Diskriminierung und Verfolgung der Zeugen Jehovas
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Zeugen Jehovas sind eine im 19. Jahrhundert von Charles Taze Russell in den Vereinigten Staaten von Amerika gegründete christliche Religionsgemeinschaft. Im Allgemeinen werden Zeugen Jehovas von Kritikern als Sekte bezeichnet. Sie sind auch in vielen Ländern von staatlicher Seite als Religion anerkannt.
Synonyme und andere Sprachen
Den Namen Jehovas Zeugen benutzt die zuvor als "Bibelforscher", "Ernste Bibelforscher" oder "Internationale Bibelforscher" bekannte Religionsgemeinschaft seit 1931.
Verbreitung
Im Jahr 2002 gab es ca. 6 Millionen aktive Zeugen Jehovas weltweit, davon wurden ca. 165.000 in Deutschland gezählt. Diese Angaben stammen von der offiziellen Webpräsenz der Zeugen Jehovas, aktuelle Zahlen werden jedes Jahr im Dezember im Wachtturm (Ausgabe 1. Januar jeden Jahres) veröffentlicht.
Durch die intensive Mission beträgt die jährliche Zunahme der Zeugen Jehovas zwischen 250.000 - 300.000.
Lehre
Der Glaube wird im Sprachgebrauch der Zeugen Jehovas "die Wahrheit" genannt. Wer in ihrem Sinn gläubig ist, befindet sich "in der Wahrheit" (2. Johannes 1,4).
Zentrale Lehrsätze
Die Lehre wird durch die Leitende Körperschaft vorgegeben. Zeugen Jehovas glauben, dass die wirkliche Leitung Jesus Christus als Haupt der Versammlung (Epheser 1,19. 4,15) inne hat und diese Leitung durch den heiligen Geist ausübt. Daher ist ihnen wichtig, alle ihre Entscheidungen und Überlegungen mit der Bibel zu begründen. Alle Mitglieder werden seit vielen Jahren daran erinnert, persönlich die Bibel zu lesen, also nicht nur die Veröffentlichungen der Wachtturm-Gesellschaft.
Angebetet wird nur der allmächtige und ewige Gott, der einen Namen hat: Jehova (Mathäus 6,9-10). Er hat die Erde und das Leben darauf erschaffen. Sein Sohn ist Jesus und die einzige direkte Schöpfung. Der Hauptwidersacher Gottes, Satan (ein ehemaliger Cherub, der die Aufgabe hatte über die Erde zu wachen) ist ein abgefallener Engel, der aus Selbstsucht wollte, dass die Menschen ihn anbeten. Ihm haben sich später Engel angeschlossen; dadurch wurden sie zu Dämonen. Satan ist derzeit der Herrscher der Welt (1. Johannes 5,19).
Satan stellte Jehovas Recht in Frage, alleine für den Menschen über gut und schlecht zu entscheiden. Zur Klärung dieser "Streitfrage" erlaubte Gott dem Menschen zu beweisen, dass er von Gott unabhängig über sich selbst regieren kann und seine Probleme selber in den Griff bekommt. Daher zur Zeit das Leid und die Ungerechtigkeit auf der Erde.
Jesus hat 1914 die Herrschaft im Himmel übernommen. Er verbannte als erste Amtshandlung Satan und seine Dämonen aus dem Himmel in die Nähe der Erde (Offenbarung 12,7-9). Im Gericht Gottes (Harmagedon) wird alles Böse beseitigt. Manche Zeugen Jehovas haben mehrfach gehofft, den Zeitpunkt errechnen zu können. Inzwischen werden keine konkreten Zeitangaben mehr gemacht (Matthäus 24,44), aber es wird darauf hingewiesen, dass wir in "der Zeit des Endes" leben (2. Timotheus 3,1-5 und Mattäus 24,3-14).
