Das Kloster Caldern ist ein ehemaliges Zisterzienserinnen-Kloster, welches zwischen 1238 und 1250 bei Caldern, einem Ortsteil der mittelhessischen Gemeinde Lahntal gegründet und 1527 aufgehoben wurde.
Kloster Caldern | |
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Lage | ![]() Hessen |
Koordinaten: | 50° 50′ 40,3″ N, 8° 39′ 47,8″ O |
Patrozinium | St. Nikolaus |
Gründungsjahr | zw. 1238 und 1250 durch Zisterzienserinnen |
Jahr der Auflösung/ Aufhebung |
1527 |
Tochterklöster |
keine |
Geschichte
Gründung
Der Zeitpunkt der Gründung und auch die Gründer sind unbekannt, allerdings liegt die Gründungszeit des Zisterzienserinnenkloster in Caldern zwischen 1238 und 1250. Dies ist unter anderem durch die erste urkundliche Erwähnung von 1250 zu erfahren, welche als Abschrift von 1373 überliefert ist[1]. Die Landgräfin Sophie von Thüringen schenkte dem Kloster ihre Calderner Nikolaikapelle und stellte es unter ihren Schutz. Die Kapelle, eine spätromanische Anlage mit einem hohen Wehrturm, wurde zur Klosterkirche.
Entwicklung
Auch in der Folgezeit genoss das Kloster Unterstützung durch die Landgrafen. So wurden ihm zwei Wälder bei Brungershausen geschenkt und die Güter bei Caldern und Brungershausen durch die Landgrafen und den Bischof von Münster von allen Abgaben befreit. Damit erhält das Kloster Immunitätsrechte, was Ausdruck der landgräflichen Territorialpolitik dieser Zeit war.
Auflösung
Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts machte sich ein länger anhaltender wirtschaftlicher Rückgang bemerkbar, aus dem ein Verlust einzelner wichtiger Einkünfte stand. Eine Abgabenbefreiung, die Landgraf Heinrich II. dem Kloster 1370 gewährte, kann daher als Versuch gedeutet werden, dem Niedergang des Klosters entgegen zu wirken.[2] In der Zeit der Reformation war vor allem die Beschränkung der klösterlichen Tuchproduktion und Abgabenverweigerungen ein harter Schlag für das Kloster.
Im Rahmen der Reformation wird das Kloster 1527 schließlich von Landgraf Philipp aufgelöst. Zu dem Zeitpunkt beherbergte das Kloster 140 Nonnen, davon 15 Laienschwestern. Die Einkünfte des Klosters verwies er an die beiden Siechenhäuser in Marburg, 1540 an die Universität Marburg und 1650 an die Universität Gießen. 1767 vom Landgraf wieder eingelöst. Die Nikolaikirche wird wieder Pfarrkirche.
Verwaltung
Die Vertretung nach außen hatte die Äbtissin inne. Zwischen 1220 und 1228 lehnte das Generalkapitel der Zisterzienser die Aufnahme weiterer Frauenklöster in den Orden ab, so dass das Caldernder Kloster keinem bestimmten Mönchskloster zugeordnet wurde, sondern der Diözese unterstand und nicht inkorporiert war.
Wirtschaft
Die Zisterzienserinnen förderten die Zunahme ihrer Territorien durch gezielte Erwerbung von Gütern und Rechten an Schwerpunkten ihrer Grundherrschaft vor allem zwischen 1250 und 1350 und erhielten Schenkungen. So werden auch 1268 die Güter des Kloster, die es zur Zeit der Äbtissin Gertrud in und um Caldern von landgräflichen Hörigen erworben hat, für immer von allen Diensten, zu denen jene Eigenhörigen verpflichtet waren, befreit.
Genutzt wurden dieses Eigentum vor allem zur Selbstversorgung, welche auf Eigenwirtschaft beruhte. Die Existenzgrundlage des Klosters beruhte vor allem auf den Wiesen, Äckern, Gärten mit Bäumen und Kräutern, Scheunen, Stallungen, Wäldern, einem Fischteich und einer Mühle, die im Umkreis zum Kloster gehörten[3]. Bewirtschaftet wurde das Ganze von Nonnen und Konversschwestern, aber auch angestellten Mägden, Knechten, Tagelöhnern und Pfrüdnern sowie Angestellten in unterschiedlichsten Positionen. Der nicht direkt genutzte Klosterbesitz wurde verpachtet.
Zur Landwirtschaft kommt die Leinen- und Wolltuchproduktion hinzu, mit der das Kloster Caldern zusammen mit dem Kloster Georgenberg in der Region eine dominierende Rolle einnimmt. Die Klöster hatten zudem auch Handelsprivilegien inne. 1525 wurde die Calderner Tuchproduktion beschränkt, so dass die Nonnen nur noch Tücher aus Wolle und Leinen zum eigenen Bedarf herstellen durften. Das Kloster verfügte in Form von Häusern und Gärten über städtischen Besitz in den Städten Marburg, Wetter, Biedenkopf und Herborn, welcher durch Kauf oder auch Schenkungen in seinen Besitz gefallen war.[4] Zusätzlich betrieben die Nonnen von Caldern in der Stadt Marburg eine Fleischschirn, deren Einnahmen an das Kloster gingen. Geldgeschäfte wurden vom Kloster auch getätigt: Es erhielt Geldgeschenke und verlieh Geld, auch wenn letzteres der Ordensregel widersprach.
