Amphetamin

chemische Verbindung und Droge
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Amphetamin ist eine künstlich hergestellte Substanz, die ursprünglich zur Gewichtskontrolle verwendet wurde, da sie appetithemmend wirkt. Aufgrund des Suchtpotentials werden Amphetamine medizinisch nur noch für die Behandlung der Narkolepsie und des Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom eingesetzt.

Amphetamin wird umgangssprachlich auch Speed oder Pep genannt. Als "Weckamine" (veraltet) bezeichnet man Amphetamin und Derivate, welche die gleichen oder ähnliche Wirkungen haben.

Chemische Formel

Datei:Amphetamine formula pl s.png

Amphetaminsucht

Allgemeines

Alle Amphetamine werden als Aufputschmittel missbraucht. Meist werden die zum größten Teil synthetischen Stoffe in privaten Labors hergestellt. Diese Labors sind oft schlecht ausgerüstet. Dadurch ist das gewonnene Amphetamin oft von schlechter Qualität. Die Herstellung von Amphetaminen verlangt, entgegen landläufiger Meinung, fundierte Kenntisse über chemische Reaktionen und Übung in der Handhabung der jeweiligen Apparaturen. Unzureichend gereinigtes Amphetamin enthält schädliche Chemikalien. Erfolgt die Herstellung laienhaft, ist das Endprodukt oft ein anderes, oder besteht zumindest größtenteils aus Nebenprodukten, deren Auswirkung auf den Konsumenten oft nicht vorhergesehen werden können. Amphetamine können geschluckt, über die Nasenschleimhaut aufgenommen (gesnieft) oder gespritzt werden.

Wirkung

Amphetamine reduzieren das Müdigkeitsgefühl und putschen den User auf. Es kann eine kurzfristige Leistungssteigerung zu erkennen sein, da die Drogen die Schutzmechanismen des Körpers aufheben können. Die Droge wird genommen, um eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit und/oder eine euphorische Wirkung zu erhalten. Als Dopingmittel werden die Substanzen nicht verwendet, da sie sehr leicht nachzuweisen sind. Theoretisch ist ein Doping aber möglich. Auch in Pflanzen, z.B. Catha edulis, sind Amphetamine enthalten. Die Stoffe sind indirekt wirkende Sympathomimetika. Die Wirkungen und die Nebenwirkungen ähneln denen von Ecstasy. Die Wirkungsdauer, insbesondere der Schlaflosigkeit, kann je nach konsumierter Menge und Häufigkeit der erneuten Einnahme leicht 48 Stunden überschreiten.

Spätfolgen

Eine extreme psychische Abhängigkeit ist häufig. Nach längerer Einnahmezeit treten Schlaflosigkeit und Ruhelosigkeit ein. Oft kommt es zu Wahnvorstellungen. Um die Schlaflosigkeit zu bekämpfen, werden häufig Schlafmittel genommen. Der Bezug zur Realität verliert sich. Ein chronischer Gebrauch kann zu einer schwer therapierbaren Amphetamin-Psychose führen. Typisch für längeren Konsum ist ein pulmonaler Hochdruck mit Schädigungen des Kreislaufes.

Kritische Wirkungen

Vor allem das Risiko der nicht zu kontrollierenden Dauer und Stärke des Rausches werden oft unterschätzt. Auch der unbekannte Reinheitsgrad und die unbekannte Zusammensetzung der Droge stellen ein großes Risiko dar. Oft werden Amphetamine mit anderen Drogen kombiniert, um eine stärkere Wirkung zu erhalten. Meist völliges Wegfallen des Hungergefühls, Schlafentzug und Flüssigkeitsmangel belasten den Organismus erheblich, wenn Amphetamin über mehrere Tage hinweg in mißbräuchlichen, hohen Dosierungen eingenommen wird.

Maßnahmen

Bei der Versorgung einer Vergiftung stehen keine spezifischen Antidote zur Verfügung. Die wesentlichen Maßnahmen bestehen in einer Aufrechterhaltung und Sicherung der Vitalfunktionen. Die Anwendung des "Talk down" ist wesentlich. Die frühzeitige Zufuhr von Elektrolyten und Glukose kann notwendig werden. Die großzügige Gabe von isotonen Lösungen kann die Temperatur senken. Die Therapie der Hyperthermie sollte ebenfalls präklinisch vorgenommen werden. Die Patienten können mit Midazolam (Dormicum®) sediert werden. Bei schweren Hypertensionen helfen nur Alpha-Blocker, wie das Urapidil (Ebrantil®). Tachykardien werden durch Betablocker, z. B. Esmolol (Brevibloc®), Pindolol (Visken®), Metroprolotartrat (Beloc®), Propanolol (Dociton®) therapiert.

Medizinischer Gebrauch

Bei korrekter Anwendung von Amphetaminderivaten beim Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom unter ärztlicher Aufsicht, sind keine Fälle von Sucht bekannt. Zum einen sind die verschriebenen Dosen wesentlich kleiner als beim Missbrauch, zum anderen fällt in diesem Fall auch die euphorische Wirkung weg.

Umweltaspekt

Das illegale Herstellen von Amphetamin und ähnlichen synthetischen Drogen bedeutet in aller Regel, daß chemische Abfallprodukte nicht sachgemäß entsorgt werden, sondern oft in das Abwasser gelangen und zu Belastung und Verschmutzung der Umwelt beitragen.


Literatur

van Treeck, Bernhard: Drogen- und Suchtlexikon, Lexikon-Imprint-Verlag, Berlin, 2003, ISBN: 3-89602-

van Treeck, Bernhard: Drogen, Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin, 2003, ISBN: 3-89602-420-5