Alle Menschen haben die Möglichkeit, für immer auf der Erde zu leben. Die Verstorbenen werden dazu auferstehen, da sie mit dem Tod für ihre Sünden bezahlt haben. Als Ausnahme gelten 144.000 von der Erde erkauften Menschen, die in den Himmel kommen, um mit Jesus über die Erde zu regieren (Offenbarung 7,2-8). Um das erleben zu können, muss jeder Mensch eine bewusste persönliche Entscheidung treffen (Römer 9, 9-10). Daher führen Zeugen Jehovas ein ausgedehntes Predigt- und Lehrwerk durch und versuchen Menschen überall zu erreichen (Matthäus 24,14).
Aussagen zur Bibel
Nach Ansicht der Zeugen Jehovas ist die Bibel von Menschen geschrieben worden, die von Gott inspiriert wurden. Sie ist nur im Gesamtzusammenhang zu verstehen und hat ein einheitliches Thema.
Alles was in der Bibel steht ist aus Sicht der Zeugen Jehovas nützlich und wichtig (1. Timotheus 3, 16f). Manches aus dem Alten Testament wird im Neuen Testament widerrufen oder richtig gestellt (insbesondere gesetzliche Regelungen: mosaisches Gesetz inklusive der 10 Gebote ohne Gültigkeit für Christen, obwohl wertvoll in den Grundsätzen).
Die Zeugen Jehovas haben eine eigene Bibelübersetzung, die Neue-Welt-Übersetzung, die in einigen Punkten von üblichen Bibelübersetzungen abweicht. Die Neue-Welt-Übersetzung wurde einige Male revidiert.
Die Bibelauslegung wird durch die Leitende Körperschaft vorgegeben, die Lehrpunkte werden angepasst, wenn "neues Licht" bzw. eine neue Erkenntnis in der Bibel gefunden wurde.
Bibelstellen werden teilweise wörtlich [[Bibelauslegung|ausgelegt] und teilweise symbolisch interpretiert, manchmal wird sogar beides in einem Vers gemacht: Beispielsweise wird in Offenbarung 4,7 die Herkunft der 144'000 aus den zwölf Stämmen Israel symbolisch gewertet, die Zahl selbst aber als buchstäbliche, tatsächliche Anzahl, da die von den Zeugen Jehovas bisher eingesammelten Gesalbten dieser Menge entsprechen.
Von der üblichen christlichen Auffassung abweichen Lehren
Menschen besitzen keine unsterbliche Seele. Die Sterblichkeit der Seele wird Texten wie Ezechiel 18, 4 (Hesekiel 18,4) entnommen. Die Toten sind tot, fühlen nichts, wollen nichts und sollen nicht angebetet werden. Allerdings gibt es eine Auferstehung.
Die Dreifaltigkeit wird als heidnische Lehre angesehen, da Gottesdreiheiten seit Jahrtausenden in vielen Religionen zu finden sind. Begründet wird das u.a. damit, dass Jesus seinen Vater ausdrücklich größer nennt (Johannes 14, 28) und sich Vater und Sohn als verschiedene Personen anreden (Johannes 10, 29-30). Der heilige Geist ist keine Person, sondern "Gottes wirksame Kraft"
Die "Hölle" als Ort der Qual und als Strafe für Sünden wird als heidnische Lehre abgelehnt und als Verleumdung des gerechten Gottes angesehen (Jeremia 32, 35). Der allgemeine Tod (hebr. scheol, gr. hades) ist der Zustand der Nichtexistenz. Rechtlich unterscheiden sie zwischen "Hades", aus dem eine Auferstehung möglich ist, und "Gehenna, aus dem es keine Auferstehung gibt, weil sich der Betreffende einer "Sünde gegen den heiligen Geist" schuldig gemacht hat. Der Tod alleine ist die Strafe für Sünder; er tilgt die Schuld. (Römer 6, 7 und 23). Daher gibt es eine Auferstehung der "Gerechten" und "Ungerechten".
Zeugen Jehovas sagen, dass Jesus in seiner vormenschlichen Gestalt (Johannes 8,23) der im Propheten Daniel und in der Offenbarung des Johannes erwähnte Erzengel Michael ist.
