Die Stadt Allendorf (Lumda) befindet sich im Landkreis Gießen etwa 17 km nordöstlich der Kreisstadt Gießen und ebenso weit südöstlich der Universitätsstadt Marburg, etwa in der Mitte Hessens. Die amtliche Schreibweise des Ortsnamens lautet Stadt Allendorf (Lda.)[2].
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 41′ N, 8° 49′ O | |
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Gießen | |
Landkreis: | Gießen | |
Höhe: | 230 m ü. NHN | |
Fläche: | 22,05 km2 | |
Einwohner: | 3796 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 172 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 35469 | |
Vorwahl: | 06407 | |
Kfz-Kennzeichen: | GI | |
Gemeindeschlüssel: | 06 5 31 001 | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Bahnhofstr. 14 35469 Allendorf (Lumda) | |
Bürgermeister: | Annette Bergen-Krause (SPD) | |
Lage der Stadt Allendorf (Lumda) im Landkreis Gießen | ||
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(Die Stadt Allendorf darf nicht verwechselt werden mit der Stadt Stadtallendorf.)
Geografie
Allendorf liegt an der Lumda, einem kleinen linken Nebenfluss der Lahn. Umgeben wird die Stadt von Bergen zwischen 320 und knapp 400 m Höhe über NN. Großräumig liegt die Gegend zwischen Lahntal und Vogelsberg.
Nachbargemeinden
Allendorf grenzt im Norden an die Gemeinde Ebsdorfergrund (Landkreis Marburg-Biedenkopf), im Osten an die Gemeinde Rabenau, im Süden an die Gemeinde Buseck, sowie im Westen an die Stadt Staufenberg (alle drei im Landkreis Gießen).
Stadtgliederung
Allendorf (Lumda) besteht aus den vier Gemarkungen Allendorf/Lumda, Climbach, Nordeck und Winnen. In jeder Gemarkung liegt ein Stadtteil, wobei Nordeck und Winnen miteinander verwachsen sind. Stadtteile ohne eigene Gemarkung finden sich nicht.
Eingemeindungen
- 1971: Climbach
- 1. Januar 1977: Eingliederung von Braunstein[3], nachdem sie zuvor 1971 aus den Gemeinden Nordeck und Winnen gebildet worden war und 1974 zum Landkreis Gießen kam
Geschichte
Zwischen 780 und 802 taucht der Name „alten Dorfa“ (das spätere Allendorf) in den fuldaischen Schenkungsregistern auf. Im Jahre 1323 wurden von Landgraf Otto I. die Marktrechte verliehen.
Am 2. März 1370 wurde Allendorf durch Landgraf Heinrich II. zur Stadt erhoben. Die Befestigung des Ortes sollte die Verbindungswege von Marburg nach Grünberg und von Amöneburg nach Mainz kontrollieren.
1377 wird die junge Stadt von Herzog Otto von Braunschweig und Johann von Nassau überfallen und geplündert. Die Einwohner werden gefangengenommen; 16 Personen sterben in den Gefängnissen.
Am 3. August 1479 brennt die Stadt einschließlich des Rathauses bis auf wenige Gebäude ab. Die Pest wütet von 1479 bis 1483, 1575, 1628 und 1635 in der Stadt und zieht Hungersnöte nach sich. Es folgen noch schwere Schicksalsschläge für die Stadt: Ausplünderungen 1636, 1646, Einquartierungen 1639, 1757, 1790 bis 1815, Unwetter 1680, 1829, 1839, Großbrände 1694, 1706, 1728.
1842 wurde eine Industrieschule eröffnet, 1878 eine Poststelle. 1902 wurde mit der Inbetriebnahme der Lumdatalbahn ein Anschluss ans Eisenbahnnetz hergestellt. 1904 bekommt Allendorf eine Wasserleitung und Kanalisation, 1912 Anschluss an das Stromnetz. Im Zweiten Weltkrieg hat Allendorf 85 Gefallene und 56 Vermisste zu beklagen.
1970 wird das Bürgerhaus Allendorf eingeweiht.
1971 wird die Gemeinde Climbach in die Stadt Allendorf (Lumda) eingegliedert, 1976 die Orte Nordeck und Winnen, die in den Jahren seit 1971 gemeinsam die Gemeinde Braunstein gebildet haben.
