Schuhmodell
Unter Schuhmodell versteht man eine bestimmten Typ von Schuh, die sich durch optische und/oder funktionelle Merkmale von anderen Typen von Schuhen (und deshalb anderen Schuhmodellen) unterscheidet. Gleichen sich die sichtbaren Merkmale (Formen, Materialien) handelt es sich um das gleiche Schuhmodell, unterscheiden sie sich eindeutig voneinander, handelt es sich um ein anderes Schuhmodell. Meist sind diese Merkmale auf den Schuhschaft (= Schuhoberteil) beschränkt. Selten werden auch Merkmale des Schuhbodens (zum Beispiel die Absatzform oder –höhe) zur Abgrenzung verschiedener Schuhmodelle gegeneinander hinzugezogen.
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Historisches
Alle heute existierenden Schuhmodelle gehen auf eine relativ kleine Anzahl von Grundmodellen zurück. Von denen wiederum die meisten im 19. Jahrhundert entwickelt wurden. Dem Zeitpunkt, als die Schuhmode begann sich zu entwickeln. Die vorherigen Zeiten hatten zwar auch so etwas wie Mode (Schnabelschuhe, Kuhmaulschuhe usw.) doch war diese für alle einheitlich und währte über viele Jahrzehnte hinweg. Im 19. Jahrhundert änderte sich das zunehmend: Es kamen die ersten Modejournale auf, die industrielle Schuhproduktion schuf (um sich von den handgefertigten Schuhen abzuheben) neue Modelle oder Modellvarianten und die Dandies dieser Zeit gaben den Trend vor. Verbesserte Verfahren, wie beispielsweise unsichtbare Verstärkungen aus Stahl für den Schuhboden (stählerne Gelenkfeder von Salvatore Ferragamo), neue Gerbtechniken (Chromgerbung) und damit neue Möglichkeiten der Lederfärbung, das Entstehen einer Haute Couture und weitere Entwicklungen führten zu einer bis dahin nicht gekannten Modellvielfalt.
Unterschiedliche Definitionen und Abgrenzungen
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Schuhtypen voneinander abzugrenzen und einzuteilen. Doch führt das nicht unbedingt zu einer Aufteilung nach Schuhmodellen. So reichen beispielsweise simple Unterscheidungen in drei Grundmodelle wie Sandale, Halbschuh und Stiefel nicht aus, um der Vielfalt unterschiedlicher Modelle gerecht zu werden. Auch eine Einteilung, die sich an kulturkulturhistorische Kriterien orientiert und fünf Grundmodelle differenziert (Sandale, Mokassin oder Opanke, Stiefel, Pantoffel und Halbschuh) greift zu kurz. Ebenfalls verbreitet ist die Einteilung in acht Schuhmodellkategorien: Pumps, Oxford, Sandale, Stiefel, Mokassin, Loafer, Schnallenschuh und Clog.
Die letztgenannte Differenzierung kommt der Schuhmodellwirklichkeit schon wesentlich näher, wenngleich auch sie nicht annährend die Anzahl der wirklich existierenden Schuhmodelle (ganz zu schweigen von deren Untergruppen) erfasst. Tatsächlich stellt sich in der Fachwelt die Katagorisierung als sehr problematisch heraus. Differenziert man zum Beispiel nach der Schuhverschlussart (Loafer, Monkstrap, Schürschuh) hilft das letztlich nicht weiter. So wird man sowohl bei einem Damenpumps, als auch beim Mokassin jeweils keinen Verschluss bemerken (= gleiches Kriterium) und doch handelt es sich um grundverschiedene Schuhtypen (= verschiedene Schuhmodelle). Doch unbeachtet der verschiedenen Kategorisierungsversuche, herrscht in Bezug auf die Definition der jeweiligen Schuhmodelle Einigkeit. Ein Gummistiefel ist immer ein Gummistiefel und ein Wanderschuh immer ein Wanderschuh.
