiteren sangen die Onkelz in jungen Jahren bereits diverse Trinkerhymnen wie Heute trinken wir richtig, Alkohol und Freibier.
Darüber hinaus beschäftigen sich die Texte späterer Alben (etwa ab 1991) auch mit der Frage nach dem Sinn des Lebens, so eine Textstelle in Finde die Wahrheit: „denn die Wege sind lang, und selbst der Tod ist nicht ihr Ende, wach endlich auf...“. Weitere Lieder zu diesem Thema sind Wieder mal `nen Tag verschenkt, Stand der Dinge, Das Problem bist du und Dunkler Ort.
Diese Fragen ergaben sich wohl auch durch die Verarbeitung des Mordes an einem sehr guten Freund, der Band, Andreas "Trimmi" Trimborn. Dieser wurde am 16. Juni 1990 von einem Bundeswehr-Zeitsoldaten mit einem Messer tödlich verletzt. Der Täter, der im darauf folgenden Prozess eine Notwehrsituation schilderte, wurde freigesprochen. Auch dieses Ereignis wurde seinerseits in mehreren Songs verarbeitet (Nur die besten sterben jung (1991), So gehts dir (Deine Hölle) und Das Messer und die Wunde (beide 1993) sowie Der Platz neben mir (1998))
Ebenfalls ein wichtiges Thema in der Musik ist die Selbstfindung und Selbstliebe. In dem Lied "Wenn du wirklich willst" heißt es:„Sei du selbst, steh zu dir, die Wahrheit wird gelebt und nicht doziert. Du bist was du warst und du wirst sein was du tust, beginne dich zu lieben, und du findest was du suchst“. In Liedern wie Das Wunder der Persönlichkeit, Mutier mit mir, Ich mache was ich will und Ich bin so wie ich bin beziehen sich die Texte stark auf den Individualismus.
In den späteren Alben wird immer wieder die Vergangenheit angesprochen, wobei es oft um die "Wilde Zeit" der Bandmitglieder geht. Ein Beispiel hierfür ist das Lied Erinnerungen. In der Textstelle: „Ich erinner` mich gern an diese Zeit, eine Zeit, die man nie vergißt. Doch ich muss mein Leben leben, meinen Weg alleine gehn, mach`s gut du schöne Zeit auf Wiedersehn.“ wird der Ausstieg aus der Skinhead-Szene thematisiert. Mit diesem Thema beschäftigen sich auch die Lieder Ein langer Weg, Scheiße passiert, Nie wieder, Flammen, Deutschland im Herbst, Buch der Erinnerung und Ohne mich.
Rechtsextremismusvorwürfe
Ursache
Bis heute werden der Gruppe, trotz zahlreicher Distanzierungsversuche, rechtsextreme Tendenzen vorgeworfen, wobei häufig der Titel Türken raus aus dem Jahr 1981 angeführt wird. In diesem Stück, das die Band in ihrer Punk-Phase aufnahm, finden sich die Zeilen „Türkenfotze unrasiert, Türkenfotze wird rasiert, Türkenfotze unrasiert, Türkenfotze! Türkenpack, Türkenpack, raus aus unserm Land, geht zurück nach Ankara, denn ihr macht mich krank“. Nach Angaben der Band entstand das Lied als Reaktion auf eine Gruppe verfeindeter Jugendlicher. Kritiker verweisen darauf, dass in dem Lied nicht von einer spezifischen Gruppe die Rede ist, sondern gefordert wird, dass „alle Türken [...] raus“ müssten. Außerdem wird das Lied Deutschland den Deutschen angeführt, in dem es heißt: „[...] gegen euch und eure Kanakenwelt“. Auch dieses Stück war nach eigener Aussage eine Reaktion auf die Erfahrung, die die Band auf der Straße machte.
Das Stück SS-Staat im Staate, ebenfalls von 1981, wird von Fans als bewusste Provokation von Nazis interpretiert. Durch die schlechte Tonqualität könne man die Zeile „SS-Staat im Staate, wir wollen's nicht erleben“ als „SS-Staat im Staate, wir wollen's miterleben“ verstehen.