1981 Stilllegung der Lumdatalbahn im Personenverkehr. 1991 desgl. im Güterverkehr.
In den letzten Jahren konnte – entgegen dem allgemeinen Trend auch in der Region – ein spürbarer Bevölkerungszuwachs erreicht werden.
In jüngster Zeit versucht die Stadt, sich verstärkt im Bereich des Tourismus zu engagieren.
Religionen
Stärkste Glaubensgemeinschaft ist die Evangelische Kirche. Das Stadtgebiet gehört zwei verschiedenen Landeskirchen an: Während die Kernstadt und Climbach zur Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) gehören, zählen die Stadtteile Nordeck und Winnen zur Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.
Im Jahre 1875 entstand auf Grund der zwangsverordneten Union zwischen der Lutherischen Kirche und der reformierten Tradition zu einer Kirche die Evangelisch-Lutherische Zionsgemeinde Allendorf, da sie ihr lutherisches Bekenntnis, Verfassung und Gottesdienst uneingeschränkt beibehalten wollte. Die Evangelisch-Lutherische Zionsgemeinde Allendorf gehört zum Kirchenbezirk Hessen-Süd der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche. Diese Kirchengemeinde ist bis heute ein wichtiger Teil des religiösen Lebens in der Stadt.
Die katholischen Christen der Stadt (unter 10 % der Bevölkerung) gehören zur Pfarrei in Londorf (St. Franziskus). Diese gehört zum Bistum Mainz und verwaltet die Gläubigen in Nordeck und Winnen mit, die eigentlich nicht zu dem Bistum gehören. Dies erklärt sich daraus, dass die beiden Stadtteile ursprünglich zu Kurhessen (Landkreis Marburg) gehörten und erst 1974 in den Landkreis Gießen kamen.
Weitere Religionsgemeinschaften spielen in Allendorf (Lumda) eine untergeordnete Rolle.
Politik
Stadtverordnetenversammlung
Die Kommunalwahl am 27. März 2011 lieferte folgendes Ergebnis:
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2011 |
Sitze 2011 |
% 2001 |
Sitze 2001 | |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 33,42 | 8 | 37,0 | 9 |
FWG | Freie Wählergemeinschaft | 22,27 | 5 | 28,0 | 6 |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 21,99 | 5 | 24,4 | 6 |
BFA/FDP | Freie Bürger für Allendorf/Freie Demokratische Partei | 11,98 | 3 | 10,6 | 2 |
Grüne | Bündnis 90/Die Grünen | 10,34 | 2 | — | — |
Gesamt | 100 | 23 | 100 | 23 | |
Wahlbeteiligung in % | 66,88 | 64,9 |
Als untergeordnete Ebene existieren drei Ortsbeiräte: Einer für die Kernstadt, einer für Climbach und einer gemeinsam für Nordeck und Winnen. Der Ortsvorsteher in der Kernstadt wird derzeit von der FWG gestellt, die Ortsvorsteher in Climbach und Nordeck-Winnen von der SPD.
Bürgermeister
Die vergangenen Bürgermeisterwahlen lieferten folgende Ergebnisse:
Jahr | Kandidaten | Partei | % Ergebnis |
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2011 | Annette Bergen-Krause | SPD | 52,2 |
Dieter Georg Hilbert | 47,8 | ||
Wahlbeteiligung in % | 62,9 | ||
2007 | Horst Hormann | 77,6 | |
Wahlbeteiligung in % | 49,0 | ||
2001 | Horst Hormann | 75,3 | |
Sylke Schäfer | BFA/FDP | 6,6 | |
Bernd Klein | SPD | 18,1 | |
Wahlbeteiligung in % | 71,0 | ||
1995 | Horst Hormann | FWG | 57,2 |
Dieter Georg Hilbert | SPD | 42,8 | |
Wahlbeteiligung in % | 80,5 |
Bei der Stichwahl am 10. April 2011 gewann die SPD-Kandidatin Annette Bergen-Krause gegen den parteilosen Dieter Georg Hilbert mit 52,2 % und ist damit die erste Bürgermeisterin der Stadt Allendorf (Lumda).
