Babylon

Hauptstadt Babyloniens
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Detail des babylonischen Ischtar-Tores (Pergamonmuseum, Berlin)

Babylon (babyl. Bab-ilani – Tor Gottes; hebr. Babel בבל) war als Hauptstadt Babyloniens eine der wichtigsten Städte der Antike. Sie lag am Euphrat, etwa 90 km südlich von Bagdad im heutigen Irak. Die Ruinen der Stadt sind unter anderem von Robert Johann Koldewey Anfang des 20. Jahrhunderts teilweise ausgegraben worden.

Etymologie

Der Name Babylon leitet sich aus dem akkadischen Wort Bab-ili ab, was Tor Gottes bedeutet. Diese Form ist aber bereits von den Akkadern bzw. Babyloniern falsch verstanden worden und geht sehr wahrscheinlich auf eine heute nicht mehr verstehbare (nicht akkadische) Urform, möglicherweise babbillum zurück. In späterer Zeit wurde dann der akkadische Name bab-ilim graecisiert, wodurch dann das uns heute bekannte Babylon entstand.

Babylon historisch

Datei:Mesopotamiamap.jpg
Plan von Mesopotamien
 
Lage von Babylon
 
Ausgrabungen in Babylon 1975

Erstmalige Erwähnung findet Babylon am Ende des 3. Jahrtausends v. Chr.. Unter dem berühmten König Hammurabi (1792 - 1750 v. Chr.) erlangte die Stadt erstmals eine Vormachtstellung im Alten Orient. Unter den Herrschern der neubabylonischen oder chaldäischen Dynastie erlangte sie den Höhepunkt ihrer Macht.

Nach dem Zerfall Sumers wurde Babylon im 18. Jahrhundert v. Chr. unter den Amoritern zu einem regionalen Machtzentrum. Die Stadt war Zentrum Babyloniens, und ist auch durch die Hängende Gärten der Semiramis, eines der Sieben Weltwunder der Antike, bekannt.

Babylon verlor mit dem Aufstieg Assyriens an Bedeutung, auch wenn es im 6. vorchristlichen Jahrhundert zu einer Erneuerung kam (Spätbabylonisches Reich). Der Perserkönig Cyrus II. eroberte 539 v. Chr. Babylon. Alexander der Große eroberte die Stadt nach dem Sieg bei Gaugamela und wurde als Befreier begrüsst. Alexander machte Babylon später auch zum Sitz seines Reiches, wo er dann auch am 10. Juni 323 v. Chr. verstarb. In der Zeit der Diadochen gehörte Babylon zum Seleukidenreich, verlor aber zu einem späteren, nicht genau feststellbaren Zeitpunkt an Bedeutung und ist allmählich unbewohnt geworden.

Babylon aktuell

 
US-Marines vor Babylon

Nach dem Irak-Krieg richteten US-amerikanische und polnische Truppen im April 2003 einen Stützpunkt um Babylon ein, um die antike Stadt vor Räubern und Vandalen zu schützen. Laut einem Bericht des Konservators des Britischen Museums John Curtis wurde die Ruinenstadt jedoch erheblich beschädigt. Unter anderem seien die Drachen des Ischtar-Tors bei dem Versuch eines Unbekannten, Steine herauszubrechen, in Mitleidenschaft gezogen worden.

Rezeption

Babylon im Alten Testament

Der hebräische Name für das antike Babylon ist Babel. Der Bau des pyramidenförmigen Tempelturms von Babylon (siehe auch Turmbau zu Babel) wird im Alten Testament der Bibel erwähnt. Zur Strafe für die Vermessenheit der Bauherren, den Himmel bzw. Gott erreichen zu wollen, habe Gott die Menschen verwirrt und ihnen verschiedene Sprachen gegeben. Davon kommt die Redensart 'babylonisches Sprachgewirr'. Der Turmbau zu Babel hat mit Babylon jedoch nichts zu tun. Der Name des dortigen Turmes war "Etemenanki".

Die Herrscher von Babel führten Kriege gegen das Volk Israel und verschleppten große Teile des Volkes in die babylonische Gefangenschaft. Das Buch Daniel der Bibel berichtet darüber. Die Eroberung und endgültige Zerstörung Babylons wurde etwa 200 Jahre zuvor von Jesaja vorausgesagt.

Babylon im Christentum

Im Neuen Testament wird der Name 'Babylon' bzw. das Attribut 'babylonisch' zwölfmal erwähnt. Dies geschieht zum einen in Rückblicken auf die Geschichte Israels, zum anderen in den prophetischen Reden über die Zukunft der Welt. Babylon bezeichnet hier das irdische widerchristliche Machtzentrum im Gegensatz zur Stadt Gottes, dem 'himmlischen Jerusalem'. In der Offenbarung des Johannes wird ihre Zerstörung in den letzten Gerichten Gottes voraus gesagt. In 1. Petrus 5,13 grüßt der apostolische Schreiber seine Gemeinde aus Babylon. Manche Ausleger vermuten, dass hier Babylon als ein Pseudonym für Rom gebraucht wird. Andere hingegen verweisen auf den nicht genau feststellbaren Zeitpunkt des Verfalls der Stadt und nehmen die Bezeichnung "Babylon" wörtlich. Sie glauben, dass Paulus, als Apostel für die Nationen und nicht Petrus in Rom war.

In der von der Offenbarung des Johannes geprägten christlichen Symbolik gilt Babylon als gottesfeindliche Macht und Hort von Sünde und Dekadenz. Martin Luther deutete das ihm verhasste Papsttum als Hure Babylons.

Musikalische Rezeption

Zumeist bauen Lieder, die mit Babylon zu tun haben, auf die Bedeutung der Stadt im Alten Testament als ein Ort des Exils und der Versklavung. Gelegentlich nehmen Lieder aber auch die neutestamentliche Bedeutung der Stadt als Zentrum des Bösen auf.

Die Gefangenschaft und die spätere Rückkehr des Volkes Israel in seine Heimat wurde für die christlichen Sklaven in den USA des 19. Jahrhunderts zum Gleichnis ihrer Gefangenschaft und der Hoffnung auf Befreiung. Bekannt ist die Vertonung des Lieds By the waters of Babylon von Don McLean, eine Nachdichtung des 137. Psalms. Der Song By the Rivers of Babylon von Boney M. behandelt ebenfalls den Text des 137. Psalms. Die deutsche Vertonung "Die Legende von Babylon" von Bruce Low geht jedoch um den Turmbau zu Babel und hat nichts mit der Stadt Babylon zu tun.


Söhne und Töchter der Stadt

Siehe auch

Literatur

  • Joan Oates: Babylon. Stadt und Reich im Brennpunkt des Alten Orient, Gondrom-Verlag, Bindlach 1990. ISBN 3-8112-0727-X
  • Nelson DeMille: An den Wassern von Babylon, Goldmann-Verlag 1990

ISBN 3-442-09647-2

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