SHEFEX II

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SHEFEX II war der zweite experimentelle Flugkörper des Entwicklungs- und Flugtest-Programmes SHEFEX des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit dem Ziel durch mehrere neue Konstruktionskonzepte und neue Materialien Raumkapseln und Raumgleiter mit der Fähigkeit zur Rückkehr in die Luftschicht der Erde wesentlich sicherer und preiswerter herzustellen.[1] Projektleiter von SHEFEX II, an dem 9 Institute und Einrichtungen des DLR sowie Kooperationspartner beteiligt sind, wie auch des Gesamtprogrammes ist der DLR-Ingenieur Hendrik Weihs.

Der zusammengebaute SHEFEX II-Körper

Der Projektname SHEFEX ist eine Abkürzung für Sharp Edge Flight Experiment, also deutsch das: scharfkantige Flugexperiment, und steht für die grundlegend neue Idee, den für den Eintritt von Raumschiffen aus dem All in die Atmoshäre nötigen Hitzeschild durch günstiger herzustellende und zu montierende flache Hitzeschutzelemente zu konstruieren. In der Vergangeheit wurden alle Raumkapseln (wie Wostok, Mercury, Gemini, Woschod, Sojus, Apollo, Shenzhou, Dragon) oder Raumgleiter (Space Shuttle, Buran) mit gerundeten Hitzschildern konstruiert. Die Verbindung der flachen Hitzeschutzkacheln zu einem für den Hyperschallflug in der Luftschicht geeigneten Körper mit einer guten aerodynamischen Form führt zwangsläufig zu scharfen Kanten bei der Konstruktion.[2]

Mit der Entwicklung SHEFEX II sollten auf der facettierten Außenhaut 9 verschiedene Hitzschutzsysteme getestet werden. Diese sind überwiegend Entwicklungen aus Faserkeramik der DLR-Standorte in Stuttgart und Köln. Ergänzend wurden aber auch den deutschen Raumfahrtunternehmen EADS Astrium und MT Aerospace sowie dem internationalen Partner Boeing Testflächen zur Verfügung gestellt. In den Versuchsträger wurden Sensoren eingebaut, die von der DLR-Abteilung Hyperschalltechnologie in Köln entwickelt wurden. Sie sollten während des Fluges Druck, Wärmefluss und Temperatur in der Nutzlastspitze messen.[3]

SHEFEX II wurde erstmals mit aktiven aerodynamischen Kontrollelementen ausgerüstet, die eine aktive Flugsteuerung während der Wiedereintrittsphase ermöglichen. Diese keramischen sogenannten Canards mit ihren mechanischen Aktuatoren und einem autonomen Kontrollsystem stellen ein weiteres wesentliches Entwicklungsziel des Projektes dar.[4]

Start in Andoya

Am 22. Juni 2012 um 21.18 Uhr startete die sieben Tonnen schwere und knapp 13 Meter lange Rakete mit ihrer Nutzlast SHEFEX II von der norwegischen Raketenstation Andoya. Die Raumkapsel SHEFEX II erreichte dabei eine Höhe von etwa 180 Kilometern. SHEFEX II flog mit einer Geschwindigkeit von 11.000 Kilometern in der Stunde (elffache Schallgeschwindigkeit) durch die Atmosphäre. Beim Wiedereintritt in die Atmosphäre überstand SHEFEX II Temperaturen von über 2.500 Grad Celsius und sendete Messdaten von den über 300 Sensoren zur Bodenstation. [5]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Hendrik Weihs, Deutsches Zentrum für Luft und Raumfahrt (Hrsg.): SHEFEX II, Entwicklungs- und Flugtestprogramm. Mit Beiträgen der Institute und Einrichtungen AS,BK,FT,RB,RY,RM,SC, WF und MORABA
  2. http://www.dlr.de/desktopdefault.aspx/tabid-728/1208_read-30052
  3. DLR: "Spitzen"-Technologie aus Deutschland: Scharfkantiges DLR-Raumfahrzeug vorgestellt. 16. Juli 2010
  4. http://www.bw-feiert.de/fileadmin/uploads/winners/51_Weihs/handout_rev5-2.pdf PDF-Datei
  5. DLR: Durch die Atmosphäre mit scharfen Kanten. Freitag, 22. Juni 2012

Siehe auch

zum Startplatz: