Prophetie im Tanach

Propheten des alten Testaments
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Ein Prophet ist eine Person, die eine Botschaft von einem Gott durch Traum, Vision oder Audition empfängt und den Auftrag erfüllt, diese Botschaft anderen zu überbringen; ihr (meist, aber nicht immer vorhandenes) Selbstverständnis als Prophet beruht auf einem persönlichen Gottesverhältnis. Das Wort stammt aus der griechischen Bibelübersetzung: die Septuaginta übersetzt das hebräische Substantiv נבי/nābī meist mit προφητης/prophētēs, wörtlich "Sprecher(in) (einer Gottheit)".

Die Rolle des Propheten findet sich in verschiedenen Religionen (z.B. die Sibyllen) und ist ursprünglich verschieden von der des Priesters, des Schamanen, Wahrsagers oder ähnlichem. Die Zahl der überlieferten Prophetinnen ist geringer als die der überlieferten Propheten; dies hängt vermutlich damit zusammen, dass die Öffentlichkeitswirksamkeit und Einflußmöglichkeiten von Frauen in den meisten Gesellschaften historisch geringer war als die der Männer.

In den abrahamitischen Religionen werden die Propheten Israels, die in der hebräischen Bibel (Tanach bzw. Altes Testament) erwähnt werden, in besonderer Weise verehrt. Als Empfänger der göttlichen Offenbarung traten sie als Warner des Volkes Israel auf und bildeten damit einen Gegenpol zu Priesterschaft und Königtum. Eine wichtige Rolle spielten sie zur Zeit des Babylonischen Exils, da diese beiden Institutionen nicht mehr existierten. Ihre Botschaft beinhaltet starke ethische Elemente.

Altes Israel und Judentum

Im Alten Israel wird die Herrschaft über das Volk als Theokratie dargestellt: Mose ist der von Gott berufene Prophet und Führer des Volkes in einer Person, der auch die religiösen Ordnungen installiert und den Tempeldienst anordnet und ordnet.

  • Nach der Landnahme lebt das Volk Israel als eine 12 Stämme Amphiktionie je um das jeweilige Stammesheiligtum. Nur wenn eines der Stämme angegriffen wurde, waren alle anderen Stämme zur militärischen Hilfeleistung verpflichtet. Die Leitung dieses Heeres übernahm ein durch besondere Zeichen dazu berufener Heerführer, "Richter" genannt (siehe Buch der Richter):
  • Aus diesem Richteramt scheint sich das Amt des Propheten entwickelt zu haben, wie sie in der Berufung Samuels angedeutet wird, eine Instanz, die für alle Stämme Israels Gottes Ordnungen gültig interpretierte.
  • Dies wird deutlich in der Zeit, als sich die Amphiktionie in ein Königtum wandelt und 10 Stämme eine Wahlmonarchie und 2 Stämme eine Erbmonarchie installieren und der Prophet Samuel die entscheidende Rolle bei der Bildung der Personalunion in den Personen Saul und David spielt.
  • Mit der Installation des Königtums verlieren viele Ordnungen der Richterzeit an Bedeutung und Machtmißbrauch und Mißachtung der Gottesordnungen zerrütten die alte Gottesordnung.

Hier hat das Amt des Propheten die Bedeutung und die Aufgabe, Volk und Volksführung (besonders die Könige) zur Ordnung Gottes zu rufen.

  • Eine besondere Rolle spielen in diesem Zusammenhang die Berufungsgeschichten, die den jeweilig auftretenden Propheten als Gottesboten ausweist (Jesaja 6).

Mehr über die Propheten Obadjah, Jonah, Micha, Nahum, Habakuk, und Zephanjah.

Christentum

Für das Christentum sind die Botschaften der einzelnen Propheten Israels einerseits von Bedeutung als entscheidende Momente in der Geschichte Gottes mit dem Menschen, andererseits als eine Vorausdeutung auf das Leben und Wirken von Jesus (siehe z.B. Jes 7.9.11).

