Helmut Creutz

deutscher Wirtschaftsanalytiker und Publizist
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Helmut Creutz (* 1923 in Aachen) ist ein deutscher Wirtschaftsanalytiker und Publizist.

Helmut Creutz

Leben

Sein Berufsziel war Ingenieur, er wurde aber zunächst in den Zweiten Weltkrieg einbezogen: Arbeitsdienst, Flugzeugführer- und Fluglehrerausbildung, Kriegsgefangener, anschließend zwei Jahre Krankheit.

1949 bekam Creutz eine Halbtagsstelle in einem Betrieb für Innenausbau, später wurde er dort Leiter des Planungsbüros und zeitweise Betriebsleiter.

Seit 1972 ist Helmut Creutz tätig als freier Architekt und Schriftsteller, seit 1982 als Wirtschaftsanalytiker und Publizist. 1979/80 war er Mitbegründer der Alternativen Liste und der Grünen in Aachen und Nordrhein-Westfalen.

1973 erschien sein erstes Buch: Gehen oder kaputtgehen – ein Betriebstagebuch, innerhalb der Veröffentlichungen des Werkkreises Literatur der Arbeitswelt, dem er angehörte. 3.000 Exemplare der Gesamtauflage von 50.000 bezog die IG Metall für ihre Vertrauensleute. Sein zweites Buch Haken krümmt man beizeiten - Schultagebuch eines Vaters, war eine kritische Auseinandersetzung mit dem Bildungssystem, dem „Zwangslernsystem“, wie Creutz es nennt.

Seit 1980 befasste er sich mit den Zusammenhängen zwischen Geld und Gesellschaft, Währung und Wirtschaft. Er hielt zahlreiche Vorträge und Seminare zu diesem Thema und veröffentlichte dazu mehrere Bücher und mehr als hundert Aufsätze. Creutz gilt als Anhänger der Lehren von Silvio Gesell. So aktualisierte Creutz 1996 den von Gesell propagierten Ansatz, dass es eine „optimal und krisenfreie funktionierende Marktwirtschaft selbstständiger und freier Wirtschaftssubjekte und Bürger, jenseits des Kapitalismus“ geben könnte.[1] Hermann Kendel attestierte Creutz habe „die doch weitgehend in Vergessenheit geratenen Erkenntnisse von Silvio Gesell vom Anfang des letzten Jahrhunderts – nämlich, dass eine kleine Minderheit mit Hilfe des Zinses die große Mehrheit der Menschen für sich arbeiten lässt – wieder aufgenommen und sie unermüdlich und mutig weiterentwickelt“.[2]

Helmut Creutz ist verheiratet und hat zwei Töchter.

Rezeption

Seit der Finanzkrise ab 2007 beachtet die Schulökonomie Helmut Creutz zunehmend, einige Wirtschaftswissenschaftler anerkennen ihn ausdrücklich, beispielsweise Christian Kreiß, Finanzierung und Wirtschaftspolitik, Hochschule Aalen: „Im Gegensatz zur konventionellen Ökonomie haben Außenseiter wie Helmut Creutz seit langem auf Denkfehler der gängigen Volkswirtschaftslehre und strukturelle Fehlentwicklungen im Ökonomiesystem hingewiesen, wurden jedoch (und werden größtenteils auch weiterhin) von den recht hochmütig sich verhaltenden Anhängern der gängigen Ökonomielehre nicht ernst genommen“[3] oder Jürgen Kremer, Wirtschaftsmathematiker, Koblenz: „Insbesondere danke ich Helmut Creutz, durch den ich auf die Umverteilungsmechanismen des Zinses aufmerksam gemacht wurde. Durch die Auseinandersetzung mit ihm und seinen Erkenntnissen bin ich zur Entwicklung der Dynamischen Analyse inspiriert worden. Die dadurch gewonnenen Ergebnisse zählen zu den wichtigsten wissenschaftlichen Einsichten meines Lebens.“[4]

Vorwurf

Anfang der 1980er Jahre referierte Creutz mindestens zwei Mal in der Heimvolkshochschule des Collegium Humanum. Er schrieb sowohl für die rechtsoffene[5] Zeitschrift Der dritte Weg der Freisozialen Union, als auch für die DAZ des NPD-nahen[6] Deutschen Arbeitnehmer-Verbands, weshalb ihm verschiedentlich rechtsextreme Tendenzen vorgeworfen wurden.[7][8] Creutz warf den Kritikern vor, es ginge ihnen nur um Diffamierung, da sie den Vortrag „in einer staatlich geförderten Heimvolkshochschule in Vlotho […], in der vor oder nach mir auch rechte Gruppierungen getagt haben sollen“ aus seinen 800 Vorträgen herauspickten. Er distanziere sich „uneingeschränkt sowohl vom Rechts- als auch vom Linksextremismus!“[9]

Bücher

  • Gehen oder kaputtgehen – ein Betriebstagebuch, 1973
  • Haken krümmt man beizeiten – Schultagebuch eines Vaters, 1977
  • Wachstum bis zur Krise, 1986, Basis-Verlag - zusammen mit Werner Onken und Dieter Suhr
  • Bauen, Wohnen, Mieten – welche Rolle spielt das Geld?, 1987, Gauke Verlag
  • Das Geld Syndrom, Edition Hathor, 2003, ISBN 3-928493-46-9
  • Die 29 Irrtümer rund ums Geld, München: Signum Wirtschaftsverlag, 2004, ISBN 3-7766-8004-0

Interviews

Videos

  • Unser Geld zerstört die Welt – Warum? Film mit Vortragsaufzeichnung von Gerwald Soyka, DVD, 114 Minuten [1]
  • Gerechtes Geld - Gerechte Welt Helmut Creutz: Erkenntnisse eines Wirtschaftsanalytikers - Ein Film von Frieder Mayrhofer - Laufzeit: 67 Minuten [2]

Einzelnachweise

  1. Detlef Georg Siebert, Wir im All - das All in uns. Ken Wilbers Vision eines ungeteilten Daseins. Konzepte für eine menschliche Evolution, S. 143
  2. Aus der Stellungnahme von Hermann Kendel aus dem Antrag von Klaus Popp sowie der INWO und CGW auf Verleihung des Right Livelyhood Award 2007 an Helmut Creutz, Abgerufen auf der Homepage von Helmut Creutz am 21. Juni 2010
  3. Auswirkungen der Finanzkrise auf Spanien, horizonte 37, Monsheim März 2011. Online (PDF). Abgerufen am 5. Juli 2012.
  4. Aus dem Vorwort seines Buches Grundlagen der Ökonomie – Geldsystem, Wachstum, Zinsen und die Polarisierung der Gesellschaft, Metropolis, Weimar bei Marburg 2012, ISBN 978-3895189128.
  5. Hans-Joachim Werner: Gutachten Hans-Joachim Werners für den Landesverband Nordrhein-Westfalen der FSU: http://www.alternativen.homepage.t-online.de/gutacht.htm#Parteiorgan
  6. Verfassungsschutzbericht für das Land NRW 1994, S 55f
  7. so Oliver Geden, „Rechte Ökologie”, Jutta Ditfurth, „Entspannt in die Barbarei”, Justus Ulbricht, „Grün als Brücke zu braun?”
  8. Vgl. Klaus Schmitt: Entspannen Sie sich, Frau Ditfurth!, Espero & Editions Achtacht3, 1998, S. 33 (online, abgerufen am 18. Juni 2012)
  9. Helmut Creutz: In eigener Sache: http://www.helmut-creutz.de/in_eigener_sache.htm