Siedlung
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Prawdino (russisch Првдино, deutsch Grumbkowkeiten, 1938-1946: Grumbkowsfelde, auch: Wingern, litauisch Grambkaukaičiai und Vingriai) ist der gemeinsame Name zweier ursprünglich eigenständiger Orte in der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)). Prawdino liegt im Rajon Krasnosnamensk (Kreis Lasdehnen, 1938-1946: Haselberg) und gehört zur Dobrowoslkoje selskoje posselenije (Landgemeinde Dobrowolsk (Pillkallen, 1938-1946: Schloßberg).
Geographische Lage
Prawdino liegt am Südufer der Inster (russisch: Instrutsch), elf Kilometer von der ehemaligen Kreisstadt Dobrowolsk (Pillkallen, 1938-1946: Schloßberg) und 18 Kilometer von der jetzigen Rajonshauptstadt Krasnosnamensk (Lasdehen, 1938-1946. Haselberg) entfernt an einer Nebenstraße, die Leskowo (Rammonischken, 1938-1946: Hagenfließ) an der Fernstraße R 511 mit Nikitowka (Uszpiaunen/Uschpiaunen, 1938-1946: Kiesdorf) an der Fernstraße R 508 verbindet.
Eine Bahnanbindung bestand bis 1945 über die Pillkaller Kleinbahn bzw. Schloßberger Kleinbahnen.
Geschichtliches
Zeit bis 1945
Prawdino/Grumbkowkeiten (Grumbkowsfelde)
Das frühere Grumbkowkeiten[1] liegt zehn Kilometer nordöstlich von Dobrowolsk (Pillkallen/Schloßberg) und war bis 1945 Bahnstation an der Bahnstrecke Pillkallen-Lasdehnen (bzw. Schloßberg-Haselberg, russisch: Dobrowolsk-Krasnosnamensk) und Ausgangspunkt der Grumbkowkeiten-Schirwindt (Grumbkowsfelde-Schirwindt, russisch: Prawdino-Kutusowo), die die Pillkaller Kleinbahn bzw. Schloßberger Kleinbahnen betrieben.
Am 8. April 1874 wurde Grumbkowkeiten namensgebender Ort und Amtssitz des neu geschaffenen Amtsbezirks Grumbkowkeiten[2], der bis 1945 bestand und zum Landkreis Pillkallen (1939-1945: Landkreis Schloßberg) im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen gehörte, Im Jahre 1910 zählte Grumbkowkeiten 241 Einwohner[3].
Am 17. Oktober 1928 wurde der bisherige Gutsbezirk] Grumbkowkeiten in die neue Landgemeinde Grumbkowsfelde umgewandelt. Die Einwohnerzahl ging bis 1933 auf 146 zurück und betrug 1939 noch 116[4]. Am 18. April 1939 schließlich wurde der AmtsbezirkGrumbkowkeiten in „Amtsbezirk Grumbkowsfelde“ umbenannt.
In Folge des Zweiten Weltkrieges kam Grumbkowsfelde bei seiner Lage innerhalb des nördlichen Ostpreußens zur Sowjetunion und erhielt die russische Bezeichnung „Prawdino“.
Amtsbezirk Grumbkowkeiten (Grumbkowsfelde), 1874-1945
Der Amtsbezirk Grumbkowkeiten (ab 1939: „Amtsbezirk Grumbkowsfelde“) bestand bei seiner Bildung im Jahre 1874 aus zwölf Landgemeinden bzw. Gutsbezirken[5]:
Name | Russischer Name | Bemerkungen |
---|---|---|
Bauszen (Bauschen) | Swobodnoje | 1928 in die Landgemeinde Jägerswalde im Amtsbezirk Girrehlischken eingegliedert |
Bilden | Filonowo | |
Erubischken, 1938-1946: Hopfendorf |
Kamenskoje | |
Grumbkowkeiten 1928-1946: Grumbkowsfelde |
Prawdino | |
Kallmehkischen 1938-1946: Ebenhausen (Ostpr.)<(small> |
Ismailowo | |
Krusen | Kubanka | |
Kurschehlen 1938-1946: Siedlerfelde |
Nowosjolowo | |
Kurschen | Archangelskoje | |
Laugallen | 1928 in die Landgemeinde Jägerswalde im Amtsbezirk Girrehlischken eingegliedert | |
Patilszen (Patilschen) 1938-1946: Insterwalde |
Otradnoje | |
Wensken | ||
Wingern | Prawdino |
Am 1. Januar 1945 gehörten zum Amtsbezirk Grumbkowsfelde noch zehn Gemeinden: Bilden, Ebenhausen, Grumbkowsfelde, Hopfendorf, Insterwalde, Krusen, Kurschen, Siedlerfelde, Wensken und Wingern.
