Johann Wilhelm Klein

deutsch-österreichischer Pionier der Blindenbildung
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Johann Wilhelm Klein (* 11. April 1765 in Alerheim bei Nördlingen; † 12. Mai 1848 in Wien) war ein Pionier der Bildung für blinde Menschen.

Johann Wilhelm Klein, Lithographie von Josef Kriehuber, 1831
Stele in Erinnerung an Johann Wilhelm Klein in der Dorfmitte von Alerheim
Geburtshaus von Johann Wilhelm Klein in Alerheim

Leben

Nach seinen Jugendjahren besuchte er das Gymnasium und anschließend studierte er Rechtswissenschaften an der „Hohen Karlsschule“ in Stuttgart. Nach seinem Studium verdiente sich J. W. Klein seinen Lebensunterhalt vorerst als Sekretär beim fürstlichen Oberamt in Alerheim.

Die napoleonischen Eroberungszüge brachten großes Elend und bittere Not in die Heimat Kleins. Tatkräftig versuchte er zu helfen, zu unterstützen, musste jedoch erkennen, dass er alleine nicht fähig war, das Notleiden der Bevölkerung zu bekämpfen.

1799 reiste er daraufhin per Schiff in die Kaiserstadt Wien, in der er sein weiteres Leben verbringen sollte. Die fortschrittlichen Verhältnisse in Österreich unter Kaiser Joseph II. mögen ihn angezogen haben.

Wenig weiß man über die ersten vier Jahre in Wien. Bekannt ist aber, dass er in sehr ärmlichen wirtschaftlichen Verhältnissen lebte und seinen Unterhalt als Hauslehrer des Sohns des Grafen Wallis verdiente.

Ehrenamtlich wurde er als Armenbezirksdirektor einberufen und so hatte J. W. Klein mit vielen Blinden zu tun, die einen großen Anteil der Armen ausmachten.

Leistung

Am 13. Mai 1804 begann J. W. Klein einen jugendlichen Blinden, Jakob Braun, mit staatlicher Unterstützung im eigenen Heim zu unterrichten. Somit entstand das erste Blindeninstitut im deutschsprachigen Raum. Kleins Lebensaufgabe galt von nun an der Sorge um die Blinden, der Erziehung und der Berufsorientierung, um sie zu vollwertigen Gliedern in der Arbeitswelt zu machen.

1807 stellte Klein seinen „Stachel-Typen-Apparat“ vor, eine Druckeinrichtung, mit der er die Großbuchstaben der lateinischen Schrift in punktierter Form ins Papier drücken konnte. Diese Schrift, auf Grund der Form der Typen auch Stachelschrift genannt, ließ sich von Blinden und Sehenden gleichermaßen lesen. Für Blinde war diese Schrift allerdings nicht leicht zu lesen und per Hand selbst für Sehende kaum zu schreiben. Klein lehnte die Brailleschrift wegen ihrer Unähnlichkeit mit der Schrift Sehender ab.

1826 errichtete er in der Wiener Vorstadt Josefstadt eine „Versorgungs- und Beschäftigungsanstalt für erwachsene Blinde“.

Inmitten der bürgerkriegsähnlichen Tumulte im Jahre 1848 musste sich Klein einer Lungenentzündung geschlagen geben und verstarb am 12. Mai, 83-jährig. Er wurde auf dem Schmelzer Friedhof beigesetzt und später in ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 0, Reihe 1, Nummer 19) umgebettet.

Im Jahr 1862 wurde in Wien Landstraße (3. Bezirk) die Kleingasse nach ihm benannt.

Werke

Auch Kleins schriftstellerische Tätigkeit sollte nicht unerwähnt bleiben. 1819 verfasste er ein „Lehrbuch zum Unterrichte Blinder“. Dies galt als Wegweiser für Generationen von Blindenlehrern.

Literatur