Der Umgang der Band mit dieser Thematik ist umstritten. Fans der Band weisen darauf hin, dass Türken Raus und Deutschland den Deutschen auf keiner offiziellen Veröffentlichung der Böhsen Onkelz zu finden sind. Verbreitet wurden die Stücke, neben Kopieren von Musikkassetten, durch ein von den Onkelz unautorisiertes, auf Bootlegs basierendes Re-Release des ersten Albums, welches neben den 14 regulären Stücken auch eine Reihe Demos enthält. Stephan Weidner meinte in einem Interview dazu: „Der Text war eine große Dummheit und natürlich gab es nie eine Veröffentlichung des Songs, selbstverständlich wird es eine solche Veröffentlichung auch nie geben.“
Die Sicht der Kritiker
Kritiker sehen diese Lieder als Argument dafür, die Böhsen Onkelz im Umfeld von rechtsradikalen Bands wie Störkraft oder Landser anzusiedeln. Vergleicht man jedoch das Repertoire von Bands wie Störkraft oder Landser mit dem der Onkelz so hält diese Behauptung keineswegs stand.
Die Böhsen Onkelz geben zwar zu, ausländerfeindlich gewesen zu sein, dies habe jedoch laut eigener Aussage nichts mit Politik zu tun gehabt, sondern mit Problemen mit Ausländern in ihrem Umfeld. Auch Fans sind der Ansicht, die Band habe sich von der Skinhead-Szene losgesagt, weil sie mit der rechten Szene, die diese unterwandert hatte, nichts zu tun haben wollte. Das erste offizielle Studioalbum, Der nette Mann, enthielt verschiedene Songs (insgesamt sechs der 14), die die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften dazu veranlassten, sie auf den Index zu setzen: Die Lieder Der Nette Mann, Dr. Martens Beat und Fußball & Gewalt wurden von ihr als gewaltverherrlichend eingestuft, Mädchen als sexistisch, Frankreich '84 sowie Böhse Onkelz als Verherrlichung von nationalsozialistischem Gedankengut.
Nach Beschluss der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften habe das Stück Der nette Mann niedere Instinkte geweckt und es werde zur Gewalt gegen Kinder aufgerufen. Die Band wollte in diesem Stück auf eine ziemlich direkt-derbe Art und Weise darauf aufmerksam machen, wie grausam nekro- sowie pädophile Gewalttäter sind, und das selbst der unscheinbarste Mensch ein solcher Straftäter sein könnte. Der Sänger der Onkelz meint, dass es notwendig war, die Rolle des Kinderschänders zu spielen, um die Gedankenwelt eines solchen Menschens und das Abstößige des Verbrechens in aller Deutlichkeit darstellen zu können.
Ferner verherrlicht sich die Band, nach eigener Aussage, in dem Stück Böhse Onkelz selbst, was jedoch wegen zweideutiger Äußerungen als nationalsozialistisch ausgelegt werden kann (Wir saufen mit der Linken und herrschen mit der Rechten (...) Wir sind Böhse Onkelz und machen was uns gefällt, heute gehört uns Deutschland, und morgen die ganze Welt) und von der Bundesprüfstelle auch wurde.
Das Stück Frankreich '84 ist laut Aussage der Band als Resultat auf die Fußballeuropameisterschaft von 1984 zu sehen, bei der die Band eine unschöne Bekanntschaft mit der französischen Staatsgewalt machte. Die Indizierungskomission sah in dem Stück jedoch eine Assoziation mit dem Frankreichüberfall von 1940. (Ja, wir sehen uns in jedem Fall, im Sommer 84 beim Frankreichüberfall,...)
Oft wird auch das Lied "Deutschland" zu den Titeln mit tendenziell rechtem Inhalt gezählt, in welchem die Band die Farben Schwarz-Rot-Gold besingt. Das Lied weist einen übersteigerten Patriotismus auf welcher falsch aufgefasst werden kann. So heißt es zum Beispiel Hier sind wir geboren, hier wollen wir sterben oder Wir sind stolz darauf, in dir geboren zu sein, wir sind stolz darauf, Deutsche zu sein. Allerdings wird in dem Stück in keiner Weise zum Rassenhass oder Ausländerhass aufgerufen oder ein positiver Bezug zum Nationalsozialismus hergestellt. In der ersten Zeile wird sogar versucht eine Distanzierung durch folgende Zeile Auch zwölf dunkle Jahre in deiner Geschichte..., womit mit Sicherheit die Jahre von 1933 - 1945 gemeint sind, zu erreichen.
