De Majesteit
De Majesteit ist ein Party- und Veranstaltungsschiff der Nederlandse Raderstoomboot Maatschappij, das für regelmäßige Fahrten im Bereich des Rotterdamer Hafens eingesetzt wird. Bei Sonder- und Charterfahrten werden Flüsse in den Niederlanden und Belgien befahren. Der Raddampfer wurde in den Jahren 1925 und 1926 für die Dampfschiffahrts-Gesellschaft für den Nieder- und Mittelrhein (DGNM) gebaut und stand mit den Namen Rheinland und Rüdesheim bis 1990 für die Köln-Düsseldorfer (KD) im Einsatz. Er war der erste Schiffsneubau der DGNM nach dem Ersten Weltkrieg und wird noch als einziges ehemaliges Schiff der Reederei von einer Dampfmaschine angetrieben.
De Majesteit auf Fahrt
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Geschichte
Bau und Inbetriebnahme
Die DGNM bestellte am 28. Januar 1925 bei der Schiffswerft der Gebrüder Sachsenberg AG in Köln-Deutz erstmals nach dem Ersten Weltkrieg ein Fahrgastschiff für die damals mit der Preußisch-Rheinischen Dampfschiffahrtsgesellschaft geführten Betriebsgemeinschaft Kölnische und Düsseldorfer Gesellschaft für Rhein-Dampfschiffahrt. Die Kiellegung erfolgte am 12. August 1925, der Stapellauf am 5. Dezember des gleichen Jahres. Am 30. April 1926 fand die Abnahmefahrt statt, die von Uerdingen nach Köln führte. Der Rheinland benannte Dampfer ging einen Tag später auf der Bergfahrt von Köln nach Mainz mit Ehrengästen unter der Anwesenheit des DGNM-Aufsichtsratsvorsitzenden Otto Henkell auf Jungfernfahrt. Ab dem 2. Juni wurde sie auf gleicher Strecke planmäßig eingesetzt. Bei der Werftablieferung war das Schiff 79,10 m lang und 8,25 m (14,90 m über Radkästen) breit. Die Tragfähigkeit lag bei 225 Tonnen. Das mit Kohle befeuerte Dampfschiff durfte bis zu 2500 Fahrgäste aufnehmen.[2]
Zweiter Weltkrieg
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gehörte die Rheinland zu den zehn Schiffen der Reederei, die in den Sommermonaten von 1940 bis 1942 im Personen- und Güterverkehr eingesetzt wurden. Der Güterverkehr war notwendig geworden, um die Kriegswichtigkeit der KD aufrecht zu erhalten. Nur so wurde sichergestellt, dass die Reederei die notwendigen Betriebsmaterialien, wie beispielsweise Kohle und Eisen, zugeteilt bekam. Zusätzlich wurde das wehrpflichtige Personal auf den Schiffen belassen.[3] Zwischenzeitlich erhielt das Schiff im März 1941 einen blaugrauen Tarnanstrich. In der Nacht vom 27. auf den 28. April traf eine Brandbombe die in Köln liegende Rheinland. Sie konnte aber nach einem kurzen Werftaufenthalt wieder eingesetzt werden.
