Fußball-Weltmeisterschaft 1970

neunte Ausspielung des bedeutendsten Turniers für Fußball-Nationalmannschaften
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Die Endrunde zur 9. Fußball-Weltmeisterschaft wurde vom 31. Mai bis zum 21. Juni 1970 in Mexiko ausgetragen.

FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 1970
Mexico 70 - IX Football World Championship
Anzahl Nationen 16 (von 70 Bewerbern)
Weltmeister Brasilien (3. Titel)
Austragungsort Mexiko
Eröffnungsspiel 31. Mai 1970
Endspiel 21. Juni 1970
Spiele 32
Tore 95 (⌀: 2,97 pro Spiel)
Zuschauer 1.500.000 (⌀: 46.875 pro Spiel)
Torschützenkönig Gerd Müller (BR Deutschland) 10 Tore
Gelbe Karten 33 (⌀: 1,03 pro Spiel)
Teilnehmer

Die Vergabe der WM-Endrunde 1970 erfolgte auf dem FIFA-Kongress in Tokio, der am 8. Oktober 1964 tagte. Mexiko konnte sich mit 56:32 Stimmen gegen Mitbewerber Argentinien durchsetzen.

Diese Weltmeisterschaft stand zum einen im Zeichen von Änderungen und Neuerungen im Fußball, zum anderen wurden in Mexiko zwei denkwürdige Partien ausgetragen, beide mit deutscher Beteiligung.

Zu den Änderungen gehörte, dass zum ersten Mal Auswechslungen (zwei Spieler pro Mannschaft und Spiel) erlaubt waren, da die FIFA Bedenken wegen der Belastung der Spieler bei großer Hitze und großer Höhe hatte. Ihre Premiere bei einem WM-Turnier hatten außerdem die gelben und roten Karten, wobei die rote Karte allerdings nicht zum Einsatz kam. Auch wurde mit dem Telstar erstmals ein Fußball speziell für eine Fußballweltmeisterschaft entwickelt.

Im Fernsehbereich gab es ebenfalls Neuerungen. Zum ersten Mal wurden Fußballspiele aus Lateinamerika in Europa live gezeigt; bei der WM 1962 in Chile musste man noch mit Aufzeichnungen vorliebnehmen. Das hatte allerdings zur Folge, dass viele Spiele, wie zum Beispiel das Viertelfinalspiel Deutschland gegen England und das Finale, um 12 Uhr Ortszeit angepfiffen wurden, damit die Übertragungen um 19 Uhr mitteleuropäischer Zeit beginnen konnten. Außerdem wurden die Spiele allesamt in Farbe übertragen.

BR Deutschland schaltete im Viertelfinale den amtierenden Weltmeister England nach Verlängerung mit 3:2 aus, ehe man im Halbfinale im sogenannten Jahrhundertspiel an Italien scheiterte. Erstmals standen bei einer WM im Finale zwei Mannschaften, die schon einmal Weltmeister waren. Da beide schon zweimal Weltmeister waren, stand schon vor Spielbeginn fest, dass der Coupe Jules Rimet zum letzten Mal vergeben würde. Brasilien besiegte dann Italien im Finale, welches vom DDR-Schiedsrichter Rudi Glöckner geleitet wurde, und wurde als erste Mannschaft zum dritten Mal Weltmeister und durfte somit den Siegerpokal behalten.

Bei den Siegesfeiern am 21. Juni in Brasilien starben allein in Rio de Janeiro 44 Menschen.

Der Gastgeber

Mexiko nahm bereits an der ersten Fußball-Weltmeisterschaft 1930 teil und fehlte bei keinem Turnier seit 1950. Größere Erfolge konnte das fußballverrückte Land zwar bisher nicht vorweisen, jedoch ging das Turnier 1970 als das gastfreundlichste in die Geschichte ein. Die Teilnehmer kehrten begeistert von den Mexikanern nach Hause zurück. Ein großer Nachteil der WM war der erstmals starke Einfluss der Medien auf die Spiele. Damit in Europa die Spiele zur besten Sendezeit im Fernsehen übertragen werden konnten, entschied die FIFA, die Anstoßzeiten von 12 Spielen (auch Finale) auf 12 Uhr mittags festzusetzen, was fast unerträgliche Hitzequalen für die Spieler zur Folge hatte. Die restlichen 20 Spiele wurden um 16 Uhr ausgetragen.

Austragungsorte

WM-Spiele wurden an folgenden Orten ausgetragen:

Stadion Spiele Plätze (1970) Plätze (aktuell)
Guadalajara Estadio Jalisco 08 071081 056713
León Estadio Guanajuato 07 025303 033943
Mexiko-Stadt Aztekenstadion 10 110000 105000
Puebla Estadio Cuauhtémoc 03 035536 042648
Toluca Estadio Luis Dosal 04 026851 027000

Qualifikation

Hauptartikel: Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 1970

Gastgeber Mexiko und Weltmeister England waren automatisch qualifiziert. Erstmals wurde je ein Platz für Afrika und Asien garantiert. Es qualifizierten sich Marokko und Israel. Für die größte Überraschung in den europäischen Gruppen sorgte der WM-Dritte von 1966 Portugal, das, trotz Einsatz von Superstar Eusébio, hinter Rumänien, Griechenland und der Schweiz nur Letzter der Gruppe 1 wurde. Unvorhergesehen war auch das Scheitern von Spanien und Jugoslawien, die in der Gruppe 6 dem Fußballzwerg Belgien den Vortritt lassen mussten. In Gruppe 8 setzte sich Bulgarien gegen Polen und die Niederlande durch, die beide vier Jahre später bei der WM in Deutschland eine führende Rolle spielen sollten.

Die Bundesrepublik hatte wenig Mühe, gegen Schottland, Österreich und Zypern den Gruppensieg zu sichern. Das 12:0 gegen Zypern war der höchste Sieg der gesamten WM-Qualifikation. Die DDR musste sich knapp Italien geschlagen geben.

In den südamerikanischen Gruppen setzte sich Peru überraschend gegen den Mitfavoriten Argentinien durch. Der Sieg von El Salvador über Honduras im Entscheidungsspiel der Gruppe 13 löste zwischen beiden Ländern den Fußballkrieg aus, dem über 2000 Menschen zum Opfer fielen. El Salvador nahm damit erstmals an einer WM teil. Brasilien beendete die Qualifikation mit 12:0 Punkten.

9 aus Europa Belgien  Belgien Vorlage:BUL-1967 Deutschland Bundesrepublik  BR Deutschland England  England Italien  Italien
Rumänien 1965  Rumänien Schweden  Schweden Sowjetunion 1955  Sowjetunion Tschechoslowakei  Tschechoslowakei
3 aus Südamerika Brasilien 1968  Brasilien Peru  Peru Uruguay  Uruguay
2 aus Nord- und Mittelamerika El Salvador  El Salvador Mexiko  Mexiko
1 aus Afrika Marokko  Marokko
1 aus Asien und Ozeanien Israel  Israel

Auslosung und Modus

  • Topf 1: BR Deutschland • England • Italien • Sowjetunion
  • Topf 2: Brasilien • Peru • Uruguay • Mexiko
  • Topf 3: Belgien • Bulgarien • Tschechoslowakei • Schweden
  • Topf 4: El Salvador • Israel • Marokko • Rumänien

Vor der eigentlichen Auslosung wurde ausgelost, ob Rumänien oder Schweden dem Topf 4 (die sogenannten Kleinen) zugeteilt wird. Gastgeber Mexiko wurde vorab in Gruppe A gesetzt, der Weltmeister England in Gruppe C. Alles andere wurde ohne weitere Einschränkungen frei zugelost. Sogar, dass die beiden einzigen CONCACAF-Teams Mexiko und El Salvador in einer Gruppe landen, war möglich, und es geschah auch so.

Grundsätzlich wurde dem Zufall bei dieser WM-Auslosung freier Lauf gelassen, so dass die Papierform der Vorrundengruppen gravierende Unterschiede aufwies. Der Todesgruppe C mit den beiden letzten Weltmeistern Brasilien und England standen die auf dem Papier sehr leichten Gruppen A und D gegenüber.

Gruppe A Gruppe B Gruppe C Gruppe D
Sowjetunion 1955  Sowjetunion Uruguay  Uruguay Vorlage:ROM-1965 Peru  Peru
Mexiko  Mexiko Israel  Israel England  England Bulgarien 1967  Bulgarien
Belgien  Belgien Italien  Italien Tschechoslowakei  Tschechoslowakei Marokko  Marokko
El Salvador  El Salvador Schweden  Schweden Brasilien 1968  Brasilien Deutschland Bundesrepublik  BR Deutschland
  • Die 16 Mannschaften spielten in vier Vierergruppen. Bei Punktgleichheit entschied die Tordifferenz, bei gleicher Tordifferenz entschied das Los. Die Gruppensieger und Gruppenzweiten zogen ins Viertelfinale ein. Von da ab ging es im K.-o.-System weiter. In den K.-o.-Runden gab es noch kein Elfmeterschießen. Hätte es nach Verlängerung unentschieden gestanden, so wäre gelost worden. Das Finale wäre bei einem Remis nach Verlängerung wiederholt worden. Wäre auch das Wiederholungsspiel nach Verlängerung remis ausgegangen, so wäre der neue Weltmeister durch einen Losentscheid ermittelt worden.

Spiele

Gruppenspiele

Gruppe A

Nur selten war ein Heimvorteil so entscheidend wie bei dieser WM. Bei Temperaturen von weit über 30 Grad Celsius und in extremer Höhenlage konnte Gastgeber Mexiko angefeuert von jeweils über 110.000 fanatischen Zuschauern erstmals bei einer WM die nächste Runde erreichen. Im letzten und entscheidenden Spiel wurde Belgien mit tatkräftiger Unterstützung des argentinischen Schiedsrichters knapp geschlagen.

Rang Land Tore Punkte
1 Sowjetunion 1955  Sowjetunion 6:1 5:1
2 Mexiko  Mexiko 5:0 5:1
3 Belgien  Belgien 4:5 2:4
4 El Salvador  El Salvador 0:9 0:6
31. Mai 1970 in Mexiko-Stadt
Mexiko  Mexiko Sowjetunion 1955  Sowjetunion 0:0
3. Juni 1970 in Mexiko-Stadt
Belgien  Belgien El Salvador  El Salvador 3:0 (1:0)
6. Juni 1970 in Mexiko-Stadt
Sowjetunion 1955  Sowjetunion Belgien  Belgien 4:1 (1:0)
7. Juni 1970 in Mexiko-Stadt
Mexiko  Mexiko El Salvador  El Salvador 4:0 (1:0)
10. Juni 1970 in Mexiko-Stadt
Sowjetunion 1955  Sowjetunion El Salvador  El Salvador 2:0 (0:0)
11. Juni 1970 in Mexiko-Stadt
Mexiko  Mexiko Belgien  Belgien 1:0 (1:0)

Gruppe B

Den Minimalisten aus Italien genügte ein einziges, im ersten Spiel gegen Schweden nach 11 Minuten erzieltes Tor, um als Gruppenerster ins Viertelfinale einzuziehen. Im zweiten Spiel gegen Uruguay verlegte sich der amtierende Europameister auf ein müdes Defensivspiel und kam anschließend auch gegen den WM-Neuling Israel nicht über ein 0:0 hinaus.

Im entscheidenden Spiel um den zweiten Gruppenplatz gelang Schweden erst in der Nachspielzeit das Siegtor gegen Uruguay. Aufgrund des schlechteren Torverhältnis hätten die Skandinavier aber ein 2:0 benötigt, und so zogen die Südamerikaner ins Viertelfinale ein.

Rang Land Tore Punkte
1 Italien  Italien 1:0 4:2
2 Uruguay  Uruguay 2:1 3:3
3 Schweden  Schweden 2:2 3:3
4 Israel  Israel 1:3 2:4
2. Juni 1970 in Puebla
Uruguay  Uruguay Israel  Israel 2:0 (1:0)
3. Juni 1970 in Toluca
Italien  Italien Schweden  Schweden 1:0 (1:0)
6. Juni 1970 in Puebla
Uruguay  Uruguay Italien  Italien 0:0
7. Juni 1970 in Toluca
Schweden  Schweden Israel  Israel 1:1 (0:0)
10. Juni 1970 in Puebla
Schweden  Schweden Uruguay  Uruguay 1:0 (0:0)
11. Juni 1970 in Toluca
Italien  Italien Israel  Israel 0:0

Gruppe C

Die größte Überraschung der Vorrunde war das klägliche Ausscheiden des Vizeweltmeisters von 1962, der ČSSR. Mit 0:6 Punkten und 2:7 Toren wurde sie nach WM-Neuling El Salvador zur schlechtesten Mannschaft des Turniers. Brasilien wurde ungefährdeter Gruppensieger vor England.

Im Spiel England gegen Brasilien gelang Gordon Banks die größte Rettungsaktion seiner Karriere. Eine Flanke von Jairzinho köpfte Pelé flach und scheinbar unhaltbar für Banks in die linke, lange Ecke. Banks, der sich während des Kopfballs noch auf dem Weg zur anderen Ecke befand, warf sich spektakulär rückwärts mit einem Hechtsprung in die lange Ecke und wehrte den Ball mit seiner rechten Hand ab.

Rang Land Tore Punkte
1 Brasilien 1968  Brasilien 8:3 6:0
2 England  England 2:1 4:2
3 Rumänien 1965  Rumänien 4:5 2:4
4 Tschechoslowakei  Tschechoslowakei 2:7 0:6
2. Juni 1970 in Guadalajara
Rumänien 1965  Rumänien England  England 0:1 (0:0)
3. Juni 1970 in Guadalajara
Tschechoslowakei  ČSSR Brasilien 1968  Brasilien 1:4 (1:1)
6. Juni 1970 in Guadalajara
Rumänien 1965  Rumänien Tschechoslowakei  ČSSR 2:1 (0:1)
7. Juni 1970 in Guadalajara
England  England Brasilien 1968  Brasilien 0:1 (0:0)
10. Juni 1970 in Guadalajara
Rumänien 1965  Rumänien Brasilien 1968  Brasilien 2:3 (1:2)
11. Juni 1970 in Guadalajara
England  England Tschechoslowakei  ČSSR 1:0 (0:0)

Gruppe D

Vizeweltmeister Deutschland kam im ersten Spiel gegen den krassen Außenseiter Marokko zu einem mühevollen 2:1-Sieg. Nach einem schweren Fehler von Horst-Dieter Höttges gelang den Nordafrikanern in der 20. Minute die Führung, die bis weit in die zweite Halbzeit hinein anhielt. Auch im zweiten Spiel geriet Deutschland in Rückstand. Der letztendlich klare 5:2-Sieg über Bulgarien vor nur 6000 Zuschauern war einem überragenden Reinhard Libuda zu verdanken, der den Ausgleich schoss, einen Elfmeter herausholte und zwei weitere Tore vorbereitete. Erst im letzten Spiel gegen die starken Peruaner konnte die DFB-Auswahl überzeugen. Gerd Müller schoss in zwei aufeinanderfolgenden Spielen (Bulgarien und Peru) jeweils einen Hattrick, gegen Peru gelang ihm sogar ein „lupenreiner“ Hattrick.

Rang Land Tore Punkte
1 Deutschland Bundesrepublik  BR Deutschland 10:4 6:0
2 Peru  Peru 07:5 4:2
3 Vorlage:BUL-1967 Bulgarien 05:9 1:5
4 Marokko  Marokko 02:6 1:5
2. Juni 1970 in León
Peru  Peru Vorlage:BUL-1967 Bulgarien 3:2 (0:1)
3. Juni 1970 in León
Marokko  Marokko Deutschland Bundesrepublik  BR Deutschland 1:2 (1:0)
6. Juni 1970 in León
Peru  Peru Marokko  Marokko 3:0 (0:0)
7. Juni 1970 in León
Vorlage:BUL-1967 Bulgarien Deutschland Bundesrepublik  BR Deutschland 2:5 (1:2)
10. Juni 1970 in León
Peru  Peru Deutschland Bundesrepublik  BR Deutschland 1:3 (1:3)
11. Juni 1970 in León
Vorlage:BUL-1967 Bulgarien Marokko  Marokko 1:1 (1:0)

Finalrunde

Spielplan Finalrunde

Viertelfinale Halbfinale Finale
Spiel um Platz 3

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1 Sieg nach Verlängerung

Viertelfinale

Brasilien und Italien hatten wenig Mühe mit ihren Gegnern Peru beziehungsweise Mexiko und kamen zu ungefährdeten Siegen. Das Spiel zwischen der Sowjetunion und Uruguay stand bis kurz vor Schluss der zweiten Verlängerung 0:0, ehe Esparrago die Südamerikaner zum Sieg schoss. Andernfalls hätte erstmals bei einer WM-Schlussrunde das Los entscheiden müssen.

Die Partie England–Deutschland entwickelte sich zu einer der dramatischsten des gesamten Turniers. England führte bis zur 67. Minute mit 2:0, ehe Franz Beckenbauer mit einem engagierten Sololauf den Anschlusstreffer erzielte. In der 82. Minute gelang Uwe Seeler mit dem Hinterkopf der Ausgleich, worauf das Spiel in die Verlängerung ging. Den entscheidenden Treffer gegen die konditionell abbauenden Engländer erzielte in der 108. Minute Torjäger Gerd Müller nach Flanke von Hennes Löhr. Der Weltmeister von 1966 war damit ausgeschieden.

14. Juni 1970 Mexiko-Stadt Sowjetunion 1955  Sowjetunion Uruguay  Uruguay 0:1 n.V.
14. Juni 1970 Toluca Italien  Italien Mexiko  Mexiko 4:1 (1:1)
14. Juni 1970 Guadalajara Brasilien 1968  Brasilien Peru  Peru 4:2 (2:1)
14. Juni 1970 León Deutschland Bundesrepublik  BR Deutschland England  England 3:2 n.V. (2:2, 0:1)

Halbfinale

Erstmals standen bei dieser Weltmeisterschaft nur Ex-Weltmeister im Halbfinale. Da Brasilien, Italien und Uruguay den Titel schon zweimal gewonnen hatten, hätte nur ein Einzug Deutschlands ins Finale verhindern können, dass nach dem Halbfinale schon entschieden war, dass der Pokal von einem Verband zum dritten Mal gewonnen werden und somit nach den damals geltenden Regularien behalten werden könnte. Ursprünglich war Mexiko-Stadt als Austragungsort des ersten Halbfinales angesetzt und Guadalajara für das zweite. Nachdem die Paarungen feststanden, tauschte die FIFA die Austragungsorte. Uruguay trat nur unter Protest an, da vermutet wurde, dass das Spiel nach Guadalajara verlegt worden war, weil die Brasilianer ihre bisherigen Spiele dort ausgetragen hatten. Gemäß Artikel 26 der WM-Bestimmungen wurden die Halbfinal-Austragungsorte aber erst festgelegt, nachdem die Teilnehmer feststanden, um die Mannschaften so wenig wie möglich reisen zu lassen.[1][2]

Im ersten Halbfinale ging Uruguay dann überraschend durch Luis Cubilla in Führung und verteidigte diese bis kurz vor der Pause, als Clodoaldo in der 44. Minute den Ausgleich erzielen konnte. In der zweiten Halbzeit waren die Brasilianer die dominierende Mannschaft und gewannen durch die Tore von Jairzinho und Roberto Rivelino mit 3:1.

Das zweite Halbfinale zwischen Italien und Deutschland ging als Jahrhundertspiel in die Geschichte ein. Die Italiener gingen nach sieben Minuten in Führung und es sah lange danach aus, dass Italien diesen Vorsprung über die Zeit retten könnte. Erst in der Nachspielzeit gelang dem in Italien spielenden Karl-Heinz Schnellinger mit seinem einzigen Länderspieltor der Ausgleichstreffer. In der Verlängerung erzielte Gerd Müller die Führung für Deutschland, die Italiener erzielten aber nach einem Fehler von Held den Ausgleich, ehe Luigi Riva die italienische Führung wiederherstellte. In der zweiten Halbzeit der Verlängerung gelang Müller erneut der Ausgleich, Gianni Rivera erzielte aber eine Minute später den 4:3-Endstand. Heute verweist eine Erinnerungstafel am Aztekenstadion auf diese Partie.

17. Juni 1970 Guadalajara Uruguay  Uruguay Brasilien 1968  Brasilien 1:3 (1:1)
17. Juni 1970 Mexiko-Stadt Italien  Italien Deutschland Bundesrepublik  BR Deutschland 4:3 n.V. (1:1, 1:0)

Spiel um Platz 3

20. Juni 1970 Mexiko-Stadt Uruguay  Uruguay Deutschland Bundesrepublik  BR Deutschland 0:1 (0:1)

Finale

Es war das erste Finale, in dem zwei ehemalige Weltmeister aufeinandertrafen. Da beide den Pokal schon zweimal gewonnen hatten, konnte der Sieger die Trophäe endgültig in seinen Besitz nehmen. Im Finale ging Brasilien durch einen Treffer von Pele in Führung. Nach einigen groben Abwehrfehlern der Brasilianer konnte Roberto Boninsegna ausgleichen. In der zweiten Halbzeit machte sich die Erschöpfung der Italiener aus dem Jahrhundertspiel bemerkbar. Der Kreativität der Brasilianer konnten sie nicht mehr viel entgegensetzen. Gerson schoß den Ball kraftvoll und unhaltbar zum 2:1 ein. Gerson und Pele bereiteten dann auch das 3:1 durch Jairzinho vor. Brasiliens viertes Tor, kurz vor Abpfiff, war ein Kunstwerk: Die Brasilianer schoben den Ball lässig über das gesamte Feld, bevor Pele auf Alberto Carlos auflegte, der den Ball ins Tor hämmerte.

21. Juni 1970 Mexiko-Stadt Brasilien 1968  Brasilien Italien  Italien 4:1 (1:1)

Ehrungen der Platzierten

Die Deutsche Nationalmannschaft wurde in Deutschland zur Mannschaft des Jahres, Uwe Seeler zum Fußballer des Jahres in Deutschland und Gerd Müller zu Europas Fußballer des Jahres (hier wurde Luigi Riva Dritter) gewählt. In Brasilien und Italien gab es 1970 noch keine Auszeichnung dieser Art.

Mannschaftsaufstellungen

Beste Torschützen

Rang Spieler Tore
1 Deutscher  Gerd Müller 10
2 Brasilianer  Jairzinho 7
3 Peruaner  Teófilo Cubillas 5
4 sowjetischer Sportler  Anatoli Bischowetz 4
Brasilianer  Pelé
6 Brasilianer  Rivelino 3
Italiener  Luigi Riva
Deutscher  Uwe Seeler
Rang Spieler Tore
9 Italiener  Gianni Rivera 2
Belgier  Raoul Lambert
Rumäne  Florea Dumitrache
Vorlage:CZS
Belgier  Wilfried Van Moer
Peruaner  Alberto Gallardo
Mexikaner  Javier Valdivia
Italiener  Roberto Boninsegna
Brasilianer  Tostão

Darüber hinaus gab es 37 Spieler mit einem Treffer. Hinzu kommt ein Eigentor.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. IX. Fußball Weltmeisterschaft Mexico 1970, Bertelsmann Sachbuchverlag 1970, Seite 190
  2. Süddeutsche Zeitung WM-Bibliothek 1970, Seite 94 (Hrsg. 2005)
Commons: Fußball-Weltmeisterschaft 1970 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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