Das Jüdische Museum Berlin ist eines der beliebtesten Berliner Museen. Es zeigt dem Besucher zwei Jahrtausende deutsch-jüdische Geschichte, die Höhe- und Tiefpunkte der Beziehungen zwischen Juden und Nichtjuden in Deutschland. Das Museum beherbergt eine Dauerausstellung, mehrere Wechselausstellungen, ein umfassendes Archiv, das Rafael Roth Learning Center und Forschungseinrichtungen. All diese Abteilungen dienen dazu, jüdische Kultur und jüdisch-deutsche Geschichte darzustellen.


Das Museumsgebäude in Berlin-Kreuzberg verbindet den klassizistischen Altbau des Collegienhauses mit einem Neubau. Der zickzackförmige Bau geht auf einen Entwurf des amerikanischen Architekten Daniel Libeskind zurück. Die im Freien fortgesetzte Form erinnert auch an einen geborstenen Davidstern.
Das Museum ist eine Stiftung öffentlichen Rechts in der Verantwortung des Bundes unter der Direktion von W. Michael Blumenthal. 2003 gehörte es neben dem Pergamonmuseum zu den meistbesuchten Museen von Berlin.
Entstehung des Museums
Das Jüdische Museum entstand aus der jüdischen Abteilung des ehemaligen Berlin-Museums für Berliner Geschichte. 1989 gewann der 1949 in Polen geborene Architekt Daniel Libeskind mit seinem Entwurf den ersten Preis eines Architektenwettbewerbs für die Erweiterung des Berlin-Museums. 1992 wurde der Grundstein für den Neubau gelegt. Während der sich lange hinziehenden Bauphase gab es heftige Diskussionen über die Nutzung des Neubaus und die Stellung der jüdischen Abteilung. Im Dezember 1997 bekam das Museum einen neuen Direktor, W. M. Blumenthal, der auf der Gründung eines eigenständigen Jüdischen Museums im Altbau und im Neubau des Berlin-Museums und somit auf dessen Verlegung bestand. Am 1. Januar 1999 wurde das Jüdische Museum als Einrichtung des Landes Berlin gegründet. Schon zu diesem Zeitpunkt war der noch leere Neubau für Besucher geöffnet. Mit Hilfe des Neuseeländers Ken Gorbey wurde die Dauerausstellung des Jüdischen Museums in achtzehn Monaten entwickelt, so dass sie am 9. September 2001 eröffnet werden konnte. Mit der Eröffnung der Ausstellung wurde das Museum in eine Bundesstiftung überführt.
Der Libeskind-Bau
Der zickzackförmige Libeskind-Bau ist für den Besucher nur über eine Treppe vom Altbau aus zu erreichen, der den gesamten Eingangsbereich (Kartenverkauf, Information, Garderobe, Restaurant), Sonderausstellungen und Büros beherbergt. Die eigentliche Dauerausstellung befindet sich im Neubau. Dessen Architektur zeichnet sich durch den Titan-Zink-Mantel, die ungewöhnlich geformten Fenster, die vielen spitzen Winkel in den Wänden, die schiefen Böden und den häufig sichtbaren Beton aus. Nach dem Betreten des Neubaus findet sich in seinem Untergeschoss wieder. Dort gibt es drei sich kreuzende schiefe „Achsen“: Die Achse der Kontinuität, die Achse des Exils und die Achse des Holocaust. Die Achse der Kontinuität endet an einer hohen, steilen Treppe, die zur Dauerausstellung führt.
Garten des Exils
Die Achse des Exils führt aus dem Gebäude hinaus in den Exilsgarten, eine tiefer liegende quadratische Fläche, deren begrenzende Betonmauern die Sicht in die Umgebung verhindern. Im Garten des Exils stehen 49 sechs Meter hohe Betonstelen auf einem schiefen Grund, auf denen Ölweiden, die in der jüdischen Tradition Frieden und Hoffnung symbolisieren, gepflanzt sind, da Ölbäume das Klima nicht vertragen. Die Zahl 49 nimmt Bezug auf das Gründungsjahr des Staates Israel, 1948, während die 49. Stele in der Mitte für Berlin steht.
Man kann im Garten die Erfahrung des Exils hautnah erfahren. Der Besucher fühlt sich erst fremd, dann ist der Gang durch den Garten geprägt von Unsicherheit, denn aufgrund des schiefen Bodens gerät man leicht ins Taumeln und die Betonsäulen beschränken die Sicht ungemein. Im Frühsommer, während der Blütezeit der Ölweiden, wirkt der Garten aufgrund des starken unbekannten Duftes noch fremder.
Die Ähnlichkeit des Gartens des Exils mit dem Stelenfeld des Denkmals für die ermordeten Juden Europas sorgte 1999 für Plagiatsvorwürfe von Libeskind gegen dessen Architekten Peter Eisenman; der Streit konnte jedoch beigelegt werden.
-
Garten des Exils - zwischen den Betonstelen
-
Garten des Exils
-
Holocaustturm
Innenansicht -
Holocaustturm
Holocaust-Turm
Die Achse des Holocaust endet am Holocaust-Turm. Dies ist ein Gedenkraum, ein dunkler, kalter, hoher Raum, in den nur durch eine Spalte in der Decke Licht eindringt. Auf die meisten Menschen wirkt dieser Raum beklemmend und unfassbar. Es gibt auch eine Leiter, die im Notfall die Flucht ermöglichen soll, jedoch ist es auch in Zusammenarbeit nicht möglich, diese zu erreichen. Daniel Libeskind sprach sich auch gegen den Einbau der Mauer aus.
Die Voids
Im Museumsneubau gibt es mehrere so genannte „Memory Voids“, vollkommen leere Räume, die sich vom Keller bis zum obersten Geschoss erstrecken. Sie sind nicht begehbar, von manchen Stellen aus aber einsehbar. Sie sollen an die leeren Stellen erinnern, die der Holocaust in Deutschland hinterlassen hat.
Die Ausstellung
Installation Shalechet - Gefallenes Laub
In dieser Installation von Menashe Kadishman sind über 10.000 Gesichter aus Stahlblech unterschiedlicher Ausführungen auf dem Boden verteilt. Dem Besucher steht es dabei frei darüber zu gehen. Wenn man sich dafür entscheidet, über die Gesichter zu laufen, so tut man dies mit metallischen Klängen. Es ist nicht möglich sich leise fortzubewegen. Dies ist jedoch die Absicht des Erfinders: Dadurch, dass man darüber geht, gibt man den Menschen ihre Stimme zurück.