Jedoch muss man einräumen, dass Kevin Russell auf mindestens einem Konzert, nämlich in Lübeck 1985, anstatt Schwarz-Rot-Gold die Farben Schwarz-Weiß-Rot besungen hat. Allerdings muss man die Farben Schwarz-Weiß-Rot nicht unbedingt zur nationalsozialistischen Symbolik zählen, da die Farben für die Handelsmarine Verwendung fanden. Es ist nicht eindeutig geklärt, ob der Sänger sich auf die Reichsflaggenfarben bezog, oder auf die Marineflagge (Sänger Kevin war 1983 kurzzeitig Matrose, und Gitarrist Gonzo leistete seinen Wehrdienst bei der Marine) es dürfte allerdings schwer zu beweisen sein, dass diese Problematik damals auch dem noch recht jungen Sänger bekannt war.
In dem Stück Hässlich, brutal und gewalttätig, das 1985 auf dem Album Böse Menschen, böse Lieder erschien, bezieht die Band ein weiteres Mal Stellung gegen eine nationalsozialistische Ideologie und das Vorurteil, dass alle Skinheads Neonazis seien. So heißt es dort: Wir tragen alle Hakenkreuze, Skinheads haben nur Gewalt im Sinn, ist es das, was ihr hören wolltet, dass wir hirnlose Schläger sind? [...] In den Medien steht es immer wieder, dass wir Schlägertrupps und Nazis sind, doch wir haben uns nichts vorzuwerfen, denn es ist ihr Gerede, das stinkt!
Die Meinung der Fans zu den frühen Liedern ist gespalten. Es finden sich sowohl Anhänger der frühen Phase, als auch viele andere, die meinen „alles bis Der Nette Mann ist Scheiße“. Fans der Band sehen in dieser Streuung des Publikums (die bei unbestritten rechtsradikalen Bands wie Landser nicht gegeben ist) ein klares Zeichen dafür, dass es primär nicht der politische Nimbus ist, der für die meisten Hörer ausschlaggebend sei. Kritiker hingegen stellen sich auf den Standpunkt, die Band wolle ein breiteres Publikum erreichen, jedoch darauf achten, rechtsextreme Fans nicht zu verprellen. So habe die Band ihrer Ansicht nach ihre Texte gerade genug abgemildert, um nicht offen „rechts“ zu sein und folglich einer Zensur (und der damit verbundenen Unmöglichkeit eines kommerziellen Erfolgs) entgehen zu können.
In dem Lied Ohne mich aus dem Album Viva los Tioz distanzieren sich die Onkelz sowohl von Rechts- wie Linksextremisten. Kritiker sind allerdings der Meinung, dass diese Gleichsetzung von Rechts- und Linksextremismus eine verkappte Verharmlosung des – gefährlicheren – Rechtsextremismus darstelle.
Der Titel "Deutschland im Herbst", wird von Fans häufig als Beweis für die Distanzierung von der Vergangenheit gesehen: „Ich sehe alle gegen alle, jeder gegen jeden. [...] Ich sehe braune Scheiße töten. Ich sehe Dich! [...] Ich höre weiße Geräusche, rassenreine Lieder. Ich höre hirnlose Parolen von Idioten und Verlierern. Ich hör die Lügen der Regierung. Die Lüge eures Lebens. Die Lüge über uns.“ Kritiker sind jedoch der Ansicht, dass der Text einen Mangel an Klarheit mit sich brächte, da er eine „wirre Reihung“ enthalte, die Kritik an der Band und ihren Texten angreife und somit nicht als Beweis von Distanzierung gesehen werden könne.