Gemäss den Zeugen Jehovas starb Jesus an einem Pfahl, nicht am Kreuz.
Soziale Regeln
Eine gegenseitige Überwachung ist von den Mitgliedern ausdrücklich erwünscht und wird als Hilfe gewertet. Die starke Binnenkontrolle wird intern als Zeichen gottgewollter gegenseitiger liebevoller Hilfe und Sorge um die geistigen "Brüder" und "Schwestern" begründet.
Zeugen Jehovas glauben, dass sie die einzige Religionsgemeinschaft sind, die vor Gott Bestand hat und seinen Ansprüchen genügen kann. Die reine Mitgliedschaft reicht jedoch nicht um einen Platz im Himmel oder Paradies zu erlangen! Denn nur Glauben kann zu zum Erwerb der unverdienten Güte Gottes führen.
Ein Fehlverhalten führt bei Bekanntwerden zum freundlichen Besuch von meistens zwei "Ältesten". Diese erklären die Problematik anhand der Bibel und weiterer Literatur der Zeugen Jehovas. Diese Besuche sollen dem Bruder helfen wieder in ein gutes Verhältniss zu Jehova zu gelangen. Zeigt der Betroffene keine echte Reue, wird er vor der Gemeinde in der Versammlung ermahnt. Hilft auch dieses nicht, wird er ausgeschlossen.
Ablehnung der Evolution
Die Evolution des Menschen aus anderen Lebewesen wird abgelehnt, da die Bibel ausdrücklich von einer Schöpfung spricht (Matthäus 19,4f). Diese Schöpfung habe 4026 v. Chr. stattgefunden. Im Unterschied zu Fundamentalisten fassen sie die Schöpfungstage im Genesis als Schöpfungszeiträume auf, die jeweils "Tausende von Jahren" umfassten. Es werden Jahreszahlen angegeben, in denen die Sintflut und andere biblischen Ereignisse stattfanden. Zugrunde gelegt wird eine Chronologie, die aus den Geschlechts- und Königsregistern der Bibel selbst abgeleitet ist. Die Ereignisse werden als Realitäten verstanden und gelehrt.
Blutgebrauch
Seit Jahrzehnten vertreten Zeugen Jehovas die klare Ablehnung von jeder Art des Blutgebrauchs und lehnen die Bluttransfusionen konsequent ab. Sie stützen sich dabei auf Apostelgeschichte 15, 29, sich von Blut zu enthalten. Durch die ständig fortschreitende medizinische Entwicklung hat es viele Fragen gegeben. Im Wesentlichen jedoch lehnen sie die Verwendung von Blutbestandteilen (von Albuminen, Globulinen u.ä. abgesehen), Blutplasma und andere Blutfragmente, sowie die Eigenblutspende ab. Um den Mitgliedern Unterstützung beim Finden von Ärzten zu bieten, die blutlose Alternativen anbieten, haben sie weltweit ein Netzwerk von Freiwilligen (Krankenhausinformationsdienst und Krankenhaus-Verbindungs-Komitee) aufgebaut, die den Kontakt zu Ärzten, Krankenhäusern und Pflegepersonal aufbauen und rund um die Uhr erreichbar sind. Dadurch hat sich das medizinische Risiko relativiert.
Gottesdienst und Praxis
Zusammenkünfte
Die Zusammenkünfte tragen weniger einen gottesdienstlichen Charakter im kirchlichem Sinn. Vielmehr werden Vorträge gehalten, Situationen demonstriert, Interviews geführt und der Lehrstoff gemeinsam besprochen. Alle verwenden dabei ihre eigene Bibel und die jeweils gemeinsam zu besprechende Literatur. Auf die Zusammenkünfte sollten sich alle vorbereiten. Zu Beginn und zum Abschluss der Zusammenkünfte und zur Überleitung zwischen den zwei 45-minütigen Programmteilen wird jeweils ein Lied gesungen. Am Anfang und am Ende der Versammlung wird nach dem Gesang jeweils gebetet.
