Super 8 ist ein im Herbst 1964 von Kodak vorgestelltes und im Mai 1965 eingeführtes Schmalfilm-System, welches heute noch in Gebrauch ist.
Übergang von Normal 8 zu Super 8 und Verbreitung
Die Bezeichnung „Super“ in Super 8 bezieht sich auf das größere Bildformat gegenüber den bisherigen 8 mm-Film. Dies wird durch eine schmalere Perforation ermöglicht, wobei die Löcher auch an einer anderen Stelle sitzen, nämlich immer zwischen zwei Bildern anstatt in der Mitte eines Bildes. Mit Erscheinen von Super 8 ging man dazu über, das vorherige Format als Normal 8 (englisch: Regular 8) zu bezeichnen. Die Bildgröße ist von 4,9 x 3,6 mm² auf 4,22 x 5,69 mm² und somit um etwa 36 % gewachsen: kann man mit Normal 8 etwa die Auflösung eines Fernsehbildes erzielen, läßt sich dies abhängig vom verwendeten Film mit Super 8 deutlich übertreffen.
Der zweite Unterschied bezieht sich auf die Handhabung, mußte bisher der lose aufgewickelte Film umständlich eingefädelt werden, wird der Super-8-Film in Kassetten geliefert, die sich ganz einfach einlegen lassen. Damit setzt Kodak eine Linie fort, die man 1963 mit dem Instamatic-System für Fotokameras begann und später mit dem Pocket-Film fortsetzte: mit einer möglichst einfachen Handhabung sollte das Fotografieren und Filmen auch technisch unkundigen Menschen nahegebracht werden. Eine Kassette enthält dabei 15 m Filmmaterial, was bei der für Super 8 normalen Bildfrequenz von 18 Bildern/s eine Laufzeit von 3 min 20 s ergibt.
Schon mit der ersten Ankündigung begannen nahezu alle Kamerahersteller, ihr Programm umgehend umzustellen, so daß sie gleich nach der Markteinführung Super-8-Modelle anbieten konnten. So hat sich Super 8 extrem schnell durchgesetzt, zumal man mit der einfachen Handhabung tatsächlich einen neuer Interessentenkreis gewinnen konnte. Selbstverständlich verlangte der neue Film auch neue Projektoren, wobei es lange Zeit umschaltbare Modelle zu kaufen gab, mit denen auch alte Filme vorgeführt werden konnten. Die Verkaufszahlen stiegen bis zum Höhepunkt in den Jahren 1974 / 75 stetig an und fielen dann wieder erheblich ab. Schon 1980 war ein derart niedriges Niveau erreicht, daß die meisten Hersteller nicht mehr rentabel produzieren konnten; mit Erscheinen der ersten Camcorder kaufte praktisch niemand mehr eine Super-8-Kamera. Die engagieren Amateure stiegen typischer Weise auf das 1988 vorgestellte Hi 8-Videosystem um, nur wenige Enthusiasten filmten noch weiter mit Super 8, infolgedessen gibt es auch seit etwa 1985 praktisch keine neuen Kameras oder Projektoren mehr zu kaufen.
Filme
Filmmaterial
Super-8-Filme sind gewöhnlich auf Kunstlicht sensibilisiert, für Aufnahmen mit Tageslicht wird ein eingebauter Rotfilter (Konversionsfilter vom Typ Kodak Wratten 85) zugeschaltet. Die Idee dabei: beim Filmen mit Scheinwerfern ist sehr viel Licht erforderlich (die Scheinwerfer haben wenigstens 1000 W Stromaufnahme), deswegen sollte dabei der Film möglichst empfindlich sein. Bei Tageslicht hingegen ist der Verlust durch das Filter weniger problematisch. Und gab es bei Normal 8 noch Kunst- und Tageslichtfilme, so sollte es nun im Interesse der einfachen Handhabung nur einen Typ geben. Die Filmempfindlichkeit ist aus dem gleichen Grund an der Kassette codiert, wobei viele Kameras aber nur die gängigen Größen ISO 40/17° und ISO 160/23° abtasten, im Tageslichtbetrieb ergibt sich dann ISO 25/15° und ISO 125/21°. Bis 1972 gab es sogar ausschließlich niedrigempfindliche Filme, wollte man doch Handhabungsfehler von Laien unbedingt ausschließen, die hochempfindlichen Kassetten durften nämlich nicht bei strahlenden Sonnenschein verwendet werden, da sie dabei leicht überbelichtet werden konnten. Außerdem tasteten nicht alle Kameras die Empfindlichkeit ab.
