Eduard VII.

König des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Irland, Kaiser von Indien (1901–1910)
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Eduard VII. (gebürtig Kronprinz Albert Eduard, Prinz von Wales; * 9. November 1841 im Buckingham Palace, London; † 6. Mai 1910 ebenda) entstammte dem Haus Sachsen-Coburg und Gotha und war der älteste Sohn Königin Victorias.

König Eduard VII. von Großbritannien

Eduard war vom 22. Januar 1901 bis zu seinem Tod König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland und Kaiser von Indien.

Herkunft und frühe Jahre

 
Als Prince of Wales, ca. 1860–1865

Prinz Albert Eduard wurde am 9. November 1841 als ältester Sohn der regierenden britischen Königin Victoria und deren Prinzgemahl Albert von Sachsen-Coburg und Gotha im Londoner Buckingham Palace geboren. Bereits vier Wochen nach seiner Geburt wurde ihm der Titel eines Prinzen von Wales verliehen.

Victoria und Albert waren entschlossen „Bertie“, wie er im engeren Familienkreis genannt wurde, eine Ausbildung zukommen zu lassen, die ihn zu einem vorbildlichen konstitutionellen Monarchen machen sollte. Sein überaus strenger Vater bestellte Privatlehrer und Erzieher und übergab ihnen den siebenjährigen Prinzen, der jedoch von unstetem Wesen war und sich nicht als Musterschüler erwies. Ab Sommer 1859 begann er zu studieren; zunächst an der Universität Edinburgh, wo er unter der Aufsicht von Professor Lyon Playfair stand. Im Anschluss wurde er Student an der ehrwürdigen Universität von Oxford und wechselte 1861 nach Cambridge ans Trinity College, wo er in Geschichte vom renommierten Professor Charles Kingsley unterrichtet wurde. Zwischenzeitlich nahm er als Thronerbe erste offizielle Aufgaben für das Königshaus wahr und reiste 1860 nach Nordamerika. Erstmals besuchte ein britischer Thronfolger Kanada und die Vereinigten Staaten. Eduard zeigte dabei großes diplomatisches Geschick und der Besuch wurde als außenpolitischer Erfolg gefeiert.

Während seiner Studienzeit glänzte Eduard weniger mit Leistung, denn mit seinem ausschweifenden Lebensstil. Der Prinz war ein Dandy mit Vorlieben für Glücksspiel, Alkohol und junge Schauspielerinnen, dessen Liebesabenteuer kein Geheimnis blieben. Dies führte dazu, dass sein bereits schwer kranker Vater im Dezember 1861 nach Cambridge kam, um Eduard ins Gewissen zu reden und ihn zu recht zu weisen. Zwei Wochen später starb Prinzgemahl Albert. Königin Victoria verwand den Verlust ihres geliebten Gatten niemals und machte „Bertie“ zeitlebens für den frühen Tod verantwortlich.

Ehe und Nachkommen

 
Hochzeit 1863

Königin Victoria war eine dynastisch denkende Monarchin und machte sich Sorgen um die Thronfolge, da Eduard noch immer ledig war. Außerdem wollte sie das Leben ihres Sohnes durch eine Verehelichung in geordnete Bahnen lenken. Sie arrangierte, unter Mithilfe ihrer ältesten Tochter Prinzessin Victoria, die Heirat mit Prinzessin Alexandra von Dänemark, der Tochter des späteren Königs Christian IX.

Eduard und Alexandra heirateten am 10. März 1863 in der St. George’s Chapel von Windsor Castle und Alexandra wurde zur Princess of Wales. Das junge Ehepaar bezog in London die Stadtvilla Marlborough House und mit Sandringham House in der Grafschaft Norfolk einen herrschaftlichen Landsitz. Aus der Verbindung gingen insgesamt sechs Kinder hervor:

Prince of Wales (1861 bis 1901)

 
Karikatur aus dem satirischen Magazin Puck vom Juni 1891. Anlässlich seiner Verwicklung in den Tranby-Croft-Skandal hält Queen Victoria dem Enfant terrible die Liste seiner Verfehlungen vor.