Zu den Propheten des Alten Testaments kommen im Neuen Testament einzelne christliche Propheten hinzu, jedoch nicht in herausragenden Rollen; so etwa Agabus, der Paulus seine Gefangennahme prophezeit. Allerdings weisen die Apostelgeschichte und die Briefe des Neuen Testaments auch auf eine gewisse "Alltäglichkeit" der Prophetie und der Propheten hin. In 1. Korinther 12 wird z.B. die prophetische Rede (oder Weissagung) mit anderen Gaben oder Ämtern genannt (Vers 28). 1. Korinther 14 fordert die Gemeinde förmlich dazu auf, nach der prophetischen Rede als eine von Gott gegebene Geistesgabe zu trachten, und nennt sie der Zungenrede weit überlegen. An dieser Stelle wird die prophetische Rede oder Weissagung auch als wichtiges Instrument für die Erbauung der Gemeinde dargestellt. Der Autor dieses Briefes (Paulus) ordnet sogar an, wie viele Propheten maximal in einer Zusammenkunft (oder Gottesdienst) aufstehen sollen.

In vielen weiteren Stellen des neuen Testaments werden die Prophetie und Propheten in solch 'alltäglichem' Kontext dargestellt. Die Propheten sind nach neutestamentlichem Verständnis somit ebenso konstitutiver Teil der Gemeinde wie Lehrer und Apostel. Gerade wegen der Entschränkung der Prophetie ist die Möglichkeit für prophetische Botschaften mit dem Abschluß des biblischen Kanons jedoch keineswegs beendet, obschon eine inhaltliche Erweiterung der Botschaft meist wegen des hervorgehobenen Charakters der Botschaft Jesu und seiner Person abgelehnt wird. Die moderne Theologie bezeichnet theologische Aussagen, die kritisch "gegen den Zeitgeist" gerichtet oder 'unpopulär' sind, manchmal immer noch als "prophetisch", und hebt damit hervor, dass die Botschaften der alten Propheten zur Zeit der Verkündung ebenfalls gesellschaftskritisch und durchaus unpopulär gewesen sind.

Islam

Im Islam wird Mohammed als "Gesandter" (rasul) – und zwar als letzter und größter – bezeichnet, weil er die Suren des Korans durch göttliche Inspiration empfangen und aufgeschrieben habe. Nach islamischer Auffassung stellt der Koran die letzte Offenbarung Gottes dar, weshalb Mohammed als "Siegel der Propheten" die Reihe der Gesandten endgültig abschließt.

Gesandte werden im Islam diejenigen genannt, die den Inhalt des Koran zur Kenntnis erhalten und verkündet (ausgerufen) haben. Zu diesen werden Isa (Jesus), Yunus (Jonas) und Yahya (Johannes der Täufer) ebenso gerechnet wie die zentralen Kulturstifter-Gestalten des alten Testaments wie Adam, Nûh (Noach), Ibrahim (Abraham) und Mûsa (Moses), außerdem Hud (Heber), Shuaib und Saleh aus der arabischen Überlieferung sowie etliche weitere biblische Gestalten.

Daneben gibt es die Propheten, die Teile des Gotteswillens verkündet haben. Es handelt sich um viele auch im Christentum als "Propheten" im engeren Sinne bezeichnteten Personen.

Mormonen

Bei der Religionsgemeinschaft der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage steht an der Spitze der Kirchenorganisation auch ein Prophet, intern auch "Prophet, Seher und Offenbarer" genannt, der dem Glauben der Mitglieder nach die wichtigen Offenbarungen für die heutige Zeit und die die Zukunft empfängt. Näheres dazu siehe unter Propheten der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.

Sonstige Religionen

Auch in nichtabrahamitischen Religionen ist die Rolle eines Propheten bekannt.

"Propheten" als Hellseher

Neben den Propheten des Alten Testaments und anderer Religionen gibt es auch Personen, die umgangssprachlich "Propheten" genannt werden, deren Aussagen über die Zukunft aber strenggenommen keine Prophetie sind, sondern Weissagungen, Vorhersagen, Visionen, hellseherische Sprüche und ähnliches mehr, und die nicht unbedingt an eine göttliche Wesenheit zurückgebunden werden. So beruft man sich eher auf astrologische Phänomene oder schöpft aus besonderen spirituellen oder anderweitig esoterischen Quellen.

Literatur

Siehe auch