Auch in Konzertansagen distanzierte sich die Band von politischer Gewalt von beiden Seiten, und Konzertbesucher, die rechtsradikale Symbole präsentierten (Hakenkreuz, Hitlergruß etc.) wurden von der Security entfernt oder von der Band mitten im Konzert aufgefordert, die Halle zu verlassen. Ferner kam es in früheren Tagen auf Konzerten auch schon zu direkten Ausandersetzungen der Band mit Neonazis. Kritiker bemängelten jedoch, dass die Texte der Böhsen Onkelz weiterhin gewalttätige Themen enthielten. So beschreibe etwa das Lied Der Preis des Lebens (1998) detailgetreu die Arbeit eines Profi-Killers, der keine Reue bei seinem Tun empfinde. Jedoch kann dieser "Vorwurf" so gut wie jeder Metal- oder Rockgruppe gemacht werden, so z. B. auch Metallica, Slayer, Motörhead oder Iron Maiden. Die Saalverweise ließen diese Kritiker nicht als Beweis für die Distanzierung von rechtem Gedankengut gelten: Die Verwendung nationalsozialistischer Symbole sei in Deutschland gesetzlich verboten, und es sei im Eigeninteresse der Band, keine Straftaten bei ihren Konzerten zu dulden. Somit bleibt der Band im Grunde keine Möglichkeit sich zu distanzieren, da jede Distanzierung sofort wieder uminterpretiert wird.
Zitat-Beispiele:
Stuttgart, Tour 1998:
- Stephan: "Ich würd' sagen Jungs, diejenigen die mir hier den Fuck-Finger zeigen oder den Hitlergruß machen, die sollten besser schnell gehen bevor ich euch rausschmeißen laß', ist das klar? Ich frag mich, warum sich immer noch so'n paar Vollidioten auf'n Onkelz-Konzert verirren. Ihr müßt's doch endlich kapiert haben, ihr Idioten! Ich sag' Euch, wir machen das Spiel noch zehn Jahre lang mit, bis der letzte Vollidiot nicht mehr auf'n Onkelz-Konzert geht." ... "Ok, ich stell hier fest, dass wir 99% das Konzert versau'n, deswegen würd' ich sagen, kommen wir mal kurz runter und spulen unser Programm runter und ham' noch 'nen geilen Abend zusammen."
- Kevin: "Dann macht jetzt mal 'so', damit wir euch aussortieren können. Mach schon, Mann. Zeig doch ma'. Zeigt euch, ihr feigen Schweine. Komm, mach mal 'so'. Habt ihr die Fresse voll jetzt, oder was?"
- Stephan: "Auf, marschiert raus, ihr Penner!"
- Kevin: "Zeigt's doch, zeigt euch uns doch! Verpisst euch, ihr Wichser!"
Hannover, Tour 1995:
- Stephan: "Ok, ganz kurz: Wenn sich hier einer dazu berufen fühlt, hier irgendwelche schwarz-weiß-roten Fahnen zu schwenken, is' er hier ruck-zuck aus der Halle draußen. Is das klar, Du Nazi-Schwein?!?"
Als weitere Kritikpunkte werden die Verherrlichung des Männlichen (oft in Form von Gewaltphantasien) und ein bewusstes Spiel mit der Gruppendynamik und Lagerbildung deutlich, die entsteht, wenn man sich als zu Unrecht und aus politischem Kalkül verfolgt darstellt. Das kann man unter anderem im Lied "Danket dem Herrn" hören, denn dort heißt es: Mit dieser Band hast du nicht viele Freunde, doch die, die du hast, teilen deine Träume. Die die du hast, teilen alles mit dir. (Auf ähnliche Weise wird auch in der rechten Szene oft Zusammenhalt hergestellt: Kritik am Standpunkt der Gruppe wird als politisches Kalkül gedeutet, mit dem die Feinde die Gruppe aus niederen Motiven unterdrücken wollten.) Auch diesen Vorwurf kann man jedoch unzähligen Metal- und Rockcombos machen, da die verschiedenen Subkulturen des Heavy Metal und des Rock meistens eingeschworene Gemeinschaften bilden, die sich gegen den "Mainstream" behaupten wollen und Wert auf die Betonung des Männlichen legen. Es ist als wahrscheinlich anzusehen, dass sich die sehr aktive und treue Fangemeinde der Böhsen Onkelz auch als Reaktion auf die Kontroverse um die Band und das damit verbundene Einnehmen der Opferrolle durch die Musiker entwickelt hat.
