Die Zeugen Jehovas wurden im 19. Jahrhundert von Charles Taze Russell in den Vereinigten Staaten von Amerika begründet. Zeugen Jehovas werden oft als Sekte bezeichnet, da sich ihre Lehre in wesentlichen Punkten von der anderer christlicher Kirchen unterscheidet.
In vielen Ländern sind sie von staatlicher Seite als Religion anerkannt, einschließlich ehemaliger Verbotsländer des früheren Ostblocks. Auch in solchen Ländern wie dem afrikanischen Malawi; wo es in den 1960er Jahren schwerwiegende Konflikte gab. In Österreich gelten Sie nicht als staatlich anerkannte Religionsgemeinschaft, seit 1997 aber als staatlich anerkannte religiöse Bekenntnisgemeinschaft. Als solche besitzen sie zwar eine eigene Rechtspersönlichkeit, nicht jedoch die Privilegien anerkannter Religionsgemeinschaften.
Synonyme und andere Sprachen
Den Namen "Jehovas Zeugen" benutzt die zuvor als "Bibelforscher", "Ernste Bibelforscher" oder "Internationale Bibelforschervereinigung" bekannte Religionsgemeinschaft seit 1931.
Offiziell wird die Religionsgemeinschaft durch die "Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas in Deutschland, e.V." und durch die "Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft, deutscher Zweig e.V." vertreten. Letztere wird kurz auch als Wachtturm-Gesellschaft bezeichnet.
Die englische Bezeichnung ist "Jehovah's Witnesses", im englischsprachigen Raum im Wesentlichen durch die "Watchtower Bible and Tract Society of New York, Inc." und die "International Bible Students Association" vertreten.
Verbreitung
Im Jahr 2003 gab es ca. 6,4 Millionen aktive Zeugen Jehovas weltweit, davon wurden 165.935 in Deutschland gezählt. Die meisten Zeugen Jehovas gibt es in den USA (1,03 Mio.), in Brasilien (607.000), in Mexiko (572.000), in Nigeria (260.796), in Italien (232.981) und in Japan (217.508). Außerdem gibt es in folgenden Ländern mehr als 100.000 Zeugen Jehovas: Argentinien, Frankreich, Großbritannien, Kanada, Kolumbien, Demokratische Republik Kongo, Philippinen, Polen, Russland, Sambia, Spanien, und Ukraine. Durch die intensive Mission werden jährlich etwa 250.000 bis 300.000 Erwachsenentaufen erzielt. Abzüglich Todesfälle und Fluktuation liegt der tatsächliche Zuwachs bedeutend darunter. Beispielhaft: Die im Jahrbuch der Zeugen Jehovas ausgewiesene Verkündiger-Höchstzahl betrug im Jahre 2000 = 6.035.564; im Jahre 2003 = 6.429.351. Bezogen auf diese vier Jahre entspricht das einem tatsächlichen jährlichen Zuwachs von 98.447.
Lehre
Die Bibelstellen, die unten angegeben sind, sind die, mit denen die Zeugen Jehovas ihre entsprechende Lehre jeweils begründen. Ihre Auslegung dieser Bibelstellen entspricht aber nicht immer denen anderer christlicher Gruppierungen.
Der Glaube wird im Sprachgebrauch der Zeugen Jehovas "die Wahrheit" genannt. Wer in ihrem Sinn gläubig ist, befindet sich "in der Wahrheit" (2. Johannes 1:4).
Zentrale Lehrsätze
Die Lehre wird durch die "Leitende Körperschaft" der Zeugen Jehovas vorgegeben, die sich als Teil des "treuen und verständigen Sklaven" bezeichnet, der "die Speise zur rechten Zeit austeilt" (Matthäus 24:45-47). Die Lehre wird nicht durch das einzelne Mitglied bestimmt. Zeugen Jehovas glauben, dass die wirkliche Leitung Jesus Christus als Haupt der Christenversammlung (Epheser 1:19, 4:15) inne hat und diese Leitung durch den Heiligen Geist ausübt. Daher ist ihnen wichtig, alle ihre Entscheidungen und Überlegungen mit der Bibel zu begründen. Alle Mitglieder werden immer wieder daran erinnert, persönlich die Bibel zu lesen, nicht nur die Veröffentlichungen der Wachtturm-Gesellschaft, damit sie eigene Gewissensentscheidungen treffen können (Josua 1:8). Gemäß Ehemaligen ist jedoch das Schwergewicht der Lektüre auf den Veröffentlichungen, deren Inhalt auch bei den Versammlungen die Hauptrolle spielt.
Angebetet wird nur der allmächtige und ewige Gott, der bei den Zeugen Jehovas den Namen Jehova hat. Er habe die Erde und das Leben darauf erschaffen.
In der Weltsicht der Zeugen Jehovas ist der Hauptwidersacher Gottes, Satan (ein ehemaliger Cherub, der die Aufgabe hatte, über die Erde zu wachen), ein abgefallener Engel, der aus Selbstsucht wollte, dass die Menschen ihn anbeten. Ihm haben sich später andere Engel angeschlossen; dadurch wurden sie zu Dämonen. Satan ist nach Ansicht der Zeugen Jehovas derzeit der Herrscher der Welt (1. Johannes 5:19). Satan stellte Jehovas Recht in Frage, alleine für den Menschen über Gut und Schlecht zu entscheiden. Zur Klärung dieser "Streitfrage" erlaubte Gott dem Menschen zu beweisen, ob er von Gott unabhängig über sich selbst regieren könne und seine Probleme selbst in den Griff bekäme. Deshalb gebe es auf der Erde zur Zeit auch so viel Leid und Ungerechtigkeit.
Jesus habe 1914 die Herrschaft über das "Königreich Gottes" im Himmel übernommen. Er verbannte als erste Amtshandlung Satan und seine Dämonen aus dem Himmel in die Nähe der Erde (Offenbarung 12:7-9).
Im Gericht Gottes (bei den Zeugen Jehovas als Harmagedon bezeichnet) werde alles Böse beseitigt und alle Menschen vernichtet, die gegen Zeugen Jehovas kämpfen (Offenbarung 16:16). Die Erde und gottesfürchtige Menschen (dazu zählen die Zeugen Jehovas sich) würden aber immer bestehen bleiben (Psalm 37:10-11, Offenbarung 21:1-5, Johannes 17:3).
Zu verschiedenen Zeiten haben Zeugen Jehovas den Zeitpunkt dieses Ereignisses errechnet. Derzeit werden keine konkreten Zeitangaben mehr gemacht (Matthäus 24: 44), es wird jedoch darauf hingewiesen, dass wir in "der Zeit des Endes" leben (2. Timotheus 3:1-5 und Matthäus 24:3-14).
Nach Harmagedon beginne das Tausendjährige Reich, in dem Christus und 144.000 Auserwählte vom Himmel aus regieren würden (Offenbarung 7:2-8). Die übrigen Menschen hätten dann die Möglichkeit, für immer in Frieden auf der Erde zu leben. Die Verstorbenen würden dazu auferstehen, da sie mit dem Tod für ihre Sünden bezahlt hätten (Römer 6:7). Um diese Zukunft erleben zu können, müsse jeder Mensch eine bewusste persönliche Entscheidung treffen (Römer 9:9-10). Daher führen Zeugen Jehovas ein ausgedehntes Predigt- und Lehrwerk durch und versuchen Menschen überall zu erreichen (Matthäus 24:14, 28:19,20).
Aussagen zur Bibel
Nach Ansicht der Zeugen Jehovas ist die Bibel von Menschen geschrieben worden, die von Gott inspiriert wurden (Jesaja 1:1, Offenbarung 1:1,2). Sie sei nur im Gesamtzusammenhang zu verstehen (2. Timotheus 3:16,17) und habe ein einheitliches Thema - "die Rechtfertigung des Rechtes Gottes, über die Menschheit zu herrschen, sowie die Verwirklichung seines liebevollen Vorsatzes durch sein Königreich" (Matthäus 6:10) (aus dem Lehrbuch der Zeugen Jehovas: "Erkenntnis, die zu ewigem Leben führt", S. 14).
Alles was in der Bibel steht, ist aus Sicht der Zeugen Jehovas nützlich und wichtig (2. Timotheus 3:16,17). Da manches aus dem Alten Testament für Christen heute keine Gültigkeit mehr habe (das Mosaische Gesetz), werden daraus nur Grundsätze (Prinzipien) abgeleitet (Matthäus 22:37-40).
Die Zeugen Jehovas verwenden gewöhnlich eine eigene Bibelübersetzung, die Neue-Welt-Übersetzung. Früher benutzten sie die unrevidierte Elberfelder Bibel.
Bibelstellen werden teilweise wörtlich ausgelegt und teilweise symbolisch interpretiert, manchmal wird sogar beides in einem Vers gemacht: Beispielsweise wird in Offenbarung 7:4 die Herkunft der 144.000 aus den zwölf Stämmen Israel symbolisch gewertet (da sie nicht mit der Nennung im Alten Testament übereinstimmt), die Zahl selbst aber als tatsächliche Anzahl (da sie im Kontrast zu einer zahlenmäßig unbestimmten "Großen Volksmenge" steht).
Von der Auffassung anderer christlicher Gruppierungen abweichende Lehren
Menschen besäßen keine unsterbliche Seele, sondern Leib und Seele seien identisch (1. Mose 2:7). Die Sterblichkeit der Seele wird Texten wie Hesekiel 18:4 und Prediger 9:5,10 entnommen. Die Toten seien tot, fühlen nichts, wollen nichts und sollen nicht angebetet werden. Allerdings gäbe es eine Auferstehung (Johannes 5:28,29).
Jesus sei der Sohn Gottes und die einzige direkte Schöpfung. Die Dreifaltigkeit wird als heidnische Lehre angesehen, da Gottesdreiheiten seit Jahrtausenden in vielen Religionen zu finden sind. Begründet wird das u.a. damit, dass Jesus seinen Vater ausdrücklich größer nennt (Johannes 14:28) und sich Vater und Sohn als verschiedene Personen anreden (Johannes 10:29-30). Der Heilige Geist sei keine Person, sondern Gottes wirksame Kraft.
Die Hölle als Ort der Qual und als ewige Strafe für Sünden wird als heidnische Lehre abgelehnt und als Verleumdung des gerechten Gottes angesehen (Jeremia 32:35). Der Tod sei der Zustand der Nichtexistenz. Zeugen Jehovas unterscheiden dabei zwischen "Hades" (hebr. scheol, gr. hades), aus dem eine Auferstehung möglich sei, und "Gehenna", aus der es keine Auferstehung gäbe, weil sich der Betreffende einer "Sünde gegen den Heiligen Geist" schuldig gemacht hat. Der Tod allein sei die Strafe für Sünder; er tilge die Schuld (Römer 6:7,23). Daher gäbe es eine Auferstehung der "Gerechten" und "Ungerechten" (Johannes 5:28,29). Zeugen Jehovas sagen, sie beurteilten nicht, wer welchen Tod erleidet.
Zeugen Jehovas sagen, dass Jesus in seiner vormenschlichen Gestalt (Johannes 8:23) der in Daniel 10:13,21; 12:1, Judas 1:9 und in der Offenbarung 12:7 erwähnte Erzengel Michael sei.
Gemäß den Zeugen Jehovas starb Jesus an einem Pfahl, nicht am Kreuz.
Soziale Regeln
Das Zentrum des Kennenlernens zwischen Zeugen Jehovas sind vorwiegend ihre Zusammenkunftsorte, die Königreichssäle und Kongressstätten. Der Grad des privaten sozialen Engagements und privaten Kontakts bleibe nach Verlautbarungen der Zeugen Jehovas-Leitung, dem Einzelnen überlassen. Auf religiöser Ebene versuchen Älteste, Alleinstehende, Alleinerziehende und ältere Mitglieder nach Absprache aufzusuchen, um sie zu ermuntern und festzustellen, wie ihnen auch in praktischen Belangen geholfen werden kann.
Zeugen Jehovas glauben, die Religionsgemeinschaft gefunden zu haben, die von Gott gebilligt wird. Sie glauben nicht, dass die reine Mitgliedschaft in einer Religionsgemeinschaft ausreiche, um einen Platz im Himmel oder Paradies zu erlangen. Sie denken, dass es sich in einer glaubensvollen Lebensweise zeigen müsse, gemäß Jakobus 2:15-19. Sie bemühen sich darum, andere nicht zu richten, da Gott Jesus zum Richter eingesetzt habe (Mat 7:1,24,31-33). Dazu zählen auch Kinder von Zeugen Jehovas, die die Glaubensüberzeugung ihrer Eltern nicht teilen wollen. Es sind jedoch Fälle bekannt, wo sich Eltern deshalb von ihren erwachsenen Kindern trennen mussten (Meidung).
Im allgemeinen werden alle Menschen, die nicht den Zeugen Jehovas angehören, als "die Weltmenschen" bezeichnet. Wie weit der Einzelne Kontakt zu Nicht-Zeugen pflegt, entscheide er persönlich nach seinem Gewissen und nach Notwendigkeiten (Ausbildung, Beruf, Nachbarn usw.). In der Praxis wird jedoch angeraten, solche Kontakte eher einzuschränken.
Ein im Sinn der Bibel schwerwiegendes Fehlverhalten, z. B. das Praktizieren von Spiritismus, das Ausleben der Sexualität außerhalb einer Ehe, Kriminalität oder Drogenmissbrauch wird von einem "Rechtskomitee", bestehend aus Ältesten der Versammlung, behandelt. Diese sprechen mit dem Missetäter darüber, warum sein Verhalten biblischen Maßstäben widerspricht. Dabei verwenden sie auch Literatur der Zeugen Jehovas. Diese Besuche sollen helfen, wieder in ein gutes Verhältnis zu Jehova zu gelangen. Nach Möglichkeit solle Barmherzigkeit gezeigt werden. Korrigiert der Missetäter sein Verhalten, wird er "still zurechtgewiesen", bei allgemeinem Bekanntwerden vor der Versammlung ohne Angabe der Gründe durch eine kurze Mitteilung. Zeigt er keine Reue, wird er ausgeschlossen (1. Korinther 5).
Zeugen Jehovas dürfen mit Ausgeschlossenen keinen Kontakt pflegen (Meidung). Ausnahmen können enge Familienangehörige wie Ehepartner und Kinder im gleichen Haushalt betreffen, es gab jedoch auch Fälle, wo Familien deshalb zerbrochen sind.
Ausgeschlossene dürfen die Zusammenkünfte im Königreichssaal besuchen, sich aber nicht aktiv daran beteiligen. Sie haben die Möglichkeit, wieder in die Gemeinschaft zurück zu kehren. Falls sie das an ihnen gerügte Verhalten nicht mehr zeigen, werden sie von zwei Ältesten besucht, wobei sie gefragt werden, ob sie wieder zurückkehren möchten. Falls jemand den Kontakt ausdrücklich missbilligt, wird er nicht angesprochen. Eine Rückkehr ist auch nach Kapitalverbrechen wie z. B. Kindesmissbrauch möglich (jedoch teilweise mit strengen Auflagen, z.B. dass die betreffende Person nicht mehr mit einem Minderjährigem in einem Raum alleine bleiben oder kein Dienstamt mehr bekleiden darf), denn "Gott ist Liebe und verzeiht jedem, der [aufrichtig] bereut".
Zeugen Jehovas sagen, dass sie keine Kontrolle ihrer Mitgläubigen betreiben würden. Sie zeigten Interesse an anderen (Hebräer 10:24), würden aber erinnert, sich nicht in die "Angelegenheiten anderer einzumischen" (1. Petrus 4:15). Siehe auch: Kindererziehung der Zeugen Jehovas. Dieser Aussage wird jedoch von Ehemaligen widersprochen. In einer 1994 von den Zeugen Jehovas in Deutschland durchgeführten anonymen Befragung empfanden über 10% der Befragten das persönliche Interesse von Glaubensbrüdern als nicht-positiv (88,9% positiv, 6,5% negativ, 4,4% unbeantwortet).
Ablehnung der Evolution
Ähnlich wie bei einigen anderen christlichen Gruppen wird von Zeugen Jehovas die heute weit verbreitete und in den Schulen gelehrte Evolution des Menschen aus anderen Lebewesen als falsch betrachtet, da die Bibel ausdrücklich von einer Schöpfung spricht (Matthäus 19:4f). Die Erschaffung Adams habe 4026 v. u. Z. stattgefunden. Die Zeugen Jehovas fassen die Schöpfungstage im Genesis als Schöpfungszeiträume auf, die jeweils "Tausende von Jahren" umfassten. Auch habe die Erde und die Sonne schon vor dem Zeitpunkt existiert, an dem der Schöpfungsbericht einsetzt. In Publikationen der Zeugen Jehovas werden konkrete Jahreszahlen angegeben, in denen die Sintflut und andere biblische Ereignisse stattgefunden haben sollen. Zugrunde gelegt wird eine Chronologie, die aus den Geschlechts- und Königsregistern der Bibel abgeleitet ist. Die einzelnen biblischen Geschehnisse werden als Realitäten und nicht als Metaphersn verstanden und gelehrt.
Dabei lehnen die Zeugen Jehovas die Wissenschaft nicht pauschal ab, sondern erkennen die Leistungen von Wissenschaft und Technik an. Sie legen sogar Wert auf die wissenschaftliche Genauigkeit der Bibel. Allerdings betrachten Sie die Bibel als höhere Autorität wenn sich eine biblische Aussage im Widerspruch zu einer wissenschaftlichen Lehrmeinung befindet.
