Ziemlich beste Freunde (Originaltitel: Intouchables) ist eine französische Filmkomödie der Regisseure Olivier Nakache und Éric Toledano aus dem Jahr 2011. Die Hauptdarsteller sind François Cluzet und Omar Sy.
Film | |
Titel | Ziemlich beste Freunde |
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Originaltitel | Intouchables |
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Produktionsland | Frankreich |
Originalsprache | Französisch |
Erscheinungsjahr | 2011 |
Länge | 110[1] Minuten |
Altersfreigabe | |
Stab | |
Regie | Olivier Nakache, Éric Toledano |
Drehbuch | Olivier Nakache, Éric Toledano |
Produktion | Nicolas Duval, Yann Zenou, Laurent Zeitoun |
Musik | Ludovico Einaudi |
Kamera | Mathieu Vadepied |
Schnitt | Dorian Rigal-Ansous |
Besetzung | |
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Handlung
In einer Vorausblende liefern sich die Hauptfiguren Driss, der dunkelhäutige Fahrer, mit dem gelähmten Philippe auf dem Beifahrersitz eine Verfolgungsjagd mit der Polizei durch das nächtliche Paris.[4] Driss wettet mit Philippe, in ihrem Maserati Quattroporte V den Polizisten entkommen zu können, doch diesen gelingt es bald, den Wagen zu stoppen. Driss wird rabiat aus dem Wagen gezerrt, doch aufgrund eines vorgetäuschten epileptischen Anfalls von Philippe und der Erklärung von Driss, dass dies der Grund für die Raserei gewesen sei, können beide einer Strafe entgehen und sie werden sogar von den Polizeifahrzeugen im Eiltempo zum nächstgelegenen Krankenhaus eskortiert.
Im Anschluss an diese Vorblende beginnt der Handlungsstrang mit dem Kennenlernen von Philippe und Driss. Der vermögende Philippe ist seit einem Paragliding-Unfall vom dritten Halswirbelkörper an abwärts gelähmt und sucht eine neue Pflegekraft.[5] Driss, der kurz zuvor von einer sechsmonatigen Haftstrafe wegen Raubüberfalls entlassen wurde, bewirbt sich der Form halber um den Arbeitsplatz bei Philippe.[6] Driss ist der Überzeugung, dass er eine Absage erhalten werde. Er möchte lediglich eine Unterschrift als Bestätigung, um sie dem Arbeitsamt vorlegen zu können, damit er Arbeitslosenunterstützung erhalten kann.[7] Philippe zeigt sich von Driss beeindruckt, weil dieser kein Mitleid mit ihm hat und sich über seine körperliche Behinderung amüsiert.[8] Daraufhin erhält Driss zu seiner Überraschung die Arbeitsstelle auf Probe.[9]
Die Hauptfiguren zeichnen sich durch deutlich verschiedene Charaktere und Haltungen aus. Philippe ist verwitwet, hat eine Adoptivtochter und lebt mit etlichen Hausangestellten in einem Palais im Stadtteil Saint-Germain-des-Prés.[6] Driss ist im Senegal geboren und in der Pariser Banlieue aufgewachsen.[9] Ungeachtet dieser Gegensätze entwickelt sich im Verlauf des Films eine enge Freundschaft zwischen den Hauptcharakteren.[8]
Philippe erfährt über einen Freund von Driss’ krimineller Vergangenheit. Er ist aber darüber nicht besorgt, solange er seinen Job ohne Probleme ausführt. Philippe führt Driss an klassische Musik und Malerei heran. Driss bringt Philippe dazu, seine Brieffreundin Éléonore in Dünkirchen anzurufen und ihr ein Foto zu schicken. Ein vereinbartes Date findet jedoch nicht statt, da Philippe aus Angst kurz vor der für das Treffen vereinbarten Uhrzeit das Lokal verlässt. Als im selben Moment Éléonore das Lokal betritt, verdecken mehrere Personen die Sicht, so dass die beiden nicht aufeinandertreffen. Philippe, mit sich selbst unzufrieden, ruft Driss an und verlässt mit ihm Paris fluchtartig in einem Privat-Jet. Im Jet offenbart Philippe ihm, dass er für ein von ihm geschaffenes Gemälde 11.000 Euro erhalten habe, und übergibt ihm einen Umschlag mit dem Geld. Wie sich für Driss zeigt, gehen sie paragliden, und so steht der Senegalese plötzlich voller Angst vor seinem ersten Tandemflug.