Kodachrome
Eine besondere Bedeutung hatte der inzwischen nicht mehr lieferbare Kodachrome 40, mit dem das System vorgestellt wurde. Wegen der besonders komplizierten Entwicklung erfolgt diese grundsätzlich nur bei Kodak selbst; die Kosten dafür sind - im Gegensatz zu anderem Filmmaterial - beim K 40 immer im Preis enthalten. Für den europäischen Markt erfolgt die Entwicklung zentral in der Schweiz, d.h. die Filme werden an die regionale Kodak-Niederlassung eingeschickt und von dort nach Lausanne weitergeleitet. Der entwickelte Film wird dann von der Schweiz aus direkt an den Absender zurückgesandt. Kodak hat allerdings im Mai 2005 angekündigt, den K 40 durch ein neues Filmmaterial zu ersetzen, den Ektachrome 64T. Dieser Film soll in einem einfacheren, moderneren Verfahren (E-6) entwickelt werden, das Kodak selbst dann nicht mehr anbietet. Grund für die Einstellung des K 40 Super 8-Films ist einerseits die zurückgegangene Nachfrage in den Zeiten der digitalen Fotografie, andererseits auch die Tatsache, dass die Entwicklungsmaschinen für die K 40 S8-Filme (weltweit nur einige wenige) hoffnungslos veraltet sind. Sollte z.B. die Maschine in Lausanne versagen, hätte Kodak in Europa ein ernstes Problem. Und Neuinvestitionen in die alte Technik wird es nicht geben. Im übrigen gibt es von Kodak noch verschiedene Kunstlicht-Farbfilme mit hoher Empfindlichkeit (Kodak Vision) sowie Schwarz-Weiß-Filme (Kodak Plus-X und Tri-X).
Kassetten
Die Filmkassetten werden gewöhnlich an ein Labor gegeben, grundsätzlich läßt sich der Film aber auch selber entnehmen und entwickeln. Ein Farbfilm kostete auf dem Höhepunkt der Super-8-Ära in den 1970er Jahren günstigstenfalls 10 DM, heute etwa € 15. Entwickelte Filme werden mit Hilfe von speziellen Betrachtern und Klebepressen geschnitten. Bei der Montage gibt es 2 Verfahren: das sogenannte "Nasskleben" mit Filmkitt und das "Trockenkleben" mit transparenten Folien. Heute ist jedoch auch die Überspielung der Aufnahmen auf Video (analog und digital) verbreitet. Bei Digitalisierung der Super 8-Aufnahmen kann der Filmschnitt auch am Computer erfolgen.
Doppel-Super 8
Doppel-Super 8-Filme haben das Format des 16 mm-Films und sind nicht in Kassetten, sondern auf 30 m-Spulen konfektioniert. Die Filme werden in der Kamera zweimal belichtet - jeweils nur zur Hälfte -, nach der Filmentwicklung in der Mitte auseinander geschnitten und damit in 2 Filmstreifen mit Super 8-Format getrennt. Der Vorteil liegt vor allem in dem uneingeschränkten Rückspulen für verschiedene Trickeffekte, was die Super-8-Kassetten nicht erlauben, aber auch in der kameraseitigen Andruckplatte. Die speziellen Doppel-Super-8-Kameras haben aber keine nenneswerte Verbreitung gefunden.
60 m-Kassette
1979 ist noch eine Super-8-Kassette mit 60 m Filminhalt, entsprechend 13 min 20 s Laufzeit vorgestellt worden. Sie verlangte spezielle Kameras, bei denen sich eine Klappe über dem Kassettenfach öffnen ließ. Diese Kassette besaß eine große Filmvorratsbox, die frei über der Kamera stand, und ein damit verbunden Teil, der aussah wie eine normale Super-8-Kassette, aber kein Filmvorrat enthielt und in die Kamera eingesetzt wurde. Die Spulen wurden dabei mit eingebauten Spiralfedern bewegt. Diese Kassette ist schon seit langen nicht mehr erhältlich.
Vergleich zu Single 8
Als Alternative existiert auch heute noch das - in Japan vorherrschende - Single-8-System. Für dieses Format werden Filme nur noch von Fuji hergestellt und sind in Europa nur schwer zu bekommen. Single-8-Filme lassen sich uneingeschränkt mit Super-8-Projektoren vorführen.
Tonfilm
Zweibandverfahren
Die überwiegende Zahl der Super-8-Filmer erstellte Stummfilme, Tonfilme waren mit einen erheblichen Aufwand verbunden. In der Anfangszeit mußte der Ton immer mit einen speziellen Tonbandgerät oder Kassettenrecorder aufgenommen werden, wobei eine geeignete Kamera nach jedem aufgenommen Bild elektrische Impulse von sich gab, die auf einer eigenen Spur aufgenommen wurde. Bei der Wiedergabe steuerten die diese Impulse dann die Vorführgeschwindigkeit am Projektor, so daß Bild und Ton synchron liefen. In der Praxis hielten die Filmkameras ihre Geschwindigkeit aber häufig nur ungenau ein, was bei Filmschnitt leicht Probleme bereiten konnte. Eine Vertonung ohne Synchronisation funktionierte nicht, der Gleichlauf war dann so unsicher, daß man allenfalls Hintergrundgeräusche abspielen konnte. Filme können auch nachträglich mit einer Tonspur versehen werden, auf der dann mit Hilfe eines Tonfilmprojektors aufgenommen werden kann. Dies führte entweder ein Labor oder eine ca. 200 DM teures Filmbespurungsgerät durch.
Liveton
1973 stellte Kodak die Super-8-Tonfilmkassette vor, welche mit speziellen Liveton-Kameras verhältnismäßig unaufwendige Tonaufnahmen erlaubte. Die Tonfilmkassette enthielt vorbespurten Film, sie war größer und konnte dadurch nur in Super-8-Tonfilmkameras eingelegt werden. An ihrer Unterseite gab es eine zusätzliche Öffnung, in die der Tonkopf hineinragen konnte. Der Ton war dabei immer um 18 Bilder versetzt, weil der Film vor dem Bildfenster ruckartig bewegt wird, für die Tonwiedergabe aber gleichmäßig laufen muß. Dieser Versatz bereitete beim Schneiden große Probleme, im allgemeinen wurde empfohlen, einen Tonfilm gut zu planen und dann gar nicht zu schneiden. Heute gibt es keine Super-8-Tonfilmkassetten mehr zu kaufen, Kodak hat die Produktion 1997 eingestellt – Tonfilmkameras lassen sich aber auch mit Stummfilm-Kassetten betreiben. Live-Ton-Kameras gab es ab der Mittelkasse, entsprechend etwa 500 DM zu kaufen.
Kamera
Filmgeschwindigkeit
Standard bei Super 8 sind 18 Bilder/s, einfache Kameras laufen mit keiner anderen Geschwindigkeit. Etwas gehobene Modelle bieten eine Zeitlupe, der Film lief dann bei der Aufnahme meist etwas dreimal so schnell, also mit ca. 36 Bildern/s, noch bessere Kameras bieten auch rund 50 Bilder/s, in selteneren Fällen sogar 70 Bildern/s, In dieser Klasse ist überdies eine Zeitraffer üblich, dabei läuft der Film mit der halben Geschwindigkeit, also 9 Bildern/s in der Kamera, sowie die vom Kino bekannten 24 Bildern/s. Generelles Arbeiten mit dieser Geschwindigkeit setzte ein Projektor voraus, der sich ebenfalls auf 24 Bilder/s einstellen ließ, was aber gängig ist. Dann reicht eine Super-8-Kasette naturgemäß nur für 2 min 30 s, der Vorteil liegt in einer kürzeren Belichtungszeit, also weniger unscharfen Bildern schnell bewegter Objekte und einer besseren Bewegungsauflösung. 24 Bildern/s bringen auch einen Nutzen, wenn man sie mit 18 wiedergibt, beispielsweise machen sich dadurch die Stöße bei Fahraufnahmen weniger bemerkbar. Ganz wenige Kameras besitzen hingegen eine spezielle 25 Bilder/s-Stellung, sie ist für Filme gedacht, die vom Fernsehen ausgestrahlt werden sollen. Das ist allerdings nur für Tonfilme von Bedeutung, anderfalls braucht der Film nur unmerklich schneller abgetastet werden. Schon bei einfachen Kameras ist die Einzelbildschaltung Standard, sie ist für Trickaufnahmen gedacht. Dabei wird mittels Draht- oder elektrischen Fernauslöser immer nur ein einziges Bild belichtet. Mit vorgeschrittener Elektronik kam es auch zu Einstellungen, die ein selbsttätiges Auslösen beispielsweise alle 60 s ermöglichte, sowie zu einem Selbstausöser, dann lief die Kamera meist 10 s lang. Manche Kameras besaßen auch ein Anschluß für ein gewöhnliches Blitzgerät, daß bei Einzelaufnahmen ausgelöst wurde.
XL-Kameras
Anfang der 70er Jahre kamen XL-Kameras auf, wobei XL für existing light stand und auf eine besondere Eignung bei ungünstigen Lichtverhältnissen hinwies. Solche Kameras besaßen generell ein besonders lichtstarkes Objektiv, mitunter sogar mit einen Öffnungsverhältnis von 1 : 1 und zusätzlich eine längere Belichtungszeit. Hierzu wies die Sektorenblende in der Kamera nicht die üblichen 180° sondern bis zu 225° auf. 180° bedeutete, der Film wird wärend der halben Zeit belichtet, in der übrigen Zeit verdunkelt, damit er transportiert werden kann. Bei 18 Bildern/s ergibt sich normalerweise eine Belichtungszeit von 1/18 s x 180°/360° = 1/36 s, im Falle der XL-Blende von 1/18 s x 225°/360° = ca. 1/28 s. XL-Kameras gab es bereits in der unteren Preisklasse, also mit sonst einfacher Ausstattung.
Objektive
Zoom-Objektive waren unter Super-8-Kameras Standard, nur die ganz einfachen besaßen eine Fixfocus-Festbrennweite. Das Zoomen ging bei gehobenen Kameras mit einen Servomotor vonstatten, für den gewöhnlich zwei Geschwindigkeiten einstellbar waren. Einfachere Modelle konnten nur während des Filmens motorisch zoomen, hier stellte ein Zahnrad per Tastendruck die Verbindung zum Filmtransport her.
Hersteller
Für das Super 8-Format erschienen insbesondere um 1970 zahlreiche Kameras, sowohl von reinen Filmkameraherstellern wie z. B. Beaulieu, Bauer, Braun Nizo oder Eumig, wie auch von solchen, die auch Fotokameras herstellten, wie Agfa, Canon oder Leitz. Der französische Hersteller Beaulieu ist dabei besonders hervorzuheben, er bot beonders raffinierte Modelle an, darunter solche mit ungewöhnlichen 80 Bilder/s für die Zeitlupe, Wechselobjektiven undmit einer speziellen Kassette, die losen Film aufnahm und über der Kamera montiert wurde.
Nachbearbeitung
Schnitt
Der entwickelte Film kam auf einer kleinen Spule mit aufgesetzter Kappe vom Labor und konnte sofort mit einen Projektor vorgeführt werden. Der übliche Weg war aber, ihn mit einen speziellen Betrachter anzusehen, in einzelne Szenen zu schneiden, diese auf einen Klemmbrett (die es auch beleuchtet gab) zu sortieren und dann aneinanderzufügen. Hierzu bedurfte es einer Klebepresse, in welcher der Film so passgenau eingelegt werden konnte, daß er bei der Projektion nicht hängen blieb. Dabei gab es zwei Verfahren, das Nasskleben und das Trockenkleben mit transparenten Klebefolien. Für das Nasskleben mußte am Film eine schräge Kante erzeugt werden, was je nach Art der Klebepresse mit einem Hobel oder mit einen batteriebetriebenen Schleifkopf geschah. Zum Trockenkleben wurde ein spezieller Klebefilm beidseitig so am den Film angebracht, daß die erste, nicht aber die zweite Tonspur frei blieb.
Titel
Für Filmtitel hielten Fotozubehörhersteller spezielle Geräte bereit: Steig- und Lauftitel entstanden mit Stoffbahnen, die von zwei Walzen bewegt und auf dem die Buchstaben befestigt wurden. Sollten Titel in ein bewegtes Bild eingeblendet werden, dann mußte man den Film mit dem Projektor in ein spezielles Trickgerät projezieren, dann konnte man beides, Film und Titel aufnehmen. Solch ein Trickgerät erlaubte auch das Kopieren von Filmen. Eine einfachere Möglichkeit bestand in einen Makrohalter, den man allerdings bereits vor Ort verwenden mußte: Auf eine Glasscheibe schrieb man den Titel, durch diese hindurch wurde mit kleiner Blende und somit großer Tiefenschärfe die Szene gefilmt.
Projektoren
Stummfilm
Super-8-Projektoren gab es ab etwa 200 DM zu kaufen, einfache Modelle benutzten noch lange Zeit eine gewöhnliche 50 W Niederspannungslampe, teurere eine Halogenlampe mit bis zu 100 W. Ein häufiges Ausstattungsmerkmal war ein 2fach-Zoom, mit dem sich der Projektiorstandort leicht der Leinwandgröße anpassen ließ. Stummfilmprojektoren, die nicht für die Synchronisation mit einem Tonbandgerät vorgesehen waren, hielten die Vorführgeschwindigkeit nur ungefähr ein, beispielsweise ging die Umschaltung von 24 auf 18 Bildern/s häufig dadurch vonstatten, daß zuschaltbare Reibelemente den Motor abbremsten. Um 1972 erschienen Filmprojektoren mit Kassetten, welche den Super-8-Film enthielten. Es gab zwei Systeme, sie sollten auch unkundigen das Vorführen möglich machen, konnten sich aber überhaupt nicht durchsetzen.
Tonfilm
Von den Tonfilmprojektoren erschienen zunehmend raffiniertere Modelle. Es gab welche mit eingebauten Kassettenrecorder, zunehmend verbreiteten sich aber solche, die mit bespurten Filme arbeiteten. Besonders komfortabel ließ sich mit jenen arbeiteten, die zwei Spuren verwendeten. Dann lag auf einer Spur das Hintergrundgeräusch, beispielsweise eine Musik, und auf der zweiten Spur konnte ein Kommentar gesprochen werden. Bei der Wiedergabe stellte der Projektor den Hintergrundton während des Sprechens automatisch leiser.
Agfa Family
1979 versuchte Agfa mit dem System Family den Super-8-Film noch einmal zu beleben. Die Idee dabei war es, mit einer Kamera sowohl filmen wie auch fotografieren zu können. Hierzu gab es eine extrem primitive, dafür mit 149 DM auch bilige Kamera, die zwei Tasten besaß: Drückte man auf die eine, dann funktionierte der Apparat als gewöhnliche Super-8-Kamera, drückte man die andere, dann wurde ein einziges Bild auf dem Film belichtet und eine Markierung an dessen Rand hineingestanzt. Zum Betrachten gab es einen spezielles Gerät mit einer kleinen Mattscheibe und liegenden Spulen, welches im Set mit der Kamera 498 DM kostete. Es führte Super-8-Filme mit 18 Bilder/s vor und hielt den Filmtransport an, sobald eine Markierung erschien. So konnten die Fotos betrachtet werden. Agfa stellte von vornherein einen Sofortbild-Zusatz vor, der aber erst später lieferbar war. Ihn konnte man an seitlich an das Betrachtungsgerät ansetzen, um Standbilder auf Polaroid-Sofortbildfilm aufzunehmen. Schon zuvor konnte man mit einen Faden in der Perforation markierte Bilder von einen Labor vergrößeren lassen, die Qualität von Super-8-Papierabzügen war aber generell miserabel, besaß doch bereits die Minox Kleinstbildkamera bereits ein viermal größeres Negativ. Agfa Family geriet zu einem riesigen Mißerfolg.
Kauffilme
Für Super 8 gab es auch fertige Filme zu kaufen, was für pornografische Werke eine erhebliche Bedeutung hatte. Es gab aber auch Dokumentar- und Lehrfilme, beispielsweise die Zusammenfassung einer Fußballweltmeisterschaft zu kaufen. Selbst bekannte Spielfilme ließen sich bekommen, sie waren häufig auf 120 m, entsprechend rund 25 min gekürzt, seltener auf mehrern FIlmrollen verteilt. Dabei gab es auch schwarzweiße Kopien von Farbfilmen, diese konnten billiger angeboten werden, da man Filmmaterial aus DDR- oder osteuropäischer Produktion verwendete. Beispielsweise nahm das Angebot um 1975 im Katalog des Versandhauses Foto-Quelle eine ganze Seite ein. Man bot Längen von 15 m, 17 m, 33 m, 66 m und 120 m an, wobei viele Kunden mit dem Kauf ihres Super-8-Equipements einige kurze Filme dazunahmen, damit man den Projektor sofort ausprobieren konnte.
Einige Kauffilme sind mit Lichtton angeboten worden, sie erforderten einen Projektor, den man von Magnet- auf Lichtton umschalten konnte, was nur wenige Top-Modelle konnten. Der Vorteil lag in der billigeren Herstellung, Lichton wird beim kopieren gleich mit übertragen. Selber ließ sich kein Lichtton erzeugen.
Literatur
Uwe Ney, Moderne Schmalfilmpraxis, Falken Verlag 1977, ISBN 3-8068-4043-1
Weblinks
- http://www.schmalfilm.de/ SCHMALFILM ist das führende deutsche Fachmagazin für aktive Filmer und Sammler von Kameras sowie Projektoren.
- http://lavender.fortunecity.com/lavender/569/ Meta-Super8-Site
- http://home.t-online.de/home/076137817/Cinema.htm Website des Beaulieu Cine Filmclub International
- http://www.bdfa.de/ Website des Bundesverbands Deutscher Film-Autoren (BDFA)
- http://www.super8film.at/