Ab dem 11. August 1943 vermietete die Köln-Düsseldorfer die Mainz als Wohnschiff an die Fordwerke Köln. Ihr Liegeplatz war an der Piwipp in Dormagen. Der Mietvertrag wurde ab 8. Dezember von der IG Farben mit gleichem Liegeplatz übernommen. Am 10. August 1944 diente sie in Urfeld als Wohnunterkunft für ausgebombte Mitarbeiter der UK Wesseling. Ab Februar 1945 lag sie zusammen mit dem Dampfer Gutenberg als Lazarettschiff in Kaiserswerth. Durch Artilleriebeschuss der bereits am linken Rheinufer liegenden amerikanischen Truppen wurden beide Schiffe am 12. März 1945 versenkt. Der Schiffskörper der Rheinland wurde dabei verbogen. Zusätzlich setzten spielende Kinder das Schiffswrack am 10. Juni 1945 in Brand. Das niederländische Bergungsunternehmen P.H. van Wienen wurde im September 1946 mit der Hebung des Schiffs beauftragt. Diese erfolgte im Juli 1947 – anschließend wurde die Rheinland in den KD-Hafen nach Düsseldorf zur Reparatur des Schiffsrumpfs überführt.[4]
1950er- und 60er-Jahre
Die Kölner Werft, Ewald Berninghaus erhielt am 2. Dezember 1950 den Auftrag für den Aufbau des Schiffs. Die Decks wurden dabei freitragend konstruiert, das Hauptdeck wurde bis zum Vorsteven vorgezogen, sodass darüber ein Sonnendeck eingerichtet werden konnte. Der Bug, der Ruderstuhl und der Schornstein wurden ausgetauscht, zusätzlich wurde ein Dreiflächenruder installiert. Durch die neuen Anbauten war das Schiff 81,32 m lang und 8,25 m (15,66 m über Radkästen) breit – die Tragfähigkeit lag bei 176 Tonnen. Die Rheinland erhielt eine Zulassung für 2300 Fahrgäste. Die Kosten für den Wiederaufbau des Schiffes lagen bei 1.000.000 DM[5] Die festliche Wiederinbetriebnahme mit anschließender Fahrt von Köln nach Bad Honnef und zurück fand am 28. Juni 1951 statt. Ab dem 1. Juli setzte die Reederei die Rheinland im Schnellfahrdienst auf der Strecke Köln–Mainz ein. Von 1952 bis 1953 war der Dampfer mit einem Schiffspostamt ausgestattet. Im Frühjahr 1956 stellte Babcock & Wilcox den Antrieb auf Ölfeuerung um.[6]
Nachdem die Reederei die vorherige Namensträgerin mit Wechsel des Fahrgebietes zur Mosel in Trier umgetauft hatte, wurde die Rheinland am 17. Februar 1965 in Rüdesheim umbenannt. Ein Jahr setzte die Reederei die zulässige Fahrgastzahl aus steuerlichen Gründen auf 1750 herunter. Am 16. Mai 1967 fusionierten die DGMN und die Preußisch-Rheinische Dampfschiffahrtsgesellschaft zur Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt AG. Der Besitz aller Schiffe der beiden Unternehmen wurde in die neue Gesellschaft übertragen.[7]
1970er- und 80er-Jahre
Infolge des hohen Alters der beweglichen Teile und der Kesselanlagen häuften sich in den Jahren 1973 bis 1975 Störungen wegen Materialermüdung. Defekte Komponenten wurden mit Ersatzteilen aus dem 1972 stillgelegten und von der Maschine her baugleichen Dampfer Vaterland ersetzt. Am 21. April 1975 wurde dem Schiff die amtliche Europanummer 4200380 zugeordnet. Bei einem viermonatigen Aufenthalt auf der niederländischen De-Hoop-Werft im Jahre 1976 erhielten die Maschinen eine Generalüberholung. Ein Jahr später wurde bei der Werftunion Gustavsburg eine große Instandsetzung des ganzen Schiffs mit anschließender Neulackierung durchgeführt. In der Winterpause 1978/79 sollten alle Rohre der Heizkesselanlage instand