Der kynische Philosoph Diogenes, (* ca. 399 v.. Chr. in Sinope, † 323 v. Chr. in Korinth) lebte in Athen und war Schüler des Antisthenes (und dieser wiederum ein Schüler des Sokrates).

Er gilt als Verächter der Kultur und wirkte in seiner Philosophie mehr durch den praktischen Vollzug, denn durch Lehren. Völlige Unabhängigkeit des Menschen von der Außenwelt und allen konventionellen Verhältnissen war ihm Bedingung der wahren Tugend. Von den über ihn überlieferten legendären Anekdoten sind am bekanntesten die von
"Diogenes in der Tonne": Vermutlich ein Übersetzungsfehler eines von Seneca geprägten Ausspruches, dass ein Mann mit derart geringen Ansprüchen ebenso gut in einem Pithos, einer "Tonne", leben könne. Wirklich in einer Tonne gelebt hat Diogenes wohl nie.
"Geh mir aus der Sonne": Alexander der Große suchte den bekannten Philosophen auf. Auf die Frage nach seinem größten Wunsch antwortete dieser: "Geh mir aus der Sonne". Daraufhin Alexander: "Wäre ich nicht Alexander, wollte ich Diogenes sein".
Im altgriechischen Originaltext (Diogenes Laertios) steht eigentlich: "Nimm deinen Schatten von mir" - und spielt möglicherweise weit mehr auf den Sieg Spartas über Athen (404 v. Chr.) dank gewaltiger finanzieller Unterstützung durch die Perserkönige an, der damit den Niedergang und Zusammenbruch der griechischen Polis-Ordnung einleitete, der 70 Jahre später vollendet war.
"Der Mann mit der Laterne": Tagsüber ging Diogenes mit einer Laterne durch Athen und rief: "Ich suche Menschen". - Diese Episode wurde von Friedrich Nietzsche in seinem berühmten Aphorismus "Der tolle Mensch" Fröhliche Wissenschaft, Nr. 125 verarbeitet.
Zur Selbstbefriedigung gibt es von Diogenes ein Zitat "Wäre es so einfach wenn ich Hunger habe, ich bräuchte mir nur den Bauch zu reiben."
Durch sein Bettlerleben erwarb er sich den Beinamen Kyon (griech.: der Hund). Die Philosophenschule der Kyniker leitet von dieser Lebenspraxis ihren Namen ab. Allerdings könnte der Name Kyniker auch vom Lehrort des Antisthenes, dem ‘Kynosarges‘ herleiten. Heutige Begriffe wie zynisch und Zynismus werden ebenfalls davon abgeleitet.

Zu den Erkennungszeichen der Kyniker gehörten Wanderstab, Rucksack und Essensschale, die gleichzeitig die Grundprinzipien des Kynismus, nämlich Kosmopolitentum, Autarkie, Bedürfnislosigkeit und Parrhesie symbolisieren.
Zum Geburtstag und Todestag von Diogenes gibt es zwei Legenden. Die eine besagt, dass Sokrates an dem Tag den Schierlingsbecher trinken musste (in Athen), an dem Diogenes geboren wurde (in Sinope). Die andere Legende sagt, dass der 33-jährige Alexander am selben Tag sterben musste (in Babylon) wie der mehr als doppelt so alte Diogenes (in Korinth).
Literatur
- Weber, Carl-Wilhelm: Diogenes. Die Botschaft aus der Tonne. München: Nymphenburger, 1987. - ISBN 3-48500-552-5
- Sloterdijk, Peter: Kritik der zynischen Vernunft. 2 Bd. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1983. - ISBN 3-51811-099-3
Weblinks
- Vorlage:PND
- Die jüngeren Zyniker: Diogenes, Krates u. a. (Karl Vorländer, Geschichte der Philosophie, 1902 - Online-Version)
- Diogenes aus Sinope - einige Zitate
- Diogenes of Sinope (The Internet Encyclopedia of Philosophy)
Personendaten | |
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NAME | Diogenes |
ALTERNATIVNAMEN | Diogenes von Sinope |
KURZBESCHREIBUNG | griechischer Philosoph, lebte in Athen und war Schüler des Antisthenes |
GEBURTSDATUM | um 400 v. Chr. |
GEBURTSORT | Sinope |
STERBEDATUM | 325 v. Chr. |
STERBEORT | Korinth |