Auch die Weigerung der Band bezüglich eines Namenwechsels sorgt immer wieder für Kritik, da Kritiker darin einen Beweis dafür sehen, dass dies ein Zeichen für Beständigkeit darstellt und die Band bewusst versucht, aus ihrer Vergangenheit Profit zu schlagen. Von der Band und ihrem Umfeld wurde jedoch angeführt, dass eine Namensänderung verlogen und der Wandel der Band dann nicht mehr dokumentiert sei. So nimmt die Band im Lied Danke für nichts dazu Stellung: „Du bist nicht wie ich, wie kannst du für mich reden, du weißt nicht wie ich denke - ich leb' mein eigenes Leben. Du weißt nicht wo ich herkomm’, selbst wenn du es weißt, du weißt nicht wie ich fühle, was es heißt, ich zu sein.“, „Ändert Euren Namen, sagst du – ändere Deinen!“ und „Die Wahrheit ist in dir, und nicht in Deinem Namen“. Als adäquater Vergleich dient hier folgende Aussage: "Nach 1945 ist auch keiner auf die Idee gekommen den Namen Deutschland abzuschaffen." Anzumerken wäre noch, dass die Band die Art und Weise geändert hat, wie der Name geschrieben wird. So wurde der Name der Band in frühen Tagen in Großbuchstaben, nach dem Ausstieg aus der Skinheadszene aber fast nur noch in Kleinbuchstaben geschrieben.
Als die Onkelz auf einem Konzert für die Opfer rechter Gewalt spielten, wies Stephan Weidner in einem Interview darauf hin, dass es um die „Opfer rechter Gewalt“ gehe, und „kein Konzert gegen Rechts“ sei. Kritiker sahen in dieser Unterscheidung einen Beleg dafür, dass die Band noch immer bewusst eine rechtsradikale Klientel bediene, Band und Fans hingegen bezeichneten es als Versuch, ein Publikum anzusprechen, das normalerweise nicht auf „Konzerte gegen Rechts“ komme. Ferner sollte sich laut Band die Veranstaltung um die Opfer drehen und nicht selbst einer Politisierung zum Opfer fallen.
Auseinandersetzungen zwischen Band und Kritikern
In einem Kommentar in der Tageszeitung Darmstädter Echo glaubt ein Journalist einen Liednamen entschlüsselt zu haben, der rückwärts gelesen „Arier on“ ergebe. Tatsächlich heißt das Lied, welches auf dem Album Heilige Lieder erschien, nicht Noreira, sondern Noreia, benannt nach einer keltischen Gottheit. (Allerdings ist anzumerken, dass es auch einen frühen Fehldruck des LP-Covers gibt, auf dem 'Noreira' steht.) Als Reaktion auf die pedantische Suche nach Skandalen veröffentlichte die Band 1996 auf dem Album E.I.N.S. das Lied Enie Tfahcstob rüf Ediona-RAP (für: 'Eine Botschaft für Paranoide'), auf dem ein von Stephan Weidner gesprochener Text rückwärts abgespielt wird, der richtig herum folgendermaßen lautet: „Herzlichen Glückwunsch. Muss 'ne Menge Arbeit gewesen sein, dieses Lied rückwärts abzuspielen. Entweder du bist eines dieser paranoiden Arschlöcher, für die wir dieses Lied gemacht haben, oder du bist einfach nur neugierig. Ersteren sei gesagt: Wer rückwärts gesprochene satanistische oder faschistische Botschaften auf unseren Platten vermutet, muss ausgesprochen dämlich sein und außerdem unter extremem Verfolgungswahn leiden. Armes Schwein, du tust uns echt Leid. Sperr dich ein und schmeiß den Schlüssel weg.“
Im Mai 2001 scheiterten die Böhsen Onkelz mit einer Klage gegen die taz. Diese hatte die Onkelz in einem Artikel als „berüchtigte rechtsradikale Band“ bezeichnet. In zweiter Instanz wurde zu Gunsten der taz entschieden. Laut Landgericht Berlin sei dies ein „zulässiges Werturteil“, welches durch die Meinungsfreiheit gedeckt ist. Die taz hatte ihren Standpunkt unter anderem folgendermaßen begründet: „Die Böhsen Onkelz geben zwar vordergründig vor, mit ihrer rechten Vergangenheit nichts mehr zu tun zu haben, versichern ihren rechtsradikalen Anhängern allerdings bei jeder Gelegenheit augenzwinkernd, dass sie trotz des Drucks der Öffentlichkeit im Kern ungebrochen und ganz die Alten geblieben sind.“