Die Kirchengebäude werden Königreichssäle. genannt.
Es finden wöchentlich fünf Zusammenkünfte statt, von denen jeweils zwei zeitlich zusammen gelegt wurden.
- das "Versammlungsbuchstudium", welches in kleinen Gruppen zu ca. 10-20 Personen häufig in Privatwohnungen stattfindet.
- die "Theokratische Predigtdienstschule", in der sich alle einschreiben lassen sollten, um selbst kurze Redeaufgaben zu ihrer eigenen Schulung zu erfüllen. Dazu erhält jeder ein Schulungsbuch, in dem erklärt wird, wie man eine Rede aufbaut, wie man den Zuhörer einbezieht und wie man die Bibel gebraucht.
- die "Dienstzusammenkunft" dient der Unterstützung für den Predigtdienst.
- der "Öffentliche Vortrag" wird von einem Ältesten gehalten, der ein von der Zentrale vorgegebenes Thema ausführlich bespricht, das mit dem Glauben, der Familie, menschlichen Eigenschaften oder dem Königreich Gottes zu tun hat.
- das "Wachtturm-Studium", bei dem ein Artikel der Zeitschrift in Frage und Antwort gemeinsam mit der Zuhörerschaft - auch Kindern und Nicht-Zeugen-Jehovas - besprochen wird.
Rituale
Die Zeugen Jehovas praktizieren die Erwachsenentaufe. Eine Kindertaufe gibt es bei ihnen nicht, da die Hingabe an Jehova Gott eine persönliche Entscheidung ist. Gemäß einer Studie, die Zeugen Jehovas vor einigen Jahren in Deutschland durchgeführt haben, hatte jedes neue Mitglied vor der Taufe etwa drei Jahre auf diese Weise Zeugen Jehovas und biblische Lehren kennen gelernt. Vor der Taufe werden öffentlich zwei Fragen gestellt, die jeder Taufanwärter mit "Ja" beantworten muss, will er getauft werden:
- Hast du auf der Grundlage des Opfers Jesu Christi deine Sünden bereut und dich Jehova hingegeben, um seinen Willen zu tun?
- Bist du dir darüber im klaren, dass du dich durch deine Hingabe und Taufe als ein Zeuge Jehovas zu erkennen gibst, der mit der vom Geist geleiteten Organisation Gottes verbunden ist? (Quelle: Der Wachtturm, 1. Juni 1985, Seite 30)
Auch Kinder der Mitglieder müssen ein Bibelstudium mitgemacht haben, um sich dann selbst für oder gegen die Taufe zu entscheiden.
Es gibt eine spezielle Form des Abendmahls, das Gedächtnismahl, das einmal jährlich am Tag des jüdischen Passah gefeiert und nur von einer Minderheit eingenommen wird.
Leben im Alltag
Zeugen Jehovas betrachten ihre Religion als eine Lebensweise. Daher haben ihre Ansichten immer auch Auswirkungen auf ihr Leben.
Moralische Werte
Zeugen Jehovas legen sehr großen Wert auf sittliche Maßstäbe, die sie der Bibel entnehmen. Dadurch ist im Laufe der Jahre ein starker Kontrast zu den allgemein geltenden Verhaltensnormen entstanden. Geschlechtsverkehr vor und außerhalb der Ehe ist Tabu. Sex in der Ehe, nicht nur zum Zweck der Vermehrung, ist erlaubt (Sprüche 5,18-20). Ehebruch und Homosexualität (1. Korinther 6, 9) werden von ihnen abgelehnt. Heiraten sollen sie nur andere Zeugen Jehovas, um Konflikten in der Beziehung vorzubeugen. Scheidung ist nur aus dem Grund der Untreue erlaubt. Trennung auch bei Grausamkeiten.