Wappen
Blasonierung: „In blauem Feld mit schwarzem Schildrand der siebenmal von Silber und Rot geteilte, golden gekrönte und bewehrte Hessische Löwe.“
Das Wappen wurde in der Vergangenheit sehr oft verändert, zeigte jedoch stets den Hessischen Löwen. Die aktuelle Version ist seit 1982 in Gebrauch. Zuvor wurde ein Wappen geführt, das einen in den Stadtfarben von Allendorf (Lumda) blau-schwarz gestreiften, nach links blickenden, Löwen auf weißem Feld zeigte.
Städtepartnerschaften
- Nouvion-sur-Meuse in Frankreich
- Allendorf in Thüringen
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Stadtbibliothek
- Künstlerhof Arnold mit Ausstellungen und historischen Werkstätten
- Heimatmuseum Kirchstraße (öffnet jeweils am 1. Sonntag des Monats; sonst nach Vereinbarung)
- 50er-Jahre-Museum gegenüber vom Heimatmuseum (Kirchstraße)
- Stadtturm und Reste der Stadtmauer
- Evangelische Kirche Allendorf
- Evangelische Kirche Climbach
- Evangelische Kirche Winnen
- Lutherische Kirche „Zionsgemeinde“ (SELK)
- Jüdische Friedhöfe in der Kernstadt und im Ortsteil Nordeck
- Burg Nordeck mit Burgkapelle
- Wasserturm Climbach
- Fachwerk-Altstadt
- Quarzitabris am Totenberg mit paläolithischen Werkzeugfunden
- Ringwall am Totenberg mit Artefaktfunden unterschiedlicher Zeitstellung zwischen Mesolithikum und Mittelalter[4]
- Kunstweg Lumdatal: Basaltskulpturen entlang des Radwanderweges Lumda–Wieseck
- Schulbauernhof Tannenhof
Museen
- Heimatmuseum, Kirchstraße mit Ausstellungsteilen im Stadtturm und im Künstlerhof Arnold
- 50er-Jahre-Museum, Kirchstraße
Vereinsleben
Charakteristisch ist das rege Vereinsleben für die kleine Stadt. Fast alle Bürger – gleich welchen Alters – sind in mehreren Vereinen tätig. Auf 100 Bürger kommen ca. 1,2 Vereine.
Alle Sparten sind hierbei vertreten: von Heimatgeschichte (Heimatverein) über Ortsbildpflege (DenkMal Altstadt) bis zu den Landfrauen; von Sport (mehrere Vereine) über die Musik (ebenfalls zahlreiche Vereine) bis zum Tierschutz (IG Tierschutz in Mittelhessen e.V.). Besonders exotisch: der Knoblauchklub.
Besonders erfolgreich sind der Kegelverein (er stellt unter anderem eine Junioren-Weltmeisterin) und der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr, der bereits zahlreiche Titel bis hin zur Deutschen Meisterschaft (unter anderem 2005) sammeln konnte.
Regelmäßige Veranstaltungen
Jährlich im November wird der historische Nikelsmarkt (seit weit über 600 Jahren) abgehalten, der alljährlich viele Tausend Besucher anzieht.
Im August findet in Zusammenarbeit mit Rabenau, Staufenberg und Lollar ein autofreier Sonntag im Lumdatal statt. Auch diese Veranstaltung erfreut sich großer Beliebtheit.
Kulinarische Spezialitäten
Die traditionelle Küche der Region besteht aus einfachen und sehr nahrhaften Gerichten. Fleisch war auf dem Tisch der einfachen Bürger eine Seltenheit. Wichtige Zutat zu den meisten Hauptgerichten war die Kartoffel, die sich heute noch in den traditionellen und noch immer gern gegessenen Gerichten wie dem »Schalet« und dem »Lohkuchen« (im Stadtteil Climbach »Schmierschelkuchen« genannt) wiederfindet.
Große Bedeutung haben auch Getreide und Obst. Die »Hessische Nationalfrucht« (Apfel) ist auch heute auf zahllosen Streuobstwiesen zu finden. Er wird zu Apfelwein, Apfelsaft und als Koch- und Backzutat verwendet.