gesetzt werden. Nach Ausbau der Kessel wurde dieses Vorhaben aus Kostengründen auf 1980 verschoben. Anfang April 1979 überführte das KD-Werkstattschiff Jan von Werth die antriebslose Rüdesheim nach Bonn-Gronau. Während der Bundesgartenschau 1979 war sie dort vom 10. April bis 25. Oktober als Restaurantschiff eingesetzt. Trotz der umfangreichen Instandsetzung der Heizkesselanlage im Winter 1980, die mit einer erneuten Generalüberholung des gesamten Schiffs verbunden war, konnte der Raddampfer wegen weiteren Defekten der Maschinenanlage nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden, sodass die Köln-Düsseldorfer das Schiff Ende der Saison 1981 stilllegte. Auf Wunsch der Stadtverwaltung Köln sollte die KD das Schiff während der Bauzeit des Kölner Rheingartens als schwimmendes Restaurant für die Bauarbeiter eingesetzt werden. Die Oase in der Wüste der Baustelle eröffnete nach der Renovierung des Innenbereichs am 2. Mai 1983. Gleichzeitig wurde sie als staubfreier Wartebereich für die Fahrgäste des Rundfahrschiffs Domspatz und des Tragflügelboots Rheinpfeil genutzt. Wegen angeblichem Einleiten ungeklärter Abwässer wurde das Restaurant bereits am 15. Juli 1983 wieder geschlossen und in den Sommermonaten bis 1990 als Proviantverteilstation und Wartebereich benutzt. In den Wintermonaten wurde das Schiff jeweils in den Hafen Köln-Niehl geschleppt und dort jährlich von innen und außen renoviert. Die Köln-Düsseldorfer wurde 1984 in einem Gerichtsverfahren bezüglich der vorgeworfenen Umweltverschmutzung freigesprochen. Mit Inbetriebnahme des neuen Fahrgastschiffs Rüdesheim wurde der Name am Bug des Radampfers 1987 entfernt.[8]
1990er-Jahre bis heute
Nachdem der Einsatz des namenlosen Raddampfers am Kölner Rheinufer im Herbst 1990 aus Kostengründen beendet wurde, diente er zwei Jahre im Hafen Niehl als Lagerraum. Das Schiff wurde im Januar 1993 an die niederländische Raaderstoomboot De Niederlander, Clemens & Wijand Key aus Rotterdam verkauft. Am 19. April 1993 überführten die beiden Schlepper Limburgia und Lambertus das Schiff zur Restaurierung in die Brouwer Scheepswerf in Zaandam. Die mit viel Eigenleistung des Besitzers durchgeführte Restaurierung der Heizkessel, der Maschinenanlagen und des Kaskos dauerte mit Unterbrechungen bis 1998. Hierbei wurde unter anderem das Schiff auf 82,00 verlängert, die Deckenhöhe des Oberdecks um 20 cm erhöht; die Radkästen im Bereich der Schaufelräder wurden vergrößert und mit Schlitzen versehen. Die Innenausstattung des zukünftigen Party- und Veranstaltungsschiffs übernahm die Hoogedoorn Timmerbedrijf in Werkendam. Die Restaurierungs- und Umbaukosten lagen bei 8.000.000 Gulden. Der Besitz des Schiffs wurde im Mai 1999 an die neugegründete Nederlandse Raaderstrom Maatschappij übertragen, die den Raddampfer mit der ENI-Nr. 02323194 und dem neuen Namen De Majesteit im Schiffsregister Rotterdam registrierte. Am 28. Mai 1999 erfolgte die Auslieferung der fertig gestellten De Majesteit in Werkendam. Danach fuhr sie in Leerfahrt nach Culemborg, wo sie am nächsten Tag beim Nationale Bodedag präsentiert wurde. Am 15. Juni taufte der Firmeninhaber Klemens Key das Schiff am Anleger Maasboulevard in Rotterdam. Seitdem befährt es regelmäßig bei Veranstaltungsfahrten den Nieuwe Waterweg und die Nieuwe Maas mit der Fahrtstrecke Maassluis–Rotterdam–Kralingse Veer und zurück. Bei Charterfahrten ist es auch auf anderen Flüssen in den Niederlanden und Belgien anzutreffen. An betriebsfreien Tagen liegt es am Anleger Maasboulevard in Rotterdam. De Majesteit darf bis zu 600 Fahrgäste befördern.[9]