Nach dem frühen Tod ihres Gatten zog sich Königin Victoria so weit es ging aus der Öffentlichkeit zurück und lebte eine strenge Witwenschaft. Aus diesem Grund kamen dem Kronprinzen vermehrt öffentliche Auftritte zu, die seine Mutter vermied. Insbesondere bei Empfängen ausländischer Staatsgäste hatten seine weltgewandte Art und sein diplomatisches Geschick positive Auswirkungen. Jedoch eine aktive Rolle in der Staatsführung gestand ihm seine Mutter nicht zu. Insgesamt sollte Eduard für 59 Jahre Prinz von Wales sein und galt als „ewiger Thronfolger.“

Da Eduard nur in geringem Maße von seiner Mutter in offizielle Aufgaben eingebunden wurde, hatte er ausreichend Zeit sein Privatleben zu kultivieren. Er pflegte seine Vorliebe für Glücksspiel, Pferderennen, französische Lebensart und die Welt von Theater, exklusiven Jagdgesellschaften, Nachtklubs und Vaudeville. Sein Landsitz Sandringham House wurde ein Zentrum des britischen High-Society-Lebens abseits der Hauptstadt, an dem erstmals auch amerikanische Dollar-Millionäre teilhaben durften. Obwohl seine Ehe zu Prinzessin Alexandra als glücklich beschrieben wurde, hatte Eduard zeitlebens außereheliche Mätressen und Liebesverhältnisse, die seine Gattin größtenteils tolerierte. Insgesamt wurden dem Prinzen 55 außereheliche Beziehungen nachgesagt. Zu den bekanntesten zählten Jennie Churchill, Countess Daisy Greville, Hortense Schneider, die Schauspielerin Lillie Langtry war in den 1870er Jahren seine Dauer-Mätresse. Seine letzte Geliebte war Alice Keppel (die Urgroßmutter von Camilla Parker Bowles), mit der er sich jedes Frühjahr mehrere Wochen im französischen Badeort Biarritz aufhielt.

Eduard hatte auch genügend Freiraum, um seinem ausgeprägten Kunstsinn zu frönen und als Patron der Künste und Wissenschaften zu fungieren. So half er 1883 bei der Gründung des Royal College of Music. Auch stets nach dem neuesten modischen Trend gekleidet war der Prinz Vorbild der gehobenen Männergesellschaften. Angeblich wegen dieses Lebenswandels hielt ihn seine Mutter bewusst so lange wie möglich von den Regierungsgeschäften fern.

Als Prince of Wales war Eduard in zwei Gerichtsprozesse verwickelt. Im Jahr 1870 wurde er in einem Scheidungsverfahren einer Dame der Gesellschaft als Scheidungsgrund genannt und 1891 im Tranby-Croft-Skandal, war er Zeuge in einem Prozess, bei dem es um unerlaubtes Glücksspiel (Baccara) ging. Trotz aller Verfehlungen und seines Lebenswandels erfreute sich Eduard in der Bevölkerung großer Beliebtheit, wozu sicherlich auch sein ungezwungener Umgang mit Menschen aus den "einfachen Bevölkerungsschichten" beigetragen haben dürfte.

Freimaurerei

Seit Eduard in Stockholm 1868 durch König Karl XV. von Schweden in die Freimaurerei aufgenommen wurde, war er ein aktiver Freimaurer. Als er 1874 als Großmeister eingesetzt wurde, gab er der englischen Bruderschaft neuen Schwung und Popularität. Etwa in dieser Zeit kam es zum Bruch mit dem Grand Orient de France. Die Zahl aktiver Logen stieg von 1200 auf über 3000. Er trat öffentlich, zu Hause und auf Auslandsreisen als Großmeister auf und legte mit Freimaurerzeremonien Grundsteine von öffentlichen Gebäuden, Brücken und Kirchen in England und Docks in Bombay. Seine Anwesenheit sorgte für Publicity und Berichte über jegliche Freimaurertreffen erschienen regelmäßig in der nationalen und lokalen Presse. Zu seiner Thronbesteigung legte er sein Amt als Großmeister nieder.

Als König (1901 bis 1910)

 
König Eduard VII. bei seiner Krönung, 1902

Als Königin Victoria nach 63 Jahren Regierungszeit am 22. Januar 1901 verstarb, war Eduard mit 59 Jahren nach Wilhelm IV. der zweitälteste Thronfolger, den die britische Monarchie jemals hatte. Eduard war der erste britische Herrscher aus dem deutschen Adelsgeschlecht Sachsen-Coburg und Gotha und gleichzeitig der bis dahin am längsten amtierende direkte Thronerbe. Als Herrschernamen wählte er den Titel Eduard VII. und sollte ursprünglich am 26. Juni 1902 gekrönt werden; jedoch erkrankte er zwei Tage zuvor an einer Blinddarmentzündung, so dass die Krönung verschoben werden musste. Nach erfolgreicher Behandlung krönte ihn der Erzbischof von Canterbury, Frederick Temple, am 9. August in der Westminster Abbey (eine Kaiserkrönung in Indien erfolgte nicht). In der Folgezeit belebte Eduard die prunkvollen und populären öffentlichen Auftritt des Monarchen wieder, die in der Endphase der Regierung seiner Mutter eingeschlafen waren.