Verhältnis zum Staat
Zeugen Jehovas wenden ihr Verständnis der Bibel auf die Art der Unterordnung unter die Macht des Staates an, indem sie sich nicht an politischen Umwälzungen beteiligen, sondern die staatlichen Gesetze halten. Da sie Gott als höchste Autorität erkennen, kann es sein, dass Konflikte zwischen staatlichen Forderungen und den Forderungen ihres Gottes entstehen. Du sollst Gott mehr gehorchen als den Menschen. So sind sie vor allem dafür bekannt geworden, sich nicht am Millitärdienst zu beteiligen. Das ist insbesondere seit dem 2. Weltkrieg weltweit ihre Haltung, die ihnen sehr viel Sympathie und gleichzeitig Kritik eingebracht hat.
In der Vergangenheit betrachteten sie den Zivildienst als eine unpassende Einschränkung ihrer religiösen Freiheit und eine Form der politischen Beteiligung. Inzwischen sehen sie darin eine soziale Tätigkeit, die den gleichen Stellenwert hat wie die Zeit, die sie durch ihre Arbeit für das Erwirtschaften der Steuern aufwenden müssen.
Feste und Feiern
Die Zeugen Jehovas sehen die christlichen Feste Weihnachten und Ostern als unbiblisch an und beteiligen sich nicht daran. Ebenfalls abgelehnt werden Karneval, Halloween und Neujahr sowie Geburtstagsfeiern, in denen sie eine Verehrung von Menschen und eine Verbindung zur Astrologie sehen, die sich auf das Geburtsdatum stützt. Um Nachteile für die Entwicklung ihrer Kinder zu vermeiden, suchen viele Zeugen Jehovas nach gesellschaftlichem Ausgleich zu anderen Zeiten und Gelegenheiten.
Untereinander pflegen Zeugen Jehovas verschiedene private Kontakte und Unternehmungen. Als wichtig betrachten sie die Besuche ihrer Ältesten. Sie sollen den Glauben durch Gespräche anhand von biblischen Beispielen und praktisch anwendbarem Rat aus der Bibel anregen.
Mission
Besonders fallen Zeugen Jehovas durch ihre Mission auf, die sie als Predigtwerk bezeichnen. Jeder Zeuge Jehovas, der dazu gesundheitlich in der Lage ist, ist aufgerufen, mit anderen Menschen über seinen Glauben zu sprechen. Der Beweggrund hierzu sollte echtes Interesse am Wohl und Leben des nächsten sein. Daher sprechen sie Menschen überall an Haustüren oder auf öffentlichen Plätzen mit Themen aus der Bibel an, und hinterlassen nach Möglichkeit ein paar Zeitschriften, eine Broschüre, ein Traktat oder bei besonderem Interesse ein Buch oder eine Bibel. Die Publikationen werden von ihnen kostenfrei übergeben. Ob jemand eine Spende gibt, überlassen sie dem einzelnen.
Angeboten wird ein Heimbibelkurs (meist Heimbibelstudium genannt). Dies geschieht anhand eines Buches oder einer Broschüre und der Bibel, von denen jeder Teilnehmer ein Exemplar erhält.
Organisation
Die Zeugen Jehovas sind eine weltweit tätige Religionsgemeinschaft mit der Hauptverwaltung in New York, Brooklyn. Die Leitung hat die Leitende Körperschaft, deren etwa zwölf Mitglieder aus verschiedenen Ländern stammen können. Ihre Mitteilungen werden an die Zweigkomitees gesandt und von dort an die einzelnen örtlichen Versammlungen, wie die Gemeinden der Zeugen Jehovas genannt werden, weiter geleitet. Es erscheinen nicht nur die Zeitschriften Wachtturm (monatliche Auflage über 25 Mio. in über 130 Sprachen) und Erwachet (monatliche Auflage über 18 Mio. in über 80 Sprachen), sondern auch Bibeln, Bücher, Broschüren und Traktate. Auslegungen der Bibel werden in Veröffentlichungen gedruckt und sind allen zugänglich.