Heute
Heute sind noch Reste der ehemaligen Klostermauern zu finden, welche restauriert wurden. Auch die Klosterkirche steht noch. Als „Pforte zum Paradies“ wird ein Klostergarten bezeichnet, welcher auf dem ehemaligen Kreuzgang angelegt ist. Im Calderner Heimatmuseum befindet sich eine Ausstellung zum Calderner Zisterzienserinnenkloster.
Literatur
- Johannes Burkardt: Artikel Caldern, in: Friedhelm Jürgensmeier, Regina Elisabeth Schwerdtfeger (Hgg.): Die Mönchs- und Nonnenklöster der Zisterzienser in Hessen und Thüringen (= Germania Bendictina 4). St. Ottilien 2011, S. 325–332.
- Heimat- und Geschichtsverein Lahntal e.V. (Hg.): Festschrift aus Anlaß der Ersterwähnung der Nikolai-Kirche in Caldern laut Urkunde vom 9. Oktober 1235, Lahntal-Caldern 1985
- Walter Heinemeyer (Hg.): Studium und Stipendium. Untersuchungen zur Geschichte des hessischen Stipendiatenwesens (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 37), Marburg 1977.
- Heimat- und Geschichtsverein Lahntal e.V. (Hg.): Ora et labora. 750 Jahre Kloster Caldern. Eine Nonnenabtei des Zisterzienserordens 1250-1527, Lahntal-Caldern 2000, ISBN 3-00-005188-0
- Heinz Loth, Friedrich Karl Azzola, Heimat- und Geschichtsverein Lahntal: Ora et labora: 750 Jahre Kloster Caldern: eine Nonnenabtei des Zisterzienserordens; 1250 - 1527. Heimat- und Geschichtsverein Lahntal, Lahntal-Caldern 2000, ISBN 3-00-005188-0.
- Heinz Loth: Mein Caldern zwischen Rimberg, Lahn und Franzosenbrücke. Burgwald, Cölbe-Schönstadt 2007, ISBN 978-3-936291-38-4.
- Heinz Loth: Kirchenfaltblatt 2012, 775 Jahre Kirche caldern, Porta patet - Die Tür ist offen. 7. Auflage. Caldern 2012.
- Friedrich Schunder (Bearb.): Klosterarchive. Dritter Band: Die oberhessischen Klöster. Regesten und Urkunden. 1. Band (Klöster Caldern, Georgenberg bei Frankenberg, Hachborn und Johanniterhaus Wiesenfeld) (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen, 9.3), 1961
- Gerhard Seib: Kunstgeschichtliche Studien zum ehem. Zisterzienserinnenkloster in Caldern, in: Hessische Heimat - Bd. N.F. 17 (1967), S. 120-126
- Christina Vanja: Besitz- und Sozialgeschichte der Zisterzienserinnenklöster Caldern und Georgenberg und des Prämonstratenserinnenstiftes Hachborn in Hessen im späten Mittelalter [Dissertation 1983.] Darmstadt und Marburg 1984, ISBN 3-88443-133-1.
Weblinks
- Gemeinschaft Evangelischer Zisterzienser-Erben: Zisterzienser-Kloster Caldern, abgerufen am 19. Juni 2012
- Literatur über Kloster Caldern In: Hessische Bibliographie[5]
- Vorlage:BAM
- Kloster Caldern, Gemeinde Lahntal. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: LAGIS: Fehlerhaftes datum=>>4. November 2010<<). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 19. Juni 2012.
- Päpstliche Bestätigung der Schenkung des Patronats zu Caldern. Regesten der Landgrafen von Hessen (Stand: LAGIS: Fehlerhaftes datum=>>12. September 2011<<). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 19. Juni 2012.
- Befreiung der Güter des Klosters Caldern von Diensten. Regesten der Landgrafen von Hessen (Stand: LAGIS: Fehlerhaftes datum=>>12. September 2011<<). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 19. Juni 2012.
- Heimatmuseum Caldern
- Evangelische Kirchengemeinde Caldern
Einzelnachweise
- ↑ Schenkung der Kapelle zu Caldern an das Kloster Caldern. Regesten der Landgrafen von Hessen (Stand: LAGIS: Fehlerhaftes datum=>>12. September 2011<<). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 19. Juni 2012. sowie Vanja, Christina, Besitz- und Sozialgeschichte der Zisterzienserinnenklöster Caldern und Georgenberg und des Prämonstratenserinnenstiftes Hachborn in Hessen im späten Mittelalter [Dissertation 1983.], Darmstadt und Marburg 1984, S. 19.
- ↑ Landgraf Heinrich befreit das Kloster Caldern von Abgaben. Regesten der Landgrafen von Hessen (Stand: LAGIS: Fehlerhaftes datum=>>12. September 2011<<). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 19. Juni 2012.
- ↑ Besitzungen und Rechte des Klosters Caldern [2000], entnommen aus: Christina Vanja, Besitz-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Zisterzienserinnenklosters Caldern (ora et labora. 750 Jahre Kloster Caldern), S. 206
- ↑ Burkardt, S. 326, Vanja, S. 204f.
- ↑ Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren! Info: Bitte auf