Blutgebrauch
Seit Jahrzehnten vertreten Zeugen Jehovas die Ablehnung von jeder Art des Blutgebrauchs und erweitert ab 1945 auch Bluttransfusionen.(Siehe dazu ihr Buch: "Babylon die Grosse ist gefallen..." S. 544.) Sie stützen sich dabei auf Apostelgeschichte 15, 29, sich von Blut zu enthalten. Durch die ständig fortschreitende medizinische Entwicklung hat es viele Fragen gegeben. Die Verwendung von Blutbestandteilen (Blutplasma, Blutplättchen, roten und weissen Blutkörperchen) sowie die Eigenblutspende wird abgelehnt. In Bezug auf Albumine, Globuline, Fibrinogen, u.ä. solle der Einzelne nach seinem Gewissen entscheiden, da diese Proteine auch auf natürlichem Wege während der Schwangerschaft von der Mutter auf den Embryo übertragen werden (siehe "Der Wachtturm", 1. Dezember 1990, S.30).
Um den Mitgliedern Unterstützung beim Auffinden von Ärzten zu bieten, die blutlose Alternativen akzeptieren und anbieten, haben sie weltweit ein Netzwerk von Freiwilligen (Krankenhausinformationsdienst und Krankenhaus-Verbindungs-Komitee) aufgebaut, die den Kontakt zu Ärzten, Krankenhäusern und Pflegepersonal aufbauen und rund um die Uhr erreichbar sind. Trotzdem gibt es immer wieder Fälle, in denen Angehörige der Zeugen Jehovas oder deren Kinder sterben, die eine Bluttransfusion verweigern. (Was nicht heißen soll, dass sie mit Sicherheit überleben würden, wenn sie Blutübertragungen einwilligten und umgekehrt.)
Organtransplantation war früher verboten, ist jedoch heute erlaubt. Das gilt auch für Knochenmarkstransplantationen.
Gottesdienst und Praxis
Zusammenkünfte
Die Zusammenkünfte haben keinen rituellen gottesdienstlichen Charakter im kirchlichen Sinn. Vielmehr werden Vorträge auf biblischer Grundlage gehalten, Situationen bei der Missionierung anderer demonstriert, Interviews geführt und der Lehrstoff gemeinsam besprochen. Die Anwesenden werden dabei oft ermuntert, ihre eigene mitgebrachte Bibel aufzuschlagen bzw. die jeweils gemeinsam zu besprechende biblische Literatur. Auf die Zusammenkünfte sollten sich alle vorbereiten. Zu Beginn und zum Abschluss der Zusammenkünfte und zur Überleitung zwischen den zwei 45- bis 60-minütigen Programmteilen wird jeweils ein Lied gesungen. Am Anfang und am Ende wird außerdem gemeinsam gebetet.
Kollekte während der Zusammenkünfte werden bei Jehovas Zeugen nicht durchgeführt. Man findet dafür Spendenkästen in den Sälen.
Die Kirchengebäude werden Königreichssäle genannt und zweckmäßig für 50 bis 200 Personen eingerichtet. Es fehlen allerdings jegliche religiösen Symbole wie Altar, Kruzifixe, Kreuze, Leuchter usw. Lediglich Stühle, Tische, ein Sprechpult, Lautsprecher und Mikrofone sowie eine Bibliothek biblischer Schriften sind vorhanden.
Es finden wöchentlich fünf Zusammenkünfte statt, von denen jeweils zwei zeitlich zusammen gelegt werden:
- das "Versammlungsbuchstudium", welches in kleinen Gruppen zu ca. 10-20 Personen häufig in Privatwohnungen stattfindet.
- die "Theokratische Predigtdienstschule", in der sich alle einschreiben lassen sollten, um selbst kurze Redeaufgaben zu ihrer eigenen Schulung zu erfüllen. Dazu erhält jeder ein Schulungsbuch, in dem erklärt wird, wie man eine Rede aufbaut, wie man den Zuhörer einbezieht und wie man die Bibel gebraucht.
- die "Dienstzusammenkunft" dient der Unterstützung für den Predigtdienst.
- der "Öffentliche Vortrag" wird von einem Ältesten gehalten, der ein von der Zentrale vorgegebenes Thema ausführlich bespricht, das mit dem Glauben, der Familie, menschlichen Eigenschaften oder dem Königreich Gottes zu tun hat.
- das "Wachtturm-Studium", bei dem ein Artikel der Zeitschrift in Frage und Antwort gemeinsam mit der Zuhörerschaft - auch Kindern und Nicht-Zeugen-Jehovas - besprochen wird.
Kritiker urteilen, dass diese Zusammenkünfte durch ihre Häufigkeit und ihren Stil indoktrinären Charakter haben.
Rituale
Taufe
Die Zeugen Jehovas praktizieren die Erwachsenentaufe. Eine Kindertaufe gibt es bei ihnen nicht, da die Hingabe an Jehova Gott für sie eine persönliche Entscheidung aus freiem Willen ist. Gemäß einer Studie, die Zeugen Jehovas vor einigen Jahren in Deutschland durchgeführt haben, habe jedes neue Mitglied vor der Taufe etwa drei Jahre auf diese Weise Zeugen Jehovas und biblische Lehren kennen gelernt. Auch die Kinder der Mitglieder müssen ein Bibelstudium mitgemacht haben, um sich selbst für oder gegen die Taufe entscheiden zu können. Vor der Taufe werden öffentlich zwei Fragen gestellt, die jeder Taufanwärter mit "Ja" beantworten muss, will er getauft werden:
- Hast du auf der Grundlage des Opfers Jesu Christi deine Sünden bereut und dich Jehova hingegeben, um seinen Willen zu tun?
- Bist du dir darüber im klaren, dass du dich durch deine Hingabe und Taufe als ein Zeuge Jehovas zu erkennen gibst, der mit der vom Geist geleiteten Organisation Gottes verbunden ist? (Der Wachtturm, 1. Juni 1985, Seite 30)
Das Abendmahl
Es gibt eine spezielle Form des Abendmahls, das Gedächtnismahl oder auch Feier zum Gedenken an den Tod Christi genannt wird. Dieses Fest wird einmal jährlich am 14. Nisan, dem Tag des alt-jüdischen Passahs, gefeiert. Nur eine Minderheit mit himmlischer Hoffnung, von denen die meisten inzwischen verstorben sind, nimmt von den Symbolen; dem ungesäuerten Brot und Wein.
J. F. Rutherford erklärte 1935 auf einem Kongress, wer die große Volksmenge sei, von der die Offenbarung spricht, und dass viele zu dieser Gruppe mit irdischer Hoffnung gehören. Damit änderte sich für viele Zeugen Jehovas die Bedeutung des Gedächtnismals. Nahmen zuvor alle Zeugen Jehovas von den Symbolen, erkannten viele durch diese Ansprache, dass sie nicht zu der Minderheit mit himmlischer Hoffnung gehörten. Diese und eingeladene interessierte Personen besuchen und beobachten dieses Ereignis, bei dem alle gemeinsam des Todes Jesu und des Wertes seines Opfers gedenken.
Das Gedächtnismal ist der einzige religiöse Feiertag der Zeugen Jehovas.
Leben im Alltag
Zeugen Jehovas betrachten ihre Religion als einen Lebensweg. Daher haben ihre Ansichten immer auch Auswirkungen auf ihr Leben.
Moralische Werte
Zeugen Jehovas legen sehr großen Wert auf sittliche Maßstäbe, die sie der Bibel entnehmen. Dadurch ist im Laufe der Jahre ein starker Kontrast zu den verbreiteten Verhaltensnormen entstanden. Sex vor und außerhalb der Ehe ist Tabu. Sex in der Ehe, nicht nur zum Zweck der Vermehrung, ist erlaubt (Sprüche 5:18-20). Ehebruch und Homosexualität (1. Korinther 6:9) werden von ihnen abgelehnt. Heiraten sollen sie nur andere Zeugen Jehovas, um Konflikten in der Beziehung vorzubeugen. Scheidung ist nur aus dem Grund der Untreue erlaubt (Matthäus 5:32).
Bezüglich einer Trennung (d.h. ohne Auflösung der Ehe, s.o.) sagen die Zeugen Jehovas: "Einige haben sich aus dem einen oder anderen Grund entschieden, bei dem mißhandelnden Ehepartner zu bleiben. Andere dagegen haben sich entschieden, sich zu trennen, weil sie meinen, daß ihre körperliche, emotionelle und geistige Gesundheit - vielleicht sogar ihr Leben - gefährdet ist. Wozu sich jemand, der unter häuslicher Gewalt zu leiden hat, unter diesen Umständen entschließt, ist eine persönliche Entscheidung vor Jehova (1. Korinther 7:10, 11). Freunde, Verwandte oder christliche Älteste, die es gut mit der betreffenden Person meinen, mögen Hilfe und Rat anbieten, aber sie sollten sie nicht zu einer bestimmten Vorgehensweise drängen. Diese Entscheidung muß der Mann oder die Frau selbst treffen (Römer 14:4; Galater 6:5)." (Das Geheimnis des Familienglücks, 1996, Kap. 12 Abs 24).
Verhältnis zum Staat
Zeugen Jehovas wenden ihr Verständnis der Bibel auf die Art der Unterordnung unter die Macht des Staates an, indem sie sich nicht an politischen Umwälzungen beteiligen, sondern die staatlichen Gesetze halten. Sie betrachten die staatlichen Organe als von Gott geduldet und mit Autorität ausgestattet (Römer 13:1-7). Gott hat für sie die höchste Autorität. Das kann zu Konflikten zwischen staatlichen Forderungen und den Forderungen ihres Glaubens führen, da sie in der Bibel lesen Du sollst Gott mehr gehorchen als den Menschen (Apostelgeschichte 5:29). So sind sie vor allem dafür bekannt geworden, dass sie sich nicht am Militärdienst beteiligen. Das ist insbesondere seit dem Zweiten Weltkrieg weltweit eine Haltung, die ihnen sehr viel Sympathie und gleichzeitig Kritik eingebracht hat. Siehe: Wehrdienstverweigerung der Zeugen Jehovas
In der Vergangenheit betrachteten sie den Zivildienst als eine unpassende Einschränkung ihrer religiösen Freiheit und eine Form der politischen Beteiligung. Inzwischen sehen sie darin eine soziale Tätigkeit, die den gleichen Stellenwert hat wie die Zeit, die sie durch ihre Arbeit für das Erwirtschaften der Steuern aufwenden müssen.
Ebenso sollen sich Zeugen Jehovas nicht an politischen Wahlen und Abstimmungen beteiligen. Dies wird von Kritikern teilweise als Ablehnung des demokratischen Grundsystems betrachtet, in dessen Kern die Wahl als Mitbestimmungsmöglichkeit steht.
Feste und Feiern
Die Zeugen Jehovas sehen die Feste Weihnachten und Ostern, die andere christliche Strömungen feiern, als unbiblisch an und beteiligen sich nicht daran. Ebenfalls abgelehnt werden Karneval, Halloween und Neujahr sowie Geburtstagsfeiern, in denen sie eine Verehrung von Menschen und eine Verbindung zur Astrologie sehen, die sich auf das Geburtsdatum stützt. Um Nachteile für die Entwicklung ihrer Kinder zu vermeiden, suchen viele Zeugen Jehovas nach gesellschaftlichem Ausgleich zu anderen Zeiten und Gelegenheiten. Dazu gehören Hochzeiten, Sommerfeste, Kinder-Partys, Sporttreffs wie Fußballmatche, Kaffeekränzchen, gemeinsame Kinobesuche usw. Untereinander pflegen Zeugen Jehovas private Kontakte und Unternehmungen. Wenn sie feiern, so tun sie dieses meistens ohne Anlass, wann immer sie möchten, aber auch hier immer unter Wahrung biblischer Gebote (Sprüche 23:20,21).
Als wichtig betrachten sie die Hirtenbesuche ihrer Ältesten. Sie sollen den Glauben durch Gespräche anhand biblischer Beispiele und praktisch anwendbarem Rat aus der Bibel anregen.
Mission
Besonders fallen Zeugen Jehovas durch ihre Missionierung auf, die sie als Predigtwerk bezeichnen. Jeder Zeuge Jehovas, der dazu gesundheitlich in der Lage ist, ist aufgerufen, mit anderen Menschen über seinen Glauben zu sprechen. Gemäß eigenen Statistiken wenden die Zeugen Jehovas dafür je nach Land durchschnittlich 100 bis 500 Stunden jährlich auf. Der Beweggrund hierzu soll echtes Interesse an Mitmenschen sein. Daher sprechen sie Menschen überall an Haustüren oder auf öffentlichen Plätzen mit Themen aus der Bibel an und hinterlassen nach Möglichkeit Zeitschriften, eine Broschüre, ein Traktat oder bei besonderem Interesse ein Buch sowie auf Wunsch eine Bibel. Die Publikationen werden von ihnen kostenfrei übergeben. Bei dieser Gelegenheit besteht auch die Möglichkeit, den Zeugen Jehovas Geld zu spenden. Früher mussten die Zeugen Jehovas das gesamte Schrifttum für ihren missionarischen Einsatz bezahlen, seit 1996 gibt es stattdessen freiwillige Spenden, die Steuervorteile ergeben.
Über diese Hausbesuche und Gespräche fertigt sich ein Zeuge private Notizen an, die für Nachfolgebesuche verwendet werden. Regelmäßig wird darauf hingewiesen, daß diese Notizen nicht an andere Verkündiger weitergegeben werden dürfen. Angeboten wird ein Heimbibelkurs (meist Heimbibelstudium genannt). Das Material dafür ist in erster Linie ein Buch oder eine Broschüre mit Bibelzitaten, die jeder Teilnehmer erhält und anhand konkreter Fragen durcharbeiten soll, die dann besprochen werden. Dieses Heimbibelstudium ist darauf ausgelegt, die Bibel in der Auslegung der Zeugen Jehovas zu verstehen.
Freiwillige können vereinbaren, mehr Zeit im Predigtwerk einzusetzen, entweder zeitlich begrenzt ("Hilfspionier") oder zeitlich unbestimmt ("Allgemeiner Pionier"). Allgemeine Pioniere werden nach einem Jahr zu einer zehntägigen "Pionierdienstschule" eingeladen, in der sie Predigtwerk, biblische Lehre und Organisation vertieft kennen lernen.
Zeugen Jehovas betreiben auch ein weltweites Missionswerk, zu dem sie jährlich in den USA Missionare in der "Gileadschule" ausbilden.
Das Vorgehen der Zeugen Jehovas wird von Andersgläubigen zum Teil als grobe Belästigung empfunden. Insbesondere im Klingeln an privaten Haustüren zum Zwecke der Missionierung, sehen viele eine Verletzung ihrer Privatsphäre. Das oft als aggressiv beschriebene Mitgliederwerben der Organisation steht daher immer wieder in der Kritik.
Organisation
Die Zeugen Jehovas sind eine weltweit tätige Religionsgemeinschaft mit der Hauptverwaltung in New York, Brooklyn. Die Leitung hat die Leitende Körperschaft, zu der etwa ein Dutzend Mitglieder gehören. Sie teilen sich auf sechs Komitees auf. Ihnen unterstehen verschiedene Sonderbeauftragte.
Der Aufbau ist streng hierarchisch. Es gibt international 15 Zonen, jeweils unter einem Zonenaufseher, daneben Zweige unter Aufsicht eines Zweigkomitees, Bezirke mit Bezirksaufsehern, Kreise mit Kreisaufsehern und als lokale Einheiten die Versammlungen.
Es gibt 109 Zweige in der ganzen Welt, wo in den jeweiligen Sprachen religiöse Literatur gedruckt, übersetzt und verschickt wird. Die wichtigste Aufgabe der Zweige ist die Organisation der Predigttätigkeit, an der sich ein Großteil der Mitglieder beteiligt. Die dazu nötige Einteilung des Gebietes, die Klärung rechtlicher Fragen und die Schaffung von Zusammenkunftsstätten sind einige weitere Aufgaben der Zweige. Die Organisationen sind ohne kommerziellen Gewinn ausgelegt. Den Zweigen steht ein Zweigkomitee vor. Heute befinden sich die deutschen Zweigbüros in Selters im Taunus und in Berlin. Der offizielle Name des Zweigbüros ist Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft.
Die Gemeinden werden Versammlungen genannt. Weltweit gibt es 94.600 Versammlungen in über 230 Ländern und Inselgebieten. Den Versammlungen stehen "Älteste" (ausnahmslos Männer (1. Timotheus 2:11,12; 3:1-13)) vor, die gemeinsam als "Ältestenschaft" tätig sind und für die geistlichen Belange der Versammlung verantwortlich sind. Sie haben organisatorische Aufgaben, lehren, besuchen die Mitglieder durch "Hirtenbesuche", und beteiligen sich wie die meisten anderen auch an der Predigttätigkeit.
Die Säle werden von den Mitglieder selbst erbaut. Um regionale Unterschiede auszugleichen und dem erheblichen Bedarf an Neubauen und Instandhaltungsarbeiten gewachsen zu sein, wurde ein nationales und internationales Bauprogramm gegründet. In diesem Bauprogramm arbeiten ebenfalls nur Freiwillige aus den Reihen der Zeugen Jehovas. Zwischenzeitlich musste es häufiger zweckentfremdet werden, um Wiederaufbauarbeit in Katastrophengebieten leisten zu können (in Deutschland geschah das z.B. bei den Hochwasserkatastrophen der letzten Jahre). Finanziert wird das Bauprogramm durch freiwillige Spenden und Darlehen. Das Eigentum an den Sälen liegt bei der Religionsgemeinschaft.
Zeugen Jehovas betreiben eine riesige Verlagskette mit eigenen Druckereien (in Deutschland befindet sich der Komplex in Selters im Taunus). Die Zeugen Jehovas sehen in dieser Organisation ein Mittel, ihre Publikationen preisgünstig zu drucken und sich gesetzeskonform zu organisieren. Die dazu eingetragenen Rechtsorgane sind gemeinnützig und unterliegen daher der strengen Aufsicht durch die Finanzbehörden.
Die Mitteilungen der Hauptverwaltung werden an die Zweigkomitees gesendet und von dort an die einzelnen örtlichen Versammlungen weitergeleitet. Es erscheinen nicht nur die Zeitschriften Der Wachtturm (halbmonatliche Auflage über 25 Mio. in 148 Sprachen) und Erwachet! (halbmonatliche Auflage über 22 Mio. in 87 Sprachen), sondern auch Bibeln, Bücher, Broschüren und Traktate. Auslegungen der Bibel werden in Veröffentlichungen gedruckt und sind allen zugänglich.
Die Finanzierung erfolgt durch freiwillige Spenden der Mitglieder für die Literatur, Kollekten, und Schenkungen. Es wird geschätzt, dass Zeugen Jehovas 17-29% ihres Einkommens an die Wachtturmgesellschaft abliefern.
Der Predigtdienst hat einen so hohen Stellenwert, dass soziales und karitatives Engagement in der Praxis keine Rolle spielt. Es gibt keinerlei Einrichtungen für Kranke, alte oder Hilfsbedürftige.
In der Vergangenheit waren die Zeugen Jehovas außerstaatliches Mitglied (Non-Profit-Organization) der UNO, um die dortigen Bibliothekseinrichtungen nutzen zu können. Nachdem dies öffentlich bekannt wurde, zogen sie ihre Registrierung zurück.
Ökumene
Zeugen Jehovas lehnen jede Art von Ökumene strikt ab. Aus ihrer Sicht würden sie durch ökumenische Veranstaltungen die Lehren anderer christlicher Richtungen stillschweigend gutgeheißen. die sich nicht mit dem Bibelverständnis der Zeugen Jehovas vereinen lassen.
Die Taufe anderer christlicher Richtungen erkennen sie nicht an.
Die Taufe der Zeugen Jehovas wird von den anderen christlichen Kirchen nicht anerkannt, da in ihr als wesentliches Element die Taufe auf den "Vater, den Sohn und den Heiligen Geist" fehlt.
Geschichte
Die Ursprünge leiten sich aus einer Gruppe um Charles Taze Russell und den späteren Leserkreis der von Russell herausgegebenen Zeitschrift Zion's Watch Tower (heute: "Der Wachtturm") her. Russell gründete zur Proklamation seiner stark adventistisch geprägten Lehren einen Verlag (Watch Tower Society) und gab vor allem den Wachtturm (englisch: 1879) heraus.
Nach dem Tod Russells am 31. Oktober 1916 wurde Joseph Franklin Rutherford nach verschiedenen Spannungen einstimmig zum Präsidenten der Watch Tower Society gewählt. Die Veränderungen in Lehre und Leitung, insbesondere bezüglich des Predigtwerkes, führten zum Bruch und zur Gründung verschiedener Bibelforscher-Gruppen, z.B. des Pastoral Bible Institute oder der auch in Deutschland heute (2004) noch aktiven Tagesanbruch Bibelstudienvereinigung oder der Laienheimmissionsbewegung. Die Annahme des Namens "Jehovas Zeugen" im Jahr 1931 diente zur Abgrenzung von diesen anderen Bibelforscher-Gruppen und entsprach dem Wunsch, eine biblische Basis für die Gruppenbezeichnung zu finden; der Verweis auf Jesaja 43, 10-12: "ihr seid meine Zeugen, ist der Ausspruch Jehovas", schien dafür geeignet.
Der Wachtturm auf Deutsch erscheint seit 1897. In Deutschland gibt es Zeugen Jehovas offiziell seit 1903, als in Elberfeld bei Wuppertal ein Zweigbüro eröffnet wurde. Später gab es ein Zweigbüro in Magdeburg. 1927 wurde die Gemeinschaft als Internationale Bibelforscher-Gemeinschaft im Vereinsregister des Amtsgerichts Magdeburg eingetragen.1946 wurde ein zusätzliches Büro in der amerikanischen Zone eröffnet. Als Zeugen Jehovas auf dem Gebiet der ehemaligen DDR verboten wurden, konnte von Wiesbaden aus weiter agiert werden.
Geschichte der Diskriminierung und Verfolgung in Deutschland
Wegen ihrer konsequenten Weigerung, Partei für eine politische Seite zu ergreifen, sind sie in Deutschland während der Zeit des Nationalsozialismus und auch in der DDR-Zeit zum Teil heftig verfolgt worden. Seit einigen Jahren beschäftigen sich Historiker und auch Zeugen Jehovas selbst mit dieser Zeit und ihren Auswirkungen auf die Glieder der Gemeinschaft und ihr Umfeld. Hierzu einige Einzelheiten.
Jehovas Zeugen im Nationalsozialismus
Wenige Monate nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden Zeugen Jehovas verboten, ihre Bücher, die in Magdeburg gedruckt wurden, beschlagnahmt und verbrannt. Dieses frühzeitige Verbot machte sie zu einer der ersten Opfergruppen im Nationalsozialismus. Zeugen Jehovas verweigerten geschlossen den "Heil Hitler"-Gruß und die Mitgliedschaft in NS-Organisationen. Sie waren die einzige religiöse Gemeinschaft, die als Gesamtheit den Kriegsdienst aus religiösen Gründen verweigerte. Sie wurden mit als erste in Konzentrationslager gebracht und als einzige mit dem lila Winkel als religiöse Gruppe gekennzeichnet. Sie hatten die Möglichkeit, durch Unterzeichnung einer Erklärung, dass sie nicht mehr Zeugen Jehovas sein wollten, sofort aus der Haft freizukommen. Das lehnten fast alle ab. 10.000 Zeugen Jehovas wurden Opfer der Verfolgung, 6.000 kamen in Gefängnisse und Konzentrationslager. Dabei kamen 2.000 ums Leben, 250 durch Hinrichtung. Der erste hingerichtete Kriegsdienstverweigerer jener Zeit war der Zeuge Jehovas August Dickmann. Siehe: Nationalsozialismus und Zeugen Jehovas
Jehovas Zeugen unter der SED-Diktatur
Nach dem Krieg erhielten Zeugen Jehovas zunächst die Zulassung der "gottesdienstlichen Betätigung" in Magdeburg. Doch im August 1950 wurden sie in der DDR völlig verboten. Ihnen wurde vorgeworfen, Hetze gegen die demokratische Ordnung zu betreiben und Spione einer imperialistischen Macht zu sein. Am 3. und 4. Oktober 1950 wurden Schauprozesse durchgeführt, die mit hohen Zuchthausstrafen für die Angeklagten endeten. Bis 1956 war allerdings kein einziger Zeuge Jehovas des Vorwurfs der Spionage überführt worden. In diesen ersten Jahren versuchte man durch besondere Härte vorzugehen. Es kamen 1.850 Zeugen Jehovas in den DDR-Strafvollzug. Es wurden 37 Todesfälle beklagt. Man versuchte sogar, den damaligen Leiter des Ost-Berlin-Büros in West-Berlin zu entführen.
Bis Mitte der Fünfziger Jahre war der Mitgliederbestand der ostdeutschen Zeugen Jehovas in etwa mit dem vor Beginn des Verbots vergleichbar. Das MfS änderte nun die Taktik (auch aufgrund der Abkehr vom Stalinismus).
Nun versuchte man, die Gemeinschaft zu zersetzen, indem man sie mit eingeschleusten Personen zu unterwandern suchte und versuchte, Zeugen Jehovas von innen heraus zu zerstören. Man suchte dabei, das Vertrauen in die Leitung der Zeugen Jehovas durch Briefe und ab 1965 durch eine eigens herausgegebene Zeitschrift "Christliche Verantwortung" zu erschüttern. Dieses nicht in der offiziellen Postzeitungsliste der DDR nachgewiesene Blatt, stand Interessenten in Ost und West auf Anfrage zur Verfügung. Darüber hinaus erhielten es etliche Zeugen Jehovas in der DDR als ungebetene Zusendung.
Ab 1962 bis 1985 wurden Zeugen Jehovas wegen ihrer Weigerung, Wehrdienst zu leisten, in Gefängnissen untergebracht (bis 1987 waren es 2.750). Noch kurz vor Ende der DDR wurden unsystematisch Geldstrafen für den Predigtdienst bis zu 1000 Mark (mehr als ein Monatslohn eines Arbeiters) erhoben.
Das 1978 eingeführte Pflichtfach "Wehrunterricht" brachte junge Zeugen Jehovas in Bedrängnis. Vielen wurde daraufhin eine berufliche und schulische Weiterbildung verwehrt.
Trotz vieler persönlicher Leiden und obwohl es durch die beiden Diktaturen zahlreiche Doppelopfer gab, ist es dem SED-Staat nicht gelungen, die Organisation der Zeugen Jehovas zu zerschlagen.
Hauptkritikpunkte
Religionswissenschaftler und Theologen anderer christlicher Konfessionen (z.B. Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen) weisen besonders auf folgene kritikwürdige Punkte hin:
- Umgang mit ehemaligen Mitgliedern
- strikte gegenseitige Kontrolle der Mitglieder
- das verschiedene Bibelstellen als gleichwertig behandelt werden, unabhängig von deren Entstehungsgeschichte und Hintergrund
- oft nicht objektiv begründbare Bibelauslegung, die von Auslegungen diverser anderer christlicher Gemeinschaften stark abweichen
- Druck auf eigene Kinder die die Lehre der Zeugen Jehovas ablehnen
- weitgehende Ablehnung von Kontakt zu "Außenstehenden" (außer Mission)
- Ablehnung von Bluttransfusionen, auch entgegen medizinischen Rates
- interner Umgang mit Kindesmissbrauch und sexuellem Missbrauch durch sogenannte "Älteste" und andere
- unbewusste Manipulation der Mitglieder, die auf andere sehr überzeugend Wirken
- Lehre von der Errettung aller ZJ am Tag des Jüngsten Gericht unter Ausschluss aller anderen Christenmenschen greift dem Gericht Gottes vor
- keine Positionierung zu demokratischen Grundwerten, sondern sog. "theokratische Organisation"
- Nicht-Teilnahme an demokratischen Wahlen, Wehrdienst (und bis vor kurzem auch Zivildienst)
- Ablehnung bzw. Verpöntheit von Mitgliedschaft in Vereinen, Gesellschaften und politischen Parteien
- Umgang mit Sexualität und Homosexualität
->Siehe auch Zeugen Jehovas:Kritik, Totalitäre religiöse Gruppe
Weblinks
Offizielle Seiten und offizielle Stellungnahmen
- http://www.jehovas-zeugen.de/ (Offizielle Seiten der Zeugen Jehovas inklusive FAQ)
- http://www.watchtower.org/ (Offizielle Seiten der Zeugen Jehovas) (englisch)
- http://www.jw-media.org/ (Autorisierte Seite der Zeugen Jehovas)
- http://www.bundestag.de/parlament/gremien15/gremien/enga/enga_kir.html (Offizielle Stellungnahme zur öffentlichen Anhörung der Enquete-Kommission "Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements")
- Jehovas Zeugen - Wer sind sie? Was glauben sie? (Eigendarstellung)
Kritische Seiten
Kritische Literatur
Siehe: Zeugen Jehovas:Kritik