Preußen

Zusammenfassung von Herzogtum, Königreich und Freistaat Preußen (1525–1947)
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Preußen (lat. Borussia, Prussia oder Prutenia; poln. Prusy; russ. Prussija), ursprünglich das Gebiet des baltischen Volksstamms der Pruzzen, später eines der Länder des Deutschen Ordens, seit dem 16. Jahrhundert Herzogtum der Hohenzollern unter polnischer Lehenshoheit und seit dem 18. Jahrhundert souveränes Königreich, bildete von 1871-1945 ein Land des Deutschen Reiches.

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Wappen, 1701-1918

Der Name Preußen bezog sich im Spätmittelalter nur auf die außerhalb der deutschen Reichsgrenzen gelegenen Gebiete zwischen Hinterpommern und Kurland, die den späteren Provinzen West- und Ostpreußen entsprachen. Seit 1466 waren diese Gebiete zwischen dem König von Polen und dem Deutschen Orden bzw. den hohenzollernschen Herzögen von Preußen aufgeteilt. Im 18. Jahrhundert setzte sich allmählich der Gebrauch des Landesnamens Preußen für alle von den Hohenzollern regierten Territorien durch, also auch für jene, die innerhalb des Heiligen Römischen Reiches lagen. Nach 1866 erstreckte sich das Königreich - seit 1918 der Freistaat - Preußen über nahezu ganz Norddeutschland und nahm etwa zwei Drittel der Fläche des Deutschen Reiches ein. Seine Haupt- und Residenzstädte waren im Laufe der Zeit Königsberg (das heutige Kaliningrad), Berlin und Potsdam.

Allgemeines

Seine größte Bedeutung erlangte Preußen im 18. Jahrhundert als es unter der Regierung Friedrichs II. des Großen zur zweiten deutschen und fünften europäischen Großmacht aufstieg, und im 19. Jahrhundert, als es unter dem Ministerpräsidenten und späteren Reichskanzler Otto von Bismarck zur treibenden Kraft der deutschen Einigung wurde.

Die Landesfarben Preußens sind schwarz-weiß und leiten sich von dem mit einem schwarzen Kreuz bestickten weißen Mantel der Ritter des Deutschen Ordens her.

Der Begriff Preußen findet seinen Ursprung im baltischen Volksstamm der Pruzzen, die in der Geschichtsschreibung auch als Prussen oder Prußen bezeichnet werden. Sie lebten an der Ostsee zwischen Weichsel und Memel, aber auch darüber hinaus. Mit der Lautverschiebung der deutschen Sprache von "u" zu "eu" (z.B. Ul zu Eule, Hus zu Haus) wurden die Prussen und das Land Prussia dann zu Preußen.

Der Wahlspruch Preußens seit der Reformation lautete Suum cuique (lat. Jedem das Seine), und drückte die Religionsfreiheit seiner Bewohner aus.

Mit Preußen verbinden sich bis heute die - von der protestantischen Moral geprägten - so genannten "preußischen Tugenden", wie Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Sparsamkeit, Bescheidenheit, Ehrlichkeit, Fleiß, Duldsamkeit, Geradlinigkeit, Durchhaltevermögen, Selbstverleugnung usw. Nach dem Selbstverständnis der Preußen trugen sie maßgeblich zum Aufstieg ihres Landes zur europäischen Großmacht bei. Allerdings war die Betonung dieser (Sekundär-)Tugenden selbst innerhalb Preußens nicht unumstritten (vgl. Artikel preußische Tugenden).

Geschichte

Zur Vor- und Frühgeschichte sowie zur Geschichte des Ordensstaates siehe unter Ostpreußen.

Brandenburg-Preußen

Brandenburg-Preußen, das spätere Königreich Preußen, entstand im Wesentlichen aus zwei Landesteilen: Aus der Mark Brandenburg, die zu den sieben Kurfürstentümern des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gehörte, und aus dem zeitweise unter polnischer Lehenshoheit stehenden Herzogtum Preußen, das aus dem Ordensstaat hervor gegangen war. Beide Gebiete wurden in Personalunion unter den Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg vereinigt, als diese 1618 die herzoglich-preußische Linie der Hohenzollern beerbten.

Das Kurfürstentum Brandenburg hatte Kaiser Sigismund 1415 dem Burggrafen von Nürnberg, Friedrich von Hohenzollern , zu Lehen gegeben, nachdem das zuvor regierende Fürstenhaus der Askanier ausgestorben war.

Das Herzogtum Preußen ging aus dem Staat der Deutschordensritter hervor. Deren Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach, der ebenfalls aus dem Haus Hohenzollern stammte, schloss sich auf Anraten Luthers der Reformation an und wandelte den Ordensstaat in ein erbliches Herzogtum um. Wie der Herrscher wurde auch die Bevölkerung evangelisch. Seit 1466 war der Ordensstaat nicht mehr souverän gewesen, sondern unterstand der Lehenshoheit der polnischen Krone. Daher leistete Albrecht auch für das neue Herzogtum dem polnischen König Sigismund I. am 8. April 1525 in Krakau den Lehenseid.

Als nach Erlöschen der preußischen Linie der Hohenzollern Brandenburg und Preußen beide von den brandenburgischen Hohenzollern regiert wurden, war der jeweilige Herrscher sowohl dem deutschen Kaiser als auch der polnischen Krone verpflichtet. Brandenburg-Preußen blieb bis zum Vertrag von Wehlau (1657) ein politisch zweigeteites Staatswesen: Brandenburg war Teil des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation, Preußen ein polnisches Lehen.

Im Dreißigjährigen Krieg stand Brandenburg auf der Seite der evangelischen Liga. Weite Teile des Landes wurden damals verwüstet und entvölkert. Kurfürst Friedrich Wilhelm I. (1640 bis 1688), später der "Große Kurfürst" genannt, betrieb daher nach dem Krieg eine vorsichtige Schaukelpolitik zwischen den Großmächten, um sein wirtschaftlich und militärisch schwaches Land zu entwicklen. Er führte wirtschaftliche Reformen durch, baute ein schlagkräftiges Heer und eine zuverlässige, zentralistische Verwaltung auf, entmachtete die Stände zugunsten des absolutistischen Prinzips und holte Tausende aus Frankreich vertriebener Hugenotten ins Land. Er erwarb 1648 Hinterpommern, das restliche Ravensberger Land um Minden und Halberstadt sowie 1680 Magdeburg.

Unter Kurfürst Friedrich Wilhelm I. wurde Brandenburg-Preußen das nach Österreich mächtigste Land im Reich. Als infolge schwedisch-polnischer Auseinandersetzungen Polen geschwächt war, konnte er 1657 im Vertrag von Wehlau das Herzogtum Preußen aus der polnischen Oberhoheit lösen. Im Frieden von Oliva von 1660 wurde die Souveränität des Herzogtums endgültig anerkannt. Dies war eine entscheidende Voraussetzung für seine Erhebung zum Königreich unter dem Sohn des Großen Kurfürsten.

Königreich Preußen

Die Rivalität und Geltungssucht der deutschen Fürsten im Reich trieb diese nicht nur zum Erwerb von Ländereien sondern auch zu Anhäufungen von Titeln. Der Brandenburgische Kurfürst wollte einem böhmischen oder österreichischen König nicht nachstehen, wie man manchmal liest. Die Realität aber war, daß seit langer Zeit diese verschiedenen Landstriche alle zusammen regiert wurden und somit krönte sich in Königsberg am 18. Januar 1701 Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg selbst zum König Friedrich I. in Preußen. Dieses geschah mit der Genehmigung des Kaisers, welchem Kurfürst Friedrich III. Hilfe geleistet hatte und die Selbstkrönung zeigt, daß er keinem anderen den Erwerb der Krone schuldig war.

Das Herzogtum Brandenburg-Preußen, schon seit 1577 gemeinsam mit Brandenburg regiert, wurde damit mit dem Kurfürstentum Brandenburg zum Königreich Preußen vereinigt.

 
Königlich Preußisches Wappen von 1701

Friedrich Wilhelm I. (1713-1740) siedelte über 20.000 Salzburger protestantische Glaubensflüchtlinge in dem von Pest, Krieg und Hungersnot entvölkerten Ostpreußen und weitere in anderen Landschaften an. Er schuf das preußische Heer und das Beamtentum und erwarb Vorpommern bis zur Peene von den Schweden (1720).

Am 31. Mai 1740 tritt Friedrich II. ("Friedrich der Große") an, unter dem Preußen den Aufstieg zur europäischen Großmacht beginnt. Zu Beginn seiner Regierungszeit wird Schlesien erobert, welches seit 1550 zu Brandenburg kommen sollte, was aber vom Kaiser verhindert war. Im Siebenjährigen Krieg kann sich Preußen unter Friedrich II. behaupten. Österreich in seiner Funktion als HRR Kaisertum verliert Schlesien endgültig an Preußen.

In 1756 bei der Belagerung Danzigs und Elbings durch die Russen und Sachsen wurden die Kirchenbucheintragungen, Taufen,Heiraten,Tode vom Erzbischof in Köln gehandhabt, denn der Erzbischof von Köln war gleichzeitig Oberhaupt des Deutschen Ordens und Administrator für Preußen. 1744 wird Ostfriesland preußisch. Auch gewährt Friedrich der Große völlige Glaubensfreiheit ("Jedem das seine"), schuf das Allgemeine preußische Landrecht und förderte die weitere Besiedlung Preußens.

Bei der ersten polnischen Teilung 1772 vereinigte Friedrich II. Westpreußen, den Netzedistrikt und das vorherig selbständige Fürstbistum Ermland. 1786 endete seine Herrschaft.

Die preußische Politik wandte sich danach zunehmend gen Westen.

Die Politik Friedrichs II. gegenüber Polen wird von Friedrich Wilhelm II. (1786 - 1797) fortgesetzt. Bei den weiteren Teilungen Polens 1793 und 1795 und Abdankung des polnischen Königs erhält Preußen weitere Gebiete, südlich bis nach Warschau.

Unter Friedrich Wilhelm III. (1797 - 1840) wurde Preußen aufgrund der Forderungen der Bevölkerung nach mehr Freiheiten reformiert. Diese Stein-Hardenbergschen Reformen unter Leitung von Freiherr von Stein, Scharnhorst und Hardenberg hoben die Leibeigenschaft der Bauern auf (1807) und führen die allgemeine Wehrpflicht sowie die Selbstverwaltung der Städte ein (1808).

Mit dem Zusammenbruch Preußens im Krieg gegen das von Napoleon I. angeführte Frankreich verlor es ungefähr die Hälfte des Staatsgebietes (Tilsiter Friede von 1807). Während der napoleonischen Kriege floh das Königshaus vorübergehend nach Memel.

Ende 1812 erklärte sich das preußische Hilfskorps für neutral. 1813 war Preußen soweit, sich gegen die napoleonische Herrschaft zu erheben (Freiheitskriege) und schloß ein Bündnis mit Russland. Preußische Truppen unter Blücher waren bei der Schlacht von Waterloo 1814 gegen Napoleon I. mitentscheidend. Nach dem Wiener Kongress 1815 erhielt Preußen beinahe sein altes Staatsgebiet zurück, zudem den Rest Vorpommerns, Westfalen, den nördlichen Teil des Kgr. (Kur-)Sachsens und die Rheinprovinz. Es behielt zwar die Provinz Posen, verlor jedoch Gebiete der 2. und 3. polnischen Teilung (Kongresspolen).

Zwischen 1828 und 1834 wurde Preußen Mitglied des Deutschen Zollvereins und des Deutschen Bundes, eines losen Verbandes der deutschen Staaten unter österreichischer Führung 1815 und 1866.

Unter Friedrich Wilhelm IV. (1840 - 1861) gewann der bürgerliche Liberalismus an Einfluss. Erste Ansätze zur Demokratisierung finden sich nach der Märzrevolution von 1848. 1849 lehnt der König jedoch die durch deutsche Abgeordnete angebotene Kaiserkrone ab. 1850 erhielt Preußen eine konservative Verfassung.

Im Zuge der Industrialisierung werden eine Anzahl von Wasserwegen und Kanälen gebaut, welche quer durch Deutschland den Westen mit dem Osten verbinden. Im Oberland West- und Ostpreußens entsteht durch Baurat Steenke ein Oberländischer Kanal, welcher ebenfalls die Ostsee und Elbing von Norden mit Masuren im Süden verbindet.

In den 1860er Jahren wurde mit der wichtigsten Infrastrukturmaßnahme in Preußen begonnen, nämlich mit dem Bau der Ostbahn, die das Land von Berlin über Thorn und Königsberg bis an die Ostgrenze erschloss. Die Ostbahn war bis zum Zweiten Weltkrieg die Hauptverkehrsachse Preußens.

Wilhelm I. - seit 1858 Prinzregent - wurde 1861 preußischer König und strebte mit Kriegsminister Roon eine Heeresreform an. Es kam zur Auseinandersetzung mit dem mehrheitlich liberalen Abgeordnetenhaus. Mit der Ernennung Fürst Otto von Bismarck 1862 zum Ministerpräsidenten und dessen Einsatz fiel dieser Streit zugunsten der Monarchie aus.

Außenpolitisch führt Bismarck Preußen in drei Kriege, die dem preußischen König die deutsche Kaiserkrone bringen sollten:

Deutsch-Dänischer Krieg 1864
Dänische Ansprüche auf Schleswig-Holstein, die die Unteilbarkeit der beiden Länder berührten, hatten bereits 1848 - 1850 zum Krieg mit den Schleswig-Holsteinern geführt. 1864 griff Preußen in den Konflikt mit österreichischer Unterstützung ein. Als Folge wurden die Herzogtümer Schleswig und Holstein von Preußen und Österreich gemeinsam verwaltet.
Deutscher Krieg 1866
Anlass war, dass die Sieger des deutsch-dänischen Krieges uneins über die Verwaltung Schleswig-Holsteins waren. Ursache war jedoch das Ringen um die Vorherrschaft in Deutschland. Auf der Seite Österreichs standen die mitteldeutschen Staaten, auf Seiten Preußens neben den norddeutschen Staaten auch Italien. Nachdem preußische Truppen unter Moltke den entscheidenen Sieg am 3. Juli 1866 bei Königgrätz errangen, verlor Österreich die militärische und politische Vormachtstellung im Deutschen Bund. Der Friede von Prag am 23. August 1866 brachte Preußen das Königreich Hannover, Hessen-Kassel, Nassau und Frankfurt und natürlich Schleswig-Holstein. An die Stelle des Deutschen Bundes trat 1867 nunmehr der kleinere Norddeutsche Bund.
Deutsch-französischer Krieg 1870 - 1871
Nach der übereilten Kriegserklärung Frankreichs an Preußen gewann dieses mit der Unterstützung der deutschen Länder (ohne Österreich) den Krieg. Der rasche Sieg führte zur Ausrufung Wilhelm I. zum deutschen Kaiser in Versailles und zur Gründung eines (kleindeutschen) Deutschen Reiches.

Preußen war danach flächenmäßig und wirtschaftlich das bedeutendste Land im deutschen Kaiserreich. Aufgrund der Erfolge des preußischen Heeres wuchs die Bedeutung des Militärs derart, dass Preußen oft mit einem "Heer mit Land" oder die preußische Armee mit einem "Staat im Staate" beschrieben wird.

Der preußische König war seitdem gleichzeitig deutscher Kaiser. Wilhelm I. folgten Friedrich III. (1888) und Wilhelm II. (1888-1918).

Freistaat Preußen

Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg, der Revolution von 1918 und der Abdankung des Königs wurde der Freistaat Preußen als Teil der Weimarer Republik proklamiert, und 1920 eine demokratische Verfassung verabschiedet.

Ostpreußen war aufgrund der Versailler Verträge nun vom Deutschen Reich abgeschnitten und konnte nur per Schiff (Seedienst Ostpreußen) oder Bahn (Polnischer Korridor) erreicht werden.

Von 1919 bis 1932 regierten parlamentarische Regierungen der Weimarer Koalition (SPD, Zentrum und DDP), 1921 bis 1925 um die DVP erweitert.

Am 20. Juli 1932 wurde durch einen Staatsstreich der deutschen Reichsregierung in Berlin unter Franz von Papen die Preußische Landesregierung unter Leitung des Ministerpräsidenten Otto Braun (SPD) per Verordnung abgesetzt; dieser Staatsstreich ist auch als Preußenschlag bekannt. Die Macht im Freistaat übernahm Papen als Reichskommisar für Preußen. Hiermit war die wichtigste Landesregierung der Weimarer Republik, die noch eine eindeutig demokratisch-republikanische Regierung hatte, entmachtet; der Staatsapparat begrüßte diese Übernahme.


Das Ende Preußens

Seit Mitte 1933 wurde der Freistaat Preußen - wie alle deutschen Länder im nationalsozialistischen Einheitsstaat - durch einen Reichsstatthalter zentral von Berlin aus regiert. Durch das "Reichsstatthaltergesetz" wurde Anfang 1935 die Selbständigkeit der Länder auch formell aufgehoben.

Mit dem Untergang des Dritten Reichs, der Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen und der Abtretung aller Gebiete östlich von Oder und Neiße hörte Preußen faktisch auf zu bestehen. Der Alliierte Kontrollrat verfügte durch das Gesetz Nr. 46 vom 25. Februar 1947 das Ende des preußischen Staats, da er "Hort des deutschen Militarismus" gewesen und damit für den Ersten und Zweiten Weltkrieg verantwortlich gewesen sei. (Siehe hierzu auch Kriegsschulddebatte). Diese Sichtweise verkennt jedoch, dass zumindest der Nationalsozialismus seinen Ursprung nicht in Preußen hatte, dass das Land auf eine lange rechtsstaatliche Tradition zurückblicken konnte und als Freistaat in der Weimarer Republik bis zum Preußenschlag ein Bollwerk der Demokratie gewesen war.

Preußens Aufteilung

Die östlich von Oder und Lausitzer Neisse gelegenen Gebiete wurden durch militärische Übernahme von Polen und der Sowjetunion annektiert. Der nördliche Teil Ostpreußens kam unter sowjetische, das Ermland, Masuren und die übrigen preußischen Besitzungen bis zur Oder-Neiße-Linie unter polnische Verwaltung. Die dort lebende deutsche Bevölkerung floh zum größten Teil oder wurde vertrieben. Die bei Deutschland verbliebenen Teile Preußens wurden auf verschiedene Länder aufgeteilt. In der DDR wurden diese ihrerseits auf Bezirke verteilt, bevor die Länder im Zuge der Wiedervereinigung erneut installiert wurden. Zu den heutigen Gebietskörperschaften, die sich auf ehemals preußischem Territorium befinden, findet sich eine Aufstellung im Absatz "Verwaltungsgliederung Preußens".

Verwaltungsgliederung Preußens

Im Laufe seiner Geschichte haben sich die Grenzen des Staates Preußen mehrfach verändert. 1701 krönte sich Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg zum König (Friedrich I.) in Preußen. Der Titel galt jedoch zunächst nur für das Herzogtum Preußen (dem späteren Ostpreußen). Mit Friedrich II. nannten sich dann jedoch alle Herrscher in Brandenburg-Preußen "König von Preußen", so dass ab jenem Zeitpunkt von einem Staat mit dem Namen "Preußen" gesprochen werden kann. Anfang des 18. Jahrhunderts bestand das Königreich Preußen aus den Landesteilen Brandenburg, Pommern, Preußen, Geldern, Kleve, Moers, Krefeld, Tecklenburg, Lingen, Minden, Mark, Ravensberg, Lippstadt, Magdeburg, Halberstadt, Neuenburg und Valangin. 1713 wurden die Landesteile in Provinzen zusammen gefasst bzw. unterteilt. Es bestanden forthin die Provinzen Mittel-, Ucker- und Altmark, Neumark-Pommern-Kassuben, Preußen, Geldern-Kleve, Minden-Mark-Ravensberg, Magdeburg-Halberstadt, Neuenburg (Land) und Valangin (Land). 1740 wurden die Provinzen in Kriegs- und Domänekammern überführt bzw. neu gegliedert, die sich im Laufe der folgenden Jahrzehnte mehrmals veränderten, als weitere Gebiet zu Preußen kamen. Nach dem Wiener Kongress 1815 wurde der Staat Preußen in 10 Provinzen eingeteilt (in Klammer die Hauptstadt), die mit Ausnahme von Ostpreußen, Westpreußen und Posen dem Deutschen Bund beitraten:

  1. Brandenburg (Potsdam)
  2. Ostpreußen (Königsberg)
  3. Westpreußen (Danzig)
  4. Pommern (Stettin)
  5. Schlesien (Breslau)
  6. Posen (Posen)
  7. Jülich-Kleve-Berg (Köln)
  8. Großherzogtum Niederrhein (Koblenz)
  9. Westfalen (Münster)
  10. Sachsen (Magdeburg)

1822 wurden die Provinzen "Kleve-Berg" und "Großherzogtum Niederrhein" zur Rheinprovinz (Hauptstadt Koblenz) und 1829 wurden Ost- und Westpreußen zur "Provinz Preußen" (mit der Hauptstadt Königsberg) vereinigt. Damit verringerte sich die Zahl der Provinzen auf acht. 1849 verzichteten die Fürsten von Hechingen und Sigmaringen auf ihre Herrschaft und so gelangten diese beiden Fürstentümer zum Staat Preußen. Sie wurden zum Regierungsbezirk Sigmaringen zusammen gefasst, der später auch als "Hohenzollerische Lande" bezeichnet wurde. 1853 erwarb der Staat Preußen vom Staat Oldenburg einen Landstrich an der Jade, auf welchem ein Hafen angelegt wurde. (1869 erhielt dieses Gebiet zusammen mit der umliegenden Siedlung den Namen Wilhelmshaven und wurde der 1867 gebildeten Provinz Hannover angegliedert). 1866 annektierte der Staat Preußen das Königreich Hannover, das Kurfürstentum Hessen, das Herzogtum Nassau, die Fürstentümer Schleswig und Holstein sowie die Freie Stadt Frankfurt am Main. Aus diesen Gebieten wurden drei Provinzen gebildet (somit bestand Preußen aus elf Provinzen):

1878 wurde die Provinz Preußen wieder in zwei Provinzen "Ostpreußen" und "Westpreußen" aufgeteilt, so dass sich die Zahl der Provinzen auf 12 erhöhte.

Nach dem Ersten Weltkrieg verlor Preußen einige seiner Gebiete und wurde Freistaat. Die Provinz Posen wurde nahezu ganz an Polen abgetreten. Die Provinz Westpreußen kam überwiegend an Polen und an die Freie Stadt Danzig. Nur der östliche Teil Westpreußens blieb bei Preußen und wurde der Provinz Ostpreußen angegliedert. Die ebenfalls bei Preußen verbleibenden restlichen Gebiete von Posen und Westpreußen wurden 1922 zu einer neuen (zweigeteilten) Provinz vereinigt, die den Namen "Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen" erhielt. Inzwischen waren 1919 die Provinz Schlesien in zwei Provinzen "Niederschlesien" und "Oberschlesien" aufgeteilt worden und ein Jahr später 1920 schied Berlin aus dem Provinzialverband Brandenburg aus und bildete eine eigene Provinz. Somit bestand der Freistaat Preußen ab 1922 aus folgenden 13 Provinzen (in Klammern finden sich die Gebietskörperschaften, die sich heute auf dem Gebiet der jeweiligen Provinzen befinden):

  1. Berlin (Bundesland Berlin, Deutschland)
  2. Brandenburg (Bundesland Brandenburg, Deutschland und Teil der Woiwodschaft Lebus, Polen)
  3. Hannover (Teil des Bundeslandes Niedersachsen, Deutschland)
  4. Hessen-Nassau (Teile der Bundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz, Deutschland)
  5. Ostpreußen (Kaliningrader Oblast, Russland; Woiwodschaft Ermland-Masuren und Teil der Woiwodschaft Pommern, Polen)
  6. Pommern (Teil des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland, Woiwodschaft Westpommern, Polen)
  7. Grenzmark Posen-Westpreußen (Teil der Woiwodschaft Großpolen, Polen)
  8. Rheinprovinz (Teile der Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, Deutschland)
  9. Sachsen (Teil des Bundeslandes Sachsen-Anhalt, Deutschland)
  10. Niederschlesien (Woiwodschaft Niederschlesien und Teil der Woiwodschaft Lebus, Polen; Teil des Bundeslandes Sachsen, Deutschland)
  11. Oberschlesien (Teil der Woiwodschaft Schlesien, Woiwodschaft Oppeln, Polen)
  12. Schleswig-Holstein (Bundesland Schleswig-Holstein, Deutschland)
  13. Westfalen (Teil des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, Deutschland)

sowie die so genannten

1938 wurden die beiden schlesischen Provinzen wieder vereinigt und die Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen aufgelöst. Ihr Gebiet wurde auf die Nachbarprovinzen Pommern, Brandenburg und Schlesien aufgeteilt. Somit bestand Preußen bis zu seiner formellen Auflösung 1947 nur noch aus 11 Provinzen (bzw. 12 Provinzen, wenn man Schlesien ab 1941 wieder als zwei Provinzen betrachtet).

Bildende Künstler in Preußen

weitere Artikel

Liste der Könige von Preußen, preußische Karten, preußische Tugenden, prussisch, Deutschland, Geschichte Polens, Kaliningrader Oblast (Russland), Ostelbien, Königlich Preußische Eisenbahn-Verwaltung

Landkarten von Preußen

Folgend sind Weblinks mit historischen Landkarten von Preußen einschließlich Westpreußen, Ostpreußen, Ermland, Freie Stadt Danzig seit circa 1500

bis zum 20ten Jahrhundert:

Literatur

  • Leopold von Ranke, Preußische Geschichte. 4 Bde., München 1965
  • Hans-Joachim Schoeps, Preussen: Geschichte eines Staates. Bilder und Zeugnisse, Frankfurt/M. Berlin 1992
  • Bernt Engelmann, Preußen. Land der unbegrenzten Möglichkeiten, München 1979
  • Sebastian Haffner: "Preußen ohne Legende"
  • Marion Gräfin v. Dönhoff: Preußen - Maß und Maßlosigkeit
  • dies.: Namen, die keiner mehr nennt
  • Joachim Fernau: Sprechen wir über Preußen. Die Geschichte der kleinen Leute
  • Eberhard Straub, Eine kleine Geschichte Preußens, Berlin 2001