In Großbritannien gab es einige Vorbehalte gegen den neuen König, dessen neunjährige Regentschaft aus heutiger Sicht größtenteils positiv bewertet wird. Nach seinem Amtsantritt führte Eduard sein großes außenpolitisches Engagement fort und forcierte die Annäherung an Frankreich, die er seit Jahren betrieben hatte. Diese Aussöhnung fand ihren krönenden Höhepunkt im Abschluss der Entente cordiale (1904). Dieser Ausgleichsvertrag beendete die traditionelle Rivalität beider Länder und die britische Isolationspolitik in Europa (Splendid isolation). Außerdem sollte diese Verbindung ein Gegengewicht zu Deutschland und Österreich-Ungarn darstellen. Auch am britisch-russischen Vertrag, der die Auseinandersetzungen beider Reiche im Norden Indiens beendete, hatte König Eduard als geschickter Diplomat einen gewissen Anteil. Mit der Annäherung an das undemokratische Zarenreich und einem Staatsbesuch in St. Petersburg provozierte er allerdings auch heftige Proteste der britischen Bevölkerung. Neben der Außenpolitik, innenpolitisch wurde Eduard dagegen kaum aktiv, zeigte der König großes Interesse an einer Heeresreform. Nach den Ereignissen des Zweiten Burenkriegs (1899 bis 1902) hielt er den Aufbau einer angemessenen britischen Landstreitmacht für notwendig, um Frankreich im Falle eines deutschen Angriffs unterstützen zu können.

Aufsehenerregend war der Empfang einer indianischen Delegation aus dem Westen Kanadas im Jahr 1906. Als theoretisches Staatsoberhaupt konnte er jedoch die kanadische Minderheitenpolitik nicht beeinflussen, und so blieb es beim Austausch freundlicher Gesten, vor allem mit dem Delegationsführer Su-á-pu-luck (Joseph Capilano), einem Squamish-Häuptling.

Aufgrund der Heiratspolitik seiner Mutter war Eduard mit fast allen europäischen Adelsfamilien verwandt und galt als „Onkel Europas“: so war er Onkel des deutschen Kaisers Wilhelm II. und des russischen Zaren Nikolaus II., des norwegischen Königs Haakon VII., Schwager des griechischen Königs Georg I. und Frederik VIII. von Dänemark, um nur die wichtigsten zu nennen.

Lebensende

Eduard war ein exzessiver Kettenraucher, der pro Tag 20 Zigaretten und zwölf Zigarren rauchte und ein Bonvivant. Mit zunehmendem Alter verschlechterte sich sein Gesundheitszustand und er litt zunehmend an Bronchitis. Im März 1910 brach Eduard während eines Aufenthalts in Biarritz zusammen und konnte erst am 27. April wieder in den Buckingham Palace zurückkehren. Dort erlitt er in den folgenden Tagen mehrere Herzinfarkte und verstarb schließlich am 6. Mai 1910. Die Grabstätte Eduards VII. befindet sich in der St. George’s Chapel auf Windsor Castle.

Titel und Wappen

 
Unterschrift von König Eduard VII.
  • 9. November – 8. Dezember 1841: His Royal Highness Prince Albert Edward The Duke of Cornwall and Rothesay
  • 8. Dezember 1841 – 22. Januar 1901: His Royal Highness Albert Edward The Prince of Wales, Duke of Cornwall, Duke of Rothesay, Earl of Chester, Earl of Carrick, Earl of Dublin, Baron Renfrew, Lord of the Isles, Prince and Great Steward of Scotland
  • 22. Januar 1901 – 6. Mai 1910: His Majesty, Edward the Seventh, by the Grace of God, of the United Kingdom of Great Britain, Ireland, and of the British Dominions beyond the Seas, Defender of the Faith, Emperor of India
 
Wappen von König Eduard VII.

Ehrungen

Ihm zu Ehren benannte Robert Falcon Scott seine im Januar 1902 entdeckte antarktische Halbinsel König-Edward-VII-Land.

Verfilmungen

  • Edward the Seventh / Edward the King (GB 1975, Fernsehserie in 13 Teilen, Regie: John Gorrie)
  • The Coronation of Edward VII (Stummfilm, 1902)

Siehe auch

Commons: Eduard VII. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Carter, Miranda (2010): Three Cousins, Three Empires and the Road to World War One; Penguin-Verlag, London; ISBN: 978-0141019987
VorgängerAmtNachfolger
VictoriaKönig des Vereinigten Königreichs
1901–1910
Georg V.
VictoriaKaiser von Indien
1901–1910
Georg V.

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