Ottův slovník naučný (Ottos Konversationslexikon), auch Ottova encyklopedie (Ottos Enzyklopädie), ist eine 28-bändige tschechische Enzyklopädie aus den Jahren 1888–1909 mit fast 186.000 Schlagworten, veröffentlicht auf 29.000 Seiten. Es gilt als einer der Grundsteine der tschechischen Kultur und Identität.
Geschichte
Der Buchhändler Jan Otto und Jakub Malý (damals Redakteur des Lexikons Riegrův slovník, benannt nach Franz Ladislaus Rieger) entwarfen im 1884 einen Plan für eine tschechische Nationalenzyklopädie, die den veralteten Riegrův slovník übertreffen sollte.
Malý verstarb 1885, und der Chefredakteur und einer der ersten Hauptautoren Tomáš G. Masaryk (der spätere Präsident der Tschechoslowakei) wurde zu seinem Nachfolger. Er bestimmte sowohl über Umfang und Inhalt als auch über die Redakteure des Werks. Otto kümmerte sich um alle finanziellen Angelegenheiten. Aufgrund eines auch politisch aufsehenerregenden Streits um die Authentizität zweier angeblich mittelalterlichen Handschriften (Königinhofer Handschrift und Grünberger Handschrift) zog sich Masaryk 1887 von der Herausgeberschaft des Ottův zurück, und Prof. Kořána wurde zu seinem Nachfolger. In dieser Zeit arbeiteten nahezu 60 Personen in der Redaktion.
Im Januar 1888 erschien der erste Band des Ottův slovník naučný im Buchhandel. Er enthielt größtenteils Material der ehemaligen Redaktion. In den Folgejahren erschienen die weiteren 26 Bände (insgesamt 27 Bände mit 27.789 Seiten) und ein Zusatzband. 1.086 Experten verarbeiteten dabei ca. 139.418 Schlagworte, die mit 4.888 Bildern und 479 Tafeln illustriert wurden.
Ursprünglich wurde der Ottův slovník naučný in Heftform verkauft, später im Ledereinband. Auf dem Buchrücken ist i. d. R. ein auf einem Thron sitzender Engel in Gold abgebildet, über dessen Kopf sich ein leuchtender Stern mit darüber schwebenden Wappen und einer Krone befinden.
Nach Ottos Tod (1916) entstanden in der Zeit zwischen 1930–1943 zwölf weitere Bände unter dem Namen Ottův slovník naučný nové doby (Ottos Konversationslexikon der neuen Ära). Unter Chefredakteur Bohumil Němec kamen auf 9.000 Seiten ca. 59.000 überwiegend neue Schlagworte, 2.000 Bilder (1.000 weitere in den Anhängen) hinzu. Die Korrektur der Graphiken wurde von Karel Svolinský durchgeführt.
Unter dem Namen Ottova encyklopedie obecných vědomostí (Ottos Enzyklopädie des Allgemeinwissens) wurde der Ottův digitalisiert 1997–1999 auf 4 CD-ROMs im PDF-Format veröffentlicht.
Im Jahre 2002 wurde von den Verlagsgesellschaften AION CS und Globe Internet ein Projekt ins Leben gerufen, das den digitalen Ottův im vollen Umfang (neben weiteren namhaften tschechischen Enzyklopädien der letzten 100 Jahre) kostenpflichtig im Internet unter coto.je (deutsch Was ist das?) veröffentlichte.
Weblink
- ottovaencyklopedie.cz (Informationen zur CD-ROM-Ausgabe)