Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland
Der Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland (BFeG) ist ein Dachverband von evangelischen Gemeinden in Deutschland, die unabhängig von den evangelischen Landeskirchen bzw. der EKD sind. Seine Mitgliedsgemeinden sind Freikirchen. Der Bund ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts mit Sitz in Witten (Ennepe-Ruhr-Kreis), Goltenkamp 4. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts könnte der Bund Kirchensteuer erheben. Aufgrund des Selbstverständnisses als Freikirche ist dies nicht der Fall; die Freien evangelischen Gemeinden finanzieren sich durch freiwillige Spenden.
Dem Bund Freier evangelischer Gemeinden gehören derzeit ca. 400 Ortsgemeinden mit ca. 35.000 Mitgliedern und ca. 20.000 Kindern und Jugendlichen an.
Die Freien evangelischen Gemeinden verstehen sich als bibeltreu.
Ursprung und Geschichte
Die erste "Freie evangelische Gemeinde" wurde 1854 von Hermann Heinrich Grafe in Elberfeld, heute Stadtteil von Wuppertal, gegründet. Grafe vertrat die Meinung, dass das Abendmahl gemäß der Bibel exklusiv für diejenigen vorgesehen ist, die um die Vergebung ihrer Sünden durch das Sterben und die Auferstehung von Jesus Christus wissen. Er wehrte sich gegen die Praxis der evangelischen Kirche, das Abendmahl ohne Hinweis oder Rückfrage an jeden Gottesdienstbesucher auszuteilen. Ihm war es wichtig den Gottesdienstbesuchern klarzumachen, dass die Befreiung von der Sünde nicht durch das Ritual, sondern durch die persönliche Beziehung zu Jesus Christus bewirkt wird. Als Grafe feststellte, dass er mit seiner Ansicht in der Kirche auf taube Ohren stiess, sah er als einzige Konsequenz und "Akt des Gewissens" die Gründung einer eigenen Glaubensgemeinschaft.
20 Jahre nach Gründung der ersten Freien evangelischen Gemeinde schlossen sich 22 Gemeinden zusammen und gründeten den "Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland".
Die weitere Entwicklung des Gemeindebundes wurde sehr stark von der durch Friedrich Fries (1856 - 1926) begründeten Freien evangelischen Gemeinde Witten bestimmt. Hier entstanden das freie evangelische Diakoniewerk Bethanien, das zunächst in Wetter an der Ruhr seinen Sitz hatte, sowie der Bundesverlag.
Von großer Bedeutung für das Wachstum des Bundes Freier evangelischer Gemeinden war der Anschluss der Hamburger Holstenwallgemeinde mit 3000 Mitgliedern. Diese hatte sich 1934 durch den Austritt des Hamburger Gemeinschaftsverbandes aus der dortigen evangelischen Landeskirche gebildet. Dieser Verband, der auch über zahlreiche Zweiggemeinden im Umland Hamburgs verfügte, brachte auch ein eigenes Diakoniewerk, das Mutterhaus Elim, in den Freien evangelischen Gemeindebund ein.
Lehre
Freie evangelische Gemeinden leiten ihr Selbstverständnis vom Neuen Testament her. Danach gehören zur Gemeinde Jesu nur solche, die eine persönliche Glaubensentscheidung für die Nachfolge Jesu getroffen haben. Freie evangelische Christen wissen sich mit allen Menschen, die sich zu Jesus Christus als ihrem Herrn bekennen, geschwisterlich verbunden. Was die Taufe angeht, setzen die Freien evangelischen Gemeinden einen anderen Akzent, als die mit ihnen ansonsten vielfältig verbundenen Baptistengemeinden. Zwar lehren sie wie diese, dass eine Taufe erst nach der persönlichen Glaubensentscheidung eines Menschen erfolgen kann, sie akzeptieren es aber, wenn ein Mensch, der an Jesus Christus gläubig geworden ist, seine Kindertaufe nachträglich als gültig ansieht. Die Gläubigentaufe ist für die Freien evangelischen Gemeinde deshalb keine Voraussetzung für die Gemeindemitgliedschaft.
Institutionen, Werke und Gremien
Zu den Institutionen des Bundes gehören die Allianz-Mission, die Auslandshilfe, die Diakonischen Werke Bethanien in Solingen und Elim in Hamburg, der Bundes-Verlag in Witten, das Theologische Seminar Dietzhölztal-Ewersbach und die Spar- und Kreditbank (SKB) in Witten.
Gremien des Bundes sind die Bundeskreise, der Bundestag, der Bundesrat und die Bundesleitung.
Bundeskreise sind regionale Zusammenschlüsse nahe beieinander liegender Gemeinden, also etwa einem Landkreis vergleichbar. Die Ortsgemeinden und Bundeskreise wählen den Bundestag und den Bundesrat, und beide Gremien wählen die Bundesleitung mit dem Präses an der Spitze. Die Bundesleitung nimmt die laufenden Geschäfte wahr und vertritt den Bund nach außen.
Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden ist seit 1991 Pastor Peter Strauch, über die Grenzen des "Bundes" hinaus auch als Komponist christlicher Lieder bekannt. Sein Vorgänger war von 1973 bis 1991 Karl Heinz Knöppel.
Internationale Verbindungen
Der Bund ist Mitglied der International Federation of Free Evangelical Churches (IFFEC).
Die Auslandshilfe engagiert sich besonders auf der Balkanhalbinsel, es bestehen auch Gemeindepartnerschaften mit dieser Region.
Ökumene
Entsprechend ihrer Betonung des persönlichen Glaubens laden die Freien evangelischen Gemeinden alle Menschen, die sich zu Christus bekennen, zur Gemeinschaft im Abendmahl ein und messen der Zugehörigkeit zu bestimmten Glaubensgemeinschaften keine große Bedeutung bei.
Der Bund ist Mitglied der Vereinigung Evangelischer Freikirchen, Gastmitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland und Partner der Kategorie III der Deutschen Evangelischen Allianz (deren Vorsitzender ist seit 2000 Bundespräses Peter Strauch).
Die Gemeinden und ihre Mitglieder engagieren sich nach eigenem Ermessen in örtlichen zwischenkirchlichen Vereinigungen und Vorhaben.
Statistik
2005 gehören dem Bund ungefähr 400 Gemeinden mit 35.000 Mitgliedern an.
Siehe auch:
- Vereinigung Evangelischer Freikirchen
- Bund Freier Evangelischer Gemeinden in der Schweiz
- Freikirchen in Ostfriesland
- Portal:Religion/Freikirchen
- Hermann Heinrich Grafe, Gründer der Freien evangelischen Gemeinden
Weblinks
Literatur
- Peter Strauch, Typisch FeG: Freie evangelische Gemeinden unterwegs ins neue Jahrtausend, Bundes-Verlag, ISBN 3-926417-49-8
- Arndt Schnepper/Peter Strauch, Das FeG-Buch: Wege und Visionen der Freien evangelischen Gemeinden in Deutschland, ISBN 3-933660-59-9