Empirische Sozialforschung
Empirische Sozialforschung ist die systematische, methodenorientierte Erhebung und Interpretation von Daten über Gegebenheiten und Vorgänge im soziokulturellen Bereich. Die Forschungsergebnisse dienen der Überprüfung von Hypothesen und Theorien, der Gewinnung von neuen Erkenntnissen und Hypothesen, der Fundierung von rationalen Planungs- und Entscheidungsprozessen sowie der Bewältigung von praktischen Problemen.
Erforschte Tatbestände sind:
- objektive Gegebenheiten (Einkommensverteilung, Herrschaftsbefugnisse, Familiengröße u.a.)
- subjektive Faktoren (Wertvorstellungen, Meinungen, Motive u.a.),
- reale Verhaltensweisen.
Der empirischen Sozialforschung liegt die moderne Wissenschaftstheorie zugrunde, besonders der kritische Rationalismus von Karl Popper und Hans Albert. Die Forschung soll prinzipiell unabhängig von der Subjektivität des Forschers ablaufen (Prinzip der Intersubjektivität). Die jeweils eingesetzten Methoden, Verfahren, Instrumente oder Forschungstechniken der empirischen Sozialforschung (Befragung, Beobachtung, Experiment, Gruppendiskussion, Inhaltsanalyse, Skalierung, Soziometrie) sollten an einer Theorie oder an Forschungshypothesen orientiert sein.
In zunehmendem Maße werden Methoden der empirischen Sozialforschung in anderen Sozialwissenschaften (Ethnologie, Psychologie, Wirtschaftswissenschaften, Politologie) und besonders in der kommerziellen Markt- und Meinungsforschung eingesetzt.
Die empirische Sozialforschung entwickelte sich im 17. und 18. Jahrhundert aus verschiedenen Disziplinen, u.a. der Statistik. Im 19. Jahrhundert diente sie (hauptsächlich in den USA) der Untersuchung von Integrationsproblemen und Armut, während im 20. Jahrhundert (vor allem in der zweiten Hälfte) die Meinungs- und Marktforschung in den Mittelpunkt rückte.