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Wirtschaft von Allendorf (Lumda) ist geprägt durch kleine Betriebe. In den letzten Jahren zeigte sich eine deutliche Orientierung hin zu EDV und Werbung. Das Handwerk ist weiterhin stark präsent, während der Anteil der Landwirtschaft stetig abgenommen hat. Eine deutliche Veränderung von zahlreichen Kleinbetrieben hin zu wenigen großen Betrieben ist festzustellen.
Die Nahversorgung ist in der Kernstadt gewährleistet, für Waren des mittel- und langfristigen Bedarfs wird vor allem Gießen aufgesucht.
Verkehr
Schienenverkehr
Allendorf liegt an der Lumdatalbahn, die früher von Gießen kommend im Bahnhof Lollar von der Main-Weser-Bahn abzweigte und über Staufenberg, Allendorf und Londorf bis Grünberg verkehrte und dort in die nach Fulda führende Vogelsbergbahn mündete. Die Strecke zwischen Londorf und Grünberg wurde jedoch bereits 1965, der westliche Abschnitt nach Lollar/Gießen 1981 stillgelegt. Die nächsten heute noch betriebenen Bahnhöfe befinden sich in Lollar, Grünberg und Gießen.
Bahnhof Allendorf (Lumda)
Der zweigleisige Bahnhof Allendorf (Lumda), welcher ehemals drei Bahnsteiggleise besaß, wurde mit der Eröffnung des Streckenabschnitts Londorf–Lollar am 1. Juni 1902 eröffnet. In den 1970er Jahren wurde Gleis 3, welches für Zugkreuzungen zur Verfügung stand, abgetragen. Für den Güterverkehr wurde in den 1980er ein Nebengleis modernisiert. Das Empfangsgebäude ist noch im Ursprungszustand erhalten und befindet sich heute in Privatbesitz.
Straßenverkehr
Allendorf liegt nur einige Kilometer nördlich des Reiskirchener Autobahndreiecks. Über die Auffahrten Reiskirchen oder Grünberg besteht Anschluss an die A 5, A 485 und A 45 in alle Richtungen. Über Staufenberg gelangt man auf die B 3 in Richtung Marburg und Kassel.
Öffentliche Einrichtungen
- Bürgerhäuser in den Stadtteilen Allendorf, Climbach und Nordeck
- Kindergärten in den Stadtteilen Allendorf und Nordeck
- Stadtbücherei im Rathaus
Bildungseinrichtungen
- Grundschule Allendorf (Lumda), seit 2005 „Schule am Eulenturm“
- Gesamtschule Lumdatal, bis Klasse 10
- Landschulheim Burg Nordeck e.V.
- Kindergärten in Allendorf und Nordeck
Freizeit- und Sportanlagen
- Hallenbad des Landschulheims Burg Nordeck (geöffnet: Mo., Do., Fr. von 16 bis 17 Uhr)
- Sportplätze in den Stadtteilen Allendorf, Nordeck und Climbach
- Turnhallen
- Kegelbahnen im Bürgerhaus Allendorf (4 Bahnen)
- Kegelbahnen im Bürgerhaus Nordeck (2 Bahnen)
- Tennisplätze (Vereinseigene Anlage des Tennisclub 1972 e.V.)
- Schießstand
- Rundwanderweg um das Stadtgebiet
- Radrundwanderweg Lumda–Wieseck (44 km)
Persönlichkeiten
- W.H. Arnold (1897–1984) Bildhauer
- Johann Daniel Müller (1721–1794), Theologe, Schriftsteller und Dichter
- Friedrich Christoph Müller (1751–1808), Theologe und Kartograph
Einzelnachweise
- ↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2023 (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2022) (Hilfe dazu).
- ↑ http://www.allendorf-lda.de/index.php?id=39
- ↑ Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen vom 13. Mai 1974. In: GVBl. I S. 237
- ↑ Projekt Regionalarchäologie Totenberg/Kreis Gießen AG Archäologie beim Oberhessischen Geschichtsverein Gießen e.V.
Weblinks
- Offizielle Internetseiten der Stadt
- Linkkatalog zum Thema Allendorf bei odp.org (ehemals DMOZ)