Karl Eibl (* 1940) ist Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Eibl promovierte 1967 bei Ingrid Strohschneider-Kohrs in Bochum über die Sprachkritik im Werk von Gustav Sack. 1973 wurde er Ordentlicher Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Trier. 1990 wurde er nach München berufen.
In den methodologischen Debatten der Literaturwissenschaften während der 1970er Jahre stand Eibl prononciert auf der Seite der 'Verwissenschaftlichungs'-Fraktion. In Anlehung an Karl Poppers Logik der Forschung (1934) trat er ein für eine "kritisch-rationale", erklärend vorgehende Literaturwissenschaft. In zahlreichen Aufsätzen und zusammenfassend in seiner Monographie Die Entstehung der Poesie von 1995 führte er zwei Wege einer erklärenden Literaturwissenschaft in der Praxis vor: eine evolutionsbiologisch und ethologisch argumentierende Erforschung der Grundlagen menschlichen Kunstverhaltens und eine sozialgeschichtliche Erklärung kulturellen Wandels. Der biologische Ansatz wurde in seinem Buch Animal poeta (2004) erneut aufgegriffen und um neuere Erkenntnisse der Soziobiologie und der Evolutionären Psychologie erweitert. Aber auch bezüglich der traditionellen philologischen Methoden zeigte er sich als streitbarer Vertreter einer empiristisch ausgerichteten Literaturwissenschaft und lieferte sich 1985 eine ausgedehnte Diskussion mit Jochen Schmidt im Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft.
Neben diesen methodologischen Initiativen trat Eibl durch zahlreiche Einzelstudien zur Literatur der Goethezeit und des 19. und frühen 20. Jahrhunderts hervor, insbesondere zu den Autoren Lessing, Goethe, Hölderlin, Nestroy, Grillparzer und Musil. In der Goethe-Ausgabe des Deutschen Klassiker Verlags gab er die Gedichtbände heraus, die wegen des "sammlungschronologischen" Editionsprinzips und des sorgfältigen Kommentars seitdem als führende Ausgabe der Goethe-Gedichte gelten. In der Editionsphilologie machte er sich außerdem verdient durch frühe Experimente mit elektronischen Editionen auf CD-ROM. Schon 1992 gab er zusammen mit anderen Musils literarischen Nachlass als CD heraus. 1998 folgte eine elektronische Ausgabe der Werke des jungen Goethe mit umfangreichem Material und Kontextinformationen. 1999 war er Mitbegründer des Jahrbuchs für Computerphilologie.
Wichtige Schriften und Editionen
- Die Sprachskepsis im Werk Gustav Sacks, Wilhelm Fink Verlag, München 1970
- Kritisch-rationale Literaturwissenschaft. Grundlagen zur erklärenden Literaturgeschichte, Wilhelm Fink Verlag, München 1976 (UTB 583), ISBN 3-7705-1370-3
- Johann Wolfgang Goethe: Gedichte, 2 Bde., Deutscher Klassiker Verlag, Frankfurt am Main 1987/88
- Zurück zu Darwin. Bausteine zur historischen Funktionsbestimmung von Dichtung, in: Manfred Titzmann (Hg.), Modelle des literarischen Strukturwandels, S.374-366
- Robert Musil: Der literarische Nachlaß. CD-ROM-Edition, hg. von Friedbert Aspetsberger, Karl Eibl und Adolf Frisé, Rowohlt Verlag, Reinbeck bei Hamburg 1992
- Sind Interpretationen falsifizierbar?, in: Lutz Danneberg und Friedrich Vollhardt (Hg.), Vom Umgang mit Literatur und Literaturgeschichte, Stuttgart 1992, S.169-184
- Strukturierte Nichtwelten. Zur Biologie der Poesie, in: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur 18/2 (1993), S.1-36
- Die Entstehung der Poesie, Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 1995, ISBN 3-458-16696-3
- Literaturgeschichte, Ideengeschichte, Gesellschaftsgeschichte – und "Das Warum der Entwicklung", in: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur 21/2 (1996), S.1-26
- Der Junge Goethe in seiner Zeit. Sämtliche Werke, Briefe, Tagebücher und Schriften bis 1775, 2 Bände und CD-ROM, hg. von Karl Eibl, Fotis Jannidis und Marianne Willems, Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 1998, ISBN 3-458-33800-4
- Das monumentale Ich. Wege zu Goethes "Faust", Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 2000, ISBN 3-458-34363-6
- Animal poeta. Bausteine zur biologischen Kultur- und Literaturtheorie, Mentis Verlag, Paderborn 2004 ISBN 3-89785-450-3
Weblinks
- Vorlage:PND
- Homepage von Karl Eibl
- Interview in der Zeitschrift Parapluie von 2004
- Rezension zu Animal poeta
Personendaten | |
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NAME | Eibl, Karl |
KURZBESCHREIBUNG | Deutscher Germanist |
GEBURTSDATUM | 1940 |