Das alternative Splicing (Spleißen) stellt einen besonderen Vorgang im Rahmen der Eiweißsynthese bei Eukaryonten dar. Auch Viren, die Eukaryonten befallen, nutzen diesen Mechanismus. Aus ein und derselben DNA-Sequenz und dementsprechend ein und derselben prä-m-RNA können mehrere verschiedene reife m-RNA-Moleküle und durch deren Translation auch mehrere unterscheidliche Polypeptide gebildet werden.
Beim alternativen Splicing entscheidet sich erst während des Spleißvorganges, welche DNA-Sequenzen Introns und welche Exons sind.
Das alternative Splicing stellt eine evolutiv besonders bedeutende Entwicklung bei den Eukaryonten dar:
- Die Informationsdichte der DNA wird durch Superposition erheblich erhöht.
- Die Entstehung neuer Proteine kann erheblich leichter erfolgen als bei Prokaryonten, nämlich durch eine veränderte Regulation des Splicings.
- Die Wahrscheinlichkeit, dass ein durch alternatives Splicing neu entstandenes Protein funktionsfähig ist, ist höher als bei einem durch Mutation der codierenden DNA-Sequenz entstandenen neuen Protein. Jedes auf diese Weise im Rahmen der Evolution entstehende Protein enthält zumindest mehrere bereits in anderen Proteinen funktionierende Aminosäure-Sequenzen. Dadurch wird die Anpassung von Eukaryonten an veränderte Lebensbedingungen erleichtert.
Auch für das Verständnis der Molekulargenetik insgesamt ist das alternative Splicing bedeutsam:
- Die Entdeckung des alternativen Splicings bedeutet, dass die ein-Gen-ein-Enzym-Hypothese für Eukaryonten nicht streng gilt. Eine DNA-Sequenz, also ein Gen, kann für mehrere unterschiedliche Proteine codieren.
- Vererbbare Veränderungen des Phänotyps müssen nicht auf einer Mutation des codierenden DNA-Strangs beruhen. Sie können auch durch veränderte Regulation des Splicings hervorgerufen werden.