Es gibt 90 Zweigen in der ganzen Welt, wo in den jeweiligen Sprachen religiöse Literatur gedruckt, übersetzt und verschickt wird. Die wichtigste Aufgabe der Zweige ist die Organisation der Predigttätigkeit, an der sich ein Großteil der Mitglieder beteiligen. Die dazu nötige Einteilung des Gebietes, die Klärung rechtlicher Fragen und die Schaffung von Zusammenkunftsstätten sind einige weitere Aufgaben der Zweige. Die Organisationen sind ohne kommerziellen Gewinn ausgelegt. Den Zweigen steht ein Zweigkomitee vor. Heute befindet es sich das deutsche Zweigbüro in Selters im Taunus und in Berlin.
Die Gemeinden werden Versammlungen genannt. Weltweit gibt es etwa 90.000 Versammlungen in über 230 Ländern und Inselgebieten. Den Versammlungen stehen "Älteste" (ausnahmslos Männer) vor, die gemeinsam als "Ältestenschaft" tätig sind und für die geistlichen Belange der Versmmlung verantwortlich sind. Sie haben organisatorische Aufgaben, lehren, besuchen die Mitglieder durch "Hirtenbesuche", und beteiligen sich wie die meisten anderen auch an der Predigttätigkeit, durch die die Gemeinschaft in der Öffentlichkeit besonders wahrgenommen wird.
Die Lokale werden mit den Spendengeldern der Mitglieder erbaut, das Eigentum am jeweiligen Saal liegt allerdings dann nicht bei der örtlichen Gemeinde, sondern bei der Religionsgemeinschaft. Um regionale Unterschiede auszugleichen und dem erheblichen Bedarf an Neubauen und Instandhaltungsarbeiten gewachsen zu sein, wurde ein nationales und internationales Bauprogramm gegründet. In diesem Bauprogramm arbeiten ebenfalls nur Freiwillige aus den Reihen der Zeugen Jehovas. Zwischenzeitlich musste es häufiger zweckentfremdet werden, um Wiederaufbauarbeit in Katastrophengebieten leisten zu können (in Deutschland geschah das z.B. bei den Hochwasserkatastrophen der letzten Jahre).
Gesetzlich sind die Zeugen Jehovas als eine riesige Verlagskette mit eigenen Druckereien organisiert (in Deutschland befindet sich der Komplex in Selters/Taunus). Die Zeugen Jehovas sehen in dieser gesetzlichen Organisation ein Mittel, ihre Publikationen preisgünstig zu drucken und sich gesetzeskonform zu organisieren. Die dazu eingetragenen Rechtsorgane sind gemeinnützig und unterliegen daher der strengen Aufsicht durch die Finanzbehörden.
In der Vergangenheit waren die Zeugen Jehovas außerstaatliches Mitglied (Non-Profit-Organization) der UNO, um die dortigen Bibliothekseinrichtungen nutzen zu können. Nachdem dies öffentlich bekannt wurde, zogen sie ihre Registrierung zurück.
Geschichte
Die Ursprünge leiten sich aus einer Gruppe um Charles Taze Russell und den späteren Leserkreis der von Russell herausgegebenen Zeitschrift "Zion's Watch Tower" (heute: "Der Wachtturm") her. Russell gründete zur Proklamation seiner stark adventistisch geprägten Lehren einen Verlag (Watch Tower Society) und gab vor allem den "Wachtturm" (englisch: 1879) heraus.
Der Wachtturm auf Deutsch erscheint seit 1897. In Deutschland gibt es Zeugen Jehovas offiziell seit 1903, als in Elberfeld ein Zweigbüro eröffnet wurde. Zwischenzeitlich gab es ein Zweigbüro in Magdeburg und Wiesbaden.
