Geschlechtsdetermination

Ablauf zur Ausprägung des Geschlechts
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Unter Geschlechtsdetermination werden jene Abläufe verstanden, die in der Embryogenese zur Festlegung des somatischen Geschlechts führen und schließlich eine Einteilung von Individuen in männlich oder weiblich erlauben.

Dabei wird eine genotypische Geschlechtsdetermination von einer rein modifikatorischen Geschlechtsdetermination unterschieden. Erstere führt u.a. bei den Säugetieren, letztere u.a. bei vielen Reptilien zu einer somatischen Geschlechtsfestlegung.

Ausgangspunkt für die Geschlechtsdifferenzierung bei Säugetieren ist die bipotente Gonadenanlage. In Säugetieren induziert das Y-Chromosom die Entwicklung der Hoden und damit die männliche Sexualentwicklung. In Abwesenheit des Y-Chromosoms differenziert sich die bipotente Gonadenanlage zu Ovarien. Molekulargenetische Studien zeigten, dass für die Entwicklung der Gonaden sowohl das Y-chromosomale Gen Sry als auch autosomale und X-chromosomale Gene verantwortlich sind (Schafer und Goodfellow, 1996). Ein beeindruckender Beweis für diese These stammt aus Versuchen mit Kaninchen. Jost (1953) kastrierte embryonale Kaninchen in utero in einem Entwicklungsstadium, in dem die Differenzierung der inneren und äußeren Geschlechtsorgane noch nicht eingesetzt hat. Die Entnahme der Gonaden zu einem bestimmten Zeitpunkt während der Embyonalentwicklung führte sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Kaninchen zur Ausbildung weiblicher Geschlechtsorgane. Diese Experimente zeigten, das die Anwesenheit der Hoden die Ausbildung der weiblichen Geschlechtsorgane unterdrückt, während sie die Entwicklung des männlichen Phänotyps fördern. Die Entwicklung der inneren Geschlechtsorgane wird durch die Wolffschen und Müllerschen Gänge bestimmt. Aus den Wolffschen Gängen differenzieren sich die Nebenhoden, die Samenleiter und die Samenblasen. Aus den Müllerschen Gängen entwickeln sich der Uterus, die Eileiter und die oberen zwei Drittel der Vagina (Schafer und Goodfellow, 1996). Im männlichen Embryo wird die Entwicklung der weiblichen Geschlechtsorgane durch das Wachstumshormon „Müllerian Inhibiting Substance“ (MIS) reprimiert (Cate et al., 1986), das in den Sertolizellen des embryonalen Hodens produziert wird. Zeitgleich produzieren die Leydigzellen des Hodens (Leydig, 1850) Testosteron, welches die Differenzierung der Wolffschen Gänge fördert. In Abwesenheit von MIS entwickeln sich im weiblichen Embryo die Müllerschen Gänge zu Uterus, Eileiter und den oberen 2/3 der Vagina (Byskov und Hoyer, 1988).

Bei Krokodilen dagegen hängt das Geschlecht von der Außentemperatur der Eier ab: bis etwa 30°C werden es Weibchen, ab 34°C entstehen nur noch Männchen. Bei Temperaturen dazwischen schlüpfen Krokodile beiden Geschlechts.

Siehe auch: Hoden-determinierender Faktor - genetisches Geschlecht - gonadales Geschlecht - psychisches Geschlecht - soziales Geschlecht - Geschlechterdifferenz