Prawdino/Wingern
Der seinerzeit Wingern[6] genannte heutige Prawdinoer Ortsteil liegt nördlich von Grumbkowskeiten und zwölf Kilometer von Dobrowolsk (Pillkallen/Schloßberg) entfernt. Der Ort war bis 1945 Bahnstation an der Bahnstrecke Pillkallen-Lasdehnen (Schloßberg-Haselberg, russisch: Dobrowolsk-Krasnosnamensk) der Pillkaller Kleinbahn bzw. Schloßberger Kleinbahnen. Zwischen 1874 und 1945 war Wingern in den Amtsbezirk Grumbkowkeiten[7] (1939-1945: Amtsbezirk Grumbkowsfelde) eingegliedert und gehörte zum Landkreis Pillkallen (1939-1945 Landkreis Schloßberg) im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen. Lebten im Jahre 1910 in Wingern 160 Einwohner[8], so sank ihre Zahl bis 1933 auf 147 und bis 1939 auf 129[9].
Auch Wingern kam 1945 zur Sowjetunion und erhielt ebenfalls den russischen Namen „Prawdino“.
Zeit ab 1946
Die seit 1946 unter einem Namen zusammengefassten Orte wurden als „Prawdino“ im Jahre 1947 dem neu geschaffenen Rajon Krasnosnamensk (Kreis Lasdehnen, 1938-1946: Haselberg) zugeordnet. Von 1947 bis 2008 war Prawdino zentraler und namensgebender Ort des Prawdinski sleski sowjet (Dorfsowjet Prawdino), der 23 Ortschaften umfasste, die dann[10] in die neu formierte Dobrowolskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Dobrowolsk (Pillkallen/Schloßberg)) umgegliedert bzw. nicht mehr in Erscheinung treten und somit als nicht mehr existent gelten.
Dorfsowjet Prawdino, 1947-2008
Zum Dorfsowjet Prawdino (russisch: Prawdinski selski sowjet) gehörten neben dem zentralen Ort noch 22 Ortschaften:
Name | Deutscher Name | Name | Deutscher Name | |
Archangelskoje | Milchbude (Forst) | Nowosjolowo | Kurschehlen 1938-1946: Siedlerfelde | |
Archangelskoje | Kurschen | Nowouralsk | Petereithelen 1938-1946: Schleswighöfen | |
Filonowo | Bilden | Nowouralsk | Uszipaunehlen/Uschipaunehlen 1938-1946: Fohlental | |
Ismailowo | Kallnehlischken 1938-1946: Ebenhausen |
Otradnoje | Patilszen/Patilschen 1938-1946: Insterwalde | |
Kamenskoje | Erubischken 1938-1946: Hopfendorf |
Poltawskoje | Groß Rudszen/Groß Rudschen 1938-1946: Mühlenhöhe | |
Krylowskaja | Milchbude | Poltawskoje | Neu Rudszen/Neu Rudschen | |
Kubanka | Krusen | Prawdino | Wingern | |
Lossewo | Groß Augstutschen 1938-1946: Rehwalde |
Prigorki | Klein Augstutschen | |
Lossewo | Kiauschen 1938-1946: Wetterau |
Schatilowo | Uszrudzen/Uschrudschen 1938-1946: Talwiesen | |
Luschskoje | Uszballen/Uschballen 1938-1946: Eichbruch |
Serkalnoje | Kötschen 1938-1946: Köschen | |
Nikitowka | Uszpiaunen/Uschpiaunen 1938-1946: Kiesdorf |
Swobodnoje | Girrehlischken 1938-1946: Jägerswalde |
Kirche
Die Bevölkerung von Grumbkowkeiten respektive Grumbkowsfelde sowie Wingern war vor 1945 überwiegend evangelischer Konfession. Beide Orte waren in das Kirchspiel Willuhnen (nicht mehr existenter Ort) eingepfarrt, das zum Kirchenkreis Pillkallen (1938-1946: Schloßberg, russisch: Dobrowolsk) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union gehörte.
Heute liegt Prawdino im Einzugsbereich zweier evaneglisch-lutherischer Gemeinden, die in den 1990er Jahren neu entstanden sind: Babuschkino (Groß Degesen) und Sabrodino (Lesgewangminnen, 1938-1946: Lesgewangen). Beide sind Filialgemeinden der Salzburger Kirche in Gussew (Gumbinnen) innerhalb der Propstei Kaliningrad[11] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER).
Verweise
Einzelnachweise
- ↑ Ortsinformationen Bildarchiv Ostpreußen: Grumkowsfelde
- ↑ Rolf Jehke, Amtsbezirk Grumbkowsfelde
- ↑ Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Pillkallen
- ↑ Michael Rademacher, Deutsch-österreichisches Ortsbuch, Landkreis Pillkallen
- ↑ Rolf Jehke, Amtsbezirk Grumbkowsfelde (wie oben)
- ↑ Ortsinformationen Bildarchiv Ostpreußen: Wingern
- ↑ Rolf Jehke, Amtsbezirk Grumbkowsfelde (wie oben)
- ↑ Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Pillkallen (wie oben)
- ↑ Michael Rademacher, Deutsch-österreichisches Ortsbuch, Landkreis Pillkallen (wie oben)
- ↑ gemäß Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1. Juli 2009, auf der Basis des Gesetzes Nr. 256 vom 30. Juni 2008, präzisiert durch gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009
- ↑ Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad