Siershahn ist eine Ortsgemeinde im Westerwaldkreis in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Wirges an.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 29′ N, 7° 47′ O | |
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Westerwaldkreis | |
Verbandsgemeinde: | Wirges | |
Höhe: | 290 m ü. NHN | |
Fläche: | 4,42 km2 | |
Einwohner: | 2956 (31. Dez. 2024)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 669 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 56427 | |
Vorwahl: | 02623 | |
Kfz-Kennzeichen: | WW | |
Gemeindeschlüssel: | 07 1 43 070 | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Bahnhofstraße 10 56422 Wirges | |
Website: | www.wirges.de | |
Ortsbürgermeister: | Alwin Scherz (CDU) | |
Lage der Ortsgemeinde Siershahn im Westerwaldkreis | ||
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Geschichte
- Ton-Funde aus der La-Tène-Zeit etwa 400 v.Chr.
- Erste urkundliche Erwähnung 1211 als Sigarshagen
Bis ins 19. Jahrhundert hinein dominierte in Siershahn die Landwirtschaft, bis der Ort sich durch den Bau der Eisenbahn (1884) als Verkehrsknoten für den Abtransport von Ton und Tonerzeugnissen aus dem Kannenbäckerland etablierte. Die Grubenbetreiber, die um Siershahn Ton abbauten, mussten sich verpflichten, in Siershahn eine Stein- und Plattenfabrik aufzubauen, die zwei Drittel des im Umland abgebauten Tons verarbeitete. Als Fabrikarbeiter durften nur Siershahner Einwohner eingestellt werden. So wuchs der kleine Ort rasch.
1989 wurde die 1884 eröffnete Brexbachtalbahn, die von Siershahn aus den Westerwald mit dem Rheintal verband, stillgelegt. Der Abtransport des Tones erfolgt seither per LKW und über die Bahnstrecke Siershahn-Limburg. 1989 wurde das erste Teilstück der Brexbachtalbahn (von Siershahn bis Grenzau) von einem Verein von "Bahnentusiasten" wieder reaktiviert. Es führt durch die schönen Täler des Brexbach und Masselach und wird aussschließlich für historische Fahrten genutzt. Am Ende soll die Strecke wieder bis zur ursprünglichen Endstation Enges (bei Neuwied) befahrbar sein.
Gefangenenlager "Am Berggarten"
Am 13.05.1945 begann der Ausbau des Gefangenenlagers "Am Berggarten" durch die amerikanische Besatzungsmacht. Ca.100 Morgen landwirtschaftlich genutztes Gelände zwischen Poststraße und Autobahn - einschließlich der Werksanlagen der Keramchemie - wurde mit zwei Meter hohen Stacheldrahtzäunen umgeben. In dem Lager wurden 25.000 bis 30.000 Gefangene, (ehemalige Soldaten - darunter zahlreiche Versehrte, Amputierte - aber auch zahlreiche Zivilisten) unter freiem Himmel zusammengepfercht.
Am 08.07.1945 wurde das Lager der französischen Besatzungsmacht übergeben. Wie die Außenwelt das Lager erlebte, zeigt ein Bericht des "Grafen Meran", der am 27.8.1945 die Werksleitung der Keramchemie aufsuchte: "Ein Blick in das kreuz und quer mit Stacheldraht umzäunte und mit Laufstegen durchsetze Gelände, das mit Wachtürmen umgeben war, war ein Blick ins Elend und in die Trostlosigkeit. Die Erde von den Bahngleisen bis zur Höhe des Berges bewegte sich von Menschen, die im Schlamm der Erde, die sich durch die häufigen Regengüsse in einen Sumpf verwandelt hatte, lagen. Ein Inferno, das derjenige, der es gesehen hat, niemals vergessen wird. Was durch Hunger, Krankheit und Verzweiflung Tausende damals auf nackter Erde erleben mussten, ist unvorstellbar, und viele Menschen haben das Lager nicht mehr lebend verlassen. Ununterbrochen fielen Schüsse, und es war lebensgefährlich, sich dem Stacheldraht zu nähern."
Anfang August 1945 begann die Auflösung des Lagers. Alle, die unter 17 und über 40 Jahre alt waren und nicht zu einer Waffen-SS- oder Polizeiformation gehörten, wurden entlassen. Alle anderen wurden in Marschblocks zu je 500 oder 1.000 Mann eingeteilt und auf LKW getrieben und abtransportiert. Anfang September 1945 war das Lager zur Hälfte geleert, und täglich gingen die Lastwagentransporte in das nahe gelegene Rheinwiesenlager Andernach. Dort erfolgte bald darauf die Verladung in Viehwaggons zum Weitertransport nach Frankreich.
1961 richtete die Landesregierung in Zusammenarbeit mit dem Volksbund „Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ auf dem Siershahner Friedhof für die Toten des Lagers eine Kriegsgräberstätte ein, die am Volkstrauertag 1961 feierlich eingeweiht wurde.
Religion
Die meisten Einwohner sind katholisch. Im Ortszentrum befindet sich die katholische Pfarrkirche Herz Jesu (fertiggestellt 1907). Rund 350 Einwohner sind evangelisch.[2]
1961-1963 wurde in Siershahn eine evangelische Kirche gebaut. Am Ostersonntag 2009 hat sich die evangelische Martin-Luther-Gemeinde von ihrer Kirche in Siershahn verabschiedet. bauliche Qualität des Kirchengebäudes mangelhaft war, beschloss die Kirchenleitung im August 2011 die Kirche abzureißen.[3] Außerdem gibt es Versammlungsräume der alevitischen Gemeinschaft Koblenz.
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Siershahn besteht aus 20 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 7. Juni 2009 in einer Mehrheitswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzenden.
Sitzverteilung im gewählten Gemeinderat:[4]
CDU | FWG | BLS | Gesamt | |
2009 | 9 | 8 | 3 | 20 Sitze |
2004 | 8 | 8 | 4 | 20 Sitze |
Wappen
Die Wappenbeschreibung lautet: „In rotsilbern geteiltem Schild ein Rad mit acht Speichen in verwechselten Farben (der Mittelpunkt des Rades auf der Teilungslinie gleichweit von den Seitenrändern und vom unteren Rand des Schildes entfernt), oben rechts und links von zwei silbernen Lindenblättern begleitet, deren Spitze in die jeweilige Schildecke weist“.
Wirtschaft und Infrastruktur
Ansässige Unternehmen
Das traditionsreichste und größte Unternehmen Siershahns ist die STEULER-KCH GmbH (früher Keramchemie bzw. KCH Group GmbH). Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Werksgelände Teil des Gefangenenlagers "Am Berggarten".
Museen
Bildungs- und Erziehungsinstitutionen
Öffentliche Gebäude
- Bürgerhaus Siershahn
- Grillhütte "Am Wasserturm"
- Mehrzweckhalle
Verkehr
- Die nächste Autobahnanschlussstelle ist Mogendorf an der A 3 Köln–Frankfurt am Main, etwa zwei Kilometer entfernt.
- Siershahn hat mehrere Umgehungsstraßen, damit die LKWs nicht wie früher durch den Ort fahren.
- Früher war Siershahn ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt zwischen Limburg, Gießen und Köln. Bis auf die Verbindung nach Limburg und die teilweise im Touristikverkehr betriebene Bahnstrecke Engers–Au wurden sämtliche Bahnstrecken im Laufe der Zeit stillgelegt.
- Der nächstgelegene ICE-Halt ist der Bahnhof Montabaur an der Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Bevölkerungsstand von Land, Landkreisen, Gemeinden und Samtgemeinden (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2022) (Hilfe dazu).
- ↑ Mitgliedszahlen der Martin-Luther-Kirchengemeinde Wirges. Abgerufen am 3. März 2011.
- ↑ Geschichte der evangelischen Kirche Siershahn. Abgerufen am 3. März 2011.
- ↑ Kommunalwahl Rheinland-Pfalz 2009, Gemeinderat