Driss hat Probleme mit seiner Familie und verlässt Philippe nach einigen Monaten, als sein Stiefbruder Adama in der Villa auftaucht. Die Trennung fällt Philippe und Driss sichtlich schwer. Driss kehrt zu seiner Familie zurück und nimmt nach einem erfolgreichen Bewerbungsgespräch eine Arbeit als Kurierfahrer an.
Philippe stellt nacheinander neue Pfleger auf Probe ein, die die Rolle von Driss nicht annähernd ausfüllen können. Die besorgte Hausdame Yvonne kontaktiert Driss, der nochmal zurückkommt, und die zu Filmbeginn gezeigte Verfolgungsjagd findet statt. „Und wie geht es jetzt weiter?“, fragt Philippe, als sie vor dem Krankenhaus stehen. Driss fasst einen Plan und fährt mit Philippe an die Kanalküste.
Bei einem Restaurantbesuch verlässt Driss den Tisch und verspricht Philippe, dass dieser nicht alleine essen werde. Driss hat ein Date mit Philippes Brieffreundin Éléonore arrangiert, die kurz darauf erscheint.
Am Ende des Films wird eine kurze Aufnahme des echten Philippe Pozzo di Borgo und seines Freundes Abdel Yasmin Sellou gezeigt.
Hintergrund
Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit und erzählt die Geschichte des ehemaligen Geschäftsführers des Champagnerherstellers Pommery Philippe Pozzo di Borgo, der am 27. Juni 1993 beim Paragliding abstürzte und sich dabei so schwer an der Wirbelsäule verletzte, dass er seitdem vom Hals abwärts querschnittgelähmt ist. Damals wohnte er im Pariser Palais Hôtel de Longueuil im 7. Arrondissement und suchte einen Pfleger, der ihn rund um die Uhr versorgen sollte. Dabei fiel Pozzo di Borgo bei den vielen Bewerbern der 21-jährige Algerier Abdel Yasmin Sellou auf, der zuvor aus dem Gefängnis entlassen worden war und den Job eigentlich gar nicht haben wollte. Philippe stellte Sellou trotzdem ein, der für die nächsten 10 Jahre sein Pfleger war. Nachdem 1996 Philippes erste Ehefrau an Krebs gestorben war, fiel der damals 45-Jährige in eine tiefe Depression und dachte an Selbstmord. Sellou half ihm aus dieser Depression und beide unternahmen zusammen viele Reisen. Aus dieser Angestelltenbeziehung entstand eine tiefe Freundschaft, und eine der letzten gemeinsamen Reisen führte sie 2003 nach Marrakesch. Dort lernte Philippe seine zweite Ehefrau kennen und lebt heute mit ihr und seinen zwei Töchtern in der Nähe der marokkanischen Hafenstadt Essaouira. Auch Sellou fand in Marokko seine Frau und ist heute Vater von drei Kindern und Betreiber eines Masthähnchenbetriebs in Algerien.[10][11]
Die Verfilmung basiert auf der Autobiografie von Pozzo di Borgo, die er 2001 unter dem Titel Le second souffle (Der zweite Atem) in Frankreich veröffentlichte. Danach folgten viele Anfragen zu den Filmrechten des Buches, die er alle ablehnte. Erst 2010 konnte er von den beiden Regisseuren Olivier Nakache und Éric Toledano überzeugt werden, sein Leben auf die Kinoleinwand bringen zu lassen. Die beiden Regisseure hatten schon seit 2003 mit der Idee gespielt, das außergewöhnliche Leben von Pozzo di Borgo zu verfilmen, nachdem sie eine Dokumentation von Mireille Dumas über die besondere Freundschaft zwischen Pozzo di Borgo und Sellou gesehen hatten. Im August 2010 lud sie Pozzo di Borgo zusammen mit den beiden Hauptdarstellern François Cluzet und Omar Sy zu einem Mittagessen nach Essaouira ein. Schlussendlich willigte Pozzo di Borgo unter der Bedingung ein, dass fünf Prozent der Erlöse an seinen Förderverein für Behinderte Simon de Cyrène (Simon von Cyrene) gehen und dass eine Filmaufführung in seinem Reha-Zentrum in der Bretagne stattfindet.[12] Bisher wurde auf diesem Weg rund eine Million Euro gespendet.[13]
Das Budget des Kinofilms betrug 9,5 Mio. Euro, bislang wurden weltweit 343 Mio. Euro eingenommen, davon allein in Frankreich über 166 Mio. und weitere 77 Mio. Euro. in Deutschland[14]
Veröffentlichung
Der Film startete am 2. November 2011 in den Kinos Frankreichs und Belgiens. In Frankreich wurde er zur erfolgreichsten Komödie 2011 und zum dritterfolgreichsten Film mit über 19,2 Millionen Kinobesuchern.[15]
Am 5. Januar 2012 war der Kinostart in Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz. Auch in Deutschland startete der Film sehr erfolgreich: Am ersten Wochenende kamen rund 290.000 Zuschauer, wodurch Ziemlich beste Freunde in den Media Control-Kinocharts auf Platz zwei einstieg.[16] Eine Woche später sprang der Film mit 468.000 Besuchern an die Spitze der deutschen Kinocharts,[17] wo er sich auch die nächsten Wochen halten konnte. Bisher sahen ihn über 8,36 Millionen Zuschauer in deutschen Kinosälen.[18] [19] In der Schweiz sahen bisher über 1,3 Mio. Zuschauer den Film.[20] In Österreich nahm der Film bei 704.000 Besuchern[21] bisher insgesamt 4,67 Millionen Euro ein.[14]
Kritiken
„Charmantes Buddy-Movie mit pfiffigen Dialogen und guten Hauptdarstellern, das zwischen Komik und Sentiment balanciert und dafür plädiert, sozialen und kulturellen Differenzen nicht mit Hass, sondern mit Solidarität zu begegnen. Konzipiert als schwungvoller Wohlfühlfilm, mangelt es ihm allerdings an Glaubwürdigkeit, zumal die Konflikte und Probleme recht naiv verharmlost werden.“
„Schamlos trimmen sie die Geschichte auf Publikumsbefriedigung, und alles geschieht zum maximalen Effekt. Der Film ist bis zum Schluss völlig durchschaubar und lässt nichts Vages, Geheimnisvolles, Merkwürdiges zurück. […] Der Film ist handwerklich perfekt produziert, die vorzüglichen Hauptdarsteller harmonieren prächtig, das Timing in den komischen wie in den ernsten Szenen stimmt, und die Formel, die sich früh abzeichnet, wird so originell wie liebevoll mit Leben gefüllt. Vorhersehbar ist ‚Ziemlich beste Freunde‘, aber keineswegs langweilig.“
„Es gibt nicht viele Filme, aus denen man gleichzeitig tief bewegt und fröhlich grinsend herauskommt. ‚Ziemlich beste Freunde‘ schafft diese Balance – man ist berührt von der Geschichte, den Schicksalen, besonders dem des Hauptdarstellers, und gleichzeitig bringt der Film einen zum Lachen. In allen Facetten: breites Lachen, sich Ausschütten, vergnügtes Juchzen, eher verhaltenes Kichern und auch eher peinlich berührtes, wenn der Humor sehr schwarz wird.“
„François Cluzet ist großartig als Philippe, unpathetisch und würdevoll, bis er seiner Depression verfällt, Omar Sy macht es sich aber ziemlich leicht mit seinen Lektionen in Lebenslust, einem Katalog des Draufgängertums. Am Ende fehlt dann die richtige beinahtragische Fallhöhe, ohne die eine Komödie nicht funktionieren kann, das heißt, ‚Intouchables‘ funktioniert als Metapher, aber nicht voll als Film.“
„Was hat es mit dem Label ‚nach einer wahren Geschichte‘ eigentlich auf sich? […] Genauso wenig wie Echtheit einen guten Film garantiert, folgt aus Künstlichkeit, dass es ein schlechter sein muss. Ganz im Gegenteil. ‚Ziemlich beste Freunde‘ belegt auf seine Weise das alte Ketchup-Credo, das besagt, dass man mit echten Tomaten niemals diesen unverwechselbaren Geschmack erzeugen könnte. […] So schematisch die Inszenierung der Gegensätze der Welten ist – Driss staunt über die großen Zimmer und die komfortable Badausstattung –, so charmant geht der Film mit den weniger appetitlichen Details der Pflege um. Driss muss das männliche Tabu überwinden, einen anderen Mann anzufassen, ihn gar zu massieren und, Grauen über Grauen, ihm die Scheiße aus dem Arsch zu holen. Charmant heißt in diesem Zusammenhang: Verbal wird geplänkelt, aber auf weitere Deutlichkeiten wird verzichtet.“
„Dass die Geschichte dieser verrückten Freundschaft so wunderbar unterhält, liegt an den vielen komischen Situationen, aber auch an der Lebensfreude und der Spontaneität, die François Cluzet ("Kleine wahre Lügen") und Omar Sy ("Micmacs") ausstrahlen. "Ziemlich beste Freunde" ist nicht nur temporeich und originell, sondern geht auch zu Herzen. Mehr kann man von einer guten Komödie nicht verlangen.“
Auszeichnungen
- Gewinner des Tokyo Sakura Grand Prix 2011 beim Tokyo International Film Festival
- Prix Lumière 2012 für Omar Sy (Bester Darsteller)
- Omar Sy als bester Hauptdarsteller bei der Verleihung des César 2012 (insgesamt neun Nominierungen, darunter bester Film und beste Regie)
- DIVA Publikumspreis - Erfolgreichster Kinofilm 2012[27][28][29]; Philippe Pozzo di Borgo & Abdel Sellou erhielten am gleichen Abend den DIVA – Life Award 2012
Literatur
- Philippe Pozzo di Borgo: Ziemlich beste Freunde. Das zweite Leben des Philippe Pozzo di Borgo. Hanser, München 2012, ISBN 978-3-446-24044-5.
- Abdel Sellou: Einfach Freunde. Die wahre Geschichte des Pflegers Driss aus „Ziemlich beste Freunde“. Ullstein, Berlin 2012, ISBN 978-3-548-28518-4.
Hörbücher
- Philippe Pozzo di Borgo: Ziemlich beste Freunde: Das zweite Leben des Philippe Pozzo di Borgo. Mit Philippes deutscher Original-Stimme Frank Röth. Hamburg, ISBN 9783833729393.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Ziemlich beste Freunde im Lexikon des internationalen Films
- ↑ Freigabebescheinigung der FSK, abgerufen am 13. Januar 2012
- ↑ Freigabe der Jugendmedienkommission, abgerufen am 13. Januar 2012
- ↑ Mitleid verboten. In: Spiegel Online. 2. Januar 2012, abgerufen am 11. Februar 2012.
- ↑ Inhaltsangabe für ziemlich beste Freunde. In: Internet Movie Database. Abgerufen am 11. Februar 2012.
- ↑ a b Mitleid verboten. In: Spiegel Online. 2. Januar 2012, abgerufen am 12. Februar 2012.
- ↑ Inhalt. In: film-zeit. Abgerufen am 11. Februar 2012.
- ↑ a b Inhaltsangabe. In: Internet Movie Database. Abgerufen am 11. Februar 2012.
- ↑ a b Helft einander, das ist lustig! In: Frankfurter Allgemeine. 3. Januar 2012, abgerufen am 11. Februar 2012 (siehe: Banlieue versus Pariser Palais).
- ↑ Es gibt zwei wirklich ziemlich beste Freunde. In: RP Online. 28. Januar 2012, abgerufen am 11. Februar 2012.
- ↑ Die Wahrheit über die beiden ziemlich besten Freunde. In: Rollingplanet. 14. Januar 2012, abgerufen am 11. Februar 2012.
- ↑ Die wahre Geschichte zum Kino-Hit. In: RheinMain Extra Tipp. 11. Januar 2012, abgerufen am 11. Februar 2012.
- ↑ Blockbuster unterstützt Behindertenverein. In: DRadio Wissen. 14. März 2012, abgerufen am 21. März 2012.
- ↑ a b Box Office Intouchables. In: Box Office Mojo. Abgerufen am 27. Mai 2012.
- ↑ Die erfolgreichsten Filme in Frankreich seit 1945. In: Insidekino. Abgerufen am 6. März 2012.
- ↑ „Ziemlich beste Freunde“ mit ziemlich gutem Kinostart in Pressemitteilung der Media Control vom 9. Januar 2012
- ↑ Kino-Charts: US-„Verblendung“ neu auf Platz zwei in Pressemitteilung der Media Control vom 16. Januar 2012
- ↑ Box-office monde au 6 mai 2012. In: boxofficeintouchables. Abgerufen am 13. Mai 2012.
- ↑ Top 100 Deutschland 2012. In: Insidekino. Abgerufen am 28. April 2012.
- ↑ Box Office Schweiz. In: Insidekino. Abgerufen am 28. März 2012.
- ↑ Top 10 der letzten Woche in Österreich. In: DiePresse.at. Abgerufen am 26. April 2012.
- ↑ Filmkritik Die Lebenslust und nichts anderes vom 6. Januar 2012
- ↑ Filmkritik Keine Arme, keine Schokolade vom 4. Januar 2012
- ↑ Filmkritik Monsieur Philippe und sein Chauffeur vom 9. Januar 2012
- ↑ Filmkritik Innige Kameraderie vom 4. Januar 2012
- ↑ Filmkritik Ziemlich beste Freunde abgerufen am 25. April 2012
- ↑ DIVA Deutscher Entertainmentpreis 2012
- ↑ Focus Online: Diva „oben ohne“: Preisverleihung in München
- ↑ Abendzeitung München: Diva im Bayerischen Hof - Awards für Promis in München: Die wahren "Diven"