Im Juli 2001 strahlt MTV ein Masters über die Böhsen Onkelz aus, in dem die Band sehr kritisch beleuchtet wird. Der Beitrag wurde zwei Tage vor der Ausstrahlung komplett umgeschnitten und anders ausgestrahlt als die persische Redakteurin ihn zeigen wollte. Diese verweigerte daraufhin ihre Unterschrift unter diesen Beitrag, da er die Band in einem ganz anderem Licht darstellen würde als Sie die Band in Ihrer einjährigen Recherche kennengelernt hatte. Obwohl in diesem MTV Masters mit keinem Wort gesagt wird, dass die Böhsen Onkelz rechtsradikal seien, sorgt es sowohl bei Band als auch bei Fans für Empörung. So interpretiert MTV beispielsweise das Lied Der nette Mann als gewaltverherrlichend, obwohl Band und Fans es als gegen Kindesmissbrauch gerichtet verstanden. Die Onkelz spielten dieses Lied gegen Ordnungsgeld weiterhin auf diversen Konzerten. Darüber hinaus äußern sich Kollegen aus der Musikbranche wie Die Ärzte, Afrob und D-Flame im Masters kritisch über die Band. Die Onkelz beschließen daraufhin, nicht mehr mit MTV zusammenzuarbeiten. Außerdem wird noch ein offener Brief verfasst und ein halbes Jahr später veröffentlichen die Böhsen Onkelz ein Rache-Lied namens Keine Amnestie für MTV.
Einige Kollegen aus der Musikbranche betrachten die Böhsen Onkelz allgemein sehr kritisch. Campino von den Toten Hosen bezeichnete in einem Interview die Liedtexte der Böhsen Onkelz als „unsägliche Landser-Heftchen-Lyrik“. Inzwischen hat Campino seine Meinung aber scheinbar geändert. So sagte er im einem Interview auf der Toten Hosen-Homepage 2003 „Man sollte die Onkelz endlich wie jede andere Hardrock-Band behandeln. [...] Ich bin bei diesem Thema mittlerweile entspannter.“ Im Anti-Nazi-Lied Schrei nach Liebe von den Ärzten lautet eine Zeile: „Zwischen Störkraft und den Onkelz steht ne Kuschelrock-LP“ wobei diese Textpassage auf dem Album Unplugged Rock'n'Roll Realschule „zwischen Störkraft und den anderen“ lautet. Diese Textänderung hat für einige Verwirrung gesorgt. Farin Urlaub sagte dazu: „Wir haben daraufhin tatsächlich begeisterte E-Mails von Onkelz-Fans gekriegt, mit dem Tenor ‚Endlich habt Ihr’s verstanden!‘. Was ich eigentlich meinte, war viel härter: ‚Störkraft und die anderen‘ - das ist für mich noch viel deutlicher, dass die Onkelz ’ne Naziband sind. Wir singen jetzt auch wieder ‚Onkelz‘ für die ganzen Stumpfen. Ich weiche da keinen Deut von ab. Ich mag die nicht, nach wie vor.“ Im Zuge der Auseinandersetzung mit den beiden Bands veröffentlichten die Onkelz 1996 auf dem Album E.I.N.S. das Lied Ihr sollt den Tag nicht vor dem Abend loben, in dem sie zu den Äusserungen der beiden anderen Bands Stellung beziehen (Zitat: „Schöne Grüße nach Düsseldorf und Berlin [...] Opium fürs Volk, Scheiße für die Massen, ja Ihr habt es geschafft, ich beginne euch zu hassen, wenn ich so etwas sage, ist das nicht gelogen, Ihr sollt den Tag nicht vor dem Abend loben!“). Opium fürs Volk heißt bekanntermaßen ein Album der Toten Hosen. Mit Düsseldorf und Berlin sind die Sitze der beiden Punkbands gemeint.
Nicht unerwähnt bleiben sollte das soziale und karitative Engagement der Band: Mit dem Erlös aus dem sog. Peru-Shirt aus dem Merchandise-Shop der Band wird das Projekt „Casa de Milagros“ zur Unterstützung von Strassenkindern in Peru unterstützt. Weiterhin fließen Spenden und Merchandise – Erlöse an afghanische Organisationen zur Kriegsopferhilfe sowie an Naturschutzverbände für z.B. die Rettung der Delphine.