Trivia
In dem 1960 gedrehten US-amerikanischen Musikfilm Café Europa mit Elvis Presley wurde die Szene der Schiffsfahrt von Aßmannshausen auf der Rheinland gedreht.[10]
Ausstattung und Technik
De Majesteit ist ein Dreideck-Salondampfer mit fünf Salons und jeweils zwei Freidecks im Haupt- und Oberdeck. Die Salons wurden nach unterschiedlichen Zeitepochen des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gestaltet. Durch eine Öffnung der im Mittelschiff des Hauptdecks liegenden Veranda kann die Dampfmaschine betrachtet werden. Der mittlere Teil des Oberdecks wurde bei der Restaurierung mit einen Glasdach versehen. Neben Maschinen- und Versorgungsräumen wurden im Unterdeck die Garderobe, die Toilettenanlagen sowie die Kombüse untergebracht. Mittels eines großflächigen runden offenen Hydraulikaufzugs kann das komplette Buffet von der Bordküche in die darüber liegende Veranda transportiert werden. Alle Decks sind klimatisiert und mit einer Doppelverglasung ausgestattet. Hinter dem Schornstein und den Maschinenraum-Oberlichtern wurde eine von Wijnand Key gebaute Dampforgel mit 24 Pfeifen installiert.[11]
Das Schiff wird von einer schrägliegenden Zweizylinder-Verbunddampfmaschine mit Ventilsteuerung der Gebrüder Sachsenberg Roßlau mit einer Leistung von 750 PS über zwei exzentergesteuerte 3,66 m hohe Schaufelräder mit jeweils acht Schaufeln angetrieben. Sie verfügt über zwei Zylinderkessel mit 275 m² Heizfläche die einen Dampfdruck von 10,5 kp/cm³ erzeugen. Zum besseren manövrieren wurden beim Umbau ein Bugstrahlruder mit einem 220 kW starken Elektroantrieb und im August 2011 ein Querstrahlruder im Heck zusätzlich zu dem 3-Flächenruder installiert. Die Stromversorgung an Bord wird mit zwei Dieselgeneratoren mit einer Ausgangsleistung von jeweils 275 kVA sichergestellt.[1][12]
Literatur
- Georg Fischbach: Die Schiffe der Köln-Düsseldorfer 1826–2004, Eigenverlag, Marienhausen 2004, ISBN 3-00-016046-9
- A.F. Napp-Zinn: 100 Jahre Köln-Düsseldorfer Rheindampfschiffahrt insbesondere Zerstörung und Wiederaufbau 1939-1953, M. DuMont Schauberg, Köln 1953
- Stephan Nuding: 175 Jahre Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt AG , Schardt Oldenburg 2001, ISBN 978-3-8984-1035-9
Weblinks
- Webseite des Veranstalters
- YouTube-Video über De Majesteit u.a. mit Sequenzen der aktiven Dampfmaschine und einer Demonstration der Dampforgel
Einzelnachweise
- ↑ a b Seite über die technische Ausstattung im Webauftritt des Betreibers
- ↑ Georg Fischbach: Die Schiffe der Köln-Düsseldorfer 1826–2004, Eigenverlag, Köln 2004, S. 534
- ↑ Generalanzeiger Bonn vom 30. März 2005: Köln-Düsseldorfer - eine Flotte ohne Schiffe
- ↑ Fischbach, S. 535 und S. 536
- ↑ Schiffsattest vom 25. Juni 1951
- ↑ Schiffsattest vom 14. Mai 1956
- ↑ Fischbach, S. 538
- ↑ Fischbach, S. 538 bis 540
- ↑ Fischbach, S. 539 bis 541
- ↑ Hinweis auf den Film G.I. Blues auf der Webseite des Betreibers
- ↑ Schiffsbeschreibungsprospekt des Reeders (pdf)
- ↑ Fischbach, S. 541