Kriterien
Betrachtet man die Kriterien die zu den unterschiedlichen Modellen führen so sind dies in erster Linie Unterscheidungen im Schaftbereich. So grenzt beispielsweise das Vorhandensein eines Schuhverschlusses die Schlupfschuhe (Pumps, Loafer und Mokassin) von anderen Modellen (Schnürschuhen, Schnallenschuhen usw.) ab. Selten sind auch Bodenmerkmale für die Unterscheidung ausschlaggebend (Beispiel: Ein Schlupfschuh mit Absatz ist ein Pumps oder ein Loafer, ohne Absatz ein Mokassin).
Am Beispiel Oxford einem klassischen Herrenschuhmodell, das als das eleganteste Schuhmodell zum Anzug gilt, sei das erläutert:
- Kriterium Schnürung:
- Ist es eine so genannte geschlossene Schnürung ist das Schuhmodell ein Oxford, ist es eine offene Schnürung nennt man das Schuhmodell einen Derby. Die Bezeichnung offen (oder geschlossen) hat nicht mit einer gebundenen (oder nicht gebundenen) Schleife zu tun, sondern bezieht sich auf den Schaftschnitt. - Vergleiche die nebenstehenden Abbildungen
- Kriterium Schafthöhe (z. B. Pumps/Loafer, Halbschuh, Bootee, Stiefel, Schaftstiefel usw.)
- ein und derselbe Schaftschnitt kann beispielsweise ein Oxfordhalbschuh oder ein Oxfordstiefel sein, je nach Höhe (der eine endet in der Fußbeuge, der andere ist mindestens überknöchelhoch)
- Kriterium Schaftschnitt (Anzahl der Schaftteile und deren Anordnung zueinander)
- Besteht der gesamte Schuhaußenschaft nur aus einem Stück Leder spricht man vom Wholecut oder One piece Oxford. Ist zumindest das Voderteil nahtlos nennt man dies einen glatten Oxford oder mit der Fachbezeichnung einen Plain Oxford. Der ansonsten gleich geschnittene Captoe Oxford hat hingegen eine zusätzliche Querkappe über den Zehen.
- Kriterium Verzierungen (Lochverzierungen - sog. Broguing, Schaftteilkanten, Schuhschmuck in Form vom n Metallapplikationen usw.)
- Zeigt der oben genannte Captoe Oxford noch eine ornamentale Lochverzierung auf der Querkappe, handelt es sich um einen Halfbrogue Oxford. Gibt es hingegen noch weitere Verzierungen der Schaftteilkanten und ist die Querkappe auf die Seiten des Schuhs flügelartig verlängert (sog. Flügelkappe) ist es ein so genannter Fullbrogue Oxford. Und reicht sie bis an die hintere Schaftnaht an der Ferse (Fersennaht) nennt sich das Schuhmodell Longwing.
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Wholecut (auch one piece) Oxford
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Captoe Oxford
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Halfbrogue Oxford
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Fullbrogue Oxford
Man kann sich unschwer ausmalen, dass diese Differenzierungen noch weiter geführt werden können.
Modellbeispiele
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Blücher (in Engl. Blucher)
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Monkstrap (auch Monk)
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Norweger (franz. Typ)
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Jodhpur-Stiefel
Links zu einzelnen Schuhmodellen
Ballerina, Blücher, Budapester, Chelsea-Boot, Clog, Derby, Flip-Flops, Fullbrogue, Geta-Schuh, Gummistiefel, Gymnastiksandale, Haferlschuh, Halfbrogue, Hausschuh, Holzschuh, Holzsandale, Hüttenschuh, Jodhpur-Stiefel, Longwing, Mokassin, Monkstrap, Norweger, Pantoffel, Sneaker, Sportschuh, Wanderschuh
Literatur
- Helge Sternke: Alles über Herrenschuhe. Nicolai Verlag, Berlin, Nov. oder Dez. 2005, 550 S., 450 Abb., ISBN 3-89479-252-3.
- Angela Pattison, Nigel Cawthorne: Schuhe. Moden & Designs im 20. Jahrhundert. Bassermann, Niedernhausen, 1998, 160 S., ISBN: 3-8094-0655-2