Wegen ihrer konsequenten Weigerung, Partei für eine politische Seite zu ergreifen, sind sie in Deutschland während der Zeit des Nationalsozialismus (Tausende kamen in Konzentrationslager und Haftanstalten) und auch in der DDR-Zeit zum Teil heftig verfolgt worden. Seit einigen Jahren beschäftigen sich Historiker und auch Zeugen Jehovas selbst mit dieser Zeit und ihren Auswirkungen auf die Glieder der Gemeinschaft und ihr Umfeld. Siehe auch www.standhaft.org
Ökumene
Zeugen Jehovas lehnen jede Art von Ökumene strikt ab. Die Taufe anderer Kirchen erkennen sie nicht an.
Im allgemeinen werden alle Menschen, die nicht den Zeugen Jehovas angehören, als "die Weltmenschen" bezeichnet. Es wird bei moralisch fragwürdigen freundschaftlichen, engen Kontakten zu Aussenstehenden empfohlen, immer den Gedanken aus der Bibel im Auge zu behalten: "Schlechte Gesellschaft verdirbt nützliche Gewohnheiten."
Zeugen Jehovas ist es zum Selbstschutz untersagt, mit Ausgeschlossenen Kontakt zu pflegen (Meidung). Ausnahmen betreffen enge Familienangehörige wie Ehepartner und Kinder im gleichen Haushalt. Ausgeschlossene dürfen die Zusammenkünfte im Königreichssaal besuchen, sich aber nicht aktiv daran beteiligen. Sie haben die Möglichkeit, wieder in die Gemeinschaft zurück zu kehren. Falls sie das an ihnen gerügte Verhalten (in den meisten Fällen handelt es sich um sexuelle Vergehen) nicht mehr zeigen, werden sie nach frühestens einem Jahr von zwei Ältesten besucht, in der sie gefragt werden, ob sie wieder zurückkehren möchten. Falls jemand den Kontakt ausdrücklich missbilligt, wird er nicht angesprochen. Eine Rückkehr ist auch nach Kapitalverbrechen wie z.B. Kindesmissbrauch möglich (jedoch teilweise mit strengen Auflagen, z.B. dass die betreffende Person nicht mehr mit einem Minderjährigem in einem Raum alleine bleiben darf; oder kein Dienstamt mehr bekleiden darf), denn "Gott ist Liebe und verzeiht jedem der [aufrichtig] bereut". Menschen dürfen andere Menschen nicht richten, denn nur Gott kann in das Herz der Menschen schauen und wird den Menschen richten.
Kontroversen
Die Hauptkritikpunkte an den Zeugen Jehovas betreffen
- Umgang mit Ehemaligen
- Strikte gegenseitige Kontrolle der Mitglieder
- Ablehnung von gesellschaftlichen Kontakten mit Aussenstehenden (abgesehen von der Mission)
- Ablehnung der Bluttransfusion
- Spezielle Bibelauslegungen, die nicht mit der üblichen christlichen Lehre übereinstimmen
Siehe Zeugen Jehovas:Kritik, Totalitäre religiöse Gruppe.
Weblinks
Offizielle Seiten
- http://www.jehovas-zeugen.de/ (Offizielle Seiten der Zeugen Jehovas inklusive FAQ)
- http://www.watchtower.org/ (Offizielle Seiten der Zeugen Jehovas) (englisch)
- http://www.jw-media.org/ (Autorisierte Seite der Zeugen Jehovas)
Geschichtliches
- http://www.archiv-vegelahn.de/ (Bibliographien, Geschichtsdaten)
- http://www.standhaft.org/ (Verfolgung der Zeugen Jehovas)
- http://www.standfirm.de/ (Verfolgung der Zeugen Jehovas in der NS- und DDR-Zeit)
Gegenbewegung
- http://www.infolink-net.de/ (Internetportal für Aussteiger-Informationen)
- http://jzinsider.virtualave.net/ (unabhängige (?) Berichte, seit 2000 nicht aktualisiert)
- http://quotes.jehovahswitnesses.com/ (Zitate aus Zeugen-Jehovas-Literatur) (englisch)
- http://www.geocities.com/athens/ithaca/6236/ (speziell zur Blutfrage)