Die Presse
Danke für Nichts - "Auf einmal mögt ihr uns, wie kann das sein? Gepusht wird was verkauft! Schließt es uns ein? Gestern noch verschwiegen, heute auf'm Cover, morgen Mamas Liebling? Futter für die Gaffer!"
Nachdem die Onkelz sich nach eigenem Bekunden jahrelang um Interviews und Stellungnamen bezüglich ihrer Vergangenheit bemüht hatten, änderten sie diesbezüglich ihre Politik. So wurden Pressevertreter komplett von den Konzerten ausgeschlossen, weil die Bandmitglieder einem Teil der Journalisten schlecht recherchierte Artikel und Lügen vorwarfen. Sie beklagten, jahrelang in die rechte Ecke geschoben worden zu sein und keine Chance zur Rechtfertigung erhalten zu haben.
Wie das Lied "Danke für Nichts" vom Album "Hier sind die Onkelz" aussagt, wurden die Onkelz lange verschwiegen, doch als plötzlich Chart-Platzierungen kamen ("Heilige Lieder" kam 1992 bis auf Platz 5 der Charts), waren sie auf allen Covern zu sehen.
Hervorzuheben wäre allerdings eine vor einigen Jahren im ARD ausgestrahlte Reportage, die die Band objektiv beleuchtet und zu dem klaren Schluss kommt, dass die Onkelz keine Neonaziband seien, noch es jemals gewesen seien. Ferner wurde nicht wie in einigen anderen Reportagen der Rechtsextremismusvorwurf zum Kernthema gemacht, sondern die unpolitische Haltung der Onkelz wird als gegeben erachtet und die Musik, die Texte, die Fans und die Band selbst stehen im Vordergrund.
Das heutige Verhältnis der rechten Szene zur Band
Die rechte Szene ist zu diesem Thema gespaltener Meinung. So äußern vor allem Neonazis immer wieder, dass sie gerne die "alte" Musik der Böhsen Onkelz hören. Allerdings gibt es auch Musiker aus der rechtsradikalen Szene, die schon zum Ausdruck gebracht haben, dass sie sich von den Onkelz „verraten“ fühlten. So sagt die rechtsradikale Band Landser in einem Lied von 1992, die Onkelz seien mal geil gewesen bis sie Geld verdienen wollten, gefolgt von Beleidigungen. Die Zillertaler Türkenjäger beschimpfen Stephan Weidner im Lied „1001 Nacht“ des indizierten Albums „12 Doitsche Stimmungshits“.
Diskografie
Detaillierte Tracklisten zu den einzelnen Alben sind auf der Unterseite Tracklist aufgeführt.
Studioalben
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Neuerdings vertreibt das Label SPV/Rule 23 nahezu alle Alben die einst bei Bellaphon erschienen sind. |
Singles
Live
- 1991 Live in Vienna (Doppel-LP/-CD/VHS)
- 1997 Live in Dortmund (Doppel-CD/VHS)
- 2000 Böhse Onkelz Tour 2000 (Doppel-DVD & CD/VHS)
- 2001 20 Jahre – Live in Frankfurt (Doppel-DVD & Doppel-CD)
- 2005 Live in Hamburg (Doppel-CD)
- 2005 La Ultima Tour 2004/Live in Berlin 2004 (Doppel-DVD)
Best Of
Video / DVD
- 1982 Soundtrack zum Untergang (VHS)
- 1985 Böse Menschen - Böse Lieder (VHS)
- 1987 Onkelz wie wir (VHS)
- 1992 Live in Vienna (VHS)
- 1994 B.O.S.C Fan-Video (VHS)
- 1996 Live in Dortmund (VHS)
- 2000 Dunkler Ort + Clip - Making of (VHS)
- 2000 Tourfilm 2000 (VHS / DVD)
- 2001 20 Jahre - Live in Frankfurt (DVD)
- 2004 Adios (DVD zum Album)
- 2005 Tourfilm "La Ultima" - Live in Berlin (DVD)
Biografie
- 1997 Danke für nichts (CD zum Buch)
Compilations
- 1982 Soundtracks zum Untergang 2 (Neuer deutscher Punk-Underground)
Soundtracks
- 2005 Im Film Kombat Sechzehn von Mirko Borscht wird das Lied der böhsen onkelz "Wenn Du wirklich willst" in der Abschlussszene und im Abspann gespielt. Der Film wird aufgrund von unverdeckter Darstellung von Gewalt teilweise kritisiert ist aber unstrittig ein Werk gegen Rechtsradikalismus. Er mahnt aber auch einen anderen Umgang der Öffentlichkeit (z.B. in den Schulen) mit dem Thema an. "Wenn Du wirklich willst" steht hier für die Option aus der rechten Szene auszusteigen. Der Film entstand in Zusammenarbeit mit dem ZDF.
Unautorisierte Veröffentlichungen
Die Böhsen Onkelz gehören zu den Bands, von denen besonders viele Bootlegs im Umlauf sind. Oft werden ganze Konzerte mitgeschnitten, meist in schlechtester Qualität, und dann auf dem Schwarzmarkt teuer verkauft. Diese reichen vom Jahre 1980 bis zum Abschlusskonzert in der Lausitz 2005. Oft werden Cover mit Bildern veröffentlicht, die auf die Vergangenheit der Band anspielen, um die entsprechende Käuferschicht anzuregen. 2005 wurden ca. 250 Bootlegs gezählt.
Das Böhse-Onkelz-Management duldet unter Beobachtung die Website www.Onkelzbootlegs.de, die Bootlegs der Onkelz kostenfrei zum Download anbietet. Durch dieses kostenlose Downloadangebot soll profitorientierten Bootleggern die Plattform zu ihren Verkäufen von Falschpressungen entzogen werden.
Daneben vertreiben einige ehemalige Labels Alben mit Stücken, an deren Vertrieb sie zwar vertraglich die Rechte haben, deren Neuauflage jedoch von den Onkelz nicht autorisiert wurde.
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Literatur
- Edmund Hartsch, Böhse Onkelz, Danke für nichts, ISBN 3-00-001743-7
- Klaus Farin, Buch der Erinnerungen, ISBN 3-9337731-3-X
- Cornelius Peltz, Hesse trifft Hesse – Eine Reise ins Universum der Persönlichkeit mit Hermann Hesse und Stephan Weidner, ISBN 3-933773-13-X
- Annas, Max / Ralph, Christoph (Hrsg.): Neue Soundtracks für den Volksempfänger: Nazirock, Jugendkultur und rechter Mainstream. Berlin / Amsterdam, 1993 ISBN 3-89408-028-0
- Archiv der Jugendkulturen: Reaktionäre Rebellen: Rechtsextreme Musik in Deutschland. Berlin, 2001 ISBN 3-936068-04-6
- Dornbusch, Christian / Raabe, Jan (Hrsg.): RechtsRock. Bestandsaufnahme und Gegenstrategien. Münster 2002 ISBN 3-89771-808-1 [1]
- Searchlight, White Noise, Rechts-Rock, Skinhead-Musik, Blood & Honour: Einblicke in die internationale Neonazi-Musik-Szene. Hamburg/Münster, 2001 ISBN 3-89771-807-3
- Speit, Andreas : Ästhetische Mobilmachung: Dark Wave- und Neofolkszene. Münster, 2002 ISBN 3-89771-804-9
Weblinks
- Offizielle Homepage
- B.O.S.C. – Böhse Onkelz Supporters Club
- 3tioz.de – Böhse Onkelz Supporters Website
- Onkelz-Web – Böhse Onkelz Fanpage
- heilige-lieder.de – Fanseite mit vielen Infos
- Indizierungsbericht „Der Nette Mann“
- Ausführliches Referat zum Thema „Wie böse sind die Böhsen Onkelz“
- FAQ der Newsgroup de.alt.fan.boehse-onkelz
- Artikel zum Urteil Onkelz vs. taz
- Umfassende Infos zu den Onkelz-Schallplatten, Vinyl-Singles, Vinyl-Fälschungen + Vinyl-Bootlegs
- Eine der bekanntesten Onkelz-Coverbands
- Midi-Sammlung der Böhsen Onkelz
- Umfangreiche Fan-Site
- Site mit Fanvideos
- Website